Menschenscheuer Hund aus Tierheim
23. Juli 1999 22:09

Hallo liebe Esther

Mir kommt das alles sehr bekannt vor, ich habe ähnliches vor fast einem jahr miterlebt. Ich habe ein 1/2 alte Dalmatinerhündind aus dem Tierheim geholt, panisch,
mit gebrochener Schulter durch Mißhandlung usw. und so fort.
Wichtig ist, daß "Paula" absolut keine schlechten Erfahrungen mit (fremden) Menschen mehr macht.
Leicht (-er) ist es, wenn dein Hund verfressen ist, oder Leckerlies zumindest gerne annimmt.
Wenn sie nicht die Möglichkeit hat, wegzulaufen (auf dem Feld o.ä.), sich aber auch auf gar keinen Fall bedrängt fühlt (Wohnung, Hausecken usw.),
beauftrage eine sehr einfühlsame, ruhige Person, die keine Angst vor Hunden hat und sich evtl. auch damit auskennt. Vielleicht anfangs nur Frauen, später auch Männer.
Wenn Paula sich wieder ängstlich verkrampft oder anfängt zu bellen, wenn sich die Person nähert, bleibt dieser Mensch ruhig stehen, geht in die Knie, das Leckerlie
sichtbar in der Hand und spricht mit dem Hund, nennt seinen Namen, läßt aber keine Kommandos verlauten. Dein Verhalten:
Wichtig ist, daß Du dich nicht verkrampfst, wenn Paula einen Menschen sieht. Das überträgt sich nämlich sofort und verschlimmert das Ganze noch.
Auf gar keinen Fall den Hund trösten (Och, du aaarmeer Hund, brauchst doch keine Aaangst zu haaben..), aber ebenfalls nicht schimpfen. Paula tut das ganze ja nicht, um dich zu ärgern, oder weil sie aggressiv ist, sondern weil sie Angst hat. Entweder du bleibst ganz ruhig und gehst weiter, auf die Person zu (ohne den Hund hinterher zu ziehen!!) oder du sagst im ruhigem (!), aber sicherem Ton etwas, wie: " Ist gut, geh einfach hin und guck" oder ähnliches. Oft verkrampfen sich die Menschen, wenn sie mit einem solchen Hund in derartige Situationen kommen und bekommen schon fast selbst Angst, weil der Hund Angst kriegt. Der merkt das, kriegt noch mehr Angst, weil Frauchen ja eindeutig auch Angst hat und somit kann das oder der/die nicht harmlos sein. Für die Auftragsperson wäre noch zu erwähnen, daß sie dem Hund nicht in die Augen blicken sollte und auch in die Knie gehen sollte, weil der Mensch in voller Größe, Blick auf den Hundgerichtet und möglichst noch vorn über gebeugt äußerst bedrohlich wirkt. Vielleicht wäre für Paula eine Hundeschule auch empfehlenswert. Wenn Du dich dazu entschließen solltest, geh auf gar keinen Fall zu einem Platz, wo SV-Methoden, Stachel- oder auch normale Würger und Kasernenton herrscht. Das verschafft dir mit Paula nur noch mehr Probleme, wenn sie so ängstlich ist (obwohl ich sowieso generell nichts von solchen (!) Plätzen halte. Seh Dir (ohne Hund) den Verein an und wenn Du unsicher bist, geh zu nächsten.
Ich wünsche Dir mit Paula alles Glück und noch viel, viel Freude. Vielleicht meldest Du dich mal bei mir und berichtest, wie es weiterging. Ich würde mich freuen.
Bis denn
Inka und "Sally"
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24. Juli 1999 18:16

Hallo Tanja

Ich "mische" mich mal kurz ein.
Auch ich habe Tips für Paula`s Verhalten gegeben, habe allerdings den springenden Punkt mit dem Geschirr vergessen. Das finde ich für solche Hunde gaaanz wichtig, allgemein auch sinnvoll. Ich arbeite mit meinem eigenen und auch fremden Hunden, teilweise auch Tierheimhunden nur am Geschirr, da der Druck am Hals durch das Halsband bei ängstlichen Hunden angstbestärkend und bei aggressiven Hunden aggressionsfördernd wirkt. Diese Erfahrung habe ich bisher bei jedem Hund gemacht und kann wirklich JEDEM die Arbeit mit Geschirr empfehlen.
Gruß
Inka mit "Sally"