Hallo Stafanie,
: allerdings ist das stereotype wiederholen von "bei mir war das früher auch okay und deshalb..." nicht wirklich eine begründung, oder?!
Doch, ich sehe es wirklich so.
: überlege mal, wie früher kinder in der schule behandelt wurden (ich finde schläge nicht okay), wie generell hundeerziehung (um in diesem forum zu bleiben)ausgeübt wurde, wie viele hunde früher im zwinger lebten
Das hat aber alles gar nichts mit dem zu tun, was ich geschrieben habe, oder? Ich habe nicht geschrieben, dass früher ALLES besser war, sondern dass ich für mich eine sehr sehr schöne Kindheit hatte. Das hat ja nun nix mit geschlagenen Kindern und Hunden an der Kette zu tun, oder bin ich zu blöd da Zusammenhänge zu sehen?
Meine Kindheit war auch nicht von Armut und Entbehrung geprägt, sondern sie war sehr schön und meine Eltern haben es geschafft, bei mir Werte zu prägen, die heute noch sehr prägnant vorhanden sind. Bei uns war Urlaub dafür da, dass die Heimat bereist wurde, viel gewandert wurde, die Natur beobachtet wurde und man abends im Wohnwagen saß und stundenlang gewürfelt oder Mensch ärgere Dich nicht gespielt hat. Es war wichtig, dass die Familie zusammen ist und erlebnisreiche Stunden miteinander verbringt und sich miteinander befasst. Wir haben auch viele Tage in unserem Garten verbracht oder haben tageweise (da war die Oma dann beim Hund) Ausflüge in Städte gemacht, wo wir dann z.B. in Berlin Museen besucht haben oder den Plänterwald (was DER Vergnügungspark war). (Ach ja ich bin ja im Osten groß geworden, vielleicht bin ich deswegen so anspruchslos...?!)
Andere Kinder flogen mit ihren Eltern jedes Jahr im Urlaub wochenlang nach Ungarn und Bulgarien und hatten jede Menge Spaß im Hotel und am Schwarzmeerstrand. Nach den Ferien wurde immer der übliche Schulaufsatz geschrieben "Mein schönstes Ferienerlebnis". Da hatten die anderen Kinder meist auch viel mehr großartige Sachen zu berichten. Ich hatte dafür schon Gegenden in unserer Republik kennengelernt, wo die bis heute warscheinlich noch nie waren. Und dann haben in meiner Kindheit immer Tiere die wichtigste Rolle gespielt und mich glücklich gemacht.
Das ich heute solche Ansichten habe, liegt zum größten Teil nun mal daran, dass meine Eltern auch andere Wertvorstellungen als der Durchschnitt hatten. Ich kann ja nun mal nichts dafür dass es so ist, aber ich bin meinen Eltern sehr dankbar dafür!
Und auch in der DDR gabe es bereits die Möglichkeit komplett andere Vorstellungen von Prioritäten zu haben. Das was heute Markenklamotten sind, waren früher Westklamotten. Wer keine Westklamotten hatte, war nur die Hälfte Wert usw. Trotzdem wir das nicht hatten, bin ich glücklich gewesen und groß geworden ohne einen größeren psychischen Schaden erlitten zu haben. Ich hatte dafür andere Dinge die viel wertvoller waren. Das konnte ich aber nur so sehen, weil mich meine Eltern so geprägt haben und mir absolute soziale Sicherheit gegeben haben. Warum sollte das heute nicht mehr funktionieren?
: hast du selber kinder?
Die (übliche) Frage kam schon mal. Ich bin gerade schwanger! Also, kannst Du jetzt sagen "Wirst dann ja sehen wie alles kommt..." und Dir denken, dass Du das eben besser weist.
Naja, dazu sage ich, dass mir auf Anhieb 4 Familien mit Kindern einfallen, die allesamt noch nie in den Urlaub geflogen sind, die alle Tiere haben und diese noch nie wegen Urlaub weggegeben haben. Meine Freundin hat z.B. einen Reiterhof und Hunde. Die Tochter fährt in den Ferien mal zu 'ner Tante oder mit Oma und Opa ein paar Tage weg. Am Wochenende sind immer irgendwelche Turniere und die Kinder haben ständig Tiere um sich herum. Der Bruder meiner Freundin hat auch Kinder, wohnt nebenan, hat keine eigenen Tiere und fliegt 2 mal jährlich in's Ausland. Seine Töchter haben nahezu schon alle "wichtigen" Attraktionen der Welt erlebt. Das "arme" 8 jähr. Mädchen von meiner Freundin hat nichts davon gesehen. Die hat nun das Extremum genau vor der Nase und fühlt sich trotzdem sauwohl auf ihrem Bauernhof.
Ein anderes Paar (beide um die 40, 2 Hunde 12 jähr. Junge)fährt immer mit Hunden und Kind zusammen in den Urlaub. Die waren noch nie ohne die Hunde und das Kind weg. Der Junge spielt zu hause Fußball, hat dort auch seine Erlebnisse und Veranstaltungen und ist ein ziemlich toller Kerl, mit viel Geist und Anstand. Er fühlt sich auch sehr wohl in seiner Familie. Dann haben wir noch Freunde, 4 Hunde, 11 jährige Tochter und eine Familie: 3 Hunde und 2 Töchter 12 und 14. Dort ist es alles das selbe. Die Kinder fallen mir auch allesamt durch ein ziemlich ausgeglichenes und kontaktfreudiges Wesen auf.
Bei diesen Leuten läuft es so, wie ich es mir vorstelle. Nun sag mir mal was an meiner Meinung nun unrealistisch sein soll?
Ich möchte übrigens Disneyland in Florida (oder Paris) nicht nicht sehen, weil es das früher nicht gab, sondern weil ich eine totale Krise bekomme, wenn ich mehr als 20 Menschen um mich herum habe. Ich muß das einfach nicht haben. Ich habe in der Lehre und beim Studium in meiner Freizeit auch ständig Action um mich herum gehabt, jede Menge Leute, jede Menge Trubel. Richtig glücklich bin ich aber erst seit ich auf dem Dorf wohne und mit meinem Hund stundenlang wandern kann, ohne dabei einer Menschenseele zu begegnen. Genauso geht es mir im Urlaub. Da will ich nichts anderes als meine Ruhe, schöne Gegenden kennen lernen und abends würfeln oder Mensch ärgere Dich nicht spielen.
Zum Glück ist mein Mann genauso wie ich. Warum sollte unser Kind deswegen unglücklich werden? Wir werden uns auf es einstellen und es wird sich in unser Leben einfinden damit leben "müssen" (so wie ich es "mußte"
dass der Hund absolut zur Familie dazu gehört und im Urlaub nicht beiseite gestellt werden kann und dass wir nicht nach Spanien fliegen oder an andere "übliche" Orte.
Und wenn Du das was Du mit Tochter und ohne Hund machst auch selber willst ist es doch was anderes. Dann tust Du es auch mit Überzeugung und bist eben in der Situation ganz anderer Meinung als ich, was das Verhältnis zum Haustier anbetrifft. Ich habe für mein Leben etwas anderes beschlossen, und ich bin auch schon jenseits der 30 und stehe mit beiden beiden ziemlich fest im Leben. Meine Ansichten dazu werden sich nicht mehr großartig ändern!
: ich habe früher sehr extrem tierschutz und hundeausbildung und -schulung betrieben und alle meine zeit neben dem studium dafür investiert.
Ich war früher in der Lehre mal bei den Punks und habe beim Studium ziemlich viel Alkohol verkonsumiert und andere unanständige Dinge getan und bin jetzt eine nahezu seriöse Leiterin einer Tiefbaufirma. Also Lebensweisen ändern sich zwischen 15 und 25 u.U. noch gewaltig.
Meine Tierliebe war bei mir allerdings immer extrem und hat sich nie verändert.
:seit ich ein kind habe (ich war vorher 2 jahre hundelos und habe yenga gekauft, als meine tochter ein halbes jahr war), sind die prioritäten natürlich anders. das kind ist völlig hilflos und ein mensch, in den ich auch viel zeit und energie investiere. mein hund kommt nicht zu kurz, sie belgeitet mich jeden tag zur arbeit und ist immer bei mir, allerdings steht meine tochter an erster stelle.
Dass sich die Welt auf den Kopf stellt, wenn ein Kind da ist kann ich schon verstehen. Aber es ist für mich noch lange kein Grund, die Einstellung zum Urlaub mit Hund zu ändern.
Ich würde Dir, oder anderen die ohne Hund weg fahren, auch nie unterstellen wollen, dass sie ihren Hund grundsätzlich schlecht behandeln (habe ich meines Wissens nach auch nicht getan, oder?). Es ist nur der eine Punkt und der lautet, dass mein Hund eine Pension nur im Notfall von innen zu sehen bekommen wird (oder zum spielen mit anderen Hunden, denn eine Freundin betreibt eine Pension und Hundeschule wo wir immer mal zu Besuch sind und auch Spielkameraden für den Hund finden)
: und wenn meine tochter sich einen urlaub ohne hund wünscht, weil sie disneyland in florida sehen möchte, und ich das - wahrscheinlich im gegensatz zu dir, da es das früher nicht gab...lol - auch toll finde, das steckt der hund eben zurück.
Wenn sich unser Kind was wünscht, was wir auch toll finden sähe die Sache auch anders aus. Aber ich werde etwas was dazu führt, dass der Hund in eine Pension muß, sowieso nicht toll finden! Das Kind wird damit leben müssen, dass Dinge ohne Hund sich nur auf ein Wochenende beschränken werden, weil das die Zeitspanne ist, die ich meine Eltern hier gerne mal mit Hund einhüten lasse. Da fällt Florida ganz einfach aus!
: ich hoffe, du verstehst die richtung. ich will dich nicht angreifen,
Das vermute ich auch nicht, denn es ist völlig o.k. dass wir hier über unsere Meinungen "streiten", denn dafür ist ein Forum nun mal da, dass sich hier Menschen mit verschiedenen Meinungen treffen (deswegen fand ich Rolfs Posting auch so blöd, weil er das scheinbar nicht verknusen konnte, dass andere Leute die Sache völlig anders sehen)!
:aber früher war nicht alles richtig und wenn es bei uns so war, muss es nicht zwangsläufig für unsere kinder gut sein
Das was meine Prägung gegenüber Tieren und Urlaub anbetrifft finde ich aber absolut richtig und weitergebenswert!
: die sind nämlich zum glück auch eigenständige, individuelle wesen - und sollen laut meiner erziehungsrichtung gerne ihre eigenen erfahrungen machen,
Richtig, dazu gehört dann bei unserem Kind die Erfahrung, dass die Eltern nicht in den Urlaub fliegen werden und das andere Kinder andere Dinge erleben. Da muß es wohl durch und damit lernen klar zu kommen. Wir werden es dabei größtmöglichst unterstützen.
:auch geprägt und bereichert durch andere sozialpartner als nur die eltern...
Das unterscheidet es auch vom Hund. Für das Kind ist es auch o.k. wenn es gewisse Dinge mit anderen Leuten (Tanten, Onkels, Oma und Opa)zusammen erlebt. Sollen doch meine Eltern mit dem Kind nach Paris fahren, oder mit der Schulklasse zum Heidepark Soltau! Das Kind muß sich ja auch unabhängig von den Eltern entwickeln. Wir können ihm nur einen Rahmen geben und unsere Weltanschauung vorleben. Es wird nachher so und so sein eigenes Leben leben. Ich finde auch nicht alle Sachen toll, die meine Eltern machen, aber gewisse Dinge haben mich in meinen Augen absolut positiv geprägt.
Mein Hund braucht im Gegensatz zum Kind in erster Linie sein Rudel (und ein paar nette Kontakte mit Gleichartigen) und die dadurch vermittelte soziale Sicherheit. Ohne diese Sicherheit ist er meiner, ganz persönlichen Meinung nach, nicht richtig glücklich. Er braucht nicht die Erfahrung ohne seinen gewohnten Sozialverband (zu dem zum Glück auch meine Eltern gehören) sein zu müssen.
In dem Sinne, schönes Wochenende.
Silke