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Individualdistanz oder Augen zu und durc

geschrieben von Emily(YCH) 
Individualdistanz oder Augen zu und durc
04. März 2002 08:32

Hallo zusammen.

Sorry, wusste nicht, ob das Thema ins Clickerforum oder hierher gehört, passt irgendwie beides und sorry, etwas länger:

Wie macht Ihr das, z. B., wenn Eure Hunde an der Leine garantiert Jogger, Fahrradfahrer usw. anmachen, manchmal auch aus Unsicherheit einfach fremde Leute oder Hunde (also das typische Leinenthema, aber bei Joggern usw. kann ich ihn nicht frei laufen lassen, hoffe, dass wir das irgendwann mal hinkriegen...).

Habe das bei meinem Hund extrem festgestellt in engen Waldwegen, wenn es keine Ausweichmöglichkeit gibt, dann wird ihm das zu eng und er reagiert mit unsicherem Gebell und Geknurre. Wenn aber ca. ein Bogen von 10-20 m von uns gemacht wird, dann klappt das ganz gut und ich kann ihn ruhig (mit Click fürs Angucken) an der Ablenkung vorbeiführen. Aus diesem Grunde gehen wir schon kaum mehr in den Wald, aber das kanns ja auch nicht sein, oder?

In der Hundeschule wurden solche "Schwierigkeiten" immer angegangen, indem man den Hund so häufig wie möglich in solche Situationen bringt, und ihm dann ein "nein" und Leinenruck oder sonstwas dazu gegeben hat. Resultat: Bei meinem Hund wurds nur noch schlimmer. Vielleicht weiß der eine oder andere ja, dass ich viel clickere und die Hundeschule nicht mehr besuche. Ich versuche nun, einen anderen Weg zu finden:-) In Birgit Lasers Buch wird die sog. Individualdistanz (wie auch immer, beschreibts auf jeden FAll ganz gut) erwähnt, die man nicht überschreiten sollte, bzw. langsam verringern sollte, jeder Hund habe eine andere usw. Was meint Ihr dazu? Den Hund mit Clicker langsam annähern (das kann Jahre dauern, weil bei uns nicht sehr häufig Jogger oder sonstwas unterwegs sind) oder immer gezielt auf das Objekt zusteuern und direkt dran vorbei und jegliche Reaktion des Hundes unterbinden?
Irgendwie missfällt mir das, er ist seitdem ich ihn habe so unsicher und verbellt häufig andere Leute, was z. B. auf der Straße schon ganz gut in den Griff zu kriegen war durch Ablenkung, clickern und Leckerlies aber im Feld ist das ganz extrem, wie gesagt, wenn uns jemand auf dem Feldweg entgegenkommt und ich nicht einen leichten Bogen mache. Gestern sind sogar Fahrradfahrer mit Hund ca. 20 Meter an uns vorbei, zum Glück konnte ich auf eine Wiese ausweichen. Da konnte er dann Sitz machen und ich hab ihm dafür den Jackpot verabreicht. Aber ein andermal sind wir direkt auf einem Feldweg einem Jäger begegnet (damit hat er eh nen Problem, weiß nicht, ob da früher mal was war...) und wir sind direkt dran vorbei und es war ein riesen Chaos und ich war danach einfach nur am Boden zerstört und das hat uns irgendwie wieder zurückgeworfen.

Mal wieder danke für Eure Tips:-) Grüße, Emily








04. März 2002 10:35

Hallo Emily,

ähnlich geht es mir auch:

: Habe das bei meinem Hund extrem festgestellt in engen Waldwegen, wenn es keine Ausweichmöglichkeit gibt, dann wird ihm das zu eng und er reagiert mit unsicherem Gebell und Geknurre. Wenn aber ca. ein Bogen von 10-20 m von uns gemacht wird, dann klappt das ganz gut und ich kann ihn ruhig (mit Click fürs Angucken) an der Ablenkung vorbeiführen.

Na super! Den Abstand kannst du immer weiter verkleinern. Kommt wahrscheinlich immer auch darauf an, wer bzw. was euch begegnet. Bei meinem Hund ist es so, dass er Leute, die keine Notiz von ihm nehmen, total ignorieren kann. Das ist ihm am liebsten. Schwierig wird es dann, wenn die Leute ihn anschauen, ihn ansprechen ("na du Süßer..."winking smiley und sich vielleicht sogar über ihn beugen, um ihn anzufassen. Findet er nicht so klasse.

: Aus diesem Grunde gehen wir schon kaum mehr in den Wald, aber das kanns ja auch nicht sein, oder?

Was verstehst du unter "keine Ausweichmöglichkeit"? Hohe Hecken links und rechts? Ich habe mir schon oft, sehr oft, die Schuhe dreckig gemacht, weil ich ein paar Meter (oder eben auch mal mehr) vom Weg wegging. Hat sich aber in bezug auf Nervenkostüm meines Hundes immer gelohnt bzw. wenn ich mir den Bogen mal sparen wollte, habe ich mich hinterher immer geärgert.

: In Birgit Lasers Buch wird die sog. Individualdistanz (wie auch immer, beschreibts auf jeden FAll ganz gut) erwähnt, die man nicht überschreiten sollte, bzw. langsam verringern sollte, jeder Hund habe eine andere usw. Was meint Ihr dazu?

Find ich super! Finde heraus, welche Distanz dein Hund noch "aushält" und bestärke dann z.B. Blickkontakt zu dir. Dann mit der Zeit immer näher rangehen.

: Den Hund mit Clicker langsam annähern (das kann Jahre dauern, weil bei uns nicht sehr häufig Jogger oder sonstwas unterwegs sind) oder immer gezielt auf das Objekt zusteuern und direkt dran vorbei und jegliche Reaktion des Hundes unterbinden?

Würd ich nicht machen, das verstärkt ja seine Unsicherheit nur noch.
Wenn bei euch nicht viele Jogger sind, dann geh zum Üben dahin, wo welche sind (Trimm-Dich-Pfad, Sportplatz usw.)

Ich war neulich bei einem Seminar, da sagte die Referentin zum Thema Individualdistanz: "Finde heraus, welchen Abstand dein Hund braucht. In diesem Abstand fängst du an zu üben. Und wenn der Hund anfangs 100 Meter Abstand braucht, dann fängst du bei 120 Metern an."

Eine Alternative zum Blickkontakt-clickern könnte die gezielte Gegenkonditionierung sein. Dazu brauchst du supertolle Extra-Leckerlis, die es dann auch nur in dieser Situation gibt. Sobald der Jogger auftaucht und der Hund ihn gesehen hat, stopfst du ihm das Zeug einfach rein. Anfangs lässt er es vielleicht wieder fallen, aber nach einer Weile sollte der Hund verknüpft haben, dass das Auftauchen eines Joggers ganz sicher das Auftauchen von super-Leckerlis ankündigt. So wird der Hund leichter lenkbar. Aber auch da musst du rausfinden, in welchem Abstand du anfangen kannst.

Viel Erfolg
Katrin + Vlin

04. März 2002 10:53

Hallo Katrin,

bin ja froh, dass es Leute mit ähnlichen Problemen gibt:-)

: Na super! Den Abstand kannst du immer weiter verkleinern. Kommt wahrscheinlich immer auch darauf an, wer bzw. was euch begegnet. Bei meinem Hund ist es so, dass er Leute, die keine Notiz von ihm nehmen, total ignorieren kann. Das ist ihm am liebsten. Schwierig wird es dann, wenn die Leute ihn anschauen, ihn ansprechen ("na du Süßer..."winking smiley und sich vielleicht sogar über ihn beugen, um ihn anzufassen. Findet er nicht so klasse.

Bei uns ist das umgekehrt, er würde glaub ich gerne mal die Leute beschnuppern und evtl. sogar begrüßen (im Tierheim war er im Freilaufgehege, da konnt er immer gleich jeden abchecken), aber das geht ja nicht immer. Solange ich still bleib, gehts auch noch, wenn ich aber "guten Tag" sag, ists vorbei, dann merkt er, dass ich mich nicht mehr auf ihn konzentriere und los gehts.

: Was verstehst du unter "keine Ausweichmöglichkeit"? Hohe Hecken links und rechts? Ich habe mir schon oft, sehr oft, die Schuhe dreckig gemacht, weil ich ein paar Meter (oder eben auch mal mehr) vom Weg wegging. Hat sich aber in bezug auf Nervenkostüm meines Hundes immer gelohnt bzw. wenn ich mir den Bogen mal sparen wollte, habe ich mich hinterher immer geärgert.

Genau, ich hab mich auch letztens geärgert, als ich es mal wieder auf dem direkten Weg versucht hab. Der Misserfolg war vorprogrammiert. Naja, im Wald müsst ich schon im Dickicht verschwinden, bevor er Ruhe bewahrt, es ist einfach zu eng dort, wo wir langegangen sind, dichte Tannen links und rechts.

: Find ich super! Finde heraus, welche Distanz dein Hund noch "aushält" und bestärke dann z.B. Blickkontakt zu dir. Dann mit der Zeit immer näher rangehen.

So hab ich das momentan auch vor. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich ihn nicht noch mehr sensibilisiere, wenn ich um das entgegenkommende Objekt so einen "Wirbel" mache und evtl. zurückgehe oder eben nen riesen Bogen mache.

: Würd ich nicht machen, das verstärkt ja seine Unsicherheit nur noch.
: Wenn bei euch nicht viele Jogger sind, dann geh zum Üben dahin, wo welche sind (Trimm-Dich-Pfad, Sportplatz usw.)

Ja, das ist sinnvoll, allerdings ist glaub ich auch das Problem, dass ich super nervös werde, wenn ich mich in der Joggernähe befinde, das merkt der Hund natürlich auch. Irgendwie zeig ich schon "Meideverhalten":-)

: Ich war neulich bei einem Seminar, da sagte die Referentin zum Thema Individualdistanz: "Finde heraus, welchen Abstand dein Hund braucht. In diesem Abstand fängst du an zu üben. Und wenn der Hund anfangs 100 Meter Abstand braucht, dann fängst du bei 120 Metern an."

Ja, du hast Recht, wenn er ganz weit vom Jogger entfernt ist, bin ich wahrscheinlich auch ruhiger, weil er ja noch ansprechbar ist.

:
: Viel Erfolg
: Katrin + Vlin

Danke für die guten Tips, Grüße, Emily


04. März 2002 11:16

Hi Emily,

bei unserem Nio war das genauso. Als wir ihn einjährig bekommen haben, kannte er nix, keine leute auf Wegen, Jogger, Fahrradfahrer, Reiter, Kinderwagen usw.
Für ihn war erstmal alles potenziell gefährlich. Aber man kriegt das in den Griff. Da ich ein solches Angstverhalten aber nicht negativ belegen würde (mit Leinenruck o.ä.), die Verknüpfung könnte nach hinten losgehen), haben wir ausschließlich mit leckerli und Spiel und Lob gearbeitet. Mit großen Distanzen angefangen und schrittweise verringert.
(Zu derzeit alles ohne Clicker, mit geht sicher noch besser) Begegnungen dieser Art wurden für ihn nur positiv.
Heute sind wir soweit, dass selbst Inlineskater in FGreifolge passiert werden könnten, ich lasse aber meistens absitzen, da die Leute dann weniger Angst haben.

Also es geht. Und tägliche haäufige Übung macht den Meister. Wirklich gezielt die Situationen suchen. Das muss zum täglichen Geschäft werden, dann is es auch nix mehr besonderes vor dem man Angst haben muss.

Tschüssie Doris

P.S. Individualdistanz gestehe ich meinem Hund zu: Er muss sich nicht von jedem Fremden ohneweiteres begrapschen und streicheln lassen.

04. März 2002 11:26

Hallo Doris!

Wie alt ist Nio denn jetzt? Mein Hundi ist jetzt knapp 1 Jahr. Wie lange habt ihr denn ca. gebraucht? Damit ich weiß, auf was ich mich da ungefähr einstellen kann:-)

Viele Grüße und Hut ab, dass ihr das so super in den Griff bekommen habt, Emily

04. März 2002 13:44

Grüß Dich Emily,

:...Den Hund mit Clicker langsam annähern (das kann Jahre dauern, weil bei uns nicht sehr häufig Jogger oder sonstwas unterwegs sind) ...

Ich pack solche hunde ins auto und fahre dahin, wo ich garantiert 20 jogger/h finde. Der hund schaltet irgendwann ab un konzentriert sich auf wichtigeres. Jetzt kannst du optimal bestärken....

:... oder immer gezielt auf das Objekt zusteuern und direkt dran vorbei und jegliche Reaktion des Hundes unterbinden?

Nix unterbinden und vor allem nicht gezielt drauf zu. Lauf weiter einen bogen, stelle dich einige meter abseits und suche blickkontakt + bestärke ihn. Hunde, die aus ängstlichkeit und furcht aggressionen zeigen, müssen erfahren, dass sie sich irren. Das geht nie, indem man ihnen noch zusätzlich den hals zuschnürt, den kopf wegdreht etc. Nur über den abbau einer als sicher empfundenen distanz geht das.

Damit ist das problem des einzelnen joggers noch nicht gelöst, aber der hund hat ein ansatzverhalten. Hier solltest du wieder mit einer größeren distanz arbeiten.

tschüß Martin & Mirko