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Pro und Kontra Halti

geschrieben von Tanja mit Luna(YCH) 
Pro und Kontra Halti
05. März 2002 12:11


Hallo liebe Forumler,
ich möchte gern Eure Meinungen zum Halti wissen, Vor- und Nachteile.
Meine Hündin( wird 4)zerrt seit Neuestem mal wieder wie wild.Korallenhalsband finde ich nicht so gut und Leinenruck auch nicht, außerdem hält es sie nicht vom Ziehen ab.
Danke!

05. März 2002 12:31

Hallo Tanja,

ich kann das Halti bei korrekter Anwendung nur empfehlen.

Allerdings kommt es ein bißchen auch darauf an, warum der Hund zieht. Wenn er einfach nur so zieht, brauche ich nicht unbedingt ein Halti, sondern kann das über Einübung des Kommandos "langsam" genausogut hinkriegen. Wenn der Hund allerdings zieht und macht wie ein wilder Stier wenn er andere Hunde sieht, ist ein Halti wegen der Möglichkeit den Blickkontakt zu unterbrechen sehr empfehlenswert. G

anz wichtig ist beim Halti die richtige Eingewöhnung, d.h. nicht gleich anziehen und los, sondern erstmal langsam den Hund daran gewöhnen. Ausserdem sollte die Leine immer an Halti und Halsband befestigt werden und auf keinen Fall, wie schon gesehen, nur das Halti und dann noch an einer Flexileine. Das kann böse Verletzungen im Halsbereich geben. Die Haltileine sollte dabei immer locker durchhängen. Das macht das Handling zu Beginn vielleicht etwas schwierig aber man gewöhnt sich recht schnell daran. Getragen werden muss das Halti dann allerdings erstmal immer, was manchmal auch auf Abneigung stößt.

Nachteil ist, dass viele Leute immernoch glauben es sei ein Maulkorb - dagegen gibt es mittlerweile bunte Exemplare. Gegen eventuelle Scheuerstellen bei längerdauerndem Gebrauch und bei empfindlichen Hunden gibt es gepolsterte Exemplare.

Ausserdem gilt wie bei allen Hilfsmitteln: nur damit alleine ist es nicht getan. In der Regel muss auch an der Beziehung des Hund-Halter-Teams gearbeitet werden.

Wenn Du Dein Problem näher schildern könntest, kann ich Dir vielleicht sagen, ob ein Halti in Deinem Fall was bringt. Warum zieht sie erst seit Neuestem wieder?

Grüße Jenny

05. März 2002 13:21

Hi

Nur zur Ergänzung, ich arbeite Halti immer mit 2 Leinen, eine (durchhängend) am Halti, eine am Halsband.

Liebe Grüße

Elke

05. März 2002 16:09

Hallo Jenny,
erstmal vielen Dank.
Dann muß ich jetzt ein wenig ausholen:
Luna hat einen sehr ausgeprägten Jagdtrieb, d.h., wenn sie Witterung aufnimmt, hört sie nicht mehr auf befehle und pest los.
Wir haben uns an eine Hundeschule gewandt, die Leiterin übte mit uns zusammen mit Halti, Jagdpfeife und Kommandos.Es klappte alles sehr gut, aber später haben wir es schleifen lassen aus Zeitgründen(Hausbau, etc.)
Das war natürlich unsere Schuld, klar.
Nun ist sie mir letztens wieder abgehauen auf der Jagd nach Rehen.
Steuermarke weg, Halsband weg.Aufgrunddessen ließ ich sie nur noch an der Leine laufen.
Nun möchte ich wieder mit Halti üben, es geht auch ganz gut, obwohl ich es bedaure, daß sie momentan nicht frei laufen kann.
Ich nutze das Halti übrigens so, wie Du es beschrieben hast.
Was kann ich noch machen?
LG

06. März 2002 07:42

Hallo Tanja,

wenn ich Dich richtig verstehe ist Dein Problem, dass Dein Hund jagen geht. Wie man dieses Verhalten mittels Halti ändern können soll verstehe ich im Moment nicht so ganz. Das Halti dient ja eigentlich dazu den Hund an der Leine besser kontrollieren zu können. An der Leine allerdings kann der Hund ja auch nicht abhauen.

Wie auch immer, ich habe Dir hier mal eine Antwort von mir auf einen anderen Beitrag zum Thema jagen reinkopiert, die ich auch in Deinem Fall empfehlen würde:

Das größte Problem beim Jagdverhalten ist halt nun einmal, dass es sich um ein selbst belohnendes Verhalten handelt, d.h. selbst wenn der Hund das gejagte Tier nicht erwischt empfindet er beim stöbern und hetzen allein schon ein riesen Vergnügen. Zudem erschweren bereits erlebte Jagderfolge und rassespezifische Faktoren das Ganze. Bei einigen Hunden wird deshalb dieses Verhalten nie ganz in den Griff zu kriegen sein.

Die wichtigste Voraussetzung, um dem Hund den Spaß am unkontrollierten Jagen zu nehmen, ist eine stabile Rangordnung und ein gutes Verhältnis zwischen Hund und Halter. Nur wenn Du für Deinen Hund alles auf der Welt bedeutest und er Dich als Rüdelführer anerkennt, hast Du eine Chance. Der zweite wichtige Punkt ist, dass Du Deinem Hund eine Alternative anbieten mußt, damit er seinen für ihn völlig natürlichen Jagdtrieb anderweitig ausleben kann. Das heißt also, der Hund muss lernen, dass gemeinsames kontrolliertes Jagen mit Frauchen einfach spitze ist. Natürlich sollt Ihr dabei nicht gemeinsam dem Reh oder Hasen hinterherrennen, sondern eine Art Ersatzjagd mit einem Ball etc. spielen.

Der erste Schritt ist ein gezieltes Gehrosamstraining mit dem Schwerpunkt auf "Platz" oder "Steh" und "Bleib". Wenn der Hund ein jagbares Wild erspäht hat ist es für ihn viel leichter diese Übungen auszuführen, als zum Besitzer zurück zu kommen, da das Hinlegen und Belauern bzw. das Vorstehen zum natürlichen Jagdverhalten dazugehören. Diese Kommandos müssen absolut sicher sitzen, in jeder Situation! Beginne zuerst ganz normal und steigere dann die Ablenkung und Schwierigkeit ("Platz" während Du weitergehst, "Platz-Bleib" während Du den Ball wirfst, "Platz" während der Hund dem Ball hinterherläuft - Letzteres zuerst an der Leine üben, damit der Hund die Beute nicht bekommen kann).

Des weiteren solltest Du dem Hund angewöhnen, dass er sich beim Spaziergang nicht weiter als zehn Meter von Dir entfernt und am besten auf dem Weg bleibt und nicht im Gebüsch herumstromert. Das ist zum Einen mit Hilfe einer Schleppleine möglich, oder indem Du den Hund immer wieder mit Kommando "zurück" in diesen 10-Meter-Umkreis rufst und sobald er sich dort befindet für ihn einen Ball etc. wirfst.
Um den Hund sicher abrufen zu können, solltest Du ein bestimmtes "Notkommando" (z.b. "Hey"winking smiley einführen, das dem Hund sagt "schnell zu Frauchen - jetzt wird wild gespielt". Wenn dieses Kommando ertönt sollte der Hund voller Vorfreude zu Dir stürmen und Du solltest ihn schon ebenso erwartungsvoll zum Spiel erwarten. Das Spielzeug sollte am besten sein Lieblingsspielzeug sein, was nur zu diesem Zweck gezielt eingesetzt wird. Das Ganze muss ein richtiges Ritual werden.

Während dieser Phase sollte der Hund natürlich keinen Jagderfolg in welcher Form auch immer haben, d.h. wildreiche Gebiete meiden und Hund zur Not immer an der Schleppleine laufen lassen (in dem Fall viel körperliche und geistige Bewegungsmöglichkeiten als Ausgleich schaffen).

Wenn das alles gut funktioniert kannst Du anfangen die Situation gezielt herbeizuführen. Bitte einen Bekannten abseits vom Weg im Gebüsch Geräusche zu machen, besuche mit dem Hund einen Wildpark, leih Dir Nachbars Kaninchen ... Der Fanatsie sind keine Grenzen gesetzt. Zur Sicherheit am Anfang eventuell mit Schleppleine üben, diese dann nach und nach verkürzen, bis es ohne klappt.

Ganz wichtig dabei: Geduld und Konsequenz! Geh nicht zu schnell zum nächsten Schritt über, sonst riskierst Du Frustration bei Dir und beim Hund. Überlege dir vorher ganz genau, ob Du das Ganze auch durchhalten kannst und willst (rechne mit mehreren Monaten Training).

Wenn Du noch Fragen hast melde Dich bei mir. Viel Glück!!!

Interessant wäre noch welcher Rasse Dein Hund angehört bzw. wer alles mitgemischt hat.

Einen weiteren Tipp habe ich noch: wenn Dein Hund nicht zu klein ist (ca. ab 50 cm Schulterhöhe) und körperlich gesund (Gelenke und Knochen) könntest Du versuchen ihn zusätzlich mit dem Tragen von Packtaschen auszulasten. Eine gute Auswahl findest im Shop unter www.hundeschule-ab.de . Ich kenne einige Hunde, die so mit dem "Schleppen" der Taschen ausgelastet waren, dass ihr Verlangen nach einer Hetzjagd deutlich abgenommen hat. Wichtig ist nur die Taschen nicht zu schwer zu machen und das Gewicht gleichmäßig zu verteilen.

Viel Glück und liebe Grüße Jenny

10. März 2002 16:11

Hi, elke, hi all,

auch ich habe das von verschiedenen kompetenten Quellen so gelernt:
Halti mit leichter Leine, die normalerweise durchhängt, zum Herstellen eines 'schau mich an stattdessen' in kritischen Situationen, das Herschauen kann man dann gleich belohnen, sowie der Hund auch nur einen Zentimeter Freiwilligkeit dazugibt und dazu die Leine zum Absichern gegen seitlich verrenkte Hälse oder rückwärts aus dem Halti gerutschte Hunde - je nach deren bvorzugter Sprung- bzw. Zugrichtung passiert eher das eine oder das andere bei heftigem zug am Halti.

ein korrekt gebrauchtes Halti macht sich in Kürze selbst unnötig, weil der hund mit seiner Hilfe ein Ersatz-Verhalten gelernt hat. Man hat es danach dann nur mehr für kritische, noch nicht fertig trainierte Situationen dabei...

wiebke


www.hunde-erziehung.at