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Hovi aggressiv

geschrieben von Eva und rio(YCH) 
Hovi aggressiv
10. Juli 1999 14:27

Hallöchen,
ich hatte schon zweimal von einem Hovawart-Rüden geschrieben, der sehr schnell aggressiv reagiert und im Zweifellsfall auch sein Herrchen/ Frauchen beißt.
Nun haben wir einige ruhige Wochen verbracht, alles ging ganz gut, die Spaziergänge waren ziemlich entspannt, Auch zu Hause muß es bei den Besitzern jetzt wieder besser gehen.
Aber heute habe ich die Besitzerin mit ihren Hovi zufällig getroffen, und wir haben beschlossen, noch ein Rüdnchen zusammen zu gehen. Als sie ihren Hund aus dem Auto holte, knurrte er schon das erste mal, allerdings in richtung meiner Hündin. Sie war dem Kofferraum zu nahe gekommen, in dem noch etwas Futter lag. Ich habe also meine Rio weggenommen, die Besitzerin hatte ihren Hovi (Nandor) Gott sei dank an der Leine und schimpfte mit ihm. Dann bat sie mich, den Kofferraumdeckel zuzumachen.
Ich glaube, das hätte ich besser nicht tun sollen. Erst guckte er mich nur an, dann fing er plötzlich an zu knurren und sich wie ein Wilder aufzuführen, ich bin mir ziemlich sicher, daß er mich auch gebissen hätte, wenn er lose gewesen wäre. Ich stand da und wußte nicht, was ich tun sollte, schließlich kenne ich den Hund von Welpenbeinen an und er hatte vor mir immer ziemlichen Respekt. Außerdem begrüßte er mich immer mit einem Affentheater, als hätte er mich jahrelang nicht gesehen.
Doch nicht genug, da er ja an der Leine war und sein Frauchen auch noch mit ihm schimpfte, drehte er sich um und wollte nach ihr schnappen!
Irgendwann hatte sie ihn wieder halbwegs unter Komtrolle, und sie fragte mich, ob ich trotzdem noch mitgehen wollte. Ich war zwar unsicher, wil ich in solchen Situationen einfach nicht weiß, wie ich mich am besten verhalte, andererseits wollte ich ihm nicht den Sieg gönnen, uns vertrieben zu haben. Wie gingen also gemeinsam, und sie konnte ihn auch losmachen, er war wieder ganz friedlich. Allerdings geht auch die Besitzerin davon aus, daß er sich irgendwann, wenn er sich genug geärgert hat, umdrehen wird, und sie richtig beißt.
Ich wüßte gerne, ob ich ihr irgendwie helfen kann, und vor allem, wie ich mich in solchen Situationen richtig verhalte. Eigentlich ist der Rüde ja eher unsicher, und vielleicht hätte er sich sogar von einem richtigen Gebrüll meinerseits einschüchtern lassen. Andererseits will ich es mir mit ihm auch nicht ganz verscherzen, schließlich gehen wir ganz gerne zusammen.
Ist es überhaupt sinnvoll, etwas zu tun, wenn man von einem anderen Hund angegriffen wird bzw. denkt, er könnte einen beißen? Wenn man gar nichts tut, wird er es dann nicht immer wieder versuchen?
ich bin nach dem Vorfall erstmal neben ihnen hergegangen, habe gewartet, was passiert. Ist es richtig, sich, gerade, wenn der Hund sonst recht großen Respekt vor einem hat, sich vor ihm aufzubauen, und nicht nachzugeben, oder als außenstehender eher zurückweichen?
ich gebe zu, ich bin etwas geschockt, vor allem, weil ich weiß, daß der Rüde dann auch gleich zubeißt, also nicht weiter warnt.
Vielleicht könnt ihr mir ja ein paar Verhaltensmaßregeln geben.
Tschüß, verwirrte grüße,
eva und Rio


10. Juli 1999 15:15

Hallo Eva!
Uijiujui, das hört sich aber ganz schön übel! Ich habe leider Deine vorherigen Berichte nicht gelesen, bin aber sicher, daß hier in der Erziehung einiges falsch gemacht wurde und nach wie vor gemacht wird.
Meiner Meinung nach handelt es sich um einen ziemlich dominanten Rüden, der diese Dominanz leider hervorragend ausleben darf, weil man sich zu wenig Gedanken über das Hundsein gemacht hat. So wird er z. B. für ein vollkommen normales Verhalten ausgeschimpft, ohne daß sich die Besitzerin über ihren Fehler im klaren ist und andere Dinge läßt man woh durchgehen.
Was soll damit erreicht werden, wenn man einen Hund ausschimpft, der knurrt? Er macht das doch, um dem Gegenüber seine momentane Gefühlslage auszudrücken. Stimmst Du mir zu?
Verbiete ich dem Hund dieses Verhalten, wird er es in der Regel sein lassen. Und???
Ich habe lediglich das vollkommen korrekte Verhalten unterdrückt. Die Gefühle des Tieres lassen sich nicht verbieten!!!!! Wie ist es denn beim Menschen?
Wundert es Dich noch immer, das der Rüde nicht weiter vorwarnt? Das wird ihm doch nach wie vor hervorragend antrainiert.
Als ich Deinen Bericht gelesen habe, habe ich mich an einen Collie erinnert, der ein sehr ähnliches Verhalten zeigte. Gefährlich für die Besitzerin war, daß dieser Rudelführer begann im Haus und Garten bestimmte Tabus für sie zu setzen. Das heißt, er "stellte ihr Fallen". Wer mehrere Hund hat wird dieses Verhalten vielleicht kennen. Der Alphahund legt einen tollen Ball mitten auf die Wiese und tut so, als würde er sich nicht dafür interessieren, aber wehe dem, dem der dem Ball zu nahe kommt. Ein solcher Hund fängt an für den Menschen unberechenbar zu werden, auch wenn er friedlich scheint. Ab jetzt macht er die Regeln.
Ein weiteres Problem ist, daß die Besitzer irgendwann Angst vor dem Hund bekommen. Ist ja verständlich! Sie trauen sich nicht mehr, ihn zu erziehen.
Sorry Eva, aber wenn sich ein Hund Dir gegenüber so verhält, hat er alles, aber bestimmt keinen Respekt! Du tust gut daran Dich so nicht mit ihm anzulegen. Selbst wenn Du meinst, Du kämst alleine gut mit ihm zurecht. Du kannst ihn nicht mehr einschätzen, weil Du nie sicher weißt, was zu Hause vorgefallen ist.

Ich würde mir auf jeden Fall sehr, sehr schnell professionelle Hilfe besorgen und versuchen, meine Ferien mit einem Erziehungsurlaub zu verbinden. So ist der Hund in einer fremden Umgebung und vielleicht schon etwas verunsichert.
Wenn die Besitzerin schon Angst hat, rate ich ihr zu einem Maulkorb (für den Hund!!! yawning smiley) ). Das sieht zwar schrecklich aus, aber so muß sie keine Angst mehr vor dem Hund haben und vor allem sind so Fremde geschützt. Daß sie das Tier vollkommen falsch einschätzt, ist ja wohl erwiesen. Hätte sie Dich sonst zu dem Kofferraum gelassen??

Ich drücke Dir und dem armen Hund alle Daumen!!!
Es würde mich sehr interessieren, wenn sich etwas verändert hat.

Liebe Grüße!

BirgitSC







10. Juli 1999 21:41

Liebe Eva,
leider liegt es ja nicht in Deiner Hand den Hund zu maßregeln und zu erziehen. Ich wäre auch sher vorsichtig, als Außenstehende den Hund bei Aggressionsverhalten zu tadeln. Die Gefahr gebissen zu werden ist viel zu groß für Dich. Deiner Bekannten kann ich nur raten, sich fachlich qualifizierte Hilfe zu suchen. Eine Hundeschule, die Erfahrung und auch nachweislichen Erfolg mit solch aggressiven Hunden hat. Diese Situation ist schon viel zu weit fortgeschritten, um alleine damit noch klarzukommen. Gerade wo Du auch schreibst, daß die Frau langsam Angst vor ihrem Hund bekommt. Ich könnte Dir zwar durchaus schreiben, wie ich den umgang mit solchen Hunden bei uns in der Hundeschule erlebe, denke aber, daß Dir solche Tips nicht helfen würden. Hier muß wohl eher von ganz vorne begonnen werden.
Gruß, Simone

10. Juli 1999 23:13

Liebe Birgit,
erst mal danke für die schnelle Antwort.
Ich beschreibe Dir den Hund mal aus meiner Sicht, ich habe ihn aufwachsen sehen, meine hündin hat den Rüden praktisch mit aufgezogen, wir gehen immer zusammen, wenn die Besitzerin des Rüden da ist (sie hat studiert, ihr Vater hatte den Hund unter der woche).
Also, ich würde Nandor eigentlich gar nicht als dominanten Hund beschreiben. Ich beschäftige mich schon seit Jahren ziemlich intensiv mit Hunden, und meine, sagen zu können, daß der Rüde von Natur aus eher unsicher ist und beileibe in einem Rudel kein Alphatier wäre.
Aber in seiner Familie ist er dazu gezwungen worden, Verantwortung zu übernehmen, das verteidigen des Futternapfes ist ihm gestattet worden, so daß heute keiner mehr dran kann, Schweineohren etc gibt es schon seit Jahren nicht mehr, weil man dann nicht mehr in den garten kann, wenn er es verbuddelt hat.
Trotzdem ist der Rüde eigentlich sehr lieb, spielt und tobt viel und versteht sich mit fast allen Hunden. Probleme treten immer dann auf, wenn er meint, seinen Kopf durchsetzen zu können, Auch sein Herrchen hat er im alter von einem Jahr gebissen, ohne ersichtlichen grund. Seitdem ist er kastriert (was auch gut ist, denn niemand könnte ihn ohne Gefahr von einer Hündin wegziehen), und seine Reißzähne sind angeschliffen, dmit er keine tiefen Wunden mehr verursachen kann.
Erzogen wird über ein Beutespielzeug, auf das er ganz wild ist, nicht über Autorität. Ist der schlauch zum toben mal nicht da, so gehorcht der Hund überhaupt nicht.
Gleichzeitig sucht er aber jemanden, der autoritär ist. Und ich bin auch ziemlich sicher, daß er mich eignetlich als ziemliche Autorität empfindet. Ein strenger Blick von mir genügt, um ihn davon abzuhalten, an mir hochzuhüpfen, was er sonst immer tut. Ein lautes Brüllen führt dazu, daß er ein zu wildes Spiel sofort abbricht und mir für den rest des Spaziergangs nicht mehr von der Seite weicht. Begrüßt werde ich vor allen anderen, Futter nimmt er bei mir vorsichtig.
Das nur zur Beschreibung, er kann schon, wenn er will und den nötigen Respekt hat.
Ein Problem ist aber seine fehlende Beißhemmung, Heute hätte er sowohl mch als auch mein Hündin sofort gebissen, wenn er los gewesen wäre. das tut er aber auch bei Respektspersonen, es gibt Menschen, denen zeigt er alle Anzeichen der Demut (Auf den Rücken werfen, hinter im durch Türen, Ball sofort auslassen, Futter sttehenlassen), trotzdem kriegt er regelrechte "Anfälle", und dann ist er nicht mehr berechenbar. als er wegen der Leine nicht zu mir konnte heute, drehte er sich um und biß nach seinem frauchen.
In einer Hundeschule sind sie, allerdings scheint das nicht viel zu bringen, auch deshalb, weil sein Frauchen gar nicht will, daß er sich so viel verändert. er soll so frech und lebhaft bleiben, nur daß mit dem Beißen müste aufhören. Ich habe ihr gesagt, daß das eine nicht vom anderen abhängig ist, aber sie ist sehr weich und hat dann wieder Angst um ihren Hund. Und der nutzt das naürlich schamlos aus.
Übrigens war die sache mit dem Kofferaum auch nicht normal. Er war ausgestiegen, und rio guckte ihm dabei zu. Dann rührte sie sich ein kleiners Stück, und er fing sofort an, ´sich aufzuführen. Vielleicht ist Knurren falsch ausgedrückt, er würde sofort beißen, wenn er nicht an der Leine wäre! Ich denke schon, daß Schimpfen in dem Fall richtig war, man kann ja kaum etwas anderes tun.
Meine Hündin ist übrigens immer mit in seinem Kofferraum gefahren, er verteidigt sein Auto nicht immer so!
Und auf mich ging er erst los, als ich mich schon ein stück vom auto entfernt hatte, nicht sofort, als ich den Kofferrraumdeckel anfasste!
Na ja, ich werde morgen merken, wie er sich mir gegenüber dann verhält, auf jeden Fall werde ich dem Auto in nächster Zeit nicht zu Nahe kommen.
Wenn Du Lust hast, schreibe doch mal per mail, die Einträge werden hier wahrscheinlich zu lang, ich habe schon wieder einen ganzen Roman geschrieben.
Tschüß, gute Nacht,
Eva und rio (die noch heil sind)


11. Juli 1999 13:39

Mit großem Interesse haben wir deine Schilderung über den Hovawart-Rüden gelesen. Im Kopf schon eine Menge Anregungen und Tips haben wir dann, da das Alter des Hundes nicht genannt war, deine ältere Meldung gesucht und - mit Antworten - gefunden. In den Antworten wurde das Problem dieses Hovis, nämlich sein Mensch, erkannt und entsprechende Tips gegeben. So bleibt uns als Hundeliebhaber, denen es speziell die Hovis angetan haben (haben selber ein Pärchen) nur tiefes Mitgefühl und Bedauern für diesen armen, vollkommen normalen Rüden, der das Pech hatte in die falschen Hände zu geraten und dem nun nach Kastration und dem Abschleifen der Reißzähne noch ein Maulkorb empfohlen wird. Ich kann nicht nachvollziehen, wie in einem solchen Fall noch behauptet werden kann, daß die Besitzer ihren Hund sehr lieben, wo sie anscheinend nicht bereit waren und sind nach Ursachen für das Verhalten des Hundes zu suchen, ihm dann die entsprechende konsequente und dominante Führung zukommen zu lassen und somit seine Stellung im Rudel "Familie" klarzumachen, sondern lieber die Symptome behandeln. Warum konntest du, wo du dich selber als Hovi-erfahren bezeichnest, die normalerweise sehr frühen ersten Anzeichen für einen Fehler in der Mensch/Hund-Beziehung nicht erkennen und mit allem Nachdruck!! auf die Besitzer einwirken?
Solch eine Entwicklung eines Hundelebens stimmt uns besonders nachdenklich, da wir beabsichtigen, in den nächsten Jahren Hovis zu züchten.

In diesem Sinne hoffen wir, daß die Besitzer des Hovis sich doch noch für professionelle Hilfe entscheiden und vor allem ihre Einstellung komplett ändern.

Gruß
Anna und Harald & Tabea und Tibor

11. Juli 1999 14:57

Hallo Eva!

Nach einigen Antworten auf Deine Meldung ist schon klar, daß ein Hovawart kein Hund für ängstliche Leute ist, das ist diesem Hund, der ja mal für ganz bestimmte Aufgaben gezüchtet und selektiert wurde, einfach nicht fair gegenüber.
Leider ist es kaum im Bereich des Möglichen, aber das Beste wäre, den Besitzern den Hund wegzunehmen, ich glaube nämlich kaum, daß sie je in der Lage sind, diesem Hund gerecht zu werden. Es wäre für die Leute, die harmlosen Spaziergänger und anderen Hunde in der Umgebung und auch für den Hund sicher das Beste! Aber "man hängt ja so an dem Tierchen!" und reitet sich und andere auf Grund vom trotzigen Eigensinn immer Tiefer hinein.

Heute früh griff eine Hovawart Hündin meine kleine Setterhündin Kim (9Monate, noch nicht läufig gewesen) an und packte sie am Rücken. Ich stand etwa 10 Meter entfernt und brüllte die Hündin an, während ich auf sie zurannte. Sie ließ Kim sofort los und sah mich im ersten Augenblick fast abschätzend an. Ich muß durch meinen Zorn jedoch so bedrohlich gewirkt haben, daß sie sich schnell verzog. Ihre Besitzerin nahm sie dann an die Leine. War natürlich kein Rüde, Hovawarts sind ja nicht gerade klein oder schwächlich. Ich weiß nicht, ob ein extrem dominantes Verhalten bei Eurem Hovi nicht nach hinten losgegangen wäre, das, denke ich, kann am besten ein rassekundiger Mensch beurteilen.

Schade, ich glaube kaum, daß Du da in irgendeiner Weise etwas tun kannst. Und irgendwann wird dann mal ein Mensch ernsthaft durch diesen Hund verletzt, dann geht die große Brüllerei los. Es gibt fürchte ich ziemlich viele Leute, die sich Hunde zulegen, deren arttypisches Wesen und Verhalten(das ja durch Zucht über viele Generationen hin beeinflußt wurde)aber nie fördern können, war eben nur ein sooo schöner Hund, mit dem man ja so gut angeben kann. Oder die unbedingt eine starken großen Hund haben wollen, weil sie ja so viel Angst haben, der Hund also als Beschützer. Kann ja nur schief gehen.

Traurig.

Liebe Grüße
Daniela