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Schwere Probleme mit Tierheimhündin

geschrieben von Heike(YCH) 
Schwere Probleme mit Tierheimhündin
18. Juli 1999 12:47

Leider folgt jetzt ein sehr langer Text. Aber ich glaube, daß der notwendig
ist, um unsere Situation zu verstehen:
Im Sommer 1995 holte ich eine als schwierig geltende ca. 8-jährige Hündin
(wahrscheinlich Terrier-Schnauzer-Mix) aus dem hiesigen Tierheim, in das
sie 1994 als Fundtier gekommen war. Während ihres knapp einjährigen Aufent-
haltes wurde sie dreimal erfolglos vermittelt. Von jeder Vermittlungs-
stelle kam sie verstörter als zuvor zurück. Sie hatte immense Angst und
schnappte nach jedem, der sie anfasen wollte. Gleichzeitig zeigte sie aber
auch einen deutlichen Dominanzanspruch.
Nachdem ich sie über mehrere Monate bereits im Tierheim betreut hatte (u.a.
gingen wir mit einer Gruppe anderer Problemhunde auf den Hundeplatz) faßte
sie langsam Vertrauen zu mir. Fremden Menschen gegenüber blieb sie bis
heute "unnahbar".
Normales Streicheln war nun für mich kein Problem mehr, aber alles was
irgendwie mit Körperpflege zu tun hatte, konnte ich nur unter Zuhilfenahme
eines Maulkorb bewerkstelligen, was allerdings kein Problem darstellte, da
sie sich diesen anstandslos überziehen ließ.
Wir gingen regelmäßig auf den Hundeplatz, wo wir am Begleithunde- und am
Fährtentraining teilnahmen, bis wir im Spätjahr 1997 vom Verein (wegen
vereinsinterner organisatorischer Querelen) regelrecht kaltgestellt wurden.
Problemhunde waren ab diesem Zeitpunkt dort einfach nicht mehr willkommen.
Seither reißt bei meiner Hündin die Krankheitsserie nicht ab, was ich u.a.
auf eine gewisse Unterforderung ihrerseits und meine angespannte nervliche
Verfassung bedingt durch die Enttäuschung mit dem Verein und natürlich auch
durch ihre Krankheiten schiebe.
Letztes Jahr waren wir rd. 30 Mal bei verschiedenen Tierärzten, in diesem
auch schon rd. 20 Mal!
Ihr Krankheitsspektrum umfaßt neben einer chronischen Ohrenentzündung (dank
dem "Zutun" einer desinteressierten Tierärztin ist sie nun fast taub), Borre-
liose und schwere HD.
Seit gut drei Monaten fällt mir an ihr eine extreme Unruhe (aber nur bei meinen
Eltern zu Hause) und ein "Ecken-Starren" auf (d.h. sie manövriert sich in schwer
zugängliche Ecken z.B. zwischen Wand und Sitzmöbeln und verharrt dort für eine
Weile regungslos).
Bis vor drei Wochen ließ sie sich auch beim Tierarzt problemlos den Maulkorb
von mir überziehen. Seit einer chaotisch verlaufenen Blutentnahme ist das aus-
geschlossen.
Seit knapp einer Woche läßt sie sich auch zu Hause, wo das bisher immer noch
problemlos möglich war, auch keinen Maulkorb mehr überziehen. Jeder Versuch
artet in einen schweren Kampf aus, in dem sie nicht nur schnappt sondern
massiv beißt. Ich muß sie regelrecht überwältigen. Ohne den Schutz durch eine
dicke Jacke und Arbeitshandschuhe wäre dies gar nicht möglich.
Da ich ihr regelmäßig Medikamente (z.B. Ohrentropfen) verabreichen muß,
müssen wir diesen Kampf mehrfach wöchentlich austragen.
Die Belastung für meine Hündin und mich ist immens, so daß ich nun bald keinen
anderen Ausweg als das Einschläfern sehe.
Andererseits ist sie nach dem Entfernen des Maulkorbs nicht mehr aggressiv und
verhält sich praktisch wieder normal.
Ich erhoffe dringend Rat von Euch, da ich sie keinesfalls leichtfertig
einschläfern lassen möchte. Weiß vielleicht auch jemand,was das "Ecken-Starren"
zu bedeuten hat ?
Bitte antwortet mir nicht mit Vorwürfen, weil ich vom "Einschläfern" spreche.
Die gemeinsame Zeit mit ihr war und ist keinesfalls einfach gewesen (u.a. bin
ich schon mehrfach von ihr gebissen worden). Ich neige also sicher nicht zu
"bequemen" Lösungen.



18. Juli 1999 16:25

Hallo Heike!

Ich weiß leider keinen Rat für Dich, denn ich glaube zwar, daß Beschäftigung für Deinen Hund eine gute Sache wäre, sie aber mit schwerer HD und Borrelliose (was ja auch zu Herzschwäche führen kann) nicht unbedingt so belastbar ist.
Ich möchte Dir viel Glück mit Deiner Hündin wünschen und falls Du Dich am Ende doch zum letzten Schritt entschließt, hast Du mein ganzes Mitgefühl.

Ganz liebe Grüße
Daniela

18. Juli 1999 20:43

Hallo Heike!

Ich persönlich habe zwar keine Erfahrung mit Problemhunden, aber mir sind
trotzdem ein paar Sachen in den Sinn gekommen:

1. Thema Tierarzt: waren wirklich ALLE Tierarztbesuche berechtigt? Ich frage deshalb,
weil mein Krümel auch fast immer was hatte und ich nachher bei schon bei
dem allerkleinsten Anzeichen zu unserer TÄ gerannt bin! Weißt Du, man kann sich nämlich
sehr schnell verrückt machen obwohl die Sache nur halb so schlimm ist (als Beispiel:
Zisco hatte Durchfall - ich sofort zum TA, Medikamente; heute sehe ich alles gelassener
und versuche ihn in so einer Situation erstmal selber auf Diät zu setzen)! Weisst Du,
jemand hat mir mal gesagt, daß man seinen Hund auch "krank pflegen" kann - heute weiß
ich, was er meinte...yawning smiley)

2. Hundeplatz: warum suchst Du Dir nicht einen anderen Hundeplatz? Oder eine Hundeschule,
die z. B. Agility anbietet? Oder machst mit ihr ein paar Übungen im Wald, die ihrer HD
angemessen sind (kleine "Baumstammberge" hochklettern, neue Kunststückchen beibringen...)

3. Hast Du schonmal versucht, Deine Maus OHNE Hilfen zu verarzten? Das kostet bestimmt
wahnsinnig viel an Zeit, Geduld und Nerven, aber Du hast leider nicht geschrieben, ob Du es
überhaupt schonmal versucht hast. Sonst nimm´ doch statt einem Maulkorb (den kennt sie ja schon)
einfach ein zusammengefaltetes Tuch und vorher und nachher gibst Du ihr ein Leckerchen, damit
sie damit etwas Positives in Verbindung bringt...

Zu dem "Ecken-starren" ist mir nichts eingefallen - vielleicht fühlt sie
sich bei Deinen Eltern einfach nicht wohl, weil sie für Dich dort nicht
im Mittelpunkt steht!

Vielleicht sind meine Aussagen albern in Deiner Situation, aber sie sind
mir halt spontan eingefallen!

Ich wünsche Dir ganz viel Glück,

Alex & Zisco

19. Juli 1999 08:03

:Hallo Heike
da Deine Hündin 8jährig ist und soviele seelische wie körperliche Probleme hat, würde ich sie schweren Herzens erlösen. Denn gerade die Angstzustände mit allen ihren Auswirkungen finde ich grauenvoll für das Tier.Auch wir Menschen kennen diese Zustände, und ich glaube das Tier empfindet die Angst und den damit verbundenen Stress (evtl. durch Schmerzen verursacht?) nicht viel anders als wir.Das in die Ecke starren könnte unter Umständen eine Form von Epilepsie sein.Schlussendlich musst Du für Deinen Hund und auch für Dich die richtige Entscheidung treffen.Ich wünsche Euch alles Gute Rägi

19. Juli 1999 09:42

Hallo Heike,
ich finde es ganz, ganz toll, was Du bis jetzt für diesen Hund getan hast und tun konntest. Du hast nie aufgegeben und ich bin mir nach Deinen Schilderungen auch ziemlich sicher, daß Du es Dir nicht leicht machst.
Was sagt denn Dein Tierarzt dazu? Ich bin der Meinung, daß, wenn man der Ansicht ist, daß der Hund sich quält und Schmerzen hat, es doch besser ist, über seinen Schatten zu springen und ihn würdig einschlafen zu lassen. So schlimm, wie es auch ist, aber für den Hund ist es mit Sicherheit eine Erlösung. Und diese Tierarztbesuche! Der Hund hat ja gar keine Möglichkeit mehr, seine Angst abzulegen, weil er ständig wieder dorthin muß. Und mit schwerer HD ist es auch schwierig, wieder einem neuen Verein beizutreten. Der Hund kann ja nicht sprechen! Jedes Sitz kann für ihn der Horror sein.
Leider weiß ich keinen anderen Rat; finde die Situation ziemlich ausweglos.
Mit ganz traurigen Grüßen
Bianca

19. Juli 1999 09:44

Hallo Heike,
ich kann Dich gut verstehen. Einen Hund einschläfern zu lassen ist
für jeden Hundefreund eine schwere Entscheidung. Andererseits muß man auch die Gefahr sehen, die von dem Hund ausgeht. Auch ist, wie Du schilderst, der Hund in seiner Lebensqualität durch seine physischen und psychischen Erkrankungen massiv eingeschränkt. In diesem Falle würde ich auch den schweren Weg gehen.
Alles Gute

Hans