Hallo Sandy,
auch ich hab bei dieser Methode so meine Bedenken - den Hund mit der Rehdecke zu schlagen ist auf alle Fälle absolut absurd!!! Du kannst Deinem Hund ja schlecht sämtliches totes Getier um die Ohren hauen, das er vielleicht jagen wollen könnte.
Aber nun zu einem Lösungsvorschlag:
Das größte Problem beim Jagdverhalten ist halt nun einmal, dass es sich um ein selbst belohnendes Verhalten handelt, d.h. selbst wenn der Hund das gejagte Tier nicht erwischt empfindet er beim stöbern und hetzen allein schon ein riesen Vergnügen. Zudem erschweren bereits erlebte Jagderfolge und rassespezifische Faktoren das Ganze. Bei einigen Hunden wird deshalb dieses Verhalten nie ganz in den Griff zu kriegen sein.
Die wichtigste Voraussetzung, um dem Hund den Spaß am unkontrollierten Jagen zu nehmen, ist eine stabile Rangordnung und ein gutes Verhältnis zwischen Hund und Halter. Nur wenn Du für Deinen Hund alles auf der Welt bedeutest und er Dich als Rüdelführer anerkennt, hast Du eine Chance. Der zweite wichtige Punkt ist, dass Du Deinem Hund eine Alternative anbieten mußt, damit er seinen für ihn völlig natürlichen Jagdtrieb anderweitig ausleben kann. Das heißt also, der Hund muss lernen, dass gemeinsames kontrolliertes Jagen mit Frauchen einfach spitze ist. Natürlich sollt Ihr dabei nicht gemeinsam dem Reh oder Hasen hinterherrennen, sondern eine Art Ersatzjagd mit einem Ball etc. spielen.
Der erste Schritt ist ein gezieltes Gehrosamstraining mit dem Schwerpunkt auf "Platz" oder "Steh" und "Bleib". Wenn der Hund ein jagbares Wild erspäht hat ist es für ihn viel leichter diese Übungen auszuführen, als zum Besitzer zurück zu kommen, da das Hinlegen und Belauern bzw. das Vorstehen zum natürlichen Jagdverhalten dazugehören. Diese Kommandos müssen absolut sicher sitzen, in jeder Situation! Beginne zuerst ganz normal und steigere dann die Ablenkung und Schwierigkeit ("Platz" während Du weitergehst, "Platz-Bleib" während Du den Ball wirfst, "Platz" während der Hund dem Ball hinterherläuft - Letzteres zuerst an der Leine üben, damit der Hund die Beute nicht bekommen kann).
Des weiteren solltest Du dem Hund angewöhnen, dass er sich beim Spaziergang nicht weiter als zehn Meter von Dir entfernt und am besten auf dem Weg bleibt und nicht im Gebüsch herumstromert. Das ist zum Einen mit Hilfe einer Schleppleine möglich, oder indem Du den Hund immer wieder mit Kommando "zurück" in diesen 10-Meter-Umkreis rufst und sobald er sich dort befindet für ihn einen Ball etc. wirfst.
Um den Hund sicher abrufen zu können, solltest Du ein bestimmtes "Notkommando" (z.b. "Hey"
einführen, das dem Hund sagt "schnell zu Frauchen - jetzt wird wild gespielt". Wenn dieses Kommando ertönt sollte der Hund voller Vorfreude zu Dir stürmen und Du solltest ihn schon ebenso erwartungsvoll zum Spiel erwarten. Das Spielzeug sollte am besten sein Lieblingsspielzeug sein, was nur zu diesem Zweck gezielt eingesetzt wird. Das Ganze muss ein richtiges Ritual werden.
Während dieser Phase sollte der Hund natürlich keinen Jagderfolg in welcher Form auch immer haben, d.h. wildreiche Gebiete meiden und Hund zur Not immer an der Schleppleine laufen lassen (in dem Fall viel körperliche und geistige Bewegungsmöglichkeiten als Ausgleich schaffen).
Wenn das alles gut funktioniert kannst Du anfangen die Situation gezielt herbeizuführen. Bitte einen Bekannten abseits vom Weg im Gebüsch Geräusche zu machen, besuche mit dem Hund einen Wildpark, leih Dir Nachbars Kaninchen ... Der Fanatsie sind keine Grenzen gesetzt. Zur Sicherheit am Anfang eventuell mit Schleppleine üben, diese dann nach und nach verkürzen, bis es ohne klappt.
Ganz wichtig dabei: Geduld und Konsequenz! Geh nicht zu schnell zum nächsten Schritt über, sonst riskierst Du Frustration bei Dir und beim Hund. Überlege dir vorher ganz genau, ob Du das Ganze auch durchhalten kannst und willst (rechne mit mehreren Monaten Training).
Wenn Du noch Fragen hast melde Dich bei mir. Viel Glück!!!
Jenny