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Erziehungshilfsmittel -gut oder schlecht

geschrieben von Simone(YCH) 
Erziehungshilfsmittel -gut oder schlecht
13. Juni 1999 21:47

Hallo!
Ich habe eine Frage: Uns zwar habe ich mittlerweile schon oft gelesen, daß diverse Hilfsmittel in der Hundeerziehung abgelehnt werden. Besonders bei der Auswahl nach einer Hundeschule (ich spreche von: TELETAKT, Stachehalsband, körperliches Eingreifen). An für sich finde ich das natürlich gut! Aber was ich auch sehr oft gehört habe, ist, daß die Hunde, die aggressiv sich anderen gegenüber verhalten oder auch schon die, die mit wenig anderen Hunden Probleme haben, NICHT mehr mit den anderen Hunden zusammen gelassen werden sollen. Eben um Konflikte zu vermeiden. Nun aber meine Frage: Wenn ich nun einen Hund habe, der Probleme mit anderen hat, und ich lasse ihn mit selbigen Hunden nicht mehr zusammen kann ich das Problem ja nicht lösen. Meiner Meinung nach verstärkt es sich sogar eher. Was ist denn Eure Meinung hierzu? Habt Ihr schon Erfahrungen gemacht? Noch ein andere Sache zum Stachelhalsband: Es sollte niemals immer angewendet werden und auch nur sachgemäß, aber wenn ein Hund sehr an der Leine und seinem normalen Lederhalsband zieht, ist daß nicht für seinen Kehlkopf mindestens ebenso schlecht, wie ein kurzes Rucken am Stachelhalsband? Ich persönlich finde Würger am schlimmsten. Die würde ich auch niemlas anwenden! Falls nun jemand einen Halti empfiehlt, kann ich nur negativ dazu berichten. Ich hatte einen Hund, der leider sehr krank war. Da ich das aber zu dem Zeitpunkt nicht wußte und er aggressiv war, kaufte ich einen Halti. Leider hat der gar nichts gebracht! (Ich habe bei diesem Hund ansonsten keine Hilfsmittel benutzt, da er ja krank war und dann bald eingeschläftert werden mußte).
Simone


14. Juni 1999 07:50

Hallo Simone!

: Nun aber meine Frage: Wenn ich nun einen Hund habe, der Probleme mit anderen hat, und ich lasse ihn mit selbigen Hunden nicht mehr zusammen kann ich das Problem ja nicht lösen. Meiner Meinung nach verstärkt es sich sogar eher. Was ist denn Eure Meinung hierzu? Habt Ihr schon Erfahrungen gemacht?

Ich kann da von unserer Hexe berichten. Sie wurde einmal von einer anderen Hündin gebissen und führt sich seither an der Leine auf wie die schlimmste Bestie. Auch wir vermieden daraufhin jeden Kontakt zu anderen Hunden. Aber dadurch haben wir die Sache nur noch schlimmer gemacht. Es führte so weit, daß wir nicht mal mehr an Gärten vorbeigehen konnten, in denen ein Hund herumlief. Hexe war dann kaum noch zu halten.
Seit 1 1/2 Jahren gehen wir auf den Hundesportplatz. Dort wurde uns sehr gut geholfen und seit einem halben Jahr kann Hexe wieder mit anderen Hunden zusammen spielen und toben. Jede Woche wird es besser mit ihr. An Zäunen vorbei geht sie wieder an durchhängender Leine. Wir sind rund um zufrieden und so unsagbar glücklich darüber!!

Ich denke, hätten wir weiter alle Kontakte untersagt, könnten wir mittlerweile gar nicht mehr spazieren gehen.

: Rucken am Stachelhalsband?

Das haben wir einmal gemacht und dann nie wieder. Ich höre heute noch die Schmerzlaute von Hexe. Gebracht hat es uns nichts, nach ein paar Tagen zog sie genau wieder so an der Leine. Besser ist es in meinen Augen, die Leinenführigkeit separat zu üben. (Anleitung kann ich gerne geben.)
Eine Frau auf unserem Platz bekam den Rat auch, ihrem Doggenrüden kurz einen Stachler umzulegen und einmal kurz zu ziehen. Das Ergebnis war, der Hund reagierte auf den Schmez so, daß er rumlangte und ihr in den Arm biß.
Ich denke, auch mit einem normalen Halsband mit begrenztem Zug kann man einen Leinenruck so ausführen, daß der Hund weiß, was gemeint ist.

: Falls nun jemand einen Halti empfiehlt, kann ich nur negativ dazu berichten.

Ich kann auch keine Erfolge mit Halti berichten. Hexe wurde mit Halti auch Menschen gegenüber aggressiv, so daß wir das sehr schnell wieder gelassen haben. Meine Erklärung dafür: Hexe ist Angstbeißer und das Halti schränkt sie zusätzlich ein, so daß sie sich noch mehr in die Enge getrieben fühlt und entsprechend eher zum Angriff übergeht.

: Ich hatte einen Hund, der leider sehr krank war.

Das tut mir sehr leid. Was hatte er denn?

Liebe Grüße

Yvonne und Hexe



14. Juni 1999 08:13

Hallo,

: Eine Frau auf unserem Platz bekam den Rat auch, ihrem Doggenrüden kurz einen Stachler umzulegen und einmal kurz zu ziehen.
: Das Ergebnis war, der Hund reagierte auf den Schmez so, daß er rumlangte und ihr in den Arm biß.

ich weiss, was ich jetzt sage ist Hundepsychologisch sicher falsch, aber ich kann die Dogge irgendwie verstehen.
Haette ich aehnlich gemacht. Stachelwuerger, am besten noch auf Zug gestellt, sind fuer micht ein Offenbarungseid
fuer die Unfaehigkeit, seinen Hund artgerecht anzuleiten. Klar, ist schon bequem, der Lernprozess ist sicher schneller
durchzufuehren, aber um welchen Preis...

Ciao Burkhard

14. Juni 1999 09:22

Hallo Simone,

zum Stachelhalsband: wenn ein aggressiver Hund mit Stachel an einen anderen herangelassen wird kann man wohl besser einwirken aber dadurch wird ja gerade eine aggressive Handlung ausgelöst. Der Aggressive Hund fühlt sich durch die Schmerzeinwirkung geradezu aufgefordert seinem Gegenüber an den Kragen zu wollen. Bei einer eventl. Beißerei ist die Verletzungsgefahr sehr groß! Wie schnell kann sich der andere Hund im Stachel verhaken und mitunter sehr schwer verletzten.
Leder- oder Nylonhalsbänder schneiden nur dann ein, wenn sie zu dünn sind. Bei größen Hunden (55 cm u. größer) sollte das Halsband mind. 25 mm breit sein. Dadurch ist gewährleistet das es 2 Wirbel beim Hund bedeckt. Dünne Ketten legen sich zwichen die Wirbel und können schmerzhafte und dauerhafte Erkrankungen verursache; vom Luftabschnüren ganz zu schweigen. Ich arbeite mit aggressiven und/oder ängstlichen Hunden am liebsten mit Nylonhalsband (begrenzter Zug) und Halti. Die normale Leine kommt an Halsband, eine leichtere Leine ans Halti.
Zum Teletakt, Bellex, Master Plus usw.: man kann unerwünschtes Verhalten beim Hund nicht einfach "wegzappen"! Klar das geht schnell aber für welchen Preis (Beispiel: Dachkelhündin, 4 J., jagdl. geführt wurde 1x mit dem Teletakt bearbeitet. Ergebnis: Die Hündin lief noch eine halbe Stunde nach der Einwirkung panisch immer wieder gegen den Maschendrahtzaun!!!). Das kanns doch wohl nicht sein.
Diese Geräte und das Stachelhalsband sowie Würgeketten gehören der Vergangenheit an. Wenn die sog. Hundeführer vor 20 Jahren nichts mit dem Wesen des Hundes anzufangen wußten, so kann man sich heute nicht mehr hinter unwissenheit verstecken.

nachdenkliche Grüße
Kathi

14. Juni 1999 11:02

Hallo,

: Ich kann auch keine Erfolge mit Halti berichten. Hexe wurde mit Halti auch Menschen gegenüber aggressiv, so daß wir das sehr schnell wieder gelassen haben. Meine Erklärung dafür: Hexe ist Angstbeißer und das Halti schränkt sie zusätzlich ein, so daß sie sich noch mehr in die Enge getrieben fühlt und entsprechend eher zum Angriff übergeht.

auf unserem Hundeplatz wird das Halti seit Jahren mit großem Erfolg eingesetzt,
sowohl bei angstaggressiven, als auch bei dominantaggressiven Hunden. Allerdings
gelingt das nur bei Leuten, die nicht von vorherein unterschwellig eine
negative Einstellung dazu haben und auch nur dann, wenn sorgfältig und
langsam steigernd damit trainiert wird. Auch der Umgang mit einem Halti
will gelernt sein. Es gab wirklich keine einzigen Fall von Mißerfolg bei
Leuten, die von der Wirsamkeit überzeugt waren. Meist kann das Halti nach
einiger Zeit wieder abgenommen werden, wenn das Training parallel dazu
ebenso diszipliniert, konsequent und mit Einfühlungsvermögen durchgeführt
wurde.

Viele Grüße

K. Keck


24. Juni 1999 13:12

Hallo Simone

eines ist meines Erachtens klar, alle Fälle die Du aufzählst (Ziehen an der Leine, Agressivität gegen andere Hunde) sind KEIN Anwendungsfall für irgendwelche zusätzlichen Hilfsmittel. Das sind normale Probleme, die man durch normale Erziehung hinbekommt.

Ansonsten: Es kommt immer auf den Hund an. Wenn er sensibel und aufgeschlossen ist, sollte man auf solche Hilfsmittel wie Stachelhalsband sowieso verzichten. Da macht man mehr kaputt als man erreicht.

Was den Kontakt zu anderen Hunden angeht, so muss man sich die Frage stellen, was man mit Kontakt meint: Sichtkontakt oder Körperkontakt. Ich vertrete die Ansicht, dass man Hunden einen Sichtkontakt natürlich angewöhnen muss, dass sie aber (ab der Prägungsphase)keinen engeren Kontakt mehr brauchen. Es macht einfach keinen Sinn, Rüden bis zur Verletzungsgefahr miteinander toben zu lassen. Der Hund muss lernen, dass er mit dir spielen darf, aber andere Hunde sind tabu. Natürlich gibt es viele Hunde, wo so strenge Massnahmen nicht nötig sind, aber für einen "Problemhund" würde ich diesen Weg wählen.

Gruss Stephan