Ein Hund wird plötzlich zurückgezerrt" "
20. Juli 1999 17:27

Hallo K.
was Du schreibst ist völlig o.k. Aber das ist natürlich schon Fortgeschrittenenwissen und weiß man als Ausbilder. Mir ging es darum einige grundsätzliche Sachen zu raten. Ein nicht -oder schlechtsozialisierter Hund
besonders wenn älter, verlangt natürlich eine besonders erfahrene Hand und Einfühlungsvermögen, was man aber von einem "Durchschnittshalter" nicht so einfach erwarten kann. Deshalb riet ich auch zu einer Hundeschule.

Alles Gute

Hans

20. Juli 1999 19:05

Hallo Martin und Mirko,
:
: dein problem ist mir sehr vertraut:
:
: : Unser 16 Monate alter Rüde kommt mit allen anderen Hunden gut aus, sofern diese frei laufen. Es ist dann auch völlig egal ob er angeleint ist oder nicht, er war immer friedlich. Aus diesem Grund leine ich ihn jetzt auch immer an, wenn ein angeleinter Hund kommt.
: :
: : Leider gibt es immer wieder Leute die ihren z.B. Dackel mit unserem spielen lassen, irgendwann aber weiter wollen und den Hund dann einfach anleinen und wegzerren. Sobald der andere Hund (bisher ist uns das nur mit Rüden passiert) aus Frust/ oder neuem Stärkebe-
: : wußtsein weil er an der Leine ist anfängt zu knurren, geht unserer auf ihn los.
: :
: : Das ist doch nicht normal????
:
: vom standpunkt hund aus gesehen ja, falls folgendes zutrifft:
:
: hunde haben ihre rituale. der höherrangige bestimmt, wann eine begegnung zu ende ist. (das ist bei menschen auch so. seinen chef läßt man nicht so leicht einfach stehen).

Heißt das, daß der höherrangige erbost ist wenn es zu keiner Begegnung kommt weil beide an der Leine sind?

des weiteren gehen eine ganze reihe von beschwichtigungssignalen über den kopf, aber eben auch die dominanzheischenden.
: angenommen, dein hund strebt nach höherem. dann wird er darauf achten, daß die anderen das anerkennen. trifft das zu, wird er entspannt mit ihnen umgehen.

Also wenn mein Hund anderen Rüden (freilaufend) begegnet und ein "körperlich" unterlegener gebärdet sich mit knurren und aufstellen der Nackenhaare z.B. dann ignoriert er das. Wenn ein höherrangiger sich so verhält meidet er die Konfrontation.

: jetzt wird dackelchen angeleint, kopf hochgezogen oder gar gerissen. das ist eine frechheitsgeste! das dackel das nicht freiwillig gemacht hat, weß deiner nicht. und drauf geht er. ich habe dieses verhalten über die jahre b3ei den verschiedensten hunden beobachtet.

Aber irgendwie, z.B. Positiverlebnissen (ein Hund den er gut kennt wird angeleint oder hochgehoben: da passiert garnichts) muß das doch wegzuerziehen sein?


das ist einer der gründe, warum ich so sehr für laufgeschirre plädiere. damit vermeidet man dieses problem zu einem großen teil.

Stimmt, weil die Reizeinwirkung auf den Hundehals nicht da ist oder?
Hatte auch schon mal eins benutzt, da Balu jedoch auch mitunter an der Leine zerrt (ist schon besser geworden) hab ich mit normalem Halsband die Möglichkeit zu einem kurzen Ruck was mit Brustgeschirr wohl nicht möglich ist.

in deinem fall - der andere will gehen, DU leinst deinen hund an und gehst ein paar schritte. sag dem anderen, er möge solange warten.

Das ist der Optimalfall, aber Du weißt ja warscheinlich aus eigener Erfahrung daß sowas manchmal schneller passiert, als man irgendwelche Absprachen treffen kann.

es ist günstig. den hund vor dem kontakt zum artgenossen grundsätzlich sitzen zu lassen, an die leine zu nehmen und danach entweder vorbei zu gehen oder ihn erneut abzuleinen und zu schicken.

ist vorbeigehen für einen bestimmten hund zu schwierig, kann man ihn auch sitzen lassen, bis der andere vorbei ist.

Warum sitzen lassen? Ich hab des öfteren gehört man soll der Konfrontation nicht aus dem Weg gehen ABER dem entgegenkommenden Hund auch nicht zu viel Aufmerksamkeit entgegenbringen, so daß der Hund das Gefühl hat es sei alles ganz normal (ist es ja eigentlich auch).

Wenn ich ihn nun jedesmal sitzen lasse denkt er über kurz oder lang bestimmt "Aha, da kommt ein anderer Hund". So hat er sich zumindest beim Abrufen verhalten als ich das übervorsichtig mal wegen jedem entgegenkommenden Hund gemacht hab. Anfangs hats gut geklappt und irgendwann hat er erstmal gekuckt wo denn der Hund ist.......

Kann man so einem Hund nicht beibringen daß angeleinte Hunde "tabu" sind? Bei uns laufen so viele frei und haben garkein Interesse an angeleinten und z.Teil anderen Hunden. Oder ist das Alters/ Rassebedingt?

Tschüs,

Moni

20. Juli 1999 19:32

Hallo Bianca,

wenn Du um dieses Problem weißt, warum leinst Du Deinen Hund denn nicht vorher schon an, bevor der andere seinen Hund anleint?

Das mach ich ja eh immer, meistens ist es eh nicht nötig und wenn klappt ein kurzes Übereinkommen mit dem anderen Halter. Aber in manchen seltenen Fällen ist sowas nicht möglich. Vor einer Woche hat Balu z.B. mit seiner befreundeten Hündin gespielt und ich saß mit der Besitzerin in der Wiese. Da kam ein Dackelrüde, der hat sich aber garnicht für unsere Hunde interessiert sondern wollte nur das Spielzeug klauen:-)))) Der Besitzer ist dann nach 100m wieder umgekehrt, hat den nicht nachfolgenden Dackel am Nacken gepackt und "davongetragen". Hät ich jetzt meinen kurz vorher anleinen sollen? Es ist eh nichts passiert aber wenn?


Ich würde unerwünschtes Verhalten überhaupt nicht gewähren lassen und dem einfach vorgreifen.

Das klingt gut, aber dann müßt ich meinen immer anleinen um dem vorzugreifen, daß er sich nicht sofort abrufen läßt.

Mit Sicherheit ist es nicht schön, wenn ein Dackelchen in typischer Manier rumgiftet, wenn er angeleint wird, aber das kannst Du nicht ändern. Nur das Verhalten DEINES Hundes!

Sag mir wie? Vielleicht ist es nur altersbedingt?

Wie sieht es denn aus, wenn Du an anderen Hunden angeleint vorbeigehst und diese giften?

Meiner macht Terror, nicht immer aber leider oft genug.

Was hast Du überhaupt für eine Rasse?

Einen Dalmatiner.

Was heißt denn für Dich, Mein Hund geht auf den anderen los? Was macht er?

Also mit einer Ausnahme war er in solchen Fällen immer an der Leine und da hat er sich halt reingelegt und geknurrt.
Die Ausnahme war ein Mann der seinen Hund hochgenommen hat und davongelaufen ist vor knapp 4 Monaten, dem ist er nach und ist an dem Mann hochgesprungen. Was passiert wäre wenn der Hund an Boden geblieben wär weiß ich nicht.

Spielt Dein Hund unbefangen mit anderen Rüden oder ist es ein reines Kräftemessen?

Soweit ich das beurteilen kann unbefangen, er läßt sich auch sein Spielzeug wegnehmen (an dem er allerdings nicht sehr hängt) und reitet nicht bei anderen Rüden auf (außer bei kastrierten).

Du siehst, daß da noch einige Antworten ausstehen.

Ich hoffe, die konnt ich Dir zum Teil jetzt geben.

Ich würde den Test mit dem Kleinhund nicht wagen, zumindest nicht ohne fachliche Aufsicht. Was willst Du denn bei dem Versuch machen und vor allem, wie willst Du entgegenwirken, damit er es nicht mehr tut?

Da ihm sowas bei ihm bekannten Hunden (angeleint werden) völlig egal ist seh ich da sehr gute Chancen. Die Idee wäre, ihn beim Versuch den hochgehobenen Hund zu attakieren derart zu Strafen, daß er das nie wieder tut. Damit mein ich nicht Schläge sondern einen Wasserschlauch mit eiskaltem Wasser kombiniert mit einem verbalen Kommando.
Andererseits könnt man aber bei positiver Reaktion dieses Verhalten belohnen und evtl. verstärken.


Viele Grüße
Moni

20. Juli 1999 19:35

Hallo Moni,

wenn Du möchtst, das Dein Hund beim Anblick eines anderen Hundes nicht dort hinläuft, sondern eine Ersatzhandlung ausführt, dann kannst Du ihn in dem Moment wo er dem Hund ansichtig wird, etwas anderes machen lassen (z.B. Platz, wie Du wolltest) und ihn mit Futter (vielleicht auch mit dem Clicker) bestärken für die richtige Handlung. Wenn Dein Hund dann immer den anderen Hund dabei sieht, verbindet er bald diesen mit der Belohnung. Ich habe es so mit meiner alten Mixhündin gemacht. Sie ging früher "auf Jogger". Es war jahrelang weg, aber letztes Jahr hat irgendein Schlüsselerlebnis sie dazu gebracht, mitten im Lauf umzudrehen und einen Jogger, der schon vorbei war, von hinten zu beißen. Da ich natürlich kein Risiko eingehen wollte, begann ich, jedesmal wenn ein Jogger in die Nähe kam, mit dem Clicker zu bestärken, wenn sie zu mir kam, manchmal lasse ich die beiden auch am Rand des Weges abliegen, wenn der Jogger passiert, gibt es die Belohnung. Nun interessiert sich die Hündin wieder überhaupt nicht mehr für Jogger, aber wenn sie doch mal auf einen aufmerksam wird, kommt sie gleich zu mir, um zu sehen ob es was Leckeres gibt.

Viele Grüße, Anneke

20. Juli 1999 20:35

Hallo Anneke,
:
: wenn Du möchtst, das Dein Hund beim Anblick eines anderen Hundes nicht dort hinläuft, sondern eine Ersatzhandlung ausführt, dann kannst Du ihn in dem Moment wo er dem Hund ansichtig wird, etwas anderes machen lassen (z.B. Platz, wie Du wolltest) und ihn mit Futter (vielleicht auch mit dem Clicker) bestärken für die richtige Handlung.

Mach ich ja (Platz) aber selbst wenns funktioniert steht er irgendwann auf und läuft los. Soll ich ihn dann besser anleinen damit er nicht merkt daß ich "machtlos" bin wenn er ein Kommando auflöst?


Wenn Dein Hund dann immer den anderen Hund dabei sieht, verbindet er bald diesen mit der Belohnung.

Sobald Blickkontackt aufgenommen wurde läßt er sich durch das feinste Leckerli nicht mehr ablenken.

Ich habe es so mit meiner alten Mixhündin gemacht. Sie ging früher "auf Jogger". Es war jahrelang weg, aber letztes Jahr hat irgendein Schlüsselerlebnis sie dazu gebracht, mitten im Lauf umzudrehen und einen Jogger, der schon vorbei war, von hinten zu beißen. Da ich natürlich kein Risiko eingehen wollte, begann ich, jedesmal wenn ein Jogger in die Nähe kam, mit dem Clicker zu bestärken, wenn sie zu mir kam, manchmal lasse ich die beiden auch am Rand des Weges abliegen, wenn der Jogger passiert, gibt es die Belohnung. Nun interessiert sich die Hündin wieder überhaupt nicht mehr für Jogger, aber wenn sie doch mal auf einen aufmerksam wird, kommt sie gleich zu mir, um zu sehen ob es was Leckeres gibt.

Über das Clickern hab ich schon viel gehört.
Ist das für alle Hunde (sehr selbstbewußt, ziemlich stur) geeignet?
Kennst Du eine gute Clickerschule im Umkreis von München?

Viele Grüße
Moni

: Viele Grüße, Anneke

21. Juli 1999 07:46

Hallo Moni,

wenn Du möchtst, das Dein Hund beim Anblick eines anderen Hundes nicht dort hinläuft, sondern eine Ersatzhandlung ausführt, dann kannst Du ihn in dem Moment wo er dem Hund ansichtig wird, etwas anderes machen lassen (z.B. Platz, wie Du wolltest) und ihn mit Futter (vielleicht auch mit dem Clicker) bestärken für die richtige Handlung.
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: Mach ich ja (Platz) aber selbst wenns funktioniert steht er irgendwann auf und läuft los. Soll ich ihn dann besser anleinen damit er nicht merkt daß ich "machtlos" bin wenn er ein Kommando auflöst?

Ja, ich denke, das ist besser. Bevor es Ärger gibt, lieber auf Nummer Sicher gehen. Vielleicht kannst Du ja auch ein Geschirr mit einer Kurzleine dran benutzen, so kannst Du ihn greifen, ohne Druck auf den Hals. Oder Du nimmst ihn an eine Schleppleine. Du wolltest glaube ich mit befreundeten Hundehaltern üben? Das ist doch eine gute Idee. Die Ablenkung durch Hunde ist ja noch höher als bei Joggern, denn die Hunde interessieren Deinen natürlich. Du solltest mit Hundehaltern, die sich einverstanden erklären, das Abliegen üben, erst kurz, dann immer länger. Oder ihr verringert den Abstand zu dem anderen Hund langsam. Das "Geheimnis" sind kleine Schritte. Wenn Dein Hund in dem Moment nicht auf Leckerlis oder Spiel reagiert, dann ist seine Verstärkung in dem Moment das Laufen zu dem anderen Hund. Du lässt ihn abliegen, click und hinlaufen - wenns ein bekannter Hund ist, mit dem er spielen darf. Wenn nicht, darf er halt nicht hin, das macht ja nichts, denn die Belohnung soll ja variabel sein.
Ich benutze den Clicker, aber wenn ich weiß, mein Hund hat begriffen, was ich von ihm möchte, dann setze ich das auch durch. Oder wenn es sonst gefährlich wird, dann muß das einfach sein. Das bedeutet auch manchmal, das der Hund in Gefahrsituationen an die Leine muß. Ich meine, es sollte ja nicht so sein: Der Hund macht platz - click und zerfleischen des anderen als Belohnung;-)))


: Über das Clickern hab ich schon viel gehört.
: Ist das für alle Hunde (sehr selbstbewußt, ziemlich stur) geeignet?
: Kennst Du eine gute Clickerschule im Umkreis von München?

Ließ doch die Sache mit dem Verstärken und so noch mal auf meiner Site nach.... Fast alle Hunde sprechen auf den Clicker gut an. Auf der Site ist eine Trainerliste, aber ich glaube niemand in deiner Nähe. Vielleicht Chrischi, aber die clickert mit Pferden. Soweit ich weiß, kennt Martin ein paar Leute in München? Vielleicht kann er dir weiterhelfen.

Grüße, Anneke