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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Schutztrieb ?
06. Februar 2002 08:46

Hallo Antje,

Dieses Verhalten basiert auf dem Territorialinstink und auf dem sozialen Rudelinstinkt. Es hat nichts mit Triebhaftigkeit zu tun. Wie schon geschrieben basieren Triebe auf einem Instinkt und der Schutztrieb basiert auf keinem Instinkt.
Welpen werden vor einer Gefahr beschützt, weil sie wichtig für das Weiterleben des Rudels sind, daher sozialer Rudelinstinkt und weil sie zum Besitz des Rudels gehören, daher Territorialinstinkt. Aber wenn die Gefahr selber zu sterben zu groß ist, würde man die Welpen im Stich lassen, da das Weiterleben des Rudels gesichert werden muß.

Erik

06. Februar 2002 09:16

Hallo Erik,

: Dieses Verhalten basiert auf dem Territorialinstink und auf dem
: sozialen Rudelinstinkt. Es hat nichts mit Triebhaftigkeit zu tun. Wie
: schon geschrieben basieren Triebe auf einem Instinkt und der
: Schutztrieb basiert auf keinem Instinkt.

Das Territorialverhalten habe ich absichtlich linksliegen lassen. Mich hat vielmahr interessiert, wie Du "Schutztrieb" definierst. Du definierst ihn als "sozialen Rudelinstinkt", für mich ist es halt einfach ausgedrückt der "Schutztrieb", der auf dem Instinkt basiert, das Sozialgefüge zu erhalten.


: Aber wenn die Gefahr selber zu sterben zu groß ist, würde man die
: Welpen im Stich lassen, da das Weiterleben des Rudels gesichert werden
: muß.

Logisch, hier hängt es vom "Schneid" (um den Begriff "Kampftrieb" mal außen vor zu lassen, der hat wirklich nicht genau das beschrieben, was man eigentlich damit ausdrücken wollte) eines Hundes ab, wie weit er in dieser Beziehung belastbar ist und ab wann ihm seine eigene Haut wichtiger ist als die anderer Rudelmitglieder.

Viele Grüße

Antje

06. Februar 2002 09:36

Hallo Eric
Wie siehst du das ganze beim Herdenschutzhund?
Dodo

06. Februar 2002 11:57

Grüß Dich Adnik,

dein posting stelle ich einmal ein wenig um.

: Hilft jetzt nur noch Starkzwang (das bezweifle ich sehr)

was sollte denn erzwungen werden? So wie die situation geschildert ist, würde das wahrscheinlich eskalieren und dabei wahrscheinlich in der version, dass der hund alle drohzeichen zuvor unterdrücken würde. Bei verhaltensänderungen muss man an der motivation arbeiten, nicht an den symptomen.

: Ein Rüde( Rüder 2 J Border-Mix)eigentlich ganz lieb und gehorsam, reagiert auf andere Hunde, die dem Frauchen zu nahe kommen, mit einer ausgepägten Aggressivität.

Das ist ein durchaus häufigeres verhalten (das mir persönlich bei hütehunden/abkömmlingen aufgefallen ist) und wird meist durch beruhigungs und besänftigunsversuche einerseits und durch geschimpfe andererseits aufrechterhalten. Jedenfalls ist es für den hund angenehmer, wenn der andere hund vertrieben wird.

: Im Vorfeld auf dem Hundeplatz habe ich versucht Sam mit den verschiedensten Methoden (Leckerchen, Spiel usw ) abzulenken, alles ohne Erfolg, er reagiert auf rein garnichts.

Eine motivation wechseln kann man nur mit halbwegs konkurrenzfähigen angeboten. Und wenn er sich in seiner sicherheit bedroht fühlt, geht das absolut vor.

Ich habe wegen unangenehmer erfahrungen mit unserem ersten hund bei Mirko konsequent folgendes geübt. Ich gebe jedem anderen hund, der in unsere nähe kommt, ein futterstückchen (so der besitzer einverstanden ist.) und dann bekommt Mirko, der derweil herumsteht, einen jackpot. Auf diese art hatte ich nie aggression aufgrund von futterneid in meiner nähe zu befürchten.
Im geschilderten falle würde ich als hf den hund absitzen lassen (er kann durch einen dritten gesichert werden), zu dem anderen (zunächst an der leine gesicherten) hund gehen, dann mich dem eigenen wieder zuwenden. Hat er seine position eingehalten (zunächst mit oder ohne knurren, blecken), dann gäbe es nach einem click ein spiel, bei dem ich mich vom anderen hund entfernen würde. Bestärkung ist die ENTFERNUNG. Seine von mir vermutete motivation ist sicherheitsbedürfnis. In einem solchen fall muss der hund konkret erfahren, dass nichts schlimmes passiert, wenn er den anderen in der nähe duldet. Und das beste dafür ist die neuerliche entfernung. Hier wird hoffentlich auch klar, wie übel ein starkzwang in einer solchen situation nach hinten losgehen kann.

Alles andere ist angenehme dreingabe. Vor dieser übung würde ich den hund einige zeit nicht beachten.
.... diverse salamizwischenstufen (s.z.b. Andreas)
Zum schluss wird ein anderer hund ankündigung von angenehmen interaktionen mit dem eigenen hf, das, was der hund von seiner motivation her eigentlich will.
Letzte stufe. Hund spielt, wird gerufen, kommt. Der andere darf dabei sein. Nach click (ist hierbei sehr hilfreich, da informtiv) können beide etwas bekommen (aber hände weit auseinander!) und dann geht es mit dem eigenen weiter(z.b. den Natural Dogmanship(R) futterbeutel suchen.)
Dieses vorgehen ist dann am ehesten erfolgreich, wenn der hund bei einem anderen hf das geschilderte verhalten nicht oder nur abgeschwächt zeigt.
Einen artgenossen als ankündigung für angenehme folgen zu verwenden, ist gut erforscht worden. Insofern sollte man den versuch starten.

tschüß Martin & Mirko

Es kann hilfreich sein, dem hf eine videoaufnahme der situation vorzuspielen, damit er sein eigenes verhalten sehen kann.


06. Februar 2002 13:49

: Ich zähle die Bemühungen eines Hundes, die Sicherheit für das Rudel zu
: wahren, zum "Schutztrieb", wenn es aus Dominanz heraus erfolgt und
: nicht aus Angst.

warum sollte ein hund sein rudel sichern? er sichert allenfalls seine
nachkommen, aber vorranging immer nur seine eigenen interessen, aber
ganz sicher nicht sein rudel, vielleicht aus dem hintergrund der
verantwortlichkeit, der zuständigkeit, hohem sozialem status, oder so
ähnlich.

wie wichtig z.b. ein rudel ist, sieht man häufig daran, dass es
keinerlei tötungshemmung im eigenen sozialverband gibt, oder daran,
dass sogar im eigenen sozialverband konkurrierende welpen getötet
werden. dieses verhalten zieht sich durchgängig hoch, bis hin zu den
hochenwickelten primaten. Diese Tötungshemmung in der eigenen
art, das subjetive interesse des individuum am arterhalt, gilt schon
lange als hoffnungslos romantisch und überholt. es zählt nur eines,
der fortbestand des eigenen "ichs" und weitergabe der gene.

wenn er etwas sichert, nur aus rein egoistischen motiven und das
immer als defensive wehrreaktion. einen schutztrieb gibt es nicht.

das hat auch nichts mit dominanz zu tun, zumal die dominanz immer
nur in einer zweierbeziehung gültigkeit hat und überhaupt nur *so*
bewerten ist. dominanz hat damit überhaupt nichts zu.

vg, T.

06. Februar 2002 14:04

: Logisch, hier hängt es vom "Schneid" (um den Begriff "Kampftrieb" mal
: außen vor zu lassen,

auch diesen gäbe es nicht. es gibt stattdessen eine ganz ursächliche
motivation.

diese könnte man als "Kamf-Vermeide-Trieb" betrachten. Das bedeutet,
dass jedes geistig gesunde hundeindividuum jedem kamp aus dem weg geht,
wenn es nicht konkret um das verteidigen der eigenen ressourcen und
um die gefahr, diese zu verlieren, geht .

um aggression zu vermeiden, haben hunde einem erheblich grösseren anteil
verhaltensmechanismen entwickelt, die aggression verhindern, als der
anteil der rein-aggressiven verhaltensweisen.

es ist erwiesen, das es keinen ein aggressionstrieb, keinen schutztrieb,
keinen kampftrieb, keine aggressions-motivation (!) gibt.

aggression ist immer eine antwortreaktion. so könnte man also (sehr
oberflächlich, dilletantisch betrachtet) z.b. sagen,
ein trieb (motivation) ist staubar. also, ich lasse ihn hungern, so
wird sein antrieb aktiv für futter zu sein, stark ansteigen. ich
entzieh ihm sozial-kontakt, so wird sein antrieb stark ansteigen,
aktiv für sozial-kontakt zu werden. aber bei aggression ist das
definitiv genau umgekehrt. ich entzieh im aggressive reize, so wird
die bereitschaft zur aggressiven interaktion rapide fallen, gleicher-
massen der anteil aggresssionshemmender verhaltensweisen, u.a.
diese calming signals stark ansteigen.

ein trieb bedarf der befriedigung, dazu ist der hund mit antriebs-, bzw.
aktionsspezifischer enerige ausgestattet, mit handlungsbereitschaft,
usw. die ernergie wird bei der handlung verbraucht, das bedürfnis
wird befriedigt. es gibt aber kein (!) bedürfsnis auf aggression, somit keine aktionsspezifischer enerige, somit keine befriedigung.

vg, T.