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Mit Rehdecke Jagdtrieb gegen?

geschrieben von Sandy(YCH) 
Mit Rehdecke Jagdtrieb gegen?
30. Januar 2002 17:47

Hallo Yorkies,

habe eine 2 jährige, jagdbegeisterte Hündin. Eine wohlmeinende Freundin hat mir nun, weil ein Jäger ihr sagte, man könne den Jagdtrieb dadurch eindämmen, dass man den Hund mit Reh oder Hasenfell schlägt, wenn er daran geht, eine frische Rehdecke mitgebracht. Jetzt hab ich einmal das Ding und stelle mir die Frage, ob ich damit irgend etwas anfangen kann, um dem Hund klar zu machen: "Rehe dürfen nicht gejagt werden".
Probiert habe ich bisher folgendes:
Hab die Rehdecke an einer Seite in die Hand genommen und auf dem Boden ausgelegt. Dann Hündin heran gerufen, ihr aber kurz vorher Platz zugerufen. Bei aller Aufregung der jungen Dame wegen des Rehs, sie hat viel zu viel Respekt vor mir, als dass sie versuchen würde, sich das Fell zu schnappen. (Lerneffekt m.E. = 0)
Habe mir auch überlegt, dass ich das Fell an einen Baum im Garten hoch binde und sie sozusagen mit dem ständigen Geruch desensibilisieren könnte. Aber ob das etwas bringt? Außer dass die Krähen kommen?
Dritte Idee: Schneide das Fell in kleine Stücke und nehem sie als Belohnung für unterwegs. Nach dem Motto: "Rehe jagen lohnt sich nicht, kannst du bei mir bekommen, wenn du nur brav gehorchst.

Vielleicht sind meine Ideen auch nur Qutsch und ich sollte das Ding einfach entsorgen. Aber vielleicht bringt es ja etwas, wo ich es schon einmal habe.

Also, an alle Jagdtrieb erfahrenen Hundehalter, meldet Euch und lasst mich an Euren Erfahrungen teilnehmen!!!

30. Januar 2002 17:56

Hallo Sandy

Meiner Meinung nach Quatsch. Kann vielleicht sogar ins Gegenteil umschlagen,indem sie das Ganze noch interessanter findet, wenn du es irgendwo aufhängst bzw viel Tralala drum machst."AAH tolle Beute..."
Hinzu kommt, dass es ein Unterschied ist, ob sich was bewegt oder nicht.
Ihr das Teil um die Ohren hauen- na ich weiss nicht- wahrscheinlich das selbe, wie dem Hund das gerissene Huhn um den Hals hängen.:-(

Nur meine Meinung.

Trotzdem gutes Gelingen (wenn auch mit anderer Methode)
wünscht Susann


31. Januar 2002 09:04

Hallo Sandy,

auch ich hab bei dieser Methode so meine Bedenken - den Hund mit der Rehdecke zu schlagen ist auf alle Fälle absolut absurd!!! Du kannst Deinem Hund ja schlecht sämtliches totes Getier um die Ohren hauen, das er vielleicht jagen wollen könnte.

Aber nun zu einem Lösungsvorschlag:
Das größte Problem beim Jagdverhalten ist halt nun einmal, dass es sich um ein selbst belohnendes Verhalten handelt, d.h. selbst wenn der Hund das gejagte Tier nicht erwischt empfindet er beim stöbern und hetzen allein schon ein riesen Vergnügen. Zudem erschweren bereits erlebte Jagderfolge und rassespezifische Faktoren das Ganze. Bei einigen Hunden wird deshalb dieses Verhalten nie ganz in den Griff zu kriegen sein.

Die wichtigste Voraussetzung, um dem Hund den Spaß am unkontrollierten Jagen zu nehmen, ist eine stabile Rangordnung und ein gutes Verhältnis zwischen Hund und Halter. Nur wenn Du für Deinen Hund alles auf der Welt bedeutest und er Dich als Rüdelführer anerkennt, hast Du eine Chance. Der zweite wichtige Punkt ist, dass Du Deinem Hund eine Alternative anbieten mußt, damit er seinen für ihn völlig natürlichen Jagdtrieb anderweitig ausleben kann. Das heißt also, der Hund muss lernen, dass gemeinsames kontrolliertes Jagen mit Frauchen einfach spitze ist. Natürlich sollt Ihr dabei nicht gemeinsam dem Reh oder Hasen hinterherrennen, sondern eine Art Ersatzjagd mit einem Ball etc. spielen.

Der erste Schritt ist ein gezieltes Gehrosamstraining mit dem Schwerpunkt auf "Platz" oder "Steh" und "Bleib". Wenn der Hund ein jagbares Wild erspäht hat ist es für ihn viel leichter diese Übungen auszuführen, als zum Besitzer zurück zu kommen, da das Hinlegen und Belauern bzw. das Vorstehen zum natürlichen Jagdverhalten dazugehören. Diese Kommandos müssen absolut sicher sitzen, in jeder Situation! Beginne zuerst ganz normal und steigere dann die Ablenkung und Schwierigkeit ("Platz" während Du weitergehst, "Platz-Bleib" während Du den Ball wirfst, "Platz" während der Hund dem Ball hinterherläuft - Letzteres zuerst an der Leine üben, damit der Hund die Beute nicht bekommen kann).

Des weiteren solltest Du dem Hund angewöhnen, dass er sich beim Spaziergang nicht weiter als zehn Meter von Dir entfernt und am besten auf dem Weg bleibt und nicht im Gebüsch herumstromert. Das ist zum Einen mit Hilfe einer Schleppleine möglich, oder indem Du den Hund immer wieder mit Kommando "zurück" in diesen 10-Meter-Umkreis rufst und sobald er sich dort befindet für ihn einen Ball etc. wirfst.
Um den Hund sicher abrufen zu können, solltest Du ein bestimmtes "Notkommando" (z.b. "Hey"winking smiley einführen, das dem Hund sagt "schnell zu Frauchen - jetzt wird wild gespielt". Wenn dieses Kommando ertönt sollte der Hund voller Vorfreude zu Dir stürmen und Du solltest ihn schon ebenso erwartungsvoll zum Spiel erwarten. Das Spielzeug sollte am besten sein Lieblingsspielzeug sein, was nur zu diesem Zweck gezielt eingesetzt wird. Das Ganze muss ein richtiges Ritual werden.

Während dieser Phase sollte der Hund natürlich keinen Jagderfolg in welcher Form auch immer haben, d.h. wildreiche Gebiete meiden und Hund zur Not immer an der Schleppleine laufen lassen (in dem Fall viel körperliche und geistige Bewegungsmöglichkeiten als Ausgleich schaffen).

Wenn das alles gut funktioniert kannst Du anfangen die Situation gezielt herbeizuführen. Bitte einen Bekannten abseits vom Weg im Gebüsch Geräusche zu machen, besuche mit dem Hund einen Wildpark, leih Dir Nachbars Kaninchen ... Der Fanatsie sind keine Grenzen gesetzt. Zur Sicherheit am Anfang eventuell mit Schleppleine üben, diese dann nach und nach verkürzen, bis es ohne klappt.

Ganz wichtig dabei: Geduld und Konsequenz! Geh nicht zu schnell zum nächsten Schritt über, sonst riskierst Du Frustration bei Dir und beim Hund. Überlege dir vorher ganz genau, ob Du das Ganze auch durchhalten kannst und willst (rechne mit mehreren Monaten Training).

Wenn Du noch Fragen hast melde Dich bei mir. Viel Glück!!!

Jenny


31. Januar 2002 10:27

Hi Sandy,

also mir will auch nix gescheites einfallen, wie Dir die Rehdecke helfen könnte.

Echtes Wild ist viel mehr als ein haariger Lappen, der nach Wild riecht.
Desensibilisieren durch ständigen Wildgeruch kann auch nicht sein, da in Jägerhaushalten mengenweise Wildgeruch in der Luft hängt, die Hunde werden dadurch aber nicht weniger gute Jagdhunde.
Und Rehfell füttern? Die Suche und Hetze setzt schon Endorphine beim Hund frei, das macht Spaß, einfach so ein Stück Futter erhalten ist dagegen eher langweilig (und welcher Haushund jagd schon, weil er Hunger hätte?) - zudem bringst Du ihn damit vielleicht noch auf den Geschmack?

An was Du arbeiten solltest, um die Jagdleidenschaft Deines Hundes kontrollieren zu können wurde Dir ja schon geantwortet. Wobei ich allerdings die Erfahrung gemacht habe, dass es für viele Hunde einfacher ist, Highspeed zum HF zurück zu kehren als in irgendeine Form der Haltlage zu gehen.

viel Erfolg!
Anke + Meute

31. Januar 2002 11:36

Grüß Dich Anke,

:Wobei ich allerdings die Erfahrung gemacht habe, dass es für viele Hunde einfacher ist, Highspeed zum HF zurück zu kehren als in irgendeine Form der Haltlage zu gehen.

Da ist eine ganz wichtige beobachtung, die ich nur bestätigen kann. Und gerade deswegen ist es so notwendig, den hund immer hocherfreut zu empfangen, egal, welchen mist er zuvor gebaut hat. Er soll ja beim nächsten mal wieder high-speed kommen.

tschüß Martin & Mirko

31. Januar 2002 15:53

Klasse, Jenny!

übrigens: die Augenblicke, wo man bei guter Zusammenarbeit mit seinem Hund diesen noch vor Wildgeruch u.ä. bremsen bzw. abrufen kann, sind denau die Momente, wo sich ein wolfsrudel 'abspricht' - in diesem Moment zieht die Idee 'jagen wir lieber den Ball, den kriegen wir wenigstens' am besten. Achte mal drauf, wann der Hund in solchen situationen kurz zu Dir/seinem Jagdpartner schaut. Wenn man dieser Jagdpartner wegen langwährender Ignoranz für seinen Hund nicht mehr ist, wird das Problem langwieriger - hier muss dieser kurze Blick ehe man losrast mühsam wieder über Belohnung in weniger reizvollen Situationen aufgebaut werden.
toitoitoi

Wiebke

www.hunde-erziehung.at