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Yorkie und größere Hunde?

geschrieben von Mareike(YCH) 
Yorkie und größere Hunde?
15. Februar 2002 19:02

Hallo,
ich habe seit kurzem ein Problem und hoffe nun auf eure Hilfe. Also: Wenn ich mit meinem Yorkie spazieren gehe,und uns begegnen größere Hunde,läuft Sheila meist aus Angst weg. Wenn der größe Hund hinterher läuft (das machen die meisten), rennt Sheila los wie eine Verrückte. Vor ein paar Tagen endete es vor einem Auto (Gott sei Dank ist nichts passiert). Die meisten gehen mit ihrem größeren Hund spazieren und sagen immer: Der ist lieb, der tut nichts. Muß er auch nicht, Sheila hat schon so Angst. Selbst wenn er nichts tut, sind trotzdem die meisten Hunde zu ungestühm für einen Yorkie und Sheila hat Angst, dass ihr ein anderer weh tut. Was soll ich nun machen? Ich bin eigentlich niemand, der seinen Yorkie gleich auf den Arm reißt, wenn ein anderer Hund kommt. Aber mittlerweile (nach Auto und Biss von größrem Hund) fange ich an Kleinhundebesitzer zu verstehen. Wie würdet ihr euch verhalten?


15. Februar 2002 22:20

Hallo Mareike,

warum leinst Du Deine Sheila nicht demonstrativ an, wenn Euch ein anderer Hund entgegenkommt?
Das sollte (zumindest für rücksichtsvolle Hundebesitzer) für den Entgegenkommenden ein deutliches Zeichen sein, seinen Hund ebenfalls anzuleinen oder ins Fuss zu nehmen. Und für den Fall eines weniger rücksichtsvollen Exemplares hast Du wenigstens Deinen Hund unter Kontrolle.

Aber nichtsdestotrotz ... kennst Du nicht ein paar weniger ungestüme und friedliche grössere Hunde, mit denen Ihr ein wenig üben könntet, so dass Sheila ihre Panik ein wenig abbaut?

Denn ganz ehrlich ... bei uns íst es auch nicht üblich seinen Hund anzuleinen, wenn das Gegenüber ebenfalls keine Anstalten macht ... unabhängig von der Grössenverteilung.

Viele Grüsse
Christiane & Kira

15. Februar 2002 23:13

Hey Christiane & Kira,
vielen Dank für die Antwort. Ich habe Sheila oft angeleint wenn andere Hunde kommen. Leider leinen dann noch lange nicht alle ihre Hunde an (Kommentar: Lassen sie die doch ruhig mal schnüffeln!). Dann hängt Sheila an der Leine und der Hund springt auf ihr herum oder sie wickelt sich systematisch um meine Beine. Ich gebe jetzt schon immer ein Zeichen, will aber kein Weichei sein und in unserem sehr "hundevollen" nicht ständig herumrufen. Ansonsten üb ich mit Sheila in unserer Agilitygruppe (du kannst ja mal unter www.der-yorkie.com gucken). Da hat sie keine Angst vor größeren. Das kann aber auch daran liegen, dass sie alle Hunde kennt. Die Gruppe versteht sich sehr gut und scheinbar weiß jeder Hund wer dazu gehört und wer nicht. Mich würde noch interessieren, ob bei größeren Hunden, wenn sie hinter so kleinen herlaufen nicht irgendwann der Jagdinstinkt erwacht. Oder würdest du auf freiem Feld deinen größeren Hund hinter einem kleinen herlaufen lassen? Ich hab immer Angst. Bin ich ein Weichei?

16. Februar 2002 20:48

Unhöflich oder vielleicht auch nur unwissend benehmen sich die Nicht-Anleiner - allerdings: fremde Leute und Hunde kann man nur sehr schwer beeinflußen - da ist das mit dem eigenen schon einfacher....

- Dann hängt Sheila an der Leine und der Hund springt auf ihr herum oder sie wickelt sich systematisch um meine Beine.
Das macht ihr nun sicher auf Dauer immer mehr Angst!!

- Da hat sie keine Angst vor größeren. Das kann aber auch daran liegen, dass sie alle Hunde kennt.
Fremde Hunde und bekannte, höfliche, sind leider sehr unterschiedlich in ihrer Wirkung auf einen Hund mit 'Problem'...hier will sie nicht flüchten, braucht also gar kein 'Alternativ-Verhalten' dazu und entwickelt es daher in solchen Begegnungen auch nicht.

Möglicherweise fällt ihr bei Begegnungen mit Fremden einfach nichts ein, was sie statt Fluchtversuchen machen könnte - und in Panik hat wohl noch niemand gut nachdenken können....

- bei größeren Hunden, wenn sie hinter so kleinen herlaufen nicht irgendwann der Jagdinstinkt erwacht.
Nicht nur bei größeren und nicht nur bei längerem Hetzen und schon gar nicht 'irgendwann' sondern leider SOFORT: wer sich benimmt, wie ein flüchtendes Kaninchen, wird auch gehetzt werden wie ein solches.
Da setzt bei unseren Laufraubtieren leider ziemlich rasch das Hirn aus - und ist allenfalls noch durch das rechtzeitig einsetzende solche des sie stoppenden Besitzers zu ersetzen! Würde ich nicht drauf rechnen! ;-(

Also wäre die Umstellung Deiner Kleinen vom 'Kaninchen' auf gut-sozialisierten Hund eventuell der schnellste Weg, bei anderen Hunden Begrüßungsverhalten aus einer anderen Schublade zu bekommen - so 'hallo Hundchen', statt 'Mnjamm, Beute' oder 'Super, ein lebender Quitschigel'...

Bis diese Gegenkonditionierung gelungen ist, und sie es auch gegenüber fremden Hunden schafft, ruhiges Hunde-Verhalten zu zeigen, wäre ein Platz auf dem Arm eventuell wirklich vorübergehend das Sicherste.
Mit jeder neuen Panikattacke festigt man ja nur ihr verkehrtes Verhalten.
Die Arme! Sie? Macht doch nichts verkehrt?? - natürlich verhalten sich die anderen, die bösen 'Großen' 'ganz mies' - aber sorry, sie ist - so verständlich ihr Verhalten auch scheint - leider selber schuld daran!!!!

Rasche Bewegungen lösen Jagdverhalten aus - sonst wären unsere Wölfe schon verhungert, bevor sie Hunde werden konnten - zeig IHR mal einen huschenden Schatten in passender Beutegröße und Du wirst sehen, dass auch in ihr der Wolf noch dicht unter der Oberfläche schlummert...

Und mit jedem beruhigenden Zureden von Dir und jedem Beachten von ihr oder dem anderen Hund durch Dich und auch mit aufgeregtem Sprechen gegenüber den anderen Hunden oder deren Besitzern bestätigt man das ängstliche Verhalten leider nur!
Die Welt des Verhaltenstrainings bei Hunden ist leider voller Fallen!!

Kennt ihr beide Calming signals? Mit denen kann es einem (auch einem winzigen!) Hund gelingen, andere Hunde ganz nett zu beruhigen und zu beeinflußen - und auch als Mensch kann man sich in Hunde-Verständigung gut damit einklinken! Wenn sie erst mal lernt, diese Signale mit Dir auszutauschen und dann mit bekannten Hunden - und dafür gelobt wird - kann sie schön langsam ein geeigneteres Verhaltensrepertoire entwickeln/ bzw. wiederentdecken, mit dem sie es dann schaffen kann, von anderen Hunden als Hund erkannt zu werden.

Ruhig warten und Nichtstun fällt nicht nur Dir bei Hundeangriffen schwer - ihr auch! Wenn sie etwas anderes zu tun findet, von dem sie sich eine 'rettende Wirkung' verspricht, fällt es ihr viel leichter, auf Fluchtbewegungen zu verzichten. 'Tu nicht' ist immer viel schwerer, als 'probier stattdessen'...

Und auch Du könntest CS versuchen in solchen Situationen und versuchen, die Sicht des anderen auf Deine zu blocken bzw. notfalls das Schild: 'Meine Beute, die fress ich alleine' darüber zu halten - und wenn sie still bleibt dabei, könnte der andere Hund evt. darauf verzichten, Dir doch noch beim Erlegen helfen zu wollen...

toitoitoi!

Wiebke

www.hunde-erziehung.at

Wiebke

17. Februar 2002 17:22

Hallo Mareike,

sorry, hat ein bisschen gedauert ... aber Wiebke kann das eh' viel besser als ich :-)

Dann hängt Sheila an der Leine und der Hund springt auf ihr herum oder sie wickelt sich systematisch um meine Beine.

Hmmm, ganz ehrlich ... in so einer Situation wärst eigentlich DU gefragt. KEIN anderer Hund hat auf Deinem rumzuspringen. Bring Deine Kleine hinter Dich und blocke den anderen Hund durch Körpersprache ab.
Hintenrauskläffen von Deiner is' aber dann auch nich *g*

Mach aber bitte nicht den Fehler irgendwie aufgeregt zu sein. Mach das gaaanz ruhig, aber bestimmt. Damit gibst Du Deinem Hund Sicherheit und Schutz ... also das, was ein Hund von einem Rudelführer erwartet.

Zum um die Beine wickeln ... schmeiss die Flexi in die Ecke und kauf Dir eine ordentliche Leine ... wenn das an der normalen 1- oder 2-m-Leine passiert, solltest Du an Deiner Leinenführung arbeiten *nichbösesein*.

:Ich gebe jetzt schon immer ein Zeichen, will aber kein Weichei sein und in unserem sehr "hundevollen" nicht ständig herumrufen.

Das hat mit "Weichei" nix zu tun, sondern mit der Gesundheit und der Sicherheit Deines Hundes. KEINER dieser rücksichtslosen Nichtanleiner würde ein derartiges Verhalten im umgekehrten Fall dulden.

:Ansonsten üb ich mit Sheila in unserer Agilitygruppe (du kannst ja mal unter www.der-yorkie.com gucken). Da hat sie keine Angst vor größeren. Das kann aber auch daran liegen, dass sie alle Hunde kennt. Die Gruppe versteht sich sehr gut und scheinbar weiß jeder Hund wer dazu gehört und wer nicht.

Is' ja ein süsser Fratz Deine Kleine :-) Aber ja, klar, in so eine Gruppe bildet sich ja auch irgendwie so eine Art Rudel. Warum soll sie also Angst haben.

Mich würde noch interessieren, ob bei größeren Hunden, wenn sie hinter so kleinen herlaufen nicht irgendwann der Jagdinstinkt erwacht. Oder würdest du auf freiem Feld deinen größeren Hund hinter einem kleinen herlaufen lassen? Ich hab immer Angst. Bin ich ein Weichei?

Wenn ein kleiner Hund so reagiert wie Deiner ... dann reagiert meine wie auf einen Hasen ... und zwar SOFORT ... Deine benimmt sich schliesslich wie Beute und nicht wie ein Hund. Und Nein, in so einer Situation lasse ich sie selbstverständlich nicht.
Anders sieht es aus, wenn Kira mit kleineren "Fangen" spielt (eine ihrer besten Freundinnen ist ein Borderterrier)... da denke ich mir gar nix dabei ... aber das sind dann auch ganz andere Voraussetzungen ... denn meine ist zwar schneller, aber beim "Rankeln" liegt sie dann immer unten *g*.

Allerdings, wenn Du immer Angst hast, überträgt sich das natürlich auch auf Deinen Hund: "Auweia, wenn der Chef schon Angst hat, was soll dann ich kleines Würstchen ?".
Also versuche auch mal Deine Angst ein wenig in den Griff zu bekommen und sicherer zu werden.

Viele Grüsse und werd' scho'
Christiane & Kira

P.S.: Vielleicht könnt' ihr ja das "Fremdhunde-Paniktraining" erst mal mit mittelgrossen anfangen und Euch dann langsam steigern ? Evtl. auch auf Eurem Hundeplatz ... der wird ja nicht nur aus Eurer Agility-Gruppe bestehen.

17. Februar 2002 21:36

Vielen Dank für eure super ausführlichen Antworten. Klasse, dass es hier im Forum Leute gibt, die wirklich Ahnung haben. Ich werde mir eure Ausführungen zu Herzen nehmen und nun Schritt für Schritt an der Umsetzung arbeiten. Ihr habt Recht, mittlerweile habe ich wahrscheinlich schon fast mehr Angst vor großen Hunden als Sheila. Das überträgt sich dann aber natürlich..Ich werde mich nun zunächst mal mit den calming signals beschäftigen, vielleicht ist das schon ein erster Schritt...