Guten Morgen!
Für's erste Gassi heute ist es ja wohl schon etwas spät, aber hier nochmals ein paar Ideen zum Nachdenken für die nächsten Tage:
Wovor hat Euer 'Ausländer' denn überhaupt Angst?
Es würde mich sehr wundern, wenn das 'vor Hunde' wäre - so unterschiedliche Dialekte sprechen die weltweit nicht! Und 'frei' augfgewachsene Hunde zeichnen sich zumeist durch sehr große soziale Fähigkeiten und große Verträglichkeit aus!!!
Vermutlich aber fürchtet er sich vor vielem (allem?) anderen:
vor lauten Menschen, vor Verkehr, vor der veränderten Umwelt als solcher, vor raschelnder Plastik in der Nähe von Menschen (wegen der Tritte in die Rippen beim Müllsackplündern, wenn ihn dabei einer erwischt hat)
UND vor allem vor dem Angebunden-sein!!!
Wenn ich in der Japanischen U-Bahn ausgesetzt würde, würde eine Bewegungseinschränkung nicht gerade zu meinem Wohlbefinden beitragen.
Andererseits: wenn ich diese nicht hätte und gleich bis Singapur weiterrennen würde - würde ich nichts lernen außer flüchten!
Und das würde vermutlich bald unter LKW-Rädern enden...
Man könnte vermuten, dass es in seiner Heimat noch nicht ausreichend gelungen ist, ihn an die Einschränkung durch eine Leine zu gewöhnen...In dieser Situation fühlt er sich ungewohnt hilflos und reagiert dann auch auf sonst Akzeptiertes ängstlich, besonders dann, wenn sich diverse Außenreize zusammen addieren und dadurch seine Reaktionslage ohnehin schon 'auf Sturm' steht.
Mit einigen meiner Vorschreiber wäre ich der Meinung, dass das Anlernen von Fluchtreaktionen daraus keinen gangbaren Ausweg bieten würde.
Was tun?
Von vornherein mit einen ruhigen zweiten Hund spazieren zu gehen, an dem er sich sozusagen 'anhalten' könnte, wäre evt. eine Lösung.
Sich in der Übergangszeit von tierarzt (ideal von einem verhaltenstherapeutisch tätigen) ein geeignetes Beruhigungsmittel verschreiben zu lassen eine weitere.
Spaziergänge an der Leine mit dem gesamten Tagesfutter in der Tasche in einsamer Gegend (möglichst ähnlich seiner Heimat) zu verlegen, falls er die Autofahrten dorthin akzeptieren kann, zumindest bis er sich besser an Euch und an die Einschränkung durch die Leine gewöhnt hat, wäre eine weitere.
Dann habt ihr dort auch eine Chance, ihn durch 'hundliche' Calming Signals' zu beruhigen und Euch immer besser mit ihm zu verständigen, z.B. in Ruhe herankommen zu belohnen und damit zu üben!
Jedes Futterstückchen an der Leine zu verabreichen und keines ohne Leine und diese eher am Brustgeschirr zu befestigen, damit diese 'Fesselung' möglichst rasch positiv besetzt wird, wäre m.M. nach wünschenswert. Am Halsband würde ich einen zu Panik neigenden Hund nicht gerne führen müssen - Druck im Halsbereich macht die meisten Hunde nicht gerade gelassener...
Bei Panikattacken die Leine Loszulassen ist zum Verhindern von 'Schock durch Festgehalten werden' sicher eine Möglichkeit - sie sollte dann schleppleinenartig gestaltet sein, damit man ihn in Ruhe wieder einholen kann. Aber welche Schocks er dann beim Wegrennen mit nachschleppender Leine noch erleiden mag??? Und was er daraus lernt???
Das Eingewöhnen eines auf die betreffende Umgebung nicht als Welpe sozialisierten Hundes bietet oft große - und meist unvorhergesehene - Probleme und Panik wird mit einem(!!) Erlebnis gelernt - also in kürzester Zeit immer schlimmer
- und als nächstes lernt er dann die Vorbereitungen zu solchen Schrecknissen als Ankündigung dafür ebenfalls panisch zu fürchten!
toitoitoi also, dass es Euch gelingt, die Umwelterlebnisse für euern 'Fremdling' anfänglich so zu dosieren, dass er sich in der Fremde allmählich zurechtfinden kann, ohne sich in nächster Zeit noch zusätzliche Ängste dazu zu erwerben!!!
Wiebke
www.hunde-erziehung.at