Guten Morgen Wiebke,
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: Für's erste Gassi heute ist es ja wohl schon etwas spät, aber hier nochmals ein paar Ideen zum Nachdenken für die nächsten Tage:
Ja, danke, dass kann ich gut gebrauchen. Die erste Runde habe ich sowieso bei uns auf der Wiese gemacht. Die grenzt an den Park, wird aber durch einen Bach/Fluss getrennt. Er kann also Menschen und Hunde auf der anderen Seite vom weiten aus sehen, aber sie können nicht zu uns rüber.
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: Wovor hat Euer 'Ausländer' denn überhaupt Angst?
Gute Frage, zur Zeit würde ich sagen, vor fast allem was sich bewegt, vor dem Hausflur, manchmal vor meinem Freund, ...
In der Wohnung ist er weitaus weniger ängstlich, zwar nicht wild, aber neugierig. Ich muss dazu sagen, er hat nicht auf der Straße gelebt, sondern ist im Tierheim aufgewachsen und die Junghunde und Welpen haben später gemeinsam auf einem Privatgrundstück in Rudel gelebt, er kann noch nicht allzu viel schlecht Erfahrungen gemacht haben.
Hast du noch eine Idee wie ich ihm die sechs Stufen im Flur schmackhaft machen könnte? Hab es ein paar mal mit einer Spur aus Käsestückchen probiert, hat bis jetzt noch nicht funktioniert, weitermachen oder ist das die falsche Taktik?
: Es würde mich sehr wundern, wenn das 'vor Hunde' wäre - so unterschiedliche Dialekte sprechen die weltweit nicht! Und 'frei' augfgewachsene Hunde zeichnen sich zumeist durch sehr große soziale Fähigkeiten und große Verträglichkeit aus!!!
Immerhin hat er in einem Rudel gelebt....
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: Vermutlich aber fürchtet er sich vor vielem (allem?) anderen:
: vor lauten Menschen, vor Verkehr, vor der veränderten Umwelt als solcher, vor raschelnder Plastik in der Nähe von Menschen (wegen der Tritte in die Rippen beim Müllsackplündern, wenn ihn dabei einer erwischt hat)
: UND vor allem vor dem Angebunden-sein!!!
Ja, leider ist da am Anfang was schief gelaufen. Wir hatten kein Geschirr, sondern ein Halsband. Er hatte keine Angst vor der Leine und wir haben versucht sie immer locker zu lassen. Hat leider nicht geklappt und er hat schnell gemerkt, wie er daraus kommt. Dann haben wir es mit einer selbstgebastelten Schleppleine versucht, er prescht los, bleibt hängen, Leine reißt....Da wir aber die ersten Tage in einem 12 Einwohnerdorf verbracht haben (keine Autos, keine freilaufenden Hunde) sind wir am Ende ohne Leine spazieren gegangen und er hat sich immer an uns orientiert. Ich habe ihm die Leine drinnen wieder mit Clicker und Leckerchen schmackhaft gemacht, aber draussen, wenn er fliehen will und nicht kann, kriegt er Panik.
: Mit einigen meiner Vorschreiber wäre ich der Meinung, dass das Anlernen von Fluchtreaktionen daraus keinen gangbaren Ausweg bieten würde.
: Was tun?
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: Von vornherein mit einen ruhigen zweiten Hund spazieren zu gehen, an dem er sich sozusagen 'anhalten' könnte, wäre evt. eine Lösung.
Ich kenne hier (Hamburg) leider nicht so viele mit netten hunden, aber ich habe eine Bekannte außerhalb mit einer 8-9 Monate alten Aussie Hündin die werde ich gleich mal ansprechen.
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: Spaziergänge an der Leine mit dem gesamten Tagesfutter in der Tasche in einsamer Gegend (möglichst ähnlich seiner Heimat) zu verlegen, falls er die Autofahrten dorthin akzeptieren kann, zumindest bis er sich besser an Euch und an die Einschränkung durch die Leine gewöhnt hat, wäre eine weitere.
Da er schon auf der Wiese heute morgen solche Angst hatte, dass er nicht mal gemacht hat und fast nur am zittern war, werde ich wohl zunächst für die kleinen Runden versuchen ihn daran zu gewöhnen und für den großen Spaziergang irgendwo ins Feld fahren, wo nicht viele mit Hund anzutreffen sind.
Autofahren ist kein Problem, nur der Weg bis zu meine Auto wird schwierig...
: Dann habt ihr dort auch eine Chance, ihn durch 'hundliche' Calming Signals' zu beruhigen und Euch immer besser mit ihm zu verständigen, z.B. in Ruhe herankommen zu belohnen und damit zu üben!
Ein paar kenne ich zwar schon, aber ich glaube ich werde mir doch noch das komplette Buch kaufen.
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: Jedes Futterstückchen an der Leine zu verabreichen und keines ohne Leine und diese eher am Brustgeschirr zu befestigen, damit diese 'Fesselung' möglichst rasch positiv besetzt wird, wäre m.M. nach wünschenswert. Am Halsband würde ich einen zu Panik neigenden Hund nicht gerne führen müssen - Druck im Halsbereich macht die meisten Hunde nicht gerade gelassener...
Nach der oben beschriebenen Erfahrung trägt er jetzt natürlich ein Geschirr, dass war sowieso geplant (nur wußte ich vorher nicht genau wie groß der Brustumfang ist).
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: Bei Panikattacken die Leine Loszulassen ist zum Verhindern von 'Schock durch Festgehalten werden' sicher eine Möglichkeit - sie sollte dann schleppleinenartig gestaltet sein, damit man ihn in Ruhe wieder einholen kann. Aber welche Schocks er dann beim Wegrennen mit nachschleppender Leine noch erleiden mag??? Und was er daraus lernt???
Aber hat nicht jeder Hund eien "Individualabstand"? Er flüchtet ja nicht immer, sondern nur, wenn Mensch und Hund ihm zu Nahe (10-20 m) kommen. Ansonsten beobachtet er nur.
: toitoitoi also, dass es Euch gelingt, die Umwelterlebnisse für euern 'Fremdling' anfänglich so zu dosieren, dass er sich in der Fremde allmählich zurechtfinden kann, ohne sich in nächster Zeit noch zusätzliche Ängste dazu zu erwerben!!!
Danke, ich werde auch gleich mal in der anderen Rubrik nach einer Hundeschule / Verein fragen.
Liebe Grüße und danke für die ausführliche Antwort
Kerstin und Skipper (der gerade zusammengerollt hinter mir liegt)