Hallo Sabine,
: mich interessiert ob es auch Hunde der anerkannten Schutzhundrassen
: (Boxer, DSH, Bouvier usw.) gibt, die gar keinen oder kaum Schutztrieb
: haben, oder gibt es das nicht, ist der Schutztrieb fest in Ihrem
: Wesen verankert?
Thomas hat Dir ja schon geschrieben, Hunde haben keinen "Schutztrieb" *grins* (Schau mal nach, über diesen Begriff gab es vor gar nicht allzu langer Zeit eine Diskussion, die sogar philosophisch wurde). Weiß aber wohl jeder, was Du meinst, selbst wenn diese allgemein übliche Begriff vielleicht nicht ganz der richtige ist....
Was hast Du vor mit einem Abkömmling einer "Gebrauchshundrasse", der keinen "Schutztrieb" haben soll? Hier muß man nämlich wirklich wissen, was Du unter "Schutztrieb" verstehst. Die sog. "Gebrauchshunderassen" werden in de Zucht auf eine gewisse Triebveranlagung, Härte und mentale sowie körperliche Belastbarkeit selektiert, sofern nicht das Schauwesen bei den einzelnen Rassen inzwischen die Oberhand gewonnen hat. Es gibt aber große Unterschiede zwischen den einzelnen Rassen und hier wieder zwischen den einzelnen Vertretern der einzelnen Rassen, sprich die Verteilung innerhalb der Rassen zwischen Schönheits- und Leistungszucht. Wenn Du jetzt von "Schutztrieb" sprichst, kann das zwei Bedeutungen haben: Einmal den Prototypen des Gebrauchshundes, der belastbar ist und "hart", der sich von Fremden nicht die Butter vom Brot nehmen läßt (Hallo Thomas, "Schutz der eigenen Ressourcen"...), dabei aber "innerlich ruht", d.h. er reagiert den jeweiligen Situationen angemessen und nicht über. Zum anderen das Gegenteil des Prototypen eines Gebrauchshundes, nämlich der mit dem zu dünnen Nervenkostüm, der unangemessen reagiert, mit Kanonen auf Spatzen schießt.
Du hast inzwischen eine unheimliche Bandbreite in Wesen- und Triebveranlagung bei den eizelnen Gebrauchshunderassen, ja sogar innerhalb der einzelnen Rassen, daß Du die Hunde in dieser Hinsicht gar nicht über einen Kamm scheren kannst. Die einzigste Gemeinsamkeit ist die, daß diese Hunde zur Arbeit gezüchtet wurden, bestimmt Triebveranlagungen besonders ausgeprägt sind, und diese wollen befriedigt werden, d.h. die Hunde stellen einen höheren Anspruch an ihre Ausbildung und Beschäftigung als andere Rassen, verlangen auch eine klarere Positionsverteilung im Rudel (d.h. sie sollten wissen, wer der Alpha ist, nämlich nicht sie). Schau Dir mal die Aufgaben an, die z.B. der Deutsche Schäferhund abdeckt, dann wird Dir klar, wie sehr sich Hunde einer Rasse unterscheiden können: Er wird eingesetzt als Schutzhund bei Polizei, Zoll und Wachdiensten, als Suchhund für Drogen, Rauschgift, Brandmittel, zur Identifikation, er geht aber immer noch beim Schäfer an der Herde oder in Großviehbetrieben, er wird eingesetzt als Blinden- und Behindertenhund, als Sporthund usw. Und der Schäferhund, der ein prima Blindenhund ist, unterscheidet sich wesentlich von dem, der ein prima Polizeischutzhund ist. Und dann gibt es noch die vielen, die für keine dieser Aufgaben geeignet sind... Und bei den anderen Gebrauchshundrassen stellt sich das ähnlich dar, wobei natürlich noch die rassespezifischen Eigenheiten zum Tragen kommen.
Viele Grüße
Antje