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Ohne Titel

geschrieben von Thomas(YCH) 
Ohne Titel
09. Februar 2002 10:36

: Wenn mir einer zum Beispiel eines auf die Nase schlägt und der entfernt sich danach wieder. Danach steigt in mir eine Wut auf und ich gehe nun zu ihm und haue ihm eines zurück. Ist denn das nicht eine Aggression die ich ausübe.

sicher ist das aggression, aber man mus es genauer betrachten, um die
richtigen rückschlüsse zu ziehen. angenommen du müsstest befürchten,
er würde das gleich noch einmal tun, so wäre deine reaktion eine defensive
(wehr-)reaktion. angeneommen, er würde erkennen lassen, dass er nun
nicht mehr zu schlagen wollte, so wäre es bei dir im wesentlichen "rache",
die aber vermutlich eine weitere eskalation des konfliktes nach sich zieht.
rache und wut sind in diesem fall verständlich, aber gbits das auch bei
hunden? bewusste vergeltuing....?... ich glaubs nicht, das scheidet aus.

und man müsste im vorfeld wissen, warum er dir eine gescheuert hat . war
vielleicht das schon eine defensive reaktion, zu der du ihn gezungen hast?
oder geht es um status, will er über dich bestimmen? geht es um requisiten, z.b.
will er dein auto, deine frau, deine hütte? war es territoriale ansprüche, will
er dir deinen acker wegnehmen?

wenn es zu dem schlag auf die nase keinen vermnünftigen grund war,
als ein vollkommen unprovozierte aggression, ohne einen grund, ohne
einen persönlichen gewinn, dann liegt imho eindeutig eine verhaltensstörung
vor, dann wäre dieser typ ein fall für den psychiater. das gleiche gilt für
hunde, wenn diese solcherart aggression zeigen.... ab zum therapeuten

Aufgrund dieses Einflusses und wenn ich dann in dieser Handlung auch noch als Sieger vom Platz will, ist das denn nicht Kampftrieb

nein, absolut nicht, es ist kein kampftrieb. dieses sprichwort "dabeisein ist alles,
ist purer unfug, niemand nimmt an einem wettkampf teil, wenn er sich nicht
insgeheim einen sieg erträumt....das ist das urbedürfnis, evolutionär gefestigt.
also....auch hierbei geht es um die befriedigung konkreter bedürfnisse,
bedürfnisse die eine motivation auslösen, handlungsbereitschaft.
der kampf ist hier nur mittel zum zweck, der kampf hat auch hier keinen
selbstzweck.
sieh doch selber, wie gewinner hofiert werden, verlierer bemitleidet werden.
es geht um ansehen, trophäen , statusgewinn, vielleicht sogar materieler
gewinn. das hat absolut nix mit kampftrieb zu tun, sondern mit der
erlangung persönlicher vorteile, die man im wettkampf erlangen kann.

es ist doch eigentlich *sooooo* einfach zu verstehen......... so simple
sind die zusammenhänge...

: Oder beim Tennis, wenn einer hoffnungslos hinten ab ist und auf einmal kann er sich erholen und durch einen unglaublichen Willen gewinnt er dann noch das Spiel, ist das nicht Kampftrieb.

nein, das ist kein kampftrieb. das ist die motivation, die drohende schmach des verlierers
abzuwenden, nicht die nachteile des verlierers zu ertragen. es geht hand-in-hand
mit dem was ich oben schrieb.

es mag menschen oder tiere geben, die kämpfen, obwohl es um nichts geht. die
es in kauf nehmen verlierer zu werden, obwohl es von vornherein schon
gar nichts zu gewinnen gab. aber das ist kein kampftrieb, das ist definitiv
eine verhaltensstörung, ein fall für den psychiater.

es gibt den willen zu gewinnen, dafür nimmt man situationsbedingt anstrengungen
in kauf, physischse, psychische....ggf. auch eigene schäden, die man aber weitest-
gehend immer bestrebt ist, zu vermeiden. aber das ist KEIN kampftrieb. und die
bereitschaft risiken einzugehen richtet sich nach dem wert des zu gewinnenden
objektes, dem was man persönlich dem objekt für einen wert beimisst.

: Willst Du dann diesem Tennisspieler sagen Kampftrieb gibt es nicht, hättest nur mit Vernunft dein bestes geben sollen; dann hätte er aber die Kraft vielleicht nicht mehr mobilisieren können um diese Leistung zu vollbringen.

mit vernunft hat das nichts zu tun. ich hoffe, dass du meine erklärungen
oben verstanden hast, das sie einleuchtend waren. besser kann ichs nicht,
du müsstest das dann selber nachlesen.

: Schau mal das Cholesterin, da ändert sich die Meinung dauernd.

das ist überhaupt nicht vergleichbar!

: Und genau das sage ich auch immer. Da wird geforscht und geforscht und keiner hat mehr den Gesamtüberblick, das Allgemeinwissen,

es war auch mal allgemeinwissen, nicht mit dem segelschiff über eine
bestimmte stelle des meeres hinauszufahren, da man sonst hinabstürzt.
sogar bebilderte abhandlungen bewiesen, das die erde eine scheibe ist.

ja und? was sagt mir das? was hilft mir das?

:Zudem wieso soll die Forschung jetzt recht haben?
:*snip
: Ich habe ganz bestimmt nichts gegen Forschung, ich finde das gut. Aber nur weil eine neue Theorie erfunden wurde, heißt es noch lange nicht dass ich sofort das ganze Leben umstelle. Wenn das was erforscht wurde richtig ist, dann wird es sich mit der Zeit auch durchsetzen.

das ist das was ich sage. man befindet sich in der theorie häufig auf
einem irrweg. und bornierte betonköppe halten stur an diesem irrweg fest
und möchten alle neuerer am liebsten steinigen oder wegsperren.

es ist ja nicht so, dass es bei den seglern unbedingt geschadet hat. es hat
nicht geschadet, dass die schiffer nicht weit rausgefahren sind. ihnen ist
nur etwas entgangen, von dem sie aber eh nichts wussten.

aber in diesem besonderen fall rede ich nicht von theorien, oder
von hypothesen. die erkenntnisse in der verhaltensbiologie und auch
im lernverhalten sind weit über diesen status hinaus. und sie sind
*so* einfach überprüfbar, jeder kann das an sich selber mit den
geringsten mitteln selber überprüfen.

problematisch wird erst dann, wenn sich ganze wissensrichtungen stur
an sich selber orientieren und jegliche weitere entwicklung und an
anderer stelle erworbene kenntnisse ablehnen.

schau dir an, wie es in der hundeausbildung aussieht. da gelten heute
noch die theorien, die vor 100 jahren galten, die komplett auf trieben
ausgerichtete ausbildung, der hund wird auf eine triebmaschine reduziert,
bar jeglicher einsicht.
da haben sich nicht die methoden in der form entwickelt, dass sie entsprechend
den verhaltensbiologischen heutigenerkenntnissen angepasst wurden, sondern
nur dahin, dass die schon vor 100 jahren bestehenden folgtermethoden weiter
verfeinert werden.
man hat den starkzwang fürher mit gerte und stachel angewannt, die
moderne brachte dann das dröhn-teletakt zu tage, und das wurde
weiter verfeinert durch ein gerät von innotec. aber die ausbildung
basiert immer noch genauso auf tradtionellen "folter"-methoden wie vor
100 jahren, sogar der sprachgebrauch ist der gleiche.

konrad most schrieb 1910:
"soll das aufnehmen eines dem hund unangenehmen bringstückes
erzwungen werden, so führt erstaunlich schnell zu dieser leistung
eine mechanische einwirkung, die unter schmerzregung blitzschnell
in einem zuge das hineilen des hundes zum bringstück und zugleich
das öffnen seines fanges bewirkt. für den lernenden hund setzt
setzt sich also, sobald eine tätigkeit durch starkzwang erreicht werden
soll, die einwirkung aus 2 teilkräften zusammen: dem mechanischen
antrieb, welcher die betreffende körperbewegung bewirkt, und der
gleichzeitigen schmerzregung. wie lernt nun der hund in solchem fall,
dass die verlangte tätigkeit sein eigener vorteil ist? dadurch, dass der
zwang, also entweder der mechanische antrieb oder der mechanische
mit schmerz verbundene antrieb in dem augenblick aufhört, wo die
vom abrichter gewünschte tätigkeit erreicht ist."

das ist vom prinzip her exakt die methode, nach der in kerkern gefoltert
wird. die folter endet, wenn das geständnis vorliegt. und schon 1910
wurde von zwang gesprochen, von schwachzwang, von starkzwang.

und heute, beim absichern der übungen, oder nach schwitzgebel (dem
elektropapst), wird genau nach dieser vorgehensweise gearbeit, um die
geschwindigkeit zu erhöhen.
und schau dir die worte schutzdienstler an, sie lehnen gewalt alle ab,
konsequent, kompromisslos... merkst du, wie man dabei hinters licht
geführt wird.... wie durch den begriff "zwang" die eigentliche gewalt
verharmlost wird.

was hat das alles mit schutztrieb zu tun, mit kampftrieb. ganz einfach,
die ganze theorie, die grundlage des zwangstrainings basiert auf diesen
uralten irrtümern und dem ignorieren der lernbiologie. das verhalten des
hundes wird auf triebhandlungen reduziert. dadurch wird es überschaubarer,
einfacher zu verstehen, selektiv und partiell kann man einzelne triebe
fördern oder hemmen. und kein mensch erkennt, welcher unsinn das
ist, welcher schaden dem hund z.t. damit zugefügt wird, welche nachteile
das für unsere hunde bedueten..
die kenntnis vom z.t. "einsichtigen verhalten" unser hunde wird überhaupt
nicht berücksichtigt, die kenntnis der lernrelevaten faktoren ist nur zum
teil vorhanden

nun, ja, solange solche begriffe wie aggressionstrieb, schutztrieb, kampftrieb
nicht aus dem wortschatz verschwinden, solange wird sich an der ausbildung
nichts ändern, weil man das gar nicht ändern kann, gar nicht ändern darf.

ein ganzer "fachbereich" orientiert sich an sachverhalten, die seit etwa 50
jahren als überholt gelten. Zitat aus einem schulbiologiebuch: "das
psychohydraulische triebmodel (triebstau-theorie) und die instinkt-hierarchie
darf nur noch im historischen sinne betrachtet werden"

ich MUSS einem aggressionstrieb gewalt gegenübersetzen, sonst bin ich
der verlierer, ich muss mich immer als der unbestreitbare boss durchsetzen.
ich tue das mit gewalt, mit harten massnahmen begegne ich dem "dominanten"
hund , durch auf den rücken werfen, oder wenn ich feige genug bin, aus der
distanz mit dem elektroschocker. ich rechtfertige das mit dem selektiv und
undifferenziert betrachteten im hunderudel vorhandenen gewaltpotential.

du wirst nur etwas ändern, wenn du erkennst, dass die grundlage deiner
theorie nicht stimmt....

übrigens, mach dir mal die mühe, meine argumente untereienander zu
schreiben, aus allen postings und dann stelle konkrete contra-aussagen,
die echten gegenargumente dagegen. du wirst feststellen, dass es keine gibt.
du wirst nur solche aussagen finden "das sehe ich aber nicht so", oder solche
sätze "das meinst du aber nicht wirklich im ernst" um es ad absurdum zu
führen... aber du findest nichts, an dem du etwaige contra-argumente selber
überprüfen kannst, keine hinweise an denen man sich selber überzeugen
kann.
allenfalls kommen dann solche sachen wie "orientieren an den erfahrenen
praktikern", die dann genau die sind, die stur an den alt-methoden festhalten,
sie nur subtil verfeinern....
oder dem vorwurf eine profilneurose zu haben, sich mit doktor-titel zu schmücken
um von hundlichen misserfolgen abzulenken, persönlich angreifend zu sein
usw usw usw.... du findest 1000 sachen, die die diskussion vom thema
ablenken, aber konkrete arguemente, erklärungen, hinweise findest du keine.

T.


09. Februar 2002 10:52

Servus Thomas,

........darf ich noch ergänzen:


::: Wenn mir einer zum Beispiel einer auf die Nase schlägt und der entfernt sich danach wieder. Danach steigt in mir eine Wut auf und ich gehe nun zu ihm und haue ihm eine zurück. Ist denn das nicht eine Aggression die ich ausübe.

Jouuuu! Aber Aggression und kein "Trieb".
Das dargestellte Szenario ist eigentlich ein gutes Beispiel für ein "Lernverhalten"!
Zuerst kommt einer und haut mir eine auf die Birne! OK! Wenn er das nächste Mal wieder kommt, oder einer, der sich GENAUSO nähert, vielleicht ähnlich aussieht regt sich in mir Aggression! Eventuell knall ich ihm vorbeugend gleich eine! Aber wo bitte wirken da "Triebe"!
Da brauch ich keinen "Kampf- oder Schutztrieb" um mein Verhalten zu begründen.
Es ist ein Lernprozess!!!
Ergo: Nutzen wir die in der Natur stattfindenden Lernprozesse auch bei der Hundeausbildung, dann sind wir auf dem richtigen Weg!

ZEIT WIRDS, DASS WIR ENDLICH DIE HUNDE RICHTIG VERMENSCHLICHEN!!!

*ggg*

Grüsse Alex

09. Februar 2002 13:36

Hallo Don Quichote

Irgendwie so etwas wie Respekt empfinde ich, wenn ich Deine Hartnäckigkeit in diesem aussichtslosen Kampf sehe. Aber irgendwie denke ich mir, du merkst auch nichts mehr - entschuldige bitte.

Du betrachtest das Thema differenziert bis in eine Tiefe, die den meisten hier für immer verschlossen bleiben wird. Du kennst und erkennst Gründe und erklärst Zusammenhänge, von denen man hier im allgemeinen nicht mal eine Vorstellung hat, das diese Zusammenhänge überhaupt existieren. Du hast dabei so recht, wie hier selten jemand recht hat. Und trotzdem ist es sinnlos, was Du tust.

Mir fällt auf, dass man es hier etwa in 3 Gruppen aufteilen kann. Das sind erstens die Handvoll Leute, die es verstanden haben. Zweitens kommt die Normal-Mitte, die Mehrheit, die vielleicht verstehen wollen, es aber nicht können. Und drittens die, die nicht verstehen wollen und es auch nicht können. Bei keinem von diesen kommt das an, was du sagst. Ganz im Gegenteil, du wirst z. T. gar nicht mehr gelesen. Die erste Gruppe kennt das alles schon. Die zweite langweilt sich, weil sie nicht verstehen, worüber du redest. Die dritte Gruppe liest dich nicht, weil Du ihnen zu Recht verbieten willst, ihren Hunden weh zutun.

Es ist richtig was Du sagst, aber die Zeit ist noch nicht reif für die Wahrheit, weil die Menschen noch nicht reif dafür sind. Du wirst es vielleicht nicht einmal mehr erleben, aber ich bin sicher, dass es eine Zeit kommt, wo Deine Aussagen Allgemeingut im Wissen der Hundehalter sind. Und wo man sich dann mit Abscheu an die vergangenen Methoden mit E-Geräten und Korallenhalsbändern erinnert

Hasta la Vista
Sancho


09. Februar 2002 13:46

Hi Sanchi,

: Du hast dabei so recht, wie hier selten jemand recht hat.
: Und trotzdem ist es sinnlos, was Du tust.

es ist nicht wirklich sinnlos. Bei jedem "Streitgespräch" das Thomas
führt, werden einige "erleuchtet" und somit ist es wertvoll.

Der "harte Kern" kommt irgendwann auch noch dahinter, aber wenn keiner
am Ball bleibt...

Gruss, Heike



09. Februar 2002 15:27

Hallo Heike,

: es ist nicht wirklich sinnlos. Bei jedem "Streitgespräch" das Thomas
: führt, werden einige "erleuchtet" und somit ist es wertvoll.
:
: Der "harte Kern" kommt irgendwann auch noch dahinter, aber wenn keiner
: am Ball bleibt...

und Thomas liefert tolle Argumente für die Gespräche mit "Ungläubigen". Mir fehlen nämlich schnell die Worte in solchen
Gesprächen.

Hallo Thomas, ich würde Dich gerne mal kennenlernen!

Liebe Grüße Beate


09. Februar 2002 20:52

Hi Heike

: es ist nicht wirklich sinnlos. Bei jedem "Streitgespräch" das Thomas
: führt, werden einige "erleuchtet" und somit ist es wertvoll.

es wäre schön, wenn du recht hast.

: Der "harte Kern" kommt irgendwann auch noch dahinter, aber wenn keiner
: am Ball bleibt...

aber eigentlich habe ich gar keinen bock mehr auf diese ballspiele...
vielleicht nocht mit meinem jungen.... ;-)

jetzt kommt noch was, für den "harten kern"... oder besser über den
"harten kern"... ;-) mal sehen, wer's liest....

vg, Thomas


Das unten folgende Zitat ist fast 100 Jahre alt. Ich wiederhole, fast
100 Jahre sind diese Abrichtemethoden alt. Interessant ist und wie
man beim Lesen feststellen wird, dass sich sowohl der Grundsatz
des Vorgehens seit annähernd 100 Jahren nicht verändert hat, die
Argumente sind exakt die gleichen, die Begriffe sind geblieben.
Ich weiss schon, was nun erwiedert wird: "Was sich solange bewährt
hat, muss einfach gut sein".
Die Frage, die man aber eigentlich stellen muss: "Kann etwas immer
noch gut sein, ohne sich nach fast 100 Jahren nicht weiterentwickelt
zu haben, obwohl sich alle verwandten Randbereiche gravierend
entwickelt haben, obwohl in allen verwandten Gebieten gravierende
Erkenntniserweiterungen, Wissensfortschritte stattgefunden haben?"

Es wird absolut deutlich, dass die gesamte Ausbildung nur auf
additiver Strafe und substraktiver Belohnung beruht. Das bedeutet
zur Bestrafung etwas unangenehmes zufügen und zur Belohnung
etwas unangenehmes beenden. Wie "Zwang" nun wirklich zu verstehen
ist, was sich dahinter verbirgt, sollte nun auch dem letzten klar sein.

Wo bleibt denn bei dieser Ausbildung eigentlich die substraktive
Strafe und die additive Belohnung? Also etwas angenehmes zur
Bestrafung beenden und etwas angnehmes zur Belohnung geben.
Wo bleibt diese Ausbildung? Man kennt sie gar nicht.

Es wird überdeutlich, gerade an dem unten folgenden Ablage-Beispiel,
dass nicht das Liegenbleiben geübt wird, sondern das Aufstehen
verboten wird. Das ist heute noch genauso, man nennt es heute nur
Absichern. Es wird nicht das erwünschte geübt, sondern das
unerwünschte verboten, solange bis nur noch das erwünschte übrig
bleibt.
Man kann erkennen, wo der ganze Unsinn herrührt, mit dem heute
noch Menschen ihre Hunde misshandeln, mit Leinenruck, mit in
die Leine rennen lassen, mit Stachelhalsband, mit E-Gerät, mit
gewaltsamen Auf-den-Rücken-werfen, usw.
Alles sind 100 Jahre alte Weisheiten, die sich unverändert halten,
ohne jemals an vernünftige und zeitgemässe Erkenntnisse angepasst
worden zu sein. Die ganze Arbeit von Trumler, Zimen, Klinkhammer,
Bloch und von etlichen anderen Verhaltensforschern, die gesamten
ethologischen Erkenntnisse der Nachfahren von Lorenz, alles wird
komplett ignoriert. Das ganze Augenmerk ist lediglich auf die Verfeinerung
der eingesetzten Gerätschaften zum Ausüben des Starkzwanges ausgerichtet.

Ich denke schon, dass es an der Zeit ist, über Schutztrieb, Wehrtrieb,
Kampftrieb, Aggressionstrieb, Zwangseinwirkungen zur Ausbildung,
insbesondere das, was mit "Absichern" begründet wird,, usw. einmal
gründlich nachzudenken.

Es ist ein langes Zitat, interessant und abschreckend lehrreich.


Konrad Most schrieb 1910 in seinem Buch "Die Abrichtung des
Hundes":
"Soll das Aufnehmen eines dem Hund unangenehmen Bringstückes
erzwungen werden, so führt erstaunlich schnell zu dieser Leistung
eine mechanische Einwirkung, die unter Schmerzerregung blitzschnell
in einem Zuge das Hineilen des Hundes zum Bringstück und zugleich
das Öffnen seines Fanges bewirkt. Für den lernenden Hund setzt
setzt sich also, sobald eine Tätigkeit durch Starkzwang erreicht werden
soll, die Einwirkung aus 2 Teilkräften zusammen: dem mechanischen
Antrieb, welcher die betreffende Körperbewegung bewirkt, und der
gleichzeitigen Schmerzerregung. Wie lernt nun der Hund in solchem
Fall, dass die verlangte Tätigkeit sein eigener Vorteil ist? dadurch, dass
der Zwang, also entweder der mechanische Antrieb oder der mechanische
mit Schmerz verbundene Antrieb in dem Augenblick aufhört, wo die
vom Abrichter gewünschte Tätigkeit erreicht ist."

"Beim Starkzwang handelt es sich ferner darum, dass aus dem anfänglichen
Leid eine Lust wird. Wie wollen keinen angsterfüllten Sklaven vor uns
haben, der zitternd das Verlangte ausführt, sondern einen lebensfrohen,
arbeitsfreudigen Hund, der seine Fähigkeiten voll einsetzt. Ebenso wie es
die Kunst menschlicher Erziehung ist, aus dem Sollen ein Wollen zu
machen, gilt gleiches für die Abrichtung. Das unangenehme Tun muss
in ein angenehmes umgewandelt werden. Dies ist zu erreichen: Erstens,
wie gesagt, durch die bereits geforderte Begrenzung des Zwanges;
messerscharf muss er stets aufhören, wenn das gewünschte Tun
erreicht ist; zweitens muss sich unbedingt an Aufhören der Unangenehm-
lichkeit stets und ständig unmittelbar eine Annehmlichkeit anschliessen.
Durch diese sinnfällige Befreiung vom Druck des Zwanges lernt der Hund
schnell, auf welche Weise er sich der Unannehmlichkeit entziehen kann,
und ausserdem verwandelt sich für ihn das unangenehme Tun bald in ein
angenehmes, woraus ein erstaunlicher Arbeitseifer erwächst. Infolge
vermenschlichender Auffassung, die zwar nicht vom Kleinkind, eigen-
tümlicherweise jedoch vom Hund "bewussten Gehorsam und
bewusste Pflichterfüllung" verlangt und die das vom Hund erzwungene
Tun fälschlich auch in diesem Sinne deutet, wird von diesen
Annehmlichkeiten nach dem Erzielen eines gewünschten Tuns fast
gar kein Gebrauch gemacht. Ohne Ahnung von den Erfordernissen
der Verständigung mit dem Hund steht der Abrichter steif wie ein
Bock da und überwacht mit erhobenen Zeigefinger und schulmeister-
haft drohender Haltung sowie unter eisigem Schweigen, wie seine
"Befehle" ausgeführt werden. Daher die vielen angsterfüllten Hund
mit fehlender Arbeitsfreude."

"Die Hauptunterschiede zwischen Unterlassungsabrichtung und auf
äusserem Zwang beruhender Tätigkeitsabrichtung seien noch einmal
kurz vor Augen geführt.
Bei der Unterlassungsabrichtung werden natürliche Verhaltensweise
durch Unannehmlichkeit unterdrückt. Es wird dem Hund ein Tun
verleidet.
Bei der mit äusserem Zwang verbundenen Tätigkeitsabrichtung
wird der Hund zu einem nicht natürlichen und oft unangenehmen
Verhalten durch mechanische Einwirkungen, manchmal begleitet von
Schmerz, angetrieben. Ausserdem wird dem Hund das Tun ver-
annehmlicht.
Ein Reihe von Übungen besteht nun aus Tätigkeits- und Unterlassungs-
abrichtungen zugleich. Beispielsweise beginnt das Ablegen mit einem
Tun, nämlich dem Hinlegen, endigt jedoch mit einem Lassen, nämlich
dem Nichtaufstehen und nicht zum Abrichter Herankommen. In
solchen Fällen wird der Zwang wie bei der Unterlassungsabrichtung
zweckmässig nicht durch Ermunterung aufgehoben, falls das geforderte
Lassen in starken Gegensatz zu einem natürlich Verhalten des Hundes
steht, wie es z.B. der Fall ist bei dem abgelegten und vereinsamten Hund."

"Die falsche Anwendung des Zwanges ist ein Krebsschaden für die
Abrichtung. Geradezu verheerend wirkt hier die vermenschlichende
Auffassung. Regelmässig erfolgen ja die zweckwidrigsten "Bestrafungen"
in zeitlichem Zusammenhang mit dem Herankommen und durch die
falsche Ausdehnung des Zwanges. Die daraus hervorgehende hand-
scheuheit und allgemeine Verängstigung des Hundes führt nun zu der
falschen Deutung, dass der Abrichter auf den Hund keinen starken,
sondern nur schwachen Zwang ausüben dürfe."

"Hieraus ergeben sich zwei schwerwiegende Nachteile. Erstens werden
bei Schwachzwang eine Reihe von Leistungen nicht zuverlässig, wenn
wirkliche Gebrauchshundarbeit in Frage kommt. In vielen
Fällen würde nämlich der Hund nur arbeiten, wenn er zufällig in
Stimmung. Zweitens kommt es bei der Beschränkung auf Schwach-
zwang sehr leicht zur Auflehnung des Hundes gegen den Abrichter.

In einer Meute von heranwachsende Hunden spielen sich wütende
Kämpfe um die Rangordnung innerhalb der Meute ab. Auch in der
Meute Mensch-Hund hat der hundliche Geltungstrieb das Streben
nach dem Vorrang vor dem Abrichter zur Folge. Wird dem nicht nach
Hundeart entgegengewirkt, so kommt es häufig dazu, dass solche
Tiere nicht nur den eigenen Führer, sondern auch fremde Mensch
von selbst anfallen und schwer verletzen. Ebenso wie in der
Hundemeute kann die Rangordnung nur durch körperlichen Kampf
hergestellt werden, und zwar durch einen Kampf, bei der Mensch
auf eine dem Hund unmissverständliche Art als unmittelbarer Sieger
hervorgeht. Dies ist nur möglich durch die dem Hund beizubringenden
Erfahrungen der unbedingten körperlichen Überlegenheit des
Menschen. Sonst wird der Hund Führer und der Mensch Folger.
Lehnt sich ein Hund nur im geringsten gegen seinen Abrichter oder
Führer auf, so muss im gleichen Augenblick die körperliche
Überlegenheit des Meuteführers Mensch sinnfällig zum
Ausdruck kommen. ::::::::::::::::: Begehrt also der Hund gegen
den Abrichter auf, so ist, um es zu wiederholen, sofortiger Starkzwang
unerlässlich ::::::::::::::::: Genügt bei der Auflehnung des Hundes, z.B.
wenn er den Abrichter anknurrt, ein kräftiger Gertenhieb nicht, so
sind in diesem Ausnahmefall Prügel notwendig. Rein lehrmässig
könnte man sage: Je kräftiger in einem solchen Fall die Hiebe,
desto mehr wird der Unterordnungstrieb gefördert, ohne das dabei
der Meutetrieb, also die Anhänglichkeit und das Herankommen,
nur im geringsten leiden. ::::::::::::::::: Die Gerte bleibt solange in
Tätigkeit, bis sich das Tier unterordnet und ergibt, seine Wehrlust
und die damit einhergehende Wut sich in Angst verwandelt.
::::::::::::::::: Zwang wird übrigens manchmal lediglich zu dem
Zweck verwendet, eine Einschüchterung und damit eine bessere
Unterordnung des Hunde für einen bestimmten Fall zu erzielen."