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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
To care or not to care - tertium non...?
04. September 1999 17:52

Hi Sibylle,

:Als Welpe bekam mein Dobermann Probleme mit den Rudelmitgliedern, weil er im Vergleich zu den anderen viel kleiner war. Um Futter mußte er kämpfen. Er war aber nicht nur kleiner, sondern auch geschickter: Schnell konnte er sich aus der Ecke befreien, die die Züchterin eingerichtet hatte. Dann macht er sich auf die Suche nach dem großen Abenteuer, untersuchte alles und jeden. Wenn er wieder in die Ecke zurückgesteckt wurde, gab er keine Ruhe. Die anderen wollten schlafen, er nicht. Die Tierärztin nannte und nennt ihn immer noch hyperaktiv!

So beschrieben, scheint Tequila ein sehr pfiffiger und außerordentlich neugieriger Welpe gewesen zu sein. Insofern unterschied er sich sicherlich nicht erheblich von anderen Welpen. Diese Eigenschaften sind nur von Welpe zu Welpe unterschiedlich stark ausgeprägt. Dino war als Welpe ebenso nicht zu bremsen, unersättlich neugierig und voller Tatendrang und Abenteuerlust.

: Ich habe, wie berichtet, immer versucht durch ablenken seine Stimmungen zu kontrollieren. Mein Sohn hingegen meint: Starke Kommandos notfalls mit Gewalt durchsetzen ist besser. Meine Tochter verhält sich dem Hund gegenüber als loyales "Rudelmitglied" und mein Bekannter leider sehr ambivalent. Manchmal geht er auf den Hund ein, manchmal nicht. Manchmal streichelt er ihn, manchmal kommandiert er ihn. Und die "Oma" tut ganz einfach was der Hund will. "Dann ist er wenigsten ruhig!" Sie füttert ihn am Tisch, auch wenn ich daneben sitze und es strikt verbiete "Hab' dich doch nicht so!"

Solange nicht konsequent eine einheitliche Linie in der Erziehung gefahren wird, überfordert und verunsichert man Tequila. Was Oma erlaubt, verbietest Du. Was Du verbietest, erlaubt Dein Bekannter, usw.

Die genannten Gründe haben mich dazu bewogen, ein Hundeseminar zu absolvieren (10 Tage!). Dort hieß es "Der Hund muß absolut gehorsam sein". Welpenschule ist das Falscheste was man machen kann. Mit anderen Hunden darf nie gespielt werden, das bedeutet Streß für den Hund. Die Unterwerfung war ein absolutes Platz, wenn der Hund nicht gehorcht, fand der Teletackter Anwendung. Ich habe das bei meinem Hund allerdings nicht zugelassen. Ich habe es mit Härte versucht (natürlich nur in der Stimme), mit Ignorieren, mit "sanfter Führung", mit Konsequenz. Ich habe wirklich alles versucht. Im Training ging das gut. Dann kamen wir nach Hause und ich hatte das Gefühl, der Hund war völlig verunsichert.

Der Hund durfte in der Welpenschule mit anderen Hunden nicht spielen?

Hat Tequila die Gelegenheit gehabt, als Welpe und Junghund mit anderen Hunden in der Nachbarschaft zu spielen?

Es macht mich sooooooo wütend (!!), daß bei dem Hundeseminar einfach zum Teletakt gegriffen wird, wenn der Hund nicht 'funktioniert' Ein Hund ist keine Maschine, sondern ein Lebewesen und er wird nie absolut gehorsam sein.

Ich glaube, daß Tequila zuhause verunsichert ist, weil er möglicherweise nicht weiß, was von ihm erwartet wird. Deine 'sanfte Führung' mit Konsequenz wird von Deiner Familie untergraben und verschlimmert das Problem. Heute Hü und morgen Hott.

:Auf seine Attacken habe ich je nach Situation regiert: Ich selbst habe immer mit "Ablenken" Rufen, Aufforderung zum Spiel, das Wort "Spazierengehen" reicht in der Regel aus, ihn sofort zum Kommen zu bewegen. Erst einmal haben wir ihn von seinem jeweiligen Opfer (zuerst war das mein Bekannter, dann meine Tochter, zum Schluß mein Sohn - mich hat er nie angegriffen!)getrennt, durch weglocken, festhalten, mit einem Stuhl. Danach habe ich ihn zumindest vorübergehend mit Verachtung bestraft. Er hat sich aber immer sehr schnell wieder beruhigt, eben auch, weil ich versucht habe, ihn aus dieser Aggressionswelle rauszuholen.

Hat er bei den Attacken schon zugeschnappt?

Vielleicht stellt die Aufforderung zum Spiel oder Spaziergang unmittelbar nach den Attacken für ihn eine Belohnung dar. Ist es möglich, daß sein Verhalten unbewußt konditioniert worden ist?

:Er setzt seinen Willen ganz konkret durch "nerven" durch. Er kommt, baut sich vor einem auf und beginnt mit lautem Bellen, das immer aggressiver wird, wenn man nicht darauf regiert. Manchmal läßt er dann nach, geht weg, kommt in der Regel aber bald zurück. Solange, bis ich das tue was er will: Also von der Arbeit weg, mit ihm spazierengehen, ihn füttern, mit ihm spielen. Die Spielstunde am Abend dauert inzwischen gute zwei Stunden und nicht selten hat er dann noch nicht genug. Ich mache da nur mit, weil er mit seinem lauten Gebell sonst die ganze Nachbarschaft tyrannisiert und das ist wiederum für mich eine Katastrophe, ich hasse Konflikte.

Das ist eine wirklich sehr verzwickte Lage und Du bist sicherlich auch ziemlich fertig mit den Nerven. Ich glaube aber, daß es trotzdem sehr wichtig ist, daß Du konsequent bist. Ich habe keine Erfahrungen mit verhaltensauffälligen Hunde - weder mit Dobermann oder einer anderen Rasse, glaube jedoch, daß sich hier die Rangverhältnisse innerhalb des Rudels verschoben haben. Dein Hund entscheidet, wann gespielt wird und wann Schluß ist. Wenn es mit 'Nerven' nicht geht, dann mit 'Gewalt'. Er bestimmt und nicht umgekehrt.

:Was ist ein Halti? Davon habe ich noch nie etwas gehört.

Das Halti ist eine Alternative zum gewöhnlichen Halsband. Es ist so ähnlich wie ein Halfter für Pferde. Schau' Dir den Thread 'Halti - Eure Erfahrungen' vom 02.08.1999 in dem Diskussionsforum Archiv 'Soziales - Erziehung'. Viele Yorkies haben damit bei fachgerechter Anwendung gute Erfolge erzielen und Erfahrungen sammeln können.

grinning smileyas Problem habe ich nur insofern erkannt, als ich weiß, daß es so nicht weitergehen kann. Was die wirkliche Ursache für die "Verhaltensstörungen" meines Hundes sind (sind es überhaupt welche?)weiß ich nicht und vor allen Dingen weiß ich nicht, was ich dagegen machen soll. Ich habe inzwischen soviele widersprüchliche Aussagen, Tips und Hinweise, daß ich selbst gar nicht mehr weiß, was nun wirklich richtig ist. So hat mir ein Hundefachmann, der verhaltensgestörte Hunde umerzieht, gesagt, daß die Kastration sehr viel bringt. Wenn er Hunde mit Verhaltensstörungen bekommt (in der Regel vom Tierschutz oder der Polizei), dann läßt er sie, wenn er sie nicht in den Griff kriegt, kastrieren. Seine Aussage: "Nach acht bis zehn Wochen hat man einen ganz anderen Hund!" Und er versicherte mir, aus "jahrzehntelanger Erfahrung" zu sprechen.

Ich glaube wirklich nicht, daß die Kastration eine wesentliche oder überhaupt eine Besserung bewirken wird. Du solltest Dich an einen Fachmann wenden und Dich aber dabei von Deinem gesunden Menschenverstand leiten lassen. Wenn Du Bedenken hast oder Dich bei der Sache nicht wohlfühlst, dann überlege sorgfältig und wenn Du es für richtig hältst, dann zögere nicht, zu einem anderen zu gehen. Vielleicht können Dir die anderen Yorkies ein Paar Tips und Hinweise geben, an wenn Du Dich eventuell wenden könntest oder wie Du mit Tequila besser umgehen solltest.

Irgendwo habe ich im Diskussionsforum Archiv ein Posting gelesen, in dem es um einen Hund ging, der wahllos zuschnappte. Es wurde vorgeschlagen (Juliane?), einen großen Kreis zu bilden mit dem Hund in der Mitte. Der Hund dürfte glaube ich, nicht berührt werden und man sollte das Knurren und Kläffen ignorieren und ganz ruhig bleiben. Dann hat er Leckerlis von den anderen HF zugeschmissen bekommen. Es läuft darauf hinaus, daß der Kreis immer enger wird und man dem Hund zum Schluß aus der Hand füttert bzw. mit der Hand den Kopf streichelt und ein Leckerli gibt. Ich hoffe, ich habe es richtig wiedergegeben und keine gravierenden Fehler eingebaut. Ich schau' nochmal nach, weil ich diese Therapie wirklich sehr gut finde. Es wird ohne Gewalt gearbeitet und es ist logisch nachvollziehbar. Ob sie sich ohne Weiteres auf Tequila übertragen läßt, kann ich nicht beurteilen.

:Noch eine Frage geistert unablässig durch mein Hirn: Mir wurde von vielen Seiten gesagt "Kein Schweinefleisch für einen Dobermann". Ist da was dran "Kein Schweinefleisch für Dobermänner!"?

Generell sollte man rohes Schweinfleisch nicht verfüttern. Ich habe hier im Forum gelesen, daß man gekochtes Schweinfleisch bedenkenlos füttern kann aber ich füttere absolut kein Schwein, sondern nur Geflügel und Rind.

Ich wünsche Dir weiterhin viel Glück und daß Du und Tequila es beide packt.

Liebe Grüsse

Porcha & Dino






04. September 1999 18:25

Hallo Sybille,

die anderen haben schon viel geschrieben...

: : Ich habe, wie berichtet, immer versucht durch ablenken seine Stimmungen zu kontrollieren. Mein Sohn hingegen meint: Starke Kommandos notfalls mit Gewalt durchsetzen ist besser. Meine Tochter verhält sich dem Hund gegenüber als loyales "Rudelmitglied" und mein Bekannter leider sehr ambivalent. Manchmal geht er auf den Hund ein, manchmal nicht. Manchmal streichelt er ihn, manchmal kommandiert er ihn. Und die "Oma" tut ganz einfach was der Hund will. "Dann ist er wenigsten ruhig!" Sie füttert ihn am Tisch, auch wenn ich daneben sitze und es strikt verbiete "Hab' dich doch nicht so!"
:

Dabei sträuben sich bei mir allerdings die Haare...

Gerade bei solchen, schon "verhaltensauffällig" gewordenen Hunden ist es _sehr_ wichtig, _eine klare Linie_ in die Erziehung hereinzubringen.

Es bring absolut nichts, wenn der eine mal so, der andere mal so, der dritte wieder anderes an dem Hund "herumerzieht"! Das darf es bei "solchen" Hunden nicht geben! Der Hund MUSS ganz klar wissen, was erlaubt ist und was nicht. Und das muss dann auch für jeden gelten!

Bei meinem Siggi (der mich leider auch schon oft genug gebissen hat, aber zum Glück nicht so gross wie ein Dobermann ist), habe ich gemerkt, wie "einfach" alles sein kann, wenn wirklich nur ich die Erziehung in der Hand habe, nur ich Bezugsperson bin, nur ich das sagen habe.

Zu leicht kann es passieren, dass unterschiedliche Meinungen darüber bestehen, wie der Hund zu behandeln ist, und der Hund sich als Konsequenz daraus immer für bestimmte Situationen den einfachsten "Partner" aussucht.
Ein Hund hat m. E. die Fähigkeit sich ein Urteil über z. B. Dich als Person zu bilden. D. h. m. E. fasst er alle Erlebnisse & Vorkommnisse, die er mit z. B. Dir gehabt hat zusammen und versucht ggf. daraus seinen Vorteil zu ziehen und Dich zu beurteilen. Falls es nicht so sein sollte, belehrt mich bitte smiling smiley

Bei meinem Sieschfried gibts genau dann Probleme (Aggressivität, pp.), wenn ich (länger) bei anderen Leuten bin, und diese versuchen, ihn zu erziehen (z. B. irgendwelche anderen Verhaltensmuster loben, wie er es von mir NICHT gewohnt ist).

Nachdem diese Leute (meine Eltern z. B. winking smiley ) gesehen haben, dass er richtig zubeisst.... habe ich erklärt, dass dieses mit der unterschiedlichen Behandlungsweise zusammenhängt, mein Siggi halt kein "normaler" Hund ist, sondern so etwas sofort auf sein Verhalten Auswirkungen hat. Siggi lernt halt sehr schnell, vor allem Dingen Sachen, die "ihm in den Kram passen".

Sogar meine Eltern winking smiley haben es verstanden, lassen ihn und mich nunmehr endlich in der Hinsicht in Ruhe. Und es gibt keine Probleme (mehr).

Absolute Konsequenz ist das Zauberwort. Was einmal verboten war, muss immer verboten bleiben.

Und bitte nicht (!):
Heute habe ich keine Zeit & Lust mich mit Konfliktsituationen auseinander zu setzen, morgen üben wir dann weiter...
Entweder IMMER oder NIE!

Wenn Du es eine Zeit lang durchziehst, hast Du zwar sicherlich zunächst viel Stress, aber es ist doch immer noch besser, als 10 Jahre ständig Stress zu haben und sich von dem Hund erziehen zu lassen, oder?

Anfangs wird Dein Hundi sicherlich zunächst heftiger reagieren, wenn er seinen Willen nicht (mehr) bekommt, bald wird er aber merken, dass es IMMER so ist, und es aufgeben Euch zu "nerven".

Kastration ist sicherlich eine UNTERSTÜTZENDE Hilfe.

Ohne eine Änderung in der Verhaltensweise gegenüber dem Hund (sei es nun von Dir, der "Oma" oder dem Rest des "Rudels"winking smiley, wird es rein gar nix bringen.


Viel Glück, Erfolg und Geduld wünschen

Kine & Siggi

04. September 1999 23:25

Hallo Sibylle,

vorab mal, laß Dich nicht verunsichern aber versuch von nun ab konsequent zu sein, die Erfolge werden sich zwar nicht sofort zeigen aber von heute auf morgen geht halt nix.

Da Du schon ne Menge guter Antworten bekommen hast pick ich mir jetzt mal paar Sachen raus:

- Wenn Du die Konfrontation schäust- "Bellen" dann stehst Du vor einem ersten Problem weil der Dobi Dich dann unter Druck setzen kann, und das darf nicht sein. Hattest Du schon Probleme mit den Nachbarn? Du mußt Dein Ding durchziehen, ohne Rücksicht auf Verluste, sonst hat Dein Hund die Oberhand.

Ich war selber so doof und hab mich beeindrucken lassen, wenn irgendwelche Leute mich angepflaumt haben ich soll den Hund nicht so reißen (Leinenführigkeit) oder was auch immer. Irgendwer war immer da um den Hund in Schutz zu nehmen und schwuuups, er hat das gespürt und in Anwesenheit anderer erst mal auf stur geschalten....

Seit ich auf die anderen Menschen und ihre "Tips" pfeiff, klappt alles besser weil Balu mich eben besser einschätzen kann. Ob andere mich dann lächerlich oder brutal finden muß mir egal sein.

Thema nicht frei laufen lassen:

Es muß doch einen Ort geben wo sich Dein Dobi auslaufen kann ohne daß ihr anderen begegnet. Ein paar Minuten mit dem Auto, da gibts doch überall was passables?
Ein ausgelasteter Hund ist auch aufnahmefähiger als ein unterforderter, da würden irgendwann mit jedem Hund Probleme auftreten.

Warum gehst Du nur früh morgens/abends mit ihm raus?
Wenn er an der Leine ist kann doch kaum etwas passieren?
Du darfst ihn nicht ständig von anderen Hunden fernhalten, oder ist er Artgenossen gegenüber agressiv?
Du mußt "Krisensituationen" suchen und nicht meiden.

Koralle: Ist mir von der Hundeschule empfohlen worden und das war dann auch unser letzter Besuch!
Klar tust Du Dir schwer den Hund zu halten mit nem 0815 Halsband, aber für dauernd ist das nix. Wenn man soetwas benutzt muß man sich den Gebrauch professionell erklären lassen. Hast Du das gemacht? Ansonsten macht man den Hund "kaputt".

Mir ist von einem Forumsteilnehmer erklärt worden wie wichtig das NEIN für den Hund ist. Seit ich das konsequent übe bin ich um einige Sorgen ärmer:-))

Was macht Dein Hund wenn Du ihm Futter / Spielzeug wegnimmst?

Laß Dir nichts gefallen, Du bist der Boß.

Lieber für einen kurzen Zeitraum ein paar Unannehmlichkeiten (bellen) als für die nächsten Jahre einen Thyrannen der unberechenbar bleit!!!

Liebevolle Konsequenz, egal wie Deine Tagesform ist---- der Hund wird es Dir danken, dann weiß er erst wo sein Platz ist.

Viele Grüße
Moni