: Danke für dein Interesse
Als Welpe bekam mein Dobermann Probleme mit den Rudelmitgliedern, weil er im Vergleich zu den anderen viel kleiner war. Um Futter mußte er kämpfen. Er war aber nicht nur kleiner, sondern auch geschickter: Schnell konnte er sich aus der Ecke befreien, die die Züchterin eingerichtet hatte. Dann macht er sich auf die Suche nach dem großen Abenteuer, untersuchte alles und jeden. Wenn er wieder in die Ecke zurückgesteckt wurde, gab er keine Ruhe. Die anderen wollten schlafen, er nicht. Die Tierärztin nannte und nennt ihn immer noch hyperaktiv!
: Wie hat der 'kleine Teufel' das Rudel 'tyrannisiert'? Hast Du sein Verhalten erleben oder hat die 'Züchterin' Dir diese zumindest beschreiben können.
: Ich habe, wie berichtet, immer versucht durch ablenken seine Stimmungen zu kontrollieren. Mein Sohn hingegen meint: Starke Kommandos notfalls mit Gewalt durchsetzen ist besser. Meine Tochter verhält sich dem Hund gegenüber als loyales "Rudelmitglied" und mein Bekannter leider sehr ambivalent. Manchmal geht er auf den Hund ein, manchmal nicht. Manchmal streichelt er ihn, manchmal kommandiert er ihn. Und die "Oma" tut ganz einfach was der Hund will. "Dann ist er wenigsten ruhig!" Sie füttert ihn am Tisch, auch wenn ich daneben sitze und es strikt verbiete "Hab' dich doch nicht so!"
Die genannten Gründe haben mich dazu bewogen, ein Hundeseminar zu absolvieren (10 Tage!). Dort hieß es "Der Hund muß absolut gehorsam sein". Welpenschule ist das Falscheste was man machen kann. Mit anderen Hunden darf nie gespielt werden, das bedeutet Streß für den Hund. Die Unterwerfung war ein absolutes Platz, wenn der Hund nicht gehorcht, fand der Teletackter Anwendung. Ich habe das bei meinem Hund allerdings nicht zugelassen. Ich habe es mit Härte versucht (natürlich nur in der Stimme), mit Ignorieren, mit "sanfter Führung", mit Konsequenz. Ich habe wirklich alles versucht. Im Training ging das gut. Dann kamen wir nach Hause und ich hatte das Gefühl, der Hund war völlig verunsichert.
:
Auf seine Attacken habe ich je nach Situation regiert: Ich selbst habe immer mit "Ablenken" Rufen, Aufforderung zum Spiel, das Wort "Spazierengehen" reicht in der Regel aus, ihn sofort zum Kommen zu bewegen. Erst einmal haben wir ihn von seinem jeweiligen Opfer (zuerst war das mein Bekannter, dann meine Tochter, zum Schluß mein Sohn - mich hat er nie angegriffen!)getrennt, durch weglocken, festhalten, mit einem Stuhl. Danach habe ich ihn zumindest vorübergehend mit Verachtung bestraft. Er hat sich aber immer sehr schnell wieder beruhigt, eben auch, weil ich versucht habe, ihn aus dieser Aggressionswelle rauszuholen.
Mit der Bemerkung über die möglicherweise sinnlose Kastration schwinden meine letzten Hoffnung. Was kann ich tun?
Er setzt seinen Willen ganz konkret durch "nerven" durch. Er kommt, baut sich vor einem auf und beginnt mit lautem Bellen, das immer aggressiver wird, wenn man nicht darauf regiert. Manchmal läßt er dann nach, geht weg, kommt in der Regel aber bald zurück. Solange, bis ich das tue was er will: Also von der Arbeit weg, mit ihm spazierengehen, ihn füttern, mit ihm spielen. Die Spielstunde am Abend dauert inzwischen gute zwei Stunden und nicht selten hat er dann noch nicht genug. Ich mache da nur mit, weil er mit seinem lauten Gebell sonst die ganze Nachbarschaft tyrannisiert und das ist wiederum für mich eine Katastrophe, ich hasse Konflikte.
Die Inkonsequenz ist nicht selten ein absoluter "Sachzwang".
Was ist ein Halti? Davon habe ich noch nie etwas gehört.
Das Problem habe ich nur insofern erkannt, als ich weiß, daß es so nicht weitergehen kann. Was die wirkliche Ursache für die "Verhaltensstörungen" meines Hundes sind (sind es überhaupt welche?)weiß ich nicht und vor allen Dingen weiß ich nicht, was ich dagegen machen soll. Ich habe inzwischen soviele widersprüchliche Aussagen, Tips und Hinweise, daß ich selbst gar nicht mehr weiß, was nun wirklich richtig ist. So hat mir ein Hundefachmann, der verhaltensgestörte Hunde umerzieht, gesagt, daß die Kastration sehr viel bringt. Wenn er Hunde mit Verhaltensstörungen bekommt (in der Regel vom Tierschutz oder der Polizei), dann läßt er sie, wenn er sie nicht in den Griff kriegt, kastrieren. Seine Aussage: "Nach acht bis zehn Wochen hat man einen ganz anderen Hund!" Und er versicherte mir, aus "jahrzehntelanger Erfahrung" zu sprechen.
Noch eine Frage geistert unablässig durch mein Hirn: Mir wurde von vielen Seiten gesagt "Kein Schweinefleisch für einen Dobermann". Niemand konnte mir dafür eine Begründung geben. Ich habe mich an die Regel gehalten, bis man mir im Hundeseminar versicherte, das sei kompletter Unsinn. Die Hunde wurden dort auf das Klicken eines "Würstcheneimers" mit anschließender Gabe von Wiener Würstchen konditioniert. Ich habe mitgemacht, mein Tequila hat bergeweise Wiener Würstchen bekommen. Nach seinen Aggressionsanfällen (die allesamt ohne erkennbaren Grund erfolgten) kam mir der Rat "Keine Schweinefleisch..." wieder in den Sinn. Ich habe sofort die Belohnung wieder auf "Leckerli" umgestellt. Seither hatten wir zumindest keine Angriffe mehr, aber auch die Kastration erfolgte zur gleichen Zeit. Ist da was dran "Kein Schweinefleisch für Dobermänner!"?
: Nochmals Danke für dein Interesse
Liebe Grüßen Sibylle
:
: