Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Gebrauchshundrassen weniger verträglich?

geschrieben von Tina(YCH) 
Gebrauchshundrassen weniger verträglich?
08. März 2002 09:16

Hallo zusammen,

bisher dachte ich immer die Sozialverträglichkeit mit anderen Hunden hängt allein von der Sozialisierung des Hundes ab. Mein DSH Rüde hat nach Welpenspiel und viel Kontakt zu fremden Hunden auch ein sehr gutes Sozialverhalten fremden wie bekannten Hunden gegenüber. Inzwischen ist er 6 Jahre alt. Meine DSH Hündin hat ebenso Welpenspiel und viel Kontakt mit fremden Hunden in Ihrer Jugenzeit gehabt. Doch nach Ihrer 2. Läufigkeit wurde sie bekannten Hunden gegenüber (auch Rüden) dermaßen dominant, daß ich sie nur noch mit Maulkorb mit anderen Hunden zusammen lassen kann. Nach vielen Unterhaltungen mit anderen DSH sowie Mali Besitzer habe ich gehört, daß die wenigsten Ihre eigenen Hunde
unbeaufsichtigt zusammen lassen können. Die Hunde sind alle miteinander aufgewachsen doch irgendwann haben sie sich dann in die Flicken bekommen. Besonders krass scheint es zwischen Hündinnen zu sein. Bei anderen Rassen kenne ich aber wiederum Züchter, die beispielsweise bis zu 3 Zuchthündinnen haben und wo es keine Probleme gibt.
Woran liegt das? Sozialisierung oder Rassetypisch?

Gruß Tina

08. März 2002 09:26

Hallo Tina,

ich denke, sowohl als auch.

In jedem Hund steckt auch ein eigener Charakter. Und manche sind trotz sehr guter Sozialisierung nicht besonders verträglich, wenn sie erwachsen sind. Die Erfahrung habe zumindest ich gemacht.

Meine beiden hatten eine schlechte Prägungsphase. Sie wurden geschlagen bei ihren alten Besitzern und hatten kaum Kontakt zu anderen Hunden. Dennoch habe sie einen lieben Charakter und weder mit Hund noch Mensch Probleme.
Ginge es also nur um die Sozialisierung, dann müßten diese beiden Hunde ja völlig unverträglich sein.

Grüsse,

Steffi

08. März 2002 10:13

: Woran liegt das? Sozialisierung oder Rassetypisch?
:
: Gruß Tina

Hallo Tina,
wie Steffi schon treffend schrieb, liegt es nicht allein an Sozialisierung oder Rasse. Es liegt u.a. auch am individuellem Hundecharakter. Jeder ist eine eigene Persönlichkeit.
Meine Riesenschnauzerhündin (Gebrauchshundrasse) hat meines Erachtens eine optimale Prägung bekommen, ist sehr verträglich, entscheidet aber selbst, wen sie mag und wen nicht. Ungeliebte Hunde meidet sie von weitem, wird dann allerdings forsch, wenn man sie zum Kontakt zwingen will. Beißt allerdings erst, wenn nicht mehr anders verstanden wird, eher "klappert" sie so ca 5cm vor dem anderen abwehrend und bellenderweise. Mit nach unbestimmtem Raster auserwählten (:-) veranstaltet sie allerdings wilde, fröhliche Renn-/ und Fangspiele. Ich kann sie mit jedem Hund frei laufen lassen, auch mit ungeliebten. Sie weiß dann, das sie keinen Kontakt aufzunehmen hat. So auch mit völlig fremden Hündinnen. DAS ist meines Erachtens eine Erziehungsfrage.
Sie lebt zu Hause mit unserem jetzt 11jährigem SEHR DOMINANTEM Zwergschnauzer zusammen, aufgewachsen ist sie zusätzlich mit unserem damaligem sehr geduldigem DSH. Stand also in der Mitte der "Hackordnung".
Sie hat auch heute noch (5J.alt) genügend Hundekontakt, Familienanschluß (mit Urlaub und dem dazu verbundenen "Freu-Stress"winking smiley und Umweltkonfrontation.
Ein "böser" Schutzhund, der auf dem Schulhof das Familienkind abholt und mit Tochter Juniorhandling macht...

08. März 2002 10:25

Hallo Tina,

große Spannungen unter gut sozialisierten Hunden sind eher selten, weil der Rang eines jeden einzelnen meistens leich für den anderen erkennbar ist und anerkannt wird. Probleme gibt es dann, wenn zwei sehr dominante Hunde des gleichen Geschlechtes aufeinander treffen. Und unter den Gebrauchshundrassen findest Du, im Verhältnis gesehen, einfach mehr ausgeprägt dominante Persönlichkeiten, die nicht so ohne weiteres eine eben so dominante Persönlichkeit akzeptieren (unt er den Terriern findest Du solche auch öfter als bei anderen Rassen). Natürlich gibt es aber hier auch Hunde, die einfach nur schlecht sozialisiert sind, nicht jeder stänkernde Abkömmling einer Gebrauchshunderasse ist automatisch eine Führungspersönlichkeit..

Daß es unter dominaten Hündinnen besonders heftig krachen kann ist normal, Rüden kämpfen mit viel Tamtam und Gebrüll und hinterher hat keiner der beiden einen richtigen Kratzer, Hündinnen führen eher wirkliche Beschädigungskämpfe durch. Wie es unter Hündinnen abläuft ist unterschiedlich; bei manchen ist es kein Problem, sie sogar während der Hitze ohne Aufsicht zusammen zu lassen, bei anderen muß man vorsichtig sein, wenn eine oder mehrere läufig sind, und manchmal klappt das Zusammenleben gar nicht mehr, wenn eine Junghündin das erste Mal läufig war (diesen Fall hatte ich gerade...).

Probleme entstehen oftmals aus dem Spiel heraus, wobei man bedenken muß, daß Spiel bei erwachsenen Hunden nur ein Ziel hat, nämlich die Festlegung bzw. das Ausstesten der Rangfolge. Lind beschreibt das Spiel zwischen erwachsenen Hunden treffend als "Vorstufe einer möglichen Eskalation", d.h. aus Spiel wird unter domianten Hunden sehr schnell aggressives Spiel und dann Ernst. Deswegen achte ich bei meinen Hunden immer, wie sie mit anderen Hunden spielen. Schaukelt sich die Hunde im Spiel gegenseitig hoch, breche ich das Spiel ab und lasse sie dann auch mit diesen Hunden nicht mehr spielen.


Viele Grüße

Antje

08. März 2002 11:43

: bisher dachte ich immer die Sozialverträglichkeit mit anderen Hunden hängt allein von der Sozialisierung des Hundes ab.

ich würds so sagen, eine gute sozialverträglichkeit sollte eigentlich
für eine gewisse mindesthöflichkeit bei begegnungen sorgen. der hund
hat also gelernt, wie er sich höflich, also ohne sofort aggression beim anderen auszulösen, sich diesem zu nähern hat oder sich an diesem
vorbeizubewegen hat.

die frage die man stellen muss wäre eher anders: müssen sich hunde,die
in einem etablierten sozialverband, mit funktioniender hierarchie leben, überhaupt mit allen möglichen fremden hunden einlassen? was ist, wenn
hunde aus einer situation der sozialen stabilität überhaupt gar keinen
wert auf hundekontakte legen... und dabei andere hunde, die häufig
unerzogen sind, häufig unter sozialentzug, kommunikationsmangel,
zuwendung leiden, die dann einfach auf jeden hunde zurennen, wenn diese
dann einfach von den ersten heftig weggewiesen werden?

auch wenn antje mit ihrer antwort mal wieder öl ins feuer der sich
hartnäckig haltenden dummen volksweisheiten giesst, hat das mit dominanz
gar nichts zu tun. selbst wenn sich zwei in ihrer jeweiligen umgebung
dominante tiere drausen begegnen, so sind sie in dieser situation
absolut nicht dominant. es können vielleicht und rein zufällig
gleichzeitig zwei sehr selbstsichere und persönlichkeitsstarke tiere
sein, mit dominanz hat das gar nix zu tun.
zur dominanz bedarf es immer zweierlei, der boss der sagt "ich bin der
Boss" und der untergebene, der sagt "ja, du bist der boss". draussen bei
fremden hunden ist das absoluter unsinn, so etwas bei einer begegnung
anzunehmen.

wenn es, so wie antje sagt, heftig kracht, sind es gerade die unsicheren
tiere, die häufig dafür verantwortlich sind. es ist genauso wie beim
menschen: wer meint, andere nur mit geschrei und rumgehampel von sich zu
überzeugen, ist in der regel ein eher unsicherer genosse, der nicht
aus der inneren stärke heraus oder mit kompetenz überzeugt.

tatäschlich dominante hund, also solche mit etablierten vorrechten in
ihrer umgebung, werden sich nicht so einfach sinnlos für nix draussen
prügeln.... riskieren tut man nur dann sehr viel, wenn man nur sehr
wenig hat, eben damit man das wenige nicht auch noch verliert.....

also, dominanz solltest du in diesem zusammenhang vergessen. warum
dein hund solches verhalten zeigt, kann man sich allenfalls nur unter
einbeziehung aller weiteren lebensumstände mühsam erarbeiten, vielleicht
auch nur erahnen.....

T.


08. März 2002 11:57

: die frage die man stellen muss wäre eher anders: müssen sich hunde,die
: in einem etablierten sozialverband, mit funktioniender hierarchie leben, überhaupt mit allen möglichen fremden hunden einlassen? was ist, wenn
: hunde aus einer situation der sozialen stabilität überhaupt gar keinen
: wert auf hundekontakte legen... und dabei andere hunde, die häufig
: unerzogen sind, häufig unter sozialentzug, kommunikationsmangel,
: zuwendung leiden, die dann einfach auf jeden hunde zurennen, wenn diese
: dann einfach von den ersten heftig weggewiesen werden?


Hi Thomas,

ja, das ist ein sehr interessanter Aspekt. Ein funktionierendes Sozialgefüge genügt sich häufig selbst, und fremde Eindringlinge werden nicht akzeptiert. So kann ich mir nicht vorstellen, daß ich meinen beiden DSH (Rüde und Hündin), die sehr gut miteinander harmonieren, ein drittes Tier zugesellen könnte, ohne daß es erhebliche Konflikte gäbe. Auch draußen lassen sie keinen fremden Hund an sich heran, während jeder für sich durchaus verträglich ist - der Rüde eher überlegen, die Hündin eher distanziert. Ich hatte dann ein paar Begegnungen mit fremden Hunden, die einfach so angerannt kamen, und seitdem weiß ich, daß Vorsicht geboten ist. Angeleinte fremde Hunde werden hingegen ohne Geschrei vorbeigelassen. Das Ganze hat weniger mit Dominanz als mit intaktem Rudelverhalten zu tun. Wirklich dominante (Alpha-)Tiere sind nach meiner Erfahrung auch unter Gebrauchshunden sehr selten.

Gruß, Attila