von Rainer(YCH) am 18. August 1999 11:56
hallo
Ich antworte mir mal selber, aber dies soll nur eine Klarstellung auf alle Missverständnisse sein. Ich wiederhole mich (leider):
Eine der Hauptursachen für - ich nenne dies mal Umweltängste, und "Ängste" sind immer erworbene Reizauslöser - ist die Übertragung fremder Ängste auf unerfahrene Lebewesen. Learning by seeking hat eben Vor- und Nachteile. Angst übernimmt der - meist junge - Hund wie das Gegenteil: Sicherheit. Ich erwähnte das auch in meiner Antwort auf Ankas Frage: Das fängt schon bei der Leinen-Anspannung bei einer Begegnung mit anderen Hunden an. Die angespannte Leine als verlängerter Arm überträgt sich auf den körperbewußt reagierenden Hund. Locker lassen predigt dann immer der Hundetrainer, nicht wahr? Ähnlich reagieren Hunde auf Schüsse und andere plötzliche Geräusche. Das ist immer kondidtioniert. Sonst würden ja Wildcaniden ständig in Paranoia im Wald herumlaufen, sich gar - und das ist ja überlebenswichtig - aus der sicheren Rudelgesellschaft ausschliessen, wenn sie vor Unwettern solche Angst hätten. Natürlich verkriechen sie sich und schützen sich so gut es geht, weil es die Alttiere vormachen.
Ich kenne keine Angst vor Gewittern, und meine Hunde auch nicht. Ich habe wohl aber Respekt davor. Mein Rüde bellte als Welpe, den ersten Tag gerade bei mir, den Blitz und das Grollen durch die Terrassentür an. Er fühlte sich bedroht. Verständlich. Ich habe nicht reagiert. Natürlich kein Lob. Einfach nichts. Fertig. Er legte sich alsbald nieder. Die junge Akbash-Hündin ist da noch stoischer. Unter anderem, weil weder der Althund, der Rüde, noch ich als Boss Anstanlten von Unsicherheit machten.
So. Aber einen Hund mit blossen Worten zu beruhigen, der schon jahrelang in der Phobei leidet, das reicht natürlich nicht. (Falls das missverstanden sein sollte.) Da helfen schon dämpfende Psychopharmaka, obwohl ich grundsätzlich kein Freund davon bin. Nur als Notnagel.
Einen Hund - wie auch einen Menschen - von einer wahren Phobie zu heilen, dazu ist ein Massnahmenpaket nötig. Aber - das bitte nie ausser acht lassen - die Ursache ist die Angstübertragung. Er wer selbst Sicherheit ausstrahlt, kann den Hund sicher machen. Das gilt für alle Umwelteinflüsse.
Ein Wort noch - aus aus Erfahrung (halt, nicht hauen!): Loben will gelent sein. Die meisten verwchseln dies mit Selbstlob (Leckerle en masse vergeben, meist aus Dankbarkeit, dass der Hund gemacht hat, was man wollte, zufällig oder wie), laufen mit einem Fressackumher und "loben" alles, was gerade auf vier Füssen des Weges kommt, oder Verknuddeln, womöglich, weil er gar nichts gemacht hat. das hat mit einem hundeverständlichen lob nichts zu tun. Das ist nur pures Selbstlob. Bei einem Schäfer zugucken, wie knapp und nur bei einer Leistung des Hundes zum richtigen Zeitpunkt lobt, dann wird der Unterschied klar. Es reicht oft ein kurzer Handstreich. Basta. Nur als Verstärker. Loben darf nie Selbstbetrug sein (wie toll ist mein Hund, oder wie toll war ich wieder, der Hund denkst sich, na, wenn du es nötig hast). Lob muß so sein, daß es der Hund als Bestätigung versteht. Mal wieder zugucken, wie sich Hunde untereinander "loben". Selten, sehr selten. Aber dann verstehen sie es.
Meine Hündin, obwohl erst zehn Monate alt, sch*** manchmal auf mein Lob. Sie will - natürlich wie alle anderen Hunde auch - nur das, was sie kriegen kann. Hunde sind knallharte biologische Eigennutze. Und wir fallen immer wieder drauf rein. Da rühren übrigens auch manche Dominanzkonflikte her. Falsches Verknuddeln, zu viel Lob nimmt ein selbstsicherer Hund nicht merh ernst. Ähnlich, wie man ihn nur zuquatscht. Kinder - war wir nicht auch so - reagieren drauf: Ohren zu und durch.
Bei solchen einfachen Überlegungen scheitern schon die meisten Ausbildungen. Man wird nicht ernst genommen.
Gruß Rainer