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Beobachtungen zum NEIN

geschrieben von Harr & Ronja(YCH) 
Beobachtungen zum NEIN
15. August 1999 08:57

Hallo Yorkies,

ich habe da eine interessante Beobachtung bezüglich des Abbruchkommandos
gemacht.
Es ist nichts tiefgründiges -- eher ziemlich offensichtlich --
aber ich habe dazu noch nirgendwo konkret etwas gefunden
und deshalb stelle ich das mal hier zur Diskussion.
(wenn es doch schon was dazu gibt, vergesst die folgenden Zeilen einfach)


Also:

Mir ist bei unserer Schäferhündin aufgefallen, dass die Erziehung
innerhalb des Reviers erster Ordnung (also zuhause) wesentlich
leichter fällt, als im Revier zweiter oder dritter Ordnung (also draussen).
Wenn man die Forumsbeiträge liest, dann ist das wohl nicht nur
bei uns so. Keiner schreibt davon, dass er seinem Hund nicht
abgewöhnen könne, am Sofa zu nagen, sondern es sind immer Jagdprobleme,
andere Hunde, etc... -- alles nicht im R1!
(deshalb auch das Posting "Glaubenskrieg oder belegbare Fakten"winking smiley

Nun könnte es doch sein, dass es für den Hund in punkto "Gehorsam"
in der Tat einen Unterschied macht, wo er sich gerade befindet.
Eine mögliche Erklärung wäre, dass jedes Rudelmitglied draussen
auf der normalen Futtersuche (nicht bei der Rudeljagd!)
eben mehr auf sich gestellt ist und deshalb quasi naturgegeben
öfters mal den "klugen Ungehorsam" zeigt.
Es könnte natürlich auch sein, dass unsere Erziehungsübungen draussen
einfach andere sind und -- warum auch immer -- nicht so greifen wie drinnen.
Es kann auch ganz andere Ursachen haben, doch das soll hier
erst mal ohne Belang sein.

Wie dem auch sei: wenn wir mal annehmen, es gäbe einen Unterschied
für den Hund, sollten wir den dann nicht bei unserer Erziehung
berücksichtigen?

Wenn man bedenkt wie ein Lernprozess abläuft, dann ist der
entscheidende Vorgang die Verknüpfung von Informationen, d.h.
Assoziation. Je mehr Verknüpfungen existieren um so besser
ist das Erlernte abrufbar. Wir kennen das vom Sprichwort
"Übung macht den Meister". Deswegen sind ja auch nicht die
Fachidioten die intelligentesten Gesprächspartner, sondern
diejenigen, die sich mit möglichst vielen unterschiedlichen
Dingen beschäftigen (neudeutsch: vernetztes Denken).

Wie wäre es also, wenn wir unseren Hunden ein wenig auf die
Sprünge helfen und von "drinnen" nach "draussen" ein paar Brücken,
sprich Assoziationen, bauen?

Das geht sogar ganz einfach: man finde Übungen, die man
sowohl drinnen als auch draussen auf *gleiche* Weise durchführen kann.
Z.B.: man legt ein Stück Trockenpansen auf den Boden und wenn der
Hund dran will, wird er via NEIN davon abgehalten.
Das macht man ein paar mal drinnen (unsere Ronja kapiert sowas nach einer,
maximal zwei Übungen) und geht danach gleich raus,
damit das Erlernte noch frisch und gut abrufbar ist.
Dort wiederholt man die Übung exakt so wie drinnen bis sie sitzt.
Das macht man am besten mit unterschiedlichen Übungen ein paar Tage lang.

Die Hoffnung ist nun, dass das sehr gut funktionierende
"Drinnen-NEIN" auf diese Weise auch das "Draussen-NEIN" festigt.

Das Ergebnis bei unserer Ronja war ziemlich offensichtlich, denn obwohl
wir es nicht explizit geübt haben, klappt es jetzt plötzlich viel besser,
sie per NEIN davon abzuhalten, z.B. zu anderen Hunden hinzurennen.

Das ist natürlich alles nur eine individuelle Beobachtung und ich
erhebe auch keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit,
aber es würde mich doch wirklich sehr interessieren, welche Ergebnisse
andere damit bei ihren Hunden erzielen.
Ausprobieren kann man's ja. Man fügt seinem Hund bestimmt keinen
Schaden zu, selbst wenn's nichts bringt.

Bin gespannt auf Eure Berichte in ein paar Tagen.


19. August 1999 09:28

Hallo!
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß ich meinem Hund neue Dinge (egal ob NEIN, SITZ, PLATZ, AUS, HIER, etc.) am schnellsten in seiner gewohnten Umgebung, also Haus oder Garten, beibringen kann, da er dort am wenigsten abgelenkt ist. Wenn die Kommandos dann richtig "sitzen", gibt es auch in der Regel keine Probleme in Feld und Wiesen.
Allerdings gibt es ja nun einige Dinge, die ich nicht zu Hause mit ihm üben kann, z.B. andere Rüden anzuknurren oder Joggern hinterherzulaufen. Er kennt zwar die Kommandos NEIN und HIER gut, aber in diesen Situationen ist die Ablenkung bzw. der Trieb dann doch zu groß.
Vielleicht hast Du ja ein paar Tips oder Anregungen für mich?
Gruß Britta!


19. August 1999 13:46

Hallo Britta!

: Wenn die Kommandos dann richtig "sitzen",
: gibt es auch in der Regel keine Probleme in Feld und Wiesen.

Genau diese Beobachtung habe ich _nicht_ gemacht.

Beispiel: Ronja sollte lernen, dass es ein "Fresskommando" gibt, d.h.
sie soll sich nicht einfach auf's Fressen stürzen, noch bevor man den Napf
auf den Boden gestellt hat. Geübt haben wir das mit einer Wurst,
die man auf den Boden legt. Sie will natürlich dran. Dann NEIN.
Das kennt sie und lässt auch sofort davon ab.
Dann lasse ich sie sitzen. Nach ein paar Sekunden zeige ich
auf die Wurst und gebe das Kommando "friss" (kein sehr schönes
Wort, aber das ist dem Hund egal). Jetzt geht sie ran.
Das haben wir mit allem fressbaren (also auch Napf, Leckerli, etc...)
ca. 10 Minuten geübt und es sass perfekt.

Gleiche Übung draussen. Was macht Ronja: sie geht ran!
Warum?
Es ist eine andere Umgebung, d.h. andere Reize (sprich: Informationen)
und schon reichen diese nicht mehr aus, das Gelernte sicher abzurufen.
(Kennt man hinlänglich: Hund auf Übungsplatz gehorcht super. Im normalen
Leben jedoch nicht für 5 Pfennig)
Also: eben draussen nochmal üben. Klappt auch gleich beim zweiten Mal.
Das Hundehirn "lernt": der Reiz, d.h. die Information der Umgebung
hat ein geringeres Gewicht als bisher "angenommen".
Habe auch den Test gemacht: im Auto Wurst vor die Nase gelegt.
Sie geht _nicht_ ran! Wunderbar -- hat geklappt.

: Allerdings gibt es ja nun einige Dinge, die ich nicht zu Hause mit
: ihm üben kann, z.B. andere Rüden anzuknurren oder Joggern hinterherzulaufen.
: Er kennt zwar die Kommandos NEIN und HIER gut, aber in diesen Situationen
: ist die Ablenkung bzw. der Trieb dann doch zu groß.

Das NEIN würde ich von den anderen Kommandos strikt trennen.
NEIN ist ein Abbruchkommando, d.h. "Achtung Hund! Höre auf
mit dem was du gerade tust, sonst werde ich richtig böse!".
(ein Hund würde knurren).
Es gibt nun verschiedene Methoden, dem Hund klar zu machen,
dass unser NEIN dem Knurren entspricht. Wurde bereits bis zum
Erbrechen im Forum diskutiert...

Ob und wann ein Hund sich entscheidet, das NEIN (bzw. HEY) zu
übergehen, ist m.E. wiederum eine Frage der Gewichtung der Informationen
im Hundehirn. Je mehr Synapsen "dafür" sprechen, das NEIN
zu befolgen, je höher ist die Chance, dass der Hund gehorcht.
Das heisst aber nicht mehr als: das NEIN muss man üben, üben,
üben, ... und zwar in allen erdenklichen Situationen.

Das dumme ist nur, dass man im freien Feld nicht direkt auf
den Hund einwirken kann (ein Scheinangriff auf 100 Meter Entfernung
wirkt geradezu lächerlich).
Also ist es sinnvoller "in Reichweite" zu üben.
Meine Hoffnung war lediglich, durch Ausführung der gleichen
Übungen drinnen wie draussen synaptische Verbindungen zu schaffen,
die es dem Hund erleichtern, das NEIN zu generalisieren, d.h.
auf andere Situationen zu übertragen, obwohl wir diese nicht
explizit geübt haben.
Bei Ronja hat das ganz gut geklappt.
Das kann aber auch Zufall sein.
Man müsste das eben bei mehreren Hunden ausprobieren und
dann sehen was es bringt.

Probier's doch einfach mal aus und berichte von
Deinen Erfahrungen!