Hallo Daniel, Hallo Yorkies,
Vielleicht ist es gut, wenn ich mal etwas weiter aushole, um auch
anderen Forumsteilnehmern meine Erfahrungen zu Teil werden zu lassen.
Da ja auch schon verschiedentlich nach konkreten Fallbeispielen
im Zusammenhang mit C.A.R.E. gefragt wurde, habe ich mich entschlossen,
unseren Fall hier zu schildern.
Also hier noch einmal die Ausgangssituation:
Fanny, eine dreijährige Labrador-Mischlingshündin kommt aus dem Tierheim.
Dort hatte sie auch die meiste Zeit ihres bisherigen Lebens verbracht,
wurde dreimal wieder abgegeben, angeblich weil sie sich nicht mit
Katzen verträgt ...
In der Tat war ihr Verhalten am anfang auch ziemlich stressig für uns:
- sie jagte jeder Katze hinterher, die sie wittern konnte
- Mopedfahrer wurden ebenso verfolgt und einen hat sie auch mal erwischt
(ihm aber nichts getan!)
- bei größeren Menschenansammlungen geriet sie leicht in Panik
und fing an "um sich zu schnappen"
Zusätzlich war Fanny extrem Geräuschempfindlich, reagierte panisch
auf Schüsse und bei Gewitter.
Im Nachhinein würde ich all die genannten Symptome auf eine einzige
Ursache z0urückführen: Dem Hund fehlte jegliche soziale Orientierung
im "Familien-Rudel", sie wußte nicht wo sie hingehörte und
aufgrunddessen war sie total verunsichert und reagierte so wie
oben beschrieben.
Auf die ganzen Versuche meinerseits, die Probleme mit Fanny in den Griff
zu bekommen möchte ich hier nicht weiter eingehen. Es gab zwischendurch
Teilerfolge, vorallem mit der Desensibilisierung bei Gewitter, u.a. durch
Geräusch-CD's etc. aber ein unerwarteter Gewehrschuß während eines
Spazierganges im Wald und wir konnten wieder von vorne anfangen...
Irgenwann bin ich dann im Forum auf einige Meldungen bezüglich C.A.R.E.
und Hyperegalin gestoßen und habe mich entschieden mal bei Daniel
anzurufen.
Dies nicht zuletzt, weil in Frankreich die Anti-Hundegesetzte immer weiter
um sich greifen und Sozialisierungs- und Verhaltenstests Pflicht
wurden.
Und dann ging es los:
durch die gleichzeitige Therapie mit Hyperegalin und das Clearing
ist für Fanny sicherlich zunächst eine "Welt zusammengebrochen",
eine Welt der totalen Verunsicherung.
In der ersten Phase wurde auf jegliche Ausserung von Kommandos verzichtet,
nichts war mehr selbstverständlich, Zuwendung gab es nur sporadisch,
dafür aber verbale Zurechtweisung bei allem was mir nicht passte.
Nach ca. 3 bis 4 Tagen hatte Fanny plötzlich kapiert, das sich irgendetwas
verändert hat, sie stand nicht mehr im Mittelpunkt sondern mußte den
ihr zugewiesen Platz einnehmen. Was heißt musste? Sie durfte, denn
man konnte richtig mitansehen wie ihr Selbstvertrauen wuchs...
Durch die gleichzeitige Gabe des Hyperegalin konnten wir nach ca.
1 Woche mit der Konfrontationstherapie beginnen. Das hieß im
wesentlichen zu zweit mit Hund losgehen und die Schreckschußpistole
einstecken. Menschenansammlungen, Fußgängerzonen, Bahnhof, lärmende
Baustellen wurden nicht mehr gemieden sondern verstärkt frequentiert.
Da Fanny unter Einfluß des Hyperegalin einfach keine Chance hatte
Angst zu haben und sie gleichzeitig ihre neue Sicherheit verspürte
lernte der Hund unheimlich schnell, das es eigentlich keinen Grund
gibt Angst zu haben.
Erster Höhepunkt unserer Bemühungen war dann auch nach drei Wochen
das problemlose Bestehen des "Hundeführerscheins" einschließlich der
Bescheinigung, daß der Hund "nahezu Schußfest" sei.
Und wie gesagt, inzwischen ist Fanny der einzige Hund in der
Obedience-Wettkampfgruppe unseres Vereins, der keine Papiere hat.
Durch ihr gewonnenes Selbstvertrauen lernt sie unheimlich schnell und
vor allem gerne!
Wahrscheinlich hört sich diese Schilderung sehr euphorisch an. Natürlich
war nicht alles ganz so einfach wie es sich hier liest.
Die eigene Einstellung dem Hund gegenüber dahingehend zu verändern,
daß es der Hund ist, der sich um "Herrchen" kümmern muß und nicht
umgekehrt verlangt schon einiges Umdenken und vorallem Konsequenz.
Einen schönen Tag
Klaus A.