Leider folgt jetzt ein sehr langer Text. Aber ich glaube, daß der notwendig
ist, um unsere Situation zu verstehen:
Im Sommer 1995 holte ich eine als schwierig geltende ca. 8-jährige Hündin
(wahrscheinlich Terrier-Schnauzer-Mix) aus dem hiesigen Tierheim, in das
sie 1994 als Fundtier gekommen war. Während ihres knapp einjährigen Aufent-
haltes wurde sie dreimal erfolglos vermittelt. Von jeder Vermittlungs-
stelle kam sie verstörter als zuvor zurück. Sie hatte immense Angst und
schnappte nach jedem, der sie anfasen wollte. Gleichzeitig zeigte sie aber
auch einen deutlichen Dominanzanspruch.
Nachdem ich sie über mehrere Monate bereits im Tierheim betreut hatte (u.a.
gingen wir mit einer Gruppe anderer Problemhunde auf den Hundeplatz) faßte
sie langsam Vertrauen zu mir. Fremden Menschen gegenüber blieb sie bis
heute "unnahbar".
Normales Streicheln war nun für mich kein Problem mehr, aber alles was
irgendwie mit Körperpflege zu tun hatte, konnte ich nur unter Zuhilfenahme
eines Maulkorb bewerkstelligen, was allerdings kein Problem darstellte, da
sie sich diesen anstandslos überziehen ließ.
Wir gingen regelmäßig auf den Hundeplatz, wo wir am Begleithunde- und am
Fährtentraining teilnahmen, bis wir im Spätjahr 1997 vom Verein (wegen
vereinsinterner organisatorischer Querelen) regelrecht kaltgestellt wurden.
Problemhunde waren ab diesem Zeitpunkt dort einfach nicht mehr willkommen.
Seither reißt bei meiner Hündin die Krankheitsserie nicht ab, was ich u.a.
auf eine gewisse Unterforderung ihrerseits und meine angespannte nervliche
Verfassung bedingt durch die Enttäuschung mit dem Verein und natürlich auch
durch ihre Krankheiten schiebe.
Letztes Jahr waren wir rd. 30 Mal bei verschiedenen Tierärzten, in diesem
auch schon rd. 20 Mal!
Ihr Krankheitsspektrum umfaßt neben einer chronischen Ohrenentzündung (dank
dem "Zutun" einer desinteressierten Tierärztin ist sie nun fast taub), Borre-
liose und schwere HD.
Seit gut drei Monaten fällt mir an ihr eine extreme Unruhe (aber nur bei meinen
Eltern zu Hause) und ein "Ecken-Starren" auf (d.h. sie manövriert sich in schwer
zugängliche Ecken z.B. zwischen Wand und Sitzmöbeln und verharrt dort für eine
Weile regungslos).
Bis vor drei Wochen ließ sie sich auch beim Tierarzt problemlos den Maulkorb
von mir überziehen. Seit einer chaotisch verlaufenen Blutentnahme ist das aus-
geschlossen.
Seit knapp einer Woche läßt sie sich auch zu Hause, wo das bisher immer noch
problemlos möglich war, auch keinen Maulkorb mehr überziehen. Jeder Versuch
artet in einen schweren Kampf aus, in dem sie nicht nur schnappt sondern
massiv beißt. Ich muß sie regelrecht überwältigen. Ohne den Schutz durch eine
dicke Jacke und Arbeitshandschuhe wäre dies gar nicht möglich.
Da ich ihr regelmäßig Medikamente (z.B. Ohrentropfen) verabreichen muß,
müssen wir diesen Kampf mehrfach wöchentlich austragen.
Die Belastung für meine Hündin und mich ist immens, so daß ich nun bald keinen
anderen Ausweg als das Einschläfern sehe.
Andererseits ist sie nach dem Entfernen des Maulkorbs nicht mehr aggressiv und
verhält sich praktisch wieder normal.
Ich erhoffe dringend Rat von Euch, da ich sie keinesfalls leichtfertig
einschläfern lassen möchte. Weiß vielleicht auch jemand,was das "Ecken-Starren"
zu bedeuten hat ?
Bitte antwortet mir nicht mit Vorwürfen, weil ich vom "Einschläfern" spreche.
Die gemeinsame Zeit mit ihr war und ist keinesfalls einfach gewesen (u.a. bin
ich schon mehrfach von ihr gebissen worden). Ich neige also sicher nicht zu
"bequemen" Lösungen.