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Schutztrieb ?

geschrieben von Adnik(YCH) 
Schutztrieb ?
05. Februar 2002 12:48

Folgendes Szenario:

Ein Rüde( Rüder 2 J Border-Mix)eigentlich ganz lieb und gehorsam, reagiert auf andere Hunde, die dem Frauchen zu nahe kommen, mit einer ausgepägten Aggressivität.

Ich habe das zuerst nur auf dem Hundeplatz gesehen, um das genau zu analysieren habe ich mich mit Hund und Frauchen auf neutralem Gelände
getroffen. Ich hatte bei dem Treffen meinen Hund(Rüde 2 J 70 KG Neufi-Mix) mitgebracht. Beide Hunde haben wir frei laufen lassen um zu sehen was passiert. Vorraussetzung war natürlich, dass mein Hund sauber ist und im Falle eines möglichen Kampfes den viel kleineren Border-Mix nicht verletzt.

Das aufeinandertreffen der Beiden sah wie folgendermaßen aus.

Die Hunde liefen aufeinander zu und beschnupperten sich kurz, dan drehte Sam(Border-Mix) ab um zum Frauchen zurück zu laufen, mein Dicker lief freudig piepsend hinterher und forderte Sam zum spielen auf, als Sam jedoch nahe beim Frauchen war (das Frauchen hat sich völlig neutral verhalten und versucht den Abstand zu Sam zu bewahren) begann Sam die Zähne zu zeigen und in gespannter Haltung meinen Dicken mit agressiven Drohgebährden zu verscheuchen. Mein Dicker hat sich jedoch von dem viel kleineren Sam nicht beeindrucken lassen und versuchte weiterhin Sam zum Spielen aufzufordern.

Manchmal sah es echt aus als würde es Eskalieren, aber mein Dicker hat dann Sam mit drohendem Schnappen und kurzem Attackieren Sam zum einlenken bewegt. Sam hat sich zwar nie geschlagen gegeben aber die Situation war für einen Moment entspannter, bis mein Dicker wieder zu nahe an Sams Frauchen war.

Wenn beide Hunde in genügendem Abstand zu uns Menschen liefen hat Sam an meinem Hund geschnuppert und immer wenn mein Dicker Ihn angesehen hat ist er ohne weiteres seiner Wege gegangen.

Nach ca. einer halben Stunde haben wir die Hunde mal angeleint, um zu sehen wie die Sache dann ausssieht.
Die Wogen waren geglättet d.h., mein Dicker hatte die Schautze voll und hat nun nicht mehr versucht Sam zum
Spielen aufzufordern sondern er ging seiner Wege und beachtete Sam nicht mehr selbst wenn Sam sich wieder mal als Beschützer aufgespielt hatte. Kaum an der Leine im Abstand von ca. 15 Metern Hat sich Sam nun nochmehr in die Sache reingesteigert und war kaum noch zu kontrollieren.

Im Vorfeld auf dem Hundeplatz habe ich versucht Sam mit den verschiedensten Methoden (Leckerchen, Spiel usw ) abzulenken, allles ohne Erfolg, er reagiert auf rein garnichts.

Hilft jetzt nur noch Starkzwang (das bezweifle ich sehr) oder hat jemand eine Idee was man noch versuchen könnte. Für mich stellt sich nämlich die Frage wie geht das weiter mit Sam , wird er Irgendwann bei der Annäherung von Menschen genau so reagieren ????

Mit freundlichen Grüßen

Adnik



05. Februar 2002 13:17

Hallo,

: Im Vorfeld auf dem Hundeplatz habe ich versucht Sam mit den verschiedensten Methoden (Leckerchen, Spiel usw ) abzulenken, allles ohne Erfolg, er reagiert auf rein garnichts.

ist die Rangordnung zwischen Sam und Frauchen völlig klar und eindeutig?

:
: Hilft jetzt nur noch Starkzwang (das bezweifle ich sehr) oder hat jemand eine Idee was man noch versuchen könnte.

Ein gangbarer Weg wäre, auszutesten, wie weit genau der Abstand sein muß ohne daß er aggressiv wird. Den Hund auf Clicker konditionieren, und vor Erreichen seiner "Schmerzgrenze" jegliches Beschwichtigungssignal und Wohlverhalten von ihm clickern, den Abstand dann langsam verringern.
Ist natürlich aufwendig, aber von Langzeiterfolg gekrönt.


:Für mich stellt sich nämlich die Frage wie geht das weiter mit Sam , wird er Irgendwann bei der Annäherung von Menschen genau so reagieren ????

Kann sein, muß nicht sein.
Schwierig wird es sein, den Teufelskreis zu durchbrechen, denn Frauchens Puls dürfte sich beim Nähern anderer Hunde wahrscheinlich ziemlich beschleunigen. Also auch autogenes Training oder ähnliches für Frauchen. :-)


Gruß
Andreas

05. Februar 2002 13:56

Hallo,

zuerst mal zu Andreas Tipp:

: Ein gangbarer Weg wäre, auszutesten, wie weit genau der Abstand sein muß ohne daß er aggressiv wird. Den Hund auf Clicker konditionieren, und vor Erreichen seiner "Schmerzgrenze" jegliches Beschwichtigungssignal und Wohlverhalten von ihm clickern, den Abstand dann langsam verringern.
: Ist natürlich aufwendig, aber von Langzeiterfolg gekrönt.
:
Hier wäre ich sehr vorsichtig! Um ein solches Verhalten des Hundes korrekt mit dem Clicker zu bestätigen muss man einerseits schon einige Erfahrung im Clickern an sich haben und sich andereseits spitzenmäßig mit der Körpersprache des Hundes auskennen und jedes noch so kleine Signal erkennen. Bis man dann den Clicker betätigt hat, kann die Situation schon wieder anders aussehen und man verstärkt vielleicht genau das falsche Verhalten. Da würde ich keine Experimente machen, zumindest nicht ohne professionelle Hilfe (ohne hier Jemandem zu nahe treten zu wollen)!

Starkzwang ist in meinen Augen nie eine Lösung. Die Gefahr, dass z.B. ein Stromimpuls oder ein Stachelhalsband den Hund nur noch aggressiver machen ist sehr groß.

Um hier einen Ansatzpunkt zu finden müßte man erstmal genaueres über den Hund und sein Verhalten erfahren: Seit wann zeigt er das Verhalten und was wurde bisher dagegen unternommen? Wie verhält sich Frauchen in der Situation und generell anderen Hunden gegenüber? Wurde Frauchen vielleicht einmal von einem anderen Hund in irgendeiner Form angegriffen? Hat der Hund auch sonst eine intensive Bindung zu Frauchen? Eventuell läßt sich über eine gezielte Lockerung der Bindung zu Frauchen nach dem Motto "es gibt auch nocht andere Hunde für mich" etwas erreichen.

Auf alle Fälle sollte sich das mal Jemand mit Fachkenntnissen anschauen. Wenn es auf Eurem Hundeplatz Niemanden gibt, der das (ohne Starkzwang!!!) lösen kann, sucht Euch eine kompetente Hundeschule z.B. bei www.ig-hundeschulen.de.

Ob das Verhalten später Mal Menschen gegenüber auftritt kann ich so nicht sagen - ich würde allerdings nicht abwarten bis es soweit ist!

05. Februar 2002 14:07

Hallo Adnik,

die Frage ist, was man erreichen will. Dann erübrigt sich das Thema "Starkzwang" von alleine. Eine solche Aggesivität kann zwei Ursachen haben. Eifersucht ("Mein Frauchen gehört mir!"winking smiley, das hat dann nix mit "Schutztrieb" zu tun. Viel eher glaube ich aber, daß es sich um einen seelisch sehr intsabilen Hund handelt. Solche Anzeichen für Aggression sind ja kein Zeichen für Stärke, sondern für Angst (auch hier wieder kein "Schutztrieb" aus "Mut" heraus, so wie wir uns das vorstellen). Problematisch wird es, wenn der Hund glaubt, er wäre der Alpha, die dominante Stellung seines Frauchens also nicht klar ist. Mit dieser Situation ist der Hund überfordert, da er glaubt, als Alpha die Lage immer im Griff haben zu müssen. Und dann ist für ihn Angriff einfach die beste Verdeidigung, wenn es in einem Bereich geht, in dem seine Verantwortung gefragt ist (der fremde Hund könnte ja das Rudel = Frauchen gefährden). Hier hilft es nur, wenn die Doninanzfrage innerhalb des Rudels (= Hund und Frauchen) geklärt wird. Daher glaubt man auch oft, daß "Starkzwang" in solchen Situationen helfen kann, die Erklärung ist aber, daß sich Herrchen oder Frauchen mit solchen Starkzwangmethoden zum ersten Mal im Leben des Hundes durchgesetzt haben und die Rangfolge dadurch innerhalb des Rudels verschoben haben. Wenn das zum Erfolg führt, dann war nicht der "Starkzwang" Auslöser dafür, sondern die dadurch stabilisierte Alpha-Position des Zweibeiners. Dem Hund wird dadurch, daß er nicht mehr der Boss sein muß und somit für alles die Verantwortung trägt, ein großer Brocken von der Seele genommen und kann sehr viel gelassener reagieren, da nun der zweibeinige Boss die Verantwortung für's Rudel trägt. Das ganze funktioniert aber nur, wenn sich der Hund auf den Boss und dessen Reaktionen (Konsequenz!) auch verlassen kann.

Viele Grüße

Antje

06. Februar 2002 00:10

Hallo Adnik,

der Rüde von dem Du da schreibst hat keinen Schutztrieb oder so etwas. Schutztrieb, den gibt es eigendlich garnicht, genau so wenig wie Kampftrieb. Diese Triebe basieren auf kein Instinktverhalten.

Was dieser Rüde zeigt, ist nichts anderes, als das er sich nicht sicher der Rangordnung zwischen sich und seinem Besitzer ist. Er hat das gefühl wohl sicher, das der Besitzer sein Besitz (Welpe) ist und den muß er halt schützen. Starkzwang würde den Hund eher brechen als helfen. Den es wäre nur eine Symptombekämpfung und keine Ursachenbehandlung. Schau mal bei www.natural-dogmanship.de nach und stelle die Frage mal dort ins Forum oder suche Dir eine Natural Dogmanship® Hundeschule. Die können dort sicher helfen.

TuiTuiTui
Erik

06. Februar 2002 06:36

Hallo Erik,

: Schutztrieb, den gibt es eigendlich garnicht, genau so wenig wie
: Kampftrieb. Diese Triebe basieren auf kein Instinktverhalten.

Wie begründest Du diese Aussage? Ich zähle die Bemühungen eines Hundes, die Sicherheit für das Rudel zu wahren, zum "Schutztrieb", wenn es aus Dominanz heraus erfolgt und nicht aus Angst.

Viele Grüße

Antje