Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Leerlauf-Verhalten?

geschrieben von Udo &Jenna(YCH) 
Leerlauf-Verhalten?
21. Februar 2002 15:32

Grüße euch leute!

Benötige einige informationen für den befriff"LEERLAUF-VERHALTEN".
Ommt dieses verhalten ausschließlich nur bei zwingerhunden vor, oder bei hunden deren bewegungsdrang nicht ausreichend entsprochen wird?

Bin voller erwartung

Udo&Jenna


21. Februar 2002 15:49

: Benötige einige informationen für den befriff"LEERLAUF-VERHALTEN".
: Ommt dieses verhalten ausschließlich nur bei zwingerhunden vor, oder bei hunden deren bewegungsdrang nicht ausreichend entsprochen wird?

was genau meinst du damit?

es gibt da so etwas aus der verhaltensbiologie und begründet sich
auf lorenz' und tinbergen's modelle, der instinkt-hierarchie und der
psychohydraulischen triebmodell.

also, dieser psychohydraulische irrtum, dieses dampfkochtopf-modell
beschreibt, dass für ein verhalten aktionsspezifische triebenergie
verbraucht wird. wenn man nun also künstlich den verbrauch dieser
energie unterbinden würde, so würde sich das angeblich stauen, ähnlich
wie dem steigenden druck in einem verschlossenen kochtopf mit kochendem
wasser.
und ab einem gewissen punkt dieser stauung würde sich dieser angestaute
druck in einer dem trieb entsprechenden leerlauf-handlung entladen,
eben genau um diese aktionspezifische energie zu verbrauchen.

nur konnte das leider nie bewiesen oder nachgewiesen werden. es war
immer nur ein gedankenmodell. unter anderem auch deshalb, weil erstens
kein trieb formkonstant ist, und zweites er zudem immer der doppelten
quantifizierung unterliegt, als dem inneren bedürfniss und der
intensität des äusseren reizes. insofern kaann man dieses ganze
thema nur noch in historischer sicht betrachten.

zudem ist heute auch erwiesen, dass triebe ohne äussere reize auch
praktisch ganz erlöschen können. so ist beispielsweise die bereitschaft
zur aggressiven interaktion (der häufig fälschlicherweise sogenannte
aggressionstrieb) nach einiger zeit vollkommen erloschen, wenn die
entsprechenden äusseren reize fehlen.

was du vielleicht auch noch meinen könntest, weil du zwingerhunde
ansprichst, sind stereotype verhaltensweisen. das sind aber viel
weniger leerlaufhandlungen als in viel höherem masse hochgradige
verhaltensstörungen.

du stellst vielleicht schwierige fragen. ich weiss zunächst mal gar
nicht, ob ich überhaupt eine antwort passend zu frage gegeben habe.

vg, T.

23. Februar 2002 11:48

Hallo Thomas,

danke für die Antwort auf eine Frage, die ich mir schon immer gestellt habe, auf die aber keines der bisher von mir gelesenen Bücher eingeht. Demnach dürfte es auch so sein, dass sehr starke Triebe, wie z. B. der Jagdtrieb, durch generelles Vermeiden von Jagdsituationen erlischt oder zumindest geringer wird? Das hieße dann aber auch, dass diese Situationen auch nicht künstlich, d. h. mit Ball, herbeigeführt werden dürfen, würde also genau der Empfehlung widersprechen, jagdtriebigen Hunden einen Ausgleich mit einem Ballspiel zu geben. Was meinst Du?

Gruß,

Tina


23. Februar 2002 18:45

grinning smileyemnach dürfte es auch so sein, dass sehr starke Triebe, wie z. B. der Jagdtrieb, durch generelles Vermeiden von Jagdsituationen erlischt oder zumindest geringer wird?

nein, ganz sicher nicht. die motivation zum jagen und auch alle verhaltensweisen die im zusammenhang mit jagen stehen, gehören imho mit
zu den genetisch fixierten verhaltensweisen. das jagen ist wohl ein instinktives verhalten... hunde müssen das nicht erst grossartig lernen.
sie lernen detailtechniken, aber grundsätlich ist alles schon
vorhanden.... die biologische sicherheit des richtigen verhaltens.
du wirst das kaum einem hund abgewöhnen können.

übrigens: was ist der jagdtrieb?

man merkt, wie dumm dieser begriff eigentlich ist, wenn man sich mal
klar macht, dass nicht die jagd an sich triebbefriedigend ist, sondern
das beute machen. sicher ist die jagd auch ein lustbetontes erlebnis....
aber einzig und allein aus der freudigen erwartungshaltung, der
vorfreude auf die beute.
müsste man dann nicht viel treffender von beutetrieb sprechen. kein wolf
geht jagen, wenn ne fette beute vor ihm liegt, also muss man doch
annehmen, dass der begriff "jagdtrieb" total überflüssig und nichts-
sagend ist.... hunde gehen vielleicht spielerisch jagen, sie gehen
vielleicht mangelns anderer beschäftigung jagen, wie aus langeweile,
vielleicht noch, weils auch juveniles verhalten ist... keine ahnung.

der begriff beutetrieb ist zwar genauso schwachsinnig, aber imho
beschreibt er das jagende verhalten des hundes viel besser... denn das
ist die tatsächliche und ursächliche motivation.

grinning smileyas hieße dann aber auch, dass diese Situationen auch nicht künstlich, d. h. mit Ball, herbeigeführt werden dürfen, würde also genau der Empfehlung widersprechen, jagdtriebigen Hunden einen Ausgleich mit einem Ballspiel zu geben. Was meinst Du?

ich halte das für blödsinn.... ist aber nur meine persönliche einschätzung.
ich denke, das ballspiel ist primär ein sozialspiel und fördert somit
viel eher die soziale bindung, als das jagdliche verhalten. ich sehe da
auch beim besten willen keinen sinnvollen zusammenhang, zumal hunde
nicht so doof sind, einen ball, eine beisswurst von ner echten beute
beim wildern zu unterscheiden.

ich würde mit allen hunden spielen... wobei ich aber auch immer davon
abrate, einfach nur nen ball wegzuwerfen.... das ist einfach nur doof...
...und bei mittel bis grossen hunden ziemlich gelenkbelastend.

g, T.

27. Februar 2002 11:42

Hallo Thomas,

danke für die Antwort. Alles was du über den Beutetrieb sagst, sehe ich ein. Dazu aber kommt noch der Hetztrieb, den - so finde ich - man durchaus noch einmal separat sehen sollte und den eigentlichen Beutetrieb noch einmal zusätzlich verstärkt. So sehe ich das jedenfalls bei meinem Terrier. Alleine das Hinterherrennen macht ihn glücklich, auch wenn er das Objekt seiner Begierde nicht bekommt (Glücklicherweise ist dieses Objekt nur ganz, ganz selten bisher ein Tier gewesen, zumeist ein Ball).

Gruß,
Tina