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Ein aggressiver Norwich- Terrier ?

geschrieben von Sigrun(YCH) 
Ein aggressiver Norwich- Terrier ?
24. Juni 1999 20:18

Unser Norwich - Terrier Benny wird im Oktober 5 Jahre alt. Drei Jahre ist er gemeinsam mit unserem Sohn Clemens(6) aufgewachsen - ohne Probleme. Zu Beginn des Jahres 1997 ging ich wieder arbeiten, unser Haus wurde monatelang sarniert, meine Eltern gingen in den Vorruhestand ... all das führte dazu, dass unser Benny fortan bei meinen Eltern 200 km von uns entfernt lebte. Er war ein glücklicher, lieber Kerl... bis mein Vater ( der seine absolute Bezugsperson war ) im Feb.1998 an
Krebs erkrankte und im Juli der Krankheit erlag. Meine Mutter und unser Benny rutschten in ein ganz tiefes Loch, haben oft nur sich, halten sich aneinander fest und suchen Trost. Meine Mutter versucht, über den Schmerz zu reden ... der Benny reagiert traurig und böse.Beispiele :
- Kinder knurrt er an
- liegt Clemens im Bett, knurrt er auch uns an
- versucht, meinen Mann oder Bekannte nicht an den Tisch zu lassen
- spielen wir mit Clemens auf dem Fußboden und verändern unsere Haltung, springt er ins Gesicht
- mein Mann hebt etwas auf ( nichts Essbares ) beisst er in den Finger
- anderen Rüden gegenüber zeigt er sich aggressiv ...
Wir machen uns große Gedanken und würden uns über Hilfe, Tipps, Ratschläge ... sehr freuen.
Meine Mutter denkt über eine Kastration bei Benny nach. Ich glaube, das würde sein "gebrochenes Hundeherz " und seine Verlustangst und sein Beschützenwollen nicht ändern, oder?
Ich habe so viel geschrieben, weil mir wirklich die psychische Seite des Problems so wichtig ist. Die Kraft zum richtigen Erziehen fehlt meiner Mutter. Da zu Hause ist bei den beiden der Benny der Chef.
Danke für's " Zuhören". Liebe Grüße von Sigrun


25. Juni 1999 10:54

Liebe Sigrun,

wie Du schon annimmst, eine Kastration würde in dieser Situation nichts ändern.

Dem Hund wurde der Boden unter den Füßen weggezogen und niemand ist zur Zeit in der Lage, ihm wieder eine klare Einordnung zu geben. Er wird praktisch in die Rolle des "Herrn im Hause" gedrängt und natürlich benimmt er sich dann auch so. In seinen Augen konsequent richtig.

Hat Deine Mutter vielleicht die Kraft, mit ihm einen Hundeplatz oder eine Hundeschule aufzusuchen und mit ihm zu trainieren? (GUTER Platz oder Schule natürlich!) Vielleicht würde das schon zur Entspannung der Lage beitragen. Vielleicht bietet der Klub für Terrier in Eurer Gegend auch Übungsstunden an?
Deine Mutter käme so unter Menschen und gleichzeitig würde an dem "Hundeproblem" gearbeitet.

Ich drück Euch alle Daumen, die Geschichte finde ich sehr traurig für alle Beteiligten.

Grüße

Heike

25. Juni 1999 11:47

Hallo Sigrun,

wie Du schon selber geschrieben hast, ist es vermutlich ein Dominanzproblem. Der Hund reagiert nicht aus Trauer oder Verlustangst so, er ist kein Mensch. Warscheinlich möcht Deine Mutter ihm jetzt alle Liebe zukommen lassen und verwöhnt ihn. Das ist zwar menschlich, aber aus der Sicht des Hundes drängt sie ihn mit ihrem Verhalten unbewußt in die Rolle des Chefs. Leider fühlt er sich in dieser Rolle nicht sehr glücklich, weil im die soziale Sicherheit fehlt. Deine Mutter sollte konsequent einige Regeln der Rangzuweisung beachten. Diese Maßnahmen werden ihr vielleicht grausam vorkommen, da sie glaubt das Beste für den Hund zu tun, sind aber unerlässlich, um dieses Verhalten zu ändern. Das beste ist, wenn Du sie dabei unterstützt.
Also: den Hund nach dem Menschenessen füttern, nicht zuerst durch die Tür drängeln lassen, ihn den Zutritt zum Bett/Sofa... untersagen, aufdringliches, Aufmerksamkeit heischendes Verhalten des Hundes (z.B. Kopf unter die Hand drängeln oder auf den Schoß legen, Pfote auf den Schoß legen, zum Spiel auffordern etwa durch anbellen) ignorieren und sich dem Hund nur zuwenden, wenn er vorher etwas auf ihren Wunsch hin getan hat, z.B. herkommen und "Sitz". Nach dem Spiel sollte sie die "Beute" wieder an sich nehmen. Keine Sachen herumliegen lassen, die er bewachen könnte. Zur Durchsetztung dieser Maßnahmen sollte der Hund evt. einen Maulkorb tragen, damit Deine Mutter nicht gefährdet wird, wenn sie ihn z.B. vom Bett holen möchte, oder sich in den Augen des Hunds falsch verhält, ihm etwa dominant in die Augen guckt oder sich über ihn beugt, was er evt mit einer Zurechtweiung beantwortet (z.B. auch beim Spiel mit Euch). Er dafür sollte sich anfassen, auf den Rücken drehen und untersuchen lassen. Wenn Du Fragen zur genauen Durchführung hast, mail mir privat...

Viele Grüße, Anneke





25. Juni 1999 14:24

Hallo, Sigrun!
Liess dazu mal im FAQ (Soziales und Erziehung): Knurren und Dominanz
Gruss, Juliane