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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
zu frühe Kastration/Verhalten?
27. Februar 2002 18:02

: Ich weiß, du wirst jetzt denken, mir gehen die Argumente aus, fakt ist, ich hab keinen Bock mehr auf diese ermüdende Diskussion.

Ich habe auch keinen Bock mehr drauf... aber eher deshalb, weil ich
den Eindruck hatte, dass es gar keine Diskussion war. Egal. Vielleicht
kannst Du Dich nocht auffraffen, ein einzelnes "Ja" oder ein einzelnes
"Nein" zu posten. Die Frage steht fast am Ende des Postings. Ja oder
Nein würde mir als Antwort vollkommen ausreichen.

Ich habe heute noch mal viel über das Thema nachgedacht. Schieben
wir also den unglücklichen Vergleich mit Hündin und Frau mal ganz
beiseite. Ich bin immer noch der Meinung, dass ich sachlich nicht
widerlegt wurde. Und das das Beispiel aus ethischer Sicht sehr gut
passt, wobei ich zugebe, dass Simone andere Perspektiven eingebracht
hat, die man mit betrachten _kann_. Ich hätte das Thema Sexualität
jedoch nur als marginal eingestuft. Für mich war eher das "vorbeugende"
relevant und die "Bequemlichkeit" .... Aber egal.... ich möchte das
Thema nun mal aus einer ganz anderen Perspektive betrachten.

Und zwar einfach nur pragmatisch. Die pragmatische Sichtweise soll
nun die vordergründige sein.... allein diejenige, welche zählt... nicht
Ethik, nicht Moral. Wir reden also jetzt nur von zwei Individuuen, bei
denen der eine über eine verbotene Organentnahme beim anderen
entscheiden kann und auf jeden fall straffrei aussgeht, obwohl es einen
Straftatbestand erfüllt, aber weil eine Strafverfolgung nicht möglich ist.

Nach dem *bisherigen" stand der Dinge könnte man nun daraus
schliessen, es geht um Dich und Deinen hund. aber wir betrachten
die Szene ja rein pragmatisch. Und deshalb tauschen wir zusätzlich
einen der Protagonisten aus.

Also... der Hund fliegt (in dieser rein pragmatischen Betrachtung) raus
aus dieser Spielszene. Dafür kommt ein schwerreicher Multi rein. Und
wir ändern auch noch geringfügig den Sachverhalt.

Dieser schwerreiche Multi besticht also mit viel Geld einen Mitarbeiter
irgendeines Labors, um einen einzigen Namen und die passende Adresse
dazu zu erhalten - passend zu einer gesuchten Blutgruppe. Denn seine
Ehefrau ist schwer Nierenkrank und benötigt eine Spenderniere. Zufällig
passen Deine Daten... und die schlimmen Dinge nehmen Ihren Lauf.
Er hat das Geld, um Dir eine Spenderniere zu entnehmen - obwohl
Du nie Dein Einverständnis dazu gegeben hast. Er hat Dich noch nicht
einmal gefragt. Es wird ein Unfall inszeniert, ein dubioser Arzt ist
gleich zur Stelle, Du kriegst eine Injektion und wachst 2 Tage später in
irgendeinem Krankenhaus auf... und eine Niere fehlt. Du hast keine
Ahnung was passiert ist, und warum es passiert ist.... im Krankenhaus
wurdes Du anonym abgeliefert..... und, Dir fehlt eine Niere... Ich
weiss, das ist eine Horrorszenario, aber die Positionen und Motive der
Beteiligten sind unzweifelhaft erkennbar: Egoistische Motive und die
Missachtung von Rechten sind der vergleichbare Sachverhalt.

Aus rein pragmatischer Sicht sind die Gründe dieses Herren viel
höherwertiger als die Deinigen bei der Kastration Deines Hundes.
Du würdest es es zur Gesunderhaltung Deines Hundes tun. Er tut
es zur Gesunderhaltung, ja zur Lebenserhaltung eines anderen
Menschen.

In dieser pragmatischen Sicher geht er auch Straffrei aus, denn es
ist nicht zurückzuverfolgen. Und er emfpindet keinerlei Unrecht-
bewusstsein, denn Du kannst ja mit einer Niere noch weiterleben.
Als kleinen Trost erhälst Du sogar noch anonym einen Umschlag,
sagen wir mit 10.000 Euro.

Wir betrachten nun die Situation nur aus folgender Persepktive, immer
noch rein Pragmatisch: Ein Individuum beansprucht für sich, seine
Rechte als höherwertig und somit über die Rechte eines anderen
Individuums einzustufen und in Folge sogar das Recht des anderen
Individuums auf körperlich Unversehrtheit einfach zu ignorieren.
Der Sachverhalt:
Ein Individuum lässt einem anderen Individuum ein Organ entnehmen.
Und zwar ohne Zustimmung dessen, dem das Organ entnommen wird.
In diesem Fall warst bedauerlicherweise Du das jetzt.

Und nun meine Frage: Ist das jetzt Unrecht? Wenn ja, warum?

Ich bin gespannt darauf, ob Deine Antwort nun eine Sichtweise
offenbart, die das Recht auf das gleiche Handeln, welches Du für Dich
beanspruchst, dann zu Unrecht erklärt, wenn jemand anderes dieses
gleiche Handeln auf Dich anwendet.
Wäre das so, könnte man Deine Sichtweise auch auf eine ganz andere
Szene übertragen, z.B.: "Ich habe das Recht, jemanden anderen nach
meinem Gutdünken zu schlagen, aber ein anderer hat dieses Recht
auf mich bezogen in keinem Fall."

Thomas

27. Februar 2002 18:56

Okay, also ganz kurz: Dein Vergleich hinkt ganz gewaltig. Philosphisch soziologisch gesehen ist ein Hund einfach kein Individuum, Individualität ist eine menschliche Erfindung.

Meine Position zum Thema Kastration noch einmal ganz kurz und ganz sicher zum letzten Mal: Ich halte den EIngriff aus gesundheitlichen und verhütungstechnischen Gesichtspunkten für vertretenswert, denn, anders als bei Menschen, leidet eine Hündin nicht unter psychischen Auswirkungen, medizinisch wirkt sich eine Kastration tendenziell neutral bis positiv aus, und es erleichtert und entstresst das unnatürlich dichte Zusammenleben mit Menschen und anderen Hunden ungemein. Ich sage nicht, jede Hündin muss kastriert werden. Ich lehne aber den Begriff Verstümmelung für diesen Eingriff ab.

So long,
K.


27. Februar 2002 20:02

Hi Thomas,
:
: Aber du weisst, dass das garantiert nicht meine absicht ist, oder?

nöö, würde ich nie denken;-)
Ich wollte das nur nicht so stehen lassen... - schließlich respektiere ich Menschen und Hunde (und Schweine, Kühe,...), gerade weil alle in ihrer Art einzigartig sind:-))
Dein Vergleich ist- meiner Meinung nach- nur etwas unglücklich. Aber: Deine sonstige Argumentation ist wirklich überzeugend ;-)

Viele Grüße, Simone



27. Februar 2002 21:39

Hallo Kat

Danke für Deine Antwort.

: Okay, also ganz kurz: Dein Vergleich hinkt ganz gewaltig.

Nein, ich finde ihn unglaublich passend.

tongue sticking out smileyhilosphisch soziologisch gesehen ist ein Hund einfach kein Individuum, Individualität ist eine menschliche Erfindung.

Dieser vorherige Satz _ist_ Deine Antwort. Er stellt ganz deutlich
Deine Position heraus. OK, ich respektiere das zwar, aber akzeptieren
kann ich's nicht.

Nur ein Nachsatz noch zum Thema "Individualität". Individualität
bedeutet das eigene Ich von der Umwelt abzugrenzen. Das geschieht
u.a. durch multiple Sinneswahrnehmungen oder wird dadurchermöglicht.

Berühre Deinen nackten Oberschenkel mit der ganzen Hand. Multiple
bedeutet, du fühlst die Berührung mit dem Bein und über die
Haut, die Wärme der Hand. Du fühlst mit das Hand das Bein und über die
Hand die wärme des Beines. Du siehst die Berührung mit den Augen,
und wenn du etwas aufs Bein klatscht, hörst du die Berührung auch noch.
Wenn du mit der Hand nun z.b. eine Wand anfasst, fehlt ein Teil der
Sinneswahrnehmung.
Aus allen diese Wahrnehmungen lernt Dein Verstand, Dein eigenes
Ich von der Umwelt abzugrenzen, du bist ein Individuum.

Meine Hündin hat einen grossen Teil eben dieser gleichen Sinneswahr-
nehmungen. Dazu eine kleine Beobachtung. Sie liegt vor meinem Bett und
beobachtet mich, und zwar ganz _offensichtlich_ über die Spiegelwand.
Sie verfolgt meine Bewegung _indirekt_ über die Spiegelwand. Man muss
sich mal die Bedeutung darüber klarmachen.

Aber das ist noch nicht das interessante... es passierte noch folgendes:
Beim Aufschütteln des Bettes steigt eine Feder hinter ihr hoch. Sie
verfolgt die Feder über den Spiegel (!!!) mit Blicken und stellt dabei
fest, dass die Feder auf Ihrem Hintern landet. Sie wendet sich rum,
nimmt sie auf und spuckt sie aus. Ich war sowas von perplex bei dieser
Beobachtung......

Das war mein erster heilsamer Schock, bei der ich die Individualität
meines Hundes erkennen musst. Mein Hund ist eine Individualität,
ein Individuum, ein Geschöpf, welches sich selber eindeutig von der
Umwelt abgrenzt. Und ich bin sicher, keinen besonderen Hund zu haben.

Der Rest Deiner Antwort hat nichts mit Deiner Position zu tun. Insofern
gehe ich da nicht weiter drauf ein.

Prima, dass wir die Diskussion nun beenden können.... ich resumiere für
mich, mit einem erfolgreichen Ergebnis. Nun ja, du magst mit Deiner
Feststellung "soziologisch philosophis" vielleicht recht gehabt haben,
zur Zeit von Descartes vielleicht. Aber das Wissen darum hat sich
mittlerweile weiterentwickelt.

Thomas



27. Februar 2002 22:21

Hi Thomas,

warum einfach, wenn es auch kompliziert geht...;-)

warum sollte man eine Hündin nicht kastrieren?

weil es unnötig ist.

Gründe- ganz pragmatisch:

- zu Nachwuchsverhütung: aufpassen, 2 Mal im Jahr, ein paar Tage
ist eindeutig billiger als kastrieren und kostet weniger Nerven, als sich mit den möglichen Folgeschäden zu beschäftigen...

- Krebsgefahr: den Hund beobachten, bei Auffälligkeiten ab zum Tierarzt (hat bei meiner Hündin und ihrer Gebärmuttervereiterung auch geklappt;-))
billiger und weniger streßig als .... (siehe oben)

- Bequemlichkeit: lieber ein paar Tage im Jahr hinterherwischen, anstatt das Risiko einer Inkontinenz und ein Leben lang hinterherzuwischen/ wahlweise teure Medikamente verabreichen

- eine Hündin als Hündin anzunehmen mitsamt ihren Eigenheiten(auch/ gerade bei Eustreß)oder- falls nicht erwünscht- einen Rüden nehmen...

- eine Aufsichtspflicht über eine "intakte" Hündin ist weniger Streß, als eine lebenslange Aufsichtspflicht über eine "Freßmaschine" ;-)) (eigene Erfahrung...)

Und- "schöner" wird sie durch die Kastration auch nicht....(siehe Kupierdiskusssion)

Unabhängig von allen Argumenten pro Hündinnenkastration ("macht ihr nix", "Folgerisiken sind in den Griff zu kriegen", "Verhaltensänderungen selten/ unwahrscheinlich",...):

wozu kastrieren, unnötigerweise eine OP machen, wenn es auch anders geht oder eine medizinische Indikation vorliegt(siehe oben)?

Ehrlich gesagt würde ich alles geben, daß meine Hündin keine gesundheitlichen Probleme gehabt hätte und nicht kastriert worden wäre. Denn da bin ich egoistisch: ich wollte eine Hündin mit allen Konsequenzen (sonst hätte ich einen Rüden). Sie ist jetzt zwar nicht anders, aber ein Teil von ihrem Lebensrhythmus fehlt: nicht für sie, aber für mich.

Grüßle, Simone