Hallo Martin
Du schriebst:
: Nach einiger Abwesenheit habe ich die interessante Diskussion über
: CARE vorgefunden. Am aufschlußreichsten *snip*
CLICK!
So ähnlich sehe ich CARE auch. Es ist nur auf einen Teil von Hunden
anwendbar und nur auf einen Teil von Hundlern.
Ich habe jetzt ein konkretes Problem, welches ich wie folgend beschrieben
lösen möchte. Dazu würde mich mal Deine und natürlich auch weitere Meinungen
interessieren.
Dieser Tage hat sich ein Ehepaar mit einem Hovawart bei mir gemeldet.
Die haben lt. eigener Aussage echte Probleme. Der Hund hat in seinen 20
Lebensmonaten gelernt, mit Aggression seine Ziele durchsetzen zu können.
Mittlerweile und u.a. knurrt er, wenn er im Ehebett liegt, seine Leute an,
die ins Bett wollen.
Die haben null Ahnung, eher einfache Leute, er ist ein ganz stiller, sie hat
die Hosen an. Keiner von beiden wirft einen 48-kilo-Hund aufs Kreuz, keiner
von beiden könnte diesen Hund *nun* bestrafen.
Ich denke nicht, daß man ein solches Problem auf die harte Tour lösen kann.
Solcherart Vorgehen wär schlichtweg verantwortungslos.
Ich werde hier ganz anders vorgehen. "Nothing in Life ist free". Ab
jetzt bezahlt der Hund für absolut alles, für wirklich alles. Es gibt
nichts mehr umsonst, absolut nichts mehr.
Zuerst Grundkontionierung des Clickers. Dann...
...das gesamte Futter auf dem Spaziergang für Blickkontakt (kann er sich
dann erjagen, wenn es als B (nach C) weggerollt wird). Leckerchen nur fürs
Hinlegen, von der Leine losmachen fürs hinsetzen oder hinlegen, soziale
Kontaktaufnahme nur wenn er sich hinlegt oder auf die Seite rollt. Für alles
was er will, muß er etwas tun, ohne Ausnahme. Er wird zu nichts gezwungen,
tut er nichts, kriegt er nicht das, was er haben will - so einfach ist das. Du
wirst Dich wundern, wie schnell er sich anstrengt, mit setzen, hinlegen, usw.
Er lernt dabei, daß seine Leute der Schlüssel für alle seine Bedürfnisse
sind. Er lernt, daß er dafür keine Aggression braucht, sondern das das
genaue Gegenteil viel erfolgreicher ist .
Vermeidung jedweder Machtprobe, die Leute würdens doch eh' verlieren .
Aber kontinuierliches sukszessives Beschneiden der Rechte auf Requisiten, Vorrang,
Ressourcen, individueller Freiraum. Dem Hund soziale Sicherheit vermitteln,
also Übereinstimmung von Handeln, Sagen, Gestik und Mimik der Menschen - die
Leute müssen für den Hund glaubwürdig werden.
Jedwedes Verhalten, welches Deeskalierend ist, jedwedes Verhalten, welches
Rangrespekt erkennen läßt, mit dem Jackpot belohnen.
Geht er nach Tagen freiwillig aus dem Bett, erwartet ihn der Jackpot, begrüßt
er freudig, mit gesengten Kopf und unten wedelnder Rute, Jackpot.
Und so weiter, und so weiter.
Erst dann, wenn der Hund demontiert ist, erst dann fangen wir an Verbote
zu etablieren. Ich fang doch nicht mit nem in der hierarchie erstarkten
Hund mit den Verboten und den Machtproben an - das wäre ja hier
wahnsinn. Ist der Hund endlich abgesackt, ist es wesentlich ungefährlicher
ihm auch mal kräftig einen "einzuschütten", um ein Signal als konditionierte
Strafe zu etablieren.
Click&Treat, Konsequenz, einfache Schritte für die Leute. Ich denke das
Problem ist in wenigen Wochen gelöst.
Um es abschließend noch einmal deutlich zu machen: Das ist KEINE
Methode. Das ist einfach *natürlicher* Umgang miteinander. Ein Umgang,
in dem der Mensch nicht zwanghaft versucht, Hund zu sein. Das kann er
nämlich nicht. Hund ist Hund, Mensch ist Mensch.
Es funktioniert einfach deshalb, weil der Hund ein Opportunist ist, weil er
lernt, auf einfache Weise zu seinem Ziel zu kommen, weil er lernt,
die Ziele sind am schnellsten durch Rangrespekt an die Menschen
zu erreichen, weil er enorm anpassungsfähig ist, weil er recht intelligent
ist, um den richtigen Weg zu erkennen. Er lernt einfach über seinen eigen
Erfolg.
mfg
Thomas