Hallo Antje,
: : Es gibt genügend Beispiele in der Tierwelt, wo Tiere ihr eigenes Leben
: : riskieren und opfern um das Leben nahe verwandter Individuen zu retten
: : (den eigenen Nachwuchs z.B.). Da setzt dann nämlich im Sinne des
: : Fortbestands der Gene der individuelle Überlebenstrieb aus.
:
: Das ist relativ. Wird das eigene Leben zu sehr gefährdet, wird auch ein Muttertier die Jungen Junge sein lassen und die eigene Haut retten. Ohne Mutter wären sie ja i.d.R. nicht fähig zu überleben, somit wäre es sinnlos, daß das Muttertier sich opfert für die Jungen, auch un dgerade für die Arterhaltung. Sicher ist aber, daß Elterntiere oder Mitglieder eines engen Herden-/Rudelverbandes oftmals ein größeres Risiko als "kinderlose" adulte Tiere eingehen, zum Schutze der Jungtiere. Sonst hätten Jungtiere in freier Wildbahn kaum eine Überlebenschance.
Kommt auf die Tierart an. Das Männchen der Gottesanbeterin lässt sich nach der Paarung vom Weibchen auffressen ... und alles nur für seinen Nachwuchs ;o).
: : Nun ja. Wenn dann tötet in der Regel die Alpha-Wölfin die Welpen
: : anderer Weibchen im Rudel. Normalerweise lässt die Alpha-Wölfin aber
: : nicht zu, dass die anderen Weibchen überhaupt gedeckt werden. Entweder
: : sie werden aus dem Rudel verjagt oder durch die Aggression der Alpha-
: : Wölfin und den daraus resultierenden Stress kommt es bei den anderen
: : nicht zur Läufigkeit. Es ist allerdings auch schon vorgekommen, dass
: : zwei Würfe in einem Rudel großgezogen worden (der andere Wurf von der
: : Schwester - nahe Verwandte - der Alphawölfin und bei sehr gutem
: : Nahrungsangebot). Letzteres ist aber eher die Ausnahme. Warum du das
: : nicht glaubst, verstehe ich nicht. Dieses Verhalten (töten anderer
: : Welpen) ist beobachtet und auch dokumentiert worden. Meist kommt es ja
: : wie gesagt gar nicht zu einem zweiten Wurf im Rudel.
: Das ist ein Thema, welches mich sehr interessiert. "Normal" ist, daß ein Rudel nur einen Wurf pro Jahr aufzieht, "normal" ist, daß dieser von der ranghöchsten Wölfin stammt. Aber was ist schon "normal", auch in der Natur?
"Normal" sind für mich Wölfe, die im Rudel von ca. 5 bis 15 Tieren fernab von menschlichen Behausungen leben und Großwild jagen ;o).
Wölfe sind sehr anpassungsfähig und je nach ökologischen Bedingungen sieht ihre soziale Struktur aus. Wenn ich vom "Normalfall" rede, behaupte ich nicht, dass nicht auch schon das genaue Gegenteil vorgekommen ist.
:Zumindest nicht, daß rangniedrigere Wölfinen nicht läufig werden. Vielmehr dient ihre Hitze einem ganz bestimmten Zweck, nämlich der Scheinträchtigkeit, damit sie im Fall der Fälle die Aufzucht der Welpen der Alphawölfin übernehmen können.
Komisch. Davon hab ich schon von zig Hündelern gehört, von Verhaltensforschern aber noch nie etwas drüber gelesen. Klingt aber logisch.
arin findet sich der biologische Ursprung für die Probleme mit den Scheinträchtigkeiten unserer Rassehündinnen, die übrigens in einem problematischen Ausmaß nur bei Hündinnen eines bestimmten Typus auftreten. Ich persönlich habe noch nie eine dominante Hündin gesehen, die scheinträchtig wurde, sondern immer nur sehr "weiche" Hündinnen...
Ich kenne eine Kaukasische Hirtenhündin (mega-dominant natürlich), die wirklich nach jeder Läufigkeit richtig schlimm scheinträchtig wurde. Auch einige nicht gerade zimperliche AmStaff-, Pitbull-, StaffBull-Hündinnen, die ich kenne, werden IMMER scheinschwanger, nachdem sie läufig waren.
: Die Alphawölfin "terrorisiert" die rangniedrigeren Wölfinnen vielmehr so, daß es zu keiner Bedeckung kommt.
Soweit ich weiß, kommt es wie gesagt noch nichtmal dazu dass sich während der Ranz eine weitere läufige Wölfin ausser der Alpha im Rudel befindet. Da haben wir wohl unterschiedliche Dinge gehört oder gelesen.
:Wenn doch, dann wird diese versuchen, die Welpen in den ersten Wochen alleine aufzuziehen und erst zum Rudel zurückzubringen, wenn diese laufen können. Dann toleriert die Alphawölfin diese i.d.R., wenn sie jünger sind als ihre eigenen Welpen, die die kleineren Welpen als Sparringspartner benutzen und in vielen Fällen "totspielen". Passiert das nicht, überleben die stärksten Jungtiere aus beiden Würfen. Es gibt also biologisch begründete Ausnahmen von der Regel, daß weibliche Alphatiere generell die Welpen rangniedrigerer Wölfinnen töten, so wie es auch die Ausnahme gibt, daß nicht die Alphawölfin, sondern eine ihrer Töchter ("Beta-Tier"
den Wurf bringt und aufzieht (Gründe dafür wurden allerdings noch keine gefunden, man geht bisher von einer erworbenen Unfruchtbarkeit der Leitwölfin aus).
Wie gesagt, ich hab auch schon von nem Fall gelesen, bei dem zwei Würfe (Alpha- und Beta-Wölfin, beide Schwestern) aufgezogen wurden. Auch wieder so ne Ausnahme.
: : Beim Löwen gibt es dieses Verhalten in ganz seltenen Fällen. Aber das
: : dann auf einen Wolf zu projizieren finde ich selber für bedenklich.
:
: Stimmt. Der Tot der Welpen hätte beim Wolf keinen Sinn. Wölfinnen werfen nur einmal im Jahr. Bei den Löwen töten der neue Anführer eines Rudels die Nachkommen seines Rivalen und die Löwinnen kommen nach dem Tod ihrer Jungen erneut in die Ranz (nennt man das bei Löwen auch "Hitze" oder, analog zur Hauskatze "Rolligkeit"?), bringen wenige Wochen später Nachkommen mit dem Erbgut des neuen ranghöchsten Männchens. Das entfällt beim Wolf.
Beim Wolf müssen dafür möglichst alle Jungtiere durchkommen und in erster Linie die des Alpha-Paares. Wenn ein weiterer Wurf vorhanden ist, müssen die Welpen des Alpha-Paares teilen. Das geht nur, wenn ausreichend Nahrung vorhanden ist. Ist dem nicht so, gibt es einen wichtigen Grund, die anderen Welpen zu töten oder sterben zu lassen.
Bis dann
Franziska