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Ist es das wert?

geschrieben von Attila(YCH) 
Ist es das wert?
20. Januar 2002 11:10

Betrachtet man den Übungsbetrieb auf einem durchschnittlichen Hundeplatz, so scheinen Ausbildungsmethoden und allgemeiner Umgang mit den Tieren im großen und ganzen in Ordnung zu sein. Von grobschlächtigen Zwangs- und Gewaltmethoden ist für gewöhnlich nicht viel zu sehen. Man mag sich gelegentlich an der einseitigen Art und Weise stören, wie die Hunde konditioniert werden, da sie eher an Dressur als an Ausbildung erinnert, jedoch scheint insgesamt eine liebevolle Zuneigung zu den Tieren vorzuherrschen, der Ton ist moderat gehalten, Geduld wird als Tugend gepflegt.

Dieser insgesamt positive Eindruck hält allerdings nur so lange vor, als die Hunde im Rahmen der gängigen Ausbildungs- und Konditionierungskonzepte Fortschritte – wenn vielleicht auch langsame, jedoch sichtbare – machen. Das Wissen der Übungswarte führt über diese Konzepte und die "zwanzig Jahre Erfahrung im Hundesport" normalerweise nicht hinaus – es sind Ausnahmeerscheinungen, die sich ein Wissen erarbeitet haben, das als Erweiterung angesehen werden kann. Sobald also ein Hund, sei es aus seinem natürlichen Phlegma, sei es aus seinem überschäumenden Temperament, dem "Fortschritts- und Erfolgsdenken" einmal nicht genügt, wissen diese Übungs- und Ausbildungsexperten nur einen Ausweg: den der gewaltsamen Einwirkung. Es beginnt mit dem widerwärtigen Gebrüll, das ich für meine Person immer abgelehnt habe, und endet beim Schlagstock, beim Stachel und beim Reizstromgerät. Mag man einen Hund, dem es an Arbeitsfreude fehlt, noch mit Ball und Futter fördern, so ist der überschäumende, kaum zu kontrollierende Hund (den sie ja alle haben wollen) für diese Leute das gefundene Opfer; anstatt Phase für Phase des Übungsablaufs ruhig zu erarbeiten, bis sie befriedigend abrufbar ist, setzen sie auf nackte Gewalt: das Hinabzerren in die Platzposition mit Hilfe einer im Boden verankerten Öse; das Herumreißen am Stachelhalsband, wenn der Hund das Knie verläßt; den Zwangsapport mit Stachel und mehreren Leinen; oder das Niederschmettern des Tiers, wenn es nicht auslassen will. Ja, sogar bei der Fährtensuche, der natürlichsten Arbeit, die es überhaupt gibt, wird mit ausgeschärften Stacheln zu Werke gegangen (habe ich selbst unlängst gesehen). Der nächste Prüfungstermin naht, die Ausbildungsziele müssen erreicht werden, für einen langfristigen Aufbau ist keine Zeit, zumal bei Hunden, die erst spät begonnen haben.

Da frage ich mich natürlich: Wem dient diese Art des "prüfungsorientierten Lernens" eigentlich, außer dem Hundeführer selbst, der sich wieder einmal für seine hervorragenden Leistungen auf die Schulter klopfen kann? Dem Tier wohl weniger, das wird gequält und drangsaliert, bis es aus Angst das Gewünschte tut. Zwar wird immer davon geschwätzt, der Hund müsse gefordert und beschäftigt werden: aber die Leute, die diesen Spruch am häufigsten im Mund führen, stehen nicht wegen ihres Hundes auf dem Übungsplatz, sondern wegen ihres eigenen Vergnügens. Wehe dem Hund, der sich als weniger veranlagt erweist – den braucht man dann plötzlich nicht mehr zu beschäftigen und zu fordern, der versauert im Zwinger, bis er einen Käufer findet.

Zur Zeit bin ich wieder einmal soweit, daß ich am liebsten allen Hundeplätzen den Rücken kehren und vollständig zu meinen individuellen Methoden zurückkehren möchte. Die meisten Hundeplätze sind Fälle für den Tierschutz! Wohlgemerkt, ich weiß sehr wohl und beachte auch, daß Hunde miteinander rabiat umgehen und daher auch von uns nicht mit Samthandschuhen angefaßt werden müssen – aber nach dem Hund schlagen und treten oder ihn aus der Ferne mit Strom dirigieren, das ist das Werk von Feiglingen, die zu faul und zu dumm sind, sich über das Lernverhalten der Tiere in angemessener Weise Gedanken zu machen.



20. Januar 2002 11:32


Die allermeisten Menschen, die einen Hund haben, haben diesen Hund
aus einem oder mehreren der folgenden Gründe:

1. Um mit einem sündhaft teuren Tier anzugeben.
2. Um mit einem total süssen Tier anzugeben.
3. Um mit einem gehorsamen, dressierten Tier anzugeben.
4. Um mit einem gefährlich wirkenden Tier anzugeben.

Die meisten Hunde werden folglich nur deshalb ausgebildet, weil es dem
Halter mehr Prestige bringt und nicht etwa um den Hund zu fordern und
ihn glücklich zu machen. Die einen betrachten den Hund als blosses
Arbeitsgerät, die anderen als Accessoir...und beides führt zu den von
dir beschriebenen Ausbildungsmethoden.


Sarah



20. Januar 2002 11:53

Hallo Attila,
tja so ist das halt in vielen Bereichen des Umgangs mit Tieren: ob im Reitsport oder im "Hundesport" wenns dem Aufpolieren des eigenen, schwachen Egos dient, greift der Mensch aus Hilflosigkeit und /oder Auslebung von Machtgefühlen häufig zu Gewalt.

Und irgendein Pokal oder eine Schleife ist es GANZ SICHER nicht wert, dass man ein Tier deshalb quält.
Tschüssie Doris



20. Januar 2002 12:21

Hallo Attila, das was du beschrieben hast,trifft zum Glück nicht auf allen Hundeplätze zu. Ich glaube,je mehr die Besitzer erreichen können ,desto schlimmer sind die Ausbildungsmethoden(vermehrt im Bereich Schutzhundesport).Bei Obidience sieht man ,was Harmonie bedeutet,da knickt kein Hund weg,weil er mit Reizstrom oder Stachel ausgebildet worden ist.Ein gewisses Maß an gesundem Ergeiz muß ja sein,aber man sollte auch eine nicht gelungene Übung mit Humor nehmen können.Wir haben doch keine Maschinen am Ende der Leine.Die Leute die ihre Hunde so erziehen,würden gar nicht über andere Methoden nachdenken,weil sie ganz einfach Angst haben damit zu versagen und als unfähig da zu stehen.Ich hatte auch so ein Exemplar im Bekanntenkreis(ist so ganz in Ordnung),doch wir bekamen uns jedesmal an die Köpfe,wenn es um die Erziehung ging.Nur was seine SPORTfreunde sagten stimmte,auch wenn man Tage vorher das gleiche sagte(ging um Ernährung).Bei uns im Verein werden die Leute,die ihre Hunde schlagen oder tretten,vom Platz verwiesen.Wenn man aber merkt,das sie einfach nur nicht weiter wissen,versucht man,ihnen andere Wege zu zeigen(jeder sollte eine 2 Chance erhalten).Bei 95% klappt das auch. Da bei uns viele nur die BGVP machen wollen,ist der Ergeiz nicht so stark wie in anderen Vereinen.Die Leute wollen einfach nur einen gewissen Grundgehorsam bei ihrem Familienhund und keine Pokale im Schrank. Ich hoffe,das solche Plätze schnell aussterben und die Leute mal über andere Erziehungsmethoden nachdenken.
Dodo und Richy

20. Januar 2002 14:02

Hallo,

: Zur Zeit bin ich wieder einmal soweit, daß ich am liebsten allen Hundeplätzen den Rücken kehren und vollständig zu meinen individuellen Methoden zurückkehren möchte. Die meisten Hundeplätze sind Fälle für den Tierschutz!

Das Deutsche Tierschutzgesetz bzw. die Durchsetzung ist in Deutschland schlicht eine Farce.
Sei es Massenzucht von Hunden, die in Dtl. kein Einzelproblem darstellt, sondern eine ganze Region "ernährt" und das seit Jahrzehnten, gebilligt von unserer Regierung und totgeschwiegen.
Wo kein Kläger, da kein Richter, wie es heißt, aber die Wahrheit: Wo ein Kläger, da dennoch kein Richter.

Ich habe in einen Hundeverein, bei dem Stachel, Schläge die Regel waren, einen Vertreter des Tierschutzes eingeschleust, ohne Erfolg: Die Tierquälerei reicht im Sinne des TschG nicht aus, um diesen Platz zu schließen.
Ein anderer Hundeplatz: Die Polizei bespitzelt, aber wegen was anderm. Vor den Augen der Polizei werden Hunde tierquälerischst "ausgebildet", eine Anzeige wegen Verstoß gegen das TschG erfolgt nicht.

Kettenhaltung, eigentlich verboten: Betreffende Huskies werden an 2m-Ketten gehalten, genehmigt durch ein Sondergutachten. Obwohl 2m-Ketten eindeutig gegen das TschG verstoßen.

Daraus folgt: Was auch immer - es ist nicht Fall des "Tierschutzes", sondern Fall eines jeden noch normal empfindenden Menschen, solche Mißstände aufzudecken, beim Namen zu nennen und wie auch immer versuchen, sie abzustellen.

Liebe Grüße
Christine

20. Januar 2002 15:04

Hallo Attila,

irgendwie paßt Dein posting gut zu dem Frust, der mich heute morgen ergriffen hat.
Und zwar stand in unserer Sonntagszeitung ein Artikel. Der ortsansässige Schäferhundverein, der mit den "guten alten" Hauruckmethoden arbeitet u. bei besonders "sturen" Hunden auch den Lendenriemen einsetzt hat sich bereit erklärt, vermittelte Tierheimhunde in Zukunft kostenlos an einem 8wöchigen Chrashkurs teilnehmen zu lassen.
Und die TH-Leitung ist begeistert. Besonders toll war, daß auf dem Foto zu diesem Bericht 2 mir bekannte Dauerhunde des TH gezeigt wurden, die beide für einen normalen Kurs nicht geeignet wären sondern wahrscheinlich schon nach der 1. Stunde Platzverbot bekommen würden.
Denn INdividualität gibt es auf dem besagten Platz nicht, nur Schema F, egal ob der Hund ein DSH ist, ein AC-Schäferhund, ein Chow-Chowmix oder was auch immer. Hauptsache parieren (andersrassige Hunde als der DSH werden dort eh nur geduldet, weil sie ansonsten nicht mehr genug Zulauf hätten).
Gruß
Wilma u. Arno (der wahrscheinlich auch einiges von solchen Methoden kennt)