Hallo Claudia,
kommt darauf an, was Du unter Welpenschutz verstehst. Die meisten Leute glauben, ein Welpe bzw. oftmals sogar noch ein Junghund dürfe sich ungestraft alles einem älteren Hund gegenüber herausnehmen. Das stimmt definitiv nicht. Hunde sind recht autoritär. Der Welpenschutz sichert den Welpen im Rudel lediglich den Schutz zu, daß Alttiere bei Frechheiten, die sie bei einem älteren Hund entsprechend härter unterbinden würden, nicht überreagieren. Ist bei uns Menschen ja genau so: Ein normal veranlagter Mensch würde, wenn ihm die Hand ausrutscht, bei einem Dreijährigen weniger hart (oder gar nicht) zuschlagen als bei einem 15-Jährigen oder einem Erwachsenen (jetzt bitte nicht übbr Schläge als geeignetes Erziehungsmittel diskutieren, das ist ein anderes Thema). Disziplinieren würde er den Dreijährigen bei einem entsprechenden Vergehen aber auch. Und hier wird der "Welpenschutz" von uns oftmals in frage gestellt, wenn ein Althund nach einem Welpen schnappt. Nur, was soll er denn tun, wenn ihm nix anderes möglich ist, er hat ja nur seine Zähne? Der "Welpenschutz" hängt nämlich auch von der bisherigne Erziehung des Welpen ab! Wird die Hündin zu früh von den Welpen getrennt, haben die Welpen gar keine Möglichkeit, von ihr zu lernen, wie man sich einem Althund gegenüber benimmt. Nach der 6. Woche spielen meine Hündinnen immer sehr rabiat mit den Welpen, nehmen sich jeden Tag regelrecht einen auf's Korn, bis dieser versucht, sich zu verstecken, was aber nicht immer gelingt. Irgendwann ist der jeweilige Welpe so weit, daß er den Kopf einzieht, wenn Muttern ihn wieder mal über den Haufen rennen will, und oh Wunder, in genau diesem Moment dreht wie ab und sucht sich einen anderen heraus, bis dieser dieses "Abducken" gelernt hat. Von da an läßt sie die Welpen in Ruhe und jeder fremde Hund wird freudig von den Welpen begrüßt, anfangs mit deutlichem "Kopfnicken", später nur noch angedeutet, was dem fremden Althund aber immer zu verstehen gibt "Ich bin klein, mein Herz ist rein...". Diese Welpen sind mir, im Gegensatz zu gekauften, die frühzeitig von der Mutter getrennt wurden, bis auf einen Fall (hier handelte es sich bei dem Althund um einen extrem gestören Hund) noch niemals von einem fremden Hund gebissen worden.
Der "Welpenschutz" hängt von mehreren Faktoren ab: Der Prägung des Welpen, der Prägung des Althundes und dem Empfinden von uns Menschen. Ein Schnappen nach dem Welpen mit bösem Blick und inbrünstigem Knurren fassen viele Zweibeiner als Mordanschlag auf ihren Liebling auf, obwohl dem Kleinen, bis auf daß er einen Mordsschrecken bekommen hat, kein Haar gekrümmt wurde, und der Mechanismus des "innerlichen Runterschaltens" beim Althund bestens funktioniert hat (sonst wäre der Kleine nämlich tot gewesen).
Viele Grüße
Antje