Hallo Tina!
: ich habe einen 19 Monate alten Mischlingsrüden.
: Mit ca. 1 Jahr begann er sich mit anderen vorzugsweise großen Rüden anzulegen. Dabei wurde er nie verletzt, mal gewann er mal mußte er sich unterwerfen. Inzwischen ist es so, dass er mit jedem größeren Rüden pöbelt. Er zeigt bei der Annährung völlig normales Sozialverhalten. Dann versucht er grundsätzlich Chef zu spielen.
Vielleicht mußt Du das Ganze gar nicht so dramatisch sehen. Mein Junior fing mit etwa 16 Monaten plötzlich an, jeden Rüden (bevorzugt die ganz großen) anzupöbeln. Zuerst dachte ich, ich müsse jetzt verstärkt üben mit ihm, von wegen Sozialverhalten und so. Aber es wurde immer schlimmer.
Irgendwann habe ich angefangen, Rüdenbegegnungen zu verhindern. Wir sind auch nicht mit allen Menschen in unserer Stadt befreundet, ja, wir grüßen nicht mal alle, die uns unterwegs begegnen. Vielleicht überfordern wir einen pubertären Hund (das würde ich in dem Alter schon noch sagen) auch ein wenig, wenn er sich ständig mit neuen Hunden "anfreunden" soll.
Versteh mich nicht falsch, jeder Hund braucht Sozielkontakte, mit Rüden und Hündinnen jeden Alters und jeder Größe - aber es müssen nicht jeden Tag fünf neue sein. Gib Deinem Rüden mal eine Auszeit, geh mit Leuten und ihren Hunden spazieren, die ihr schon kennt, und bei fremden Rüden lauf einfach weiter. Wenn Dein Hund nämlich in seiner Rüpelphase, die er gerade noch zu haben scheint, lernt, daß es sinnvoll ist, fremde Rüden immer anzugehen (und das kann er lernen, wenn er mal eine ordentlich abkriegt, dann ist er nämlich das nächste Mal lieber selber der Angreifer, oder aber, wenn er es sich als Muster angewöhnt, so nach dem Motto: "Habe ich jetzt immer probiert, war immer erfolgreich damit."
, dann hast Du ein Problem, das nur langwierig wieder in den Griff zu bekommen ist.
Denn - und jetzt kommt das, warum ich ein bißchen Abstinenz vorschlage - ich habe bei meinem Rüpel erlebt, daß er nach Beendigung dieser Phase plötzlich wieder "normal" mit anderen Rüden umging. Man beschnüffelt sich, gibt vielleicht ein bißchen an - und dann geht jeder seines Weges. Vorher war er wie ein Halbstarker, der einfach nur auf Streit aus ist: "Willst Du was? Ja? Komm nur her!" Heute weiß er, daß er das nicht muß - man kann an anderen Rüden auch einfach vorbeilaufen, wenn man nicht miteinander spielen will. Das kann er von Dir in dieser Zeit lernen. Und wenn Du Deinen Hund bei Dir hast und ein fremder Hund geht auf Euch los, dann bist Du als Rudelführer gefragt, ihn zu vertreiben. Anschreien hilft da oft Wunder. Dann muß Dein Rüde nämlich nichts tun und sieht, daß Du die Situationen regelst.
: Das Problem liegt meines Erachtens in seiner Dominanz. Er gehorcht gut, wenn ich den anderen Rüden bemerke und der Abstand zwischen beiden ist nicht nur 1m kommt er zuverlässig. Wenn ich dicht genug danebenstehe unterläßt er die Rauferei manchmal, weil ich dafür schon öfter geschimpft habe. D.h. das Problem tritt auf wenn die Hunde sich ohne Besitzereinwirkung frei treffen.
Ohne Besitzereinwirkung sollte Dein Hund sich nur mit Rüden treffen, die ihr bereits kennt. Sonst MUSST Du mit ihm weiterlaufen können, wenn die Hunde anfangen, sich anzustänkern. Das bedeutet, entweder nimmst Du ihn an die Leine, wenn ein unbekannter Rüde kommt, oder Du bewaffnest Dich mit Wurfdosen oder Ähnlichem, damit Du beim geringsten Anzeichen von "Streit" (und dazu gehört bereits Besteigen-Wollen, Kopf-auf-den-Rücken-Legen oder Haare stellen!) die Begegnung beenden kannst. Sprich: Begegnung nur als neutrales Anschauen, sobald Negatives dazukommt, unterbrichst Du und gehst weg. Der Chef entscheidet, ob und wann einer angestänkert wird.
: Nun denke ich ernsthaft über eine Kastration nach. Wer hat Erfahrungen damit und kann evtl. zu diesem konkreten Fall etwas sagen?
Zu der Frage Kastration und Dominanz gab es vor nicht allzulanger Zeit einen Thread - unter Gesundheit bzw. unter Erziehung / Soziales. Da kannst Du einiges nachlesen. Ich würde das in Deinem Fall nicht für sinnvoll halten.
: (Erzieherisch kann ich da kaum einwirken)
Ich denke schon. Gib Deinem Hund noch ein halbes, dreiviertel Jahr und versuche selber Ruhe in Begegnungen zu bringen, vielleicht reicht das schon aus. Solange es noch keine wirklich üble Beißerei gab, hast Du noch alle Chancen.
Grüße, Kaya