Grollen an der Leine
17. August 1999 20:02

Hallo Leute,

ich habe einen Bullterrier, Rüde, 3,5 Jahre alt und ich bin der 4. Halter. Erst zwei, die ihn immer allein gelassen haben und nichts, rein gar nicht beigebracht haben, außer "ab ins Körbchen". Der Dritte war ein Freund von mir, der hat ihn beim zweiten weggeholt. Dieser Freund hatte ihn dann wieder aufgebaut, d. h. der Hund blühte wieder auf, saß nicht mehr nur rum, oder verheitzte seine Knochen beim Ballspielen )dadurch Kniegelenke kaputt, chronische Knochenhautentzündung der Wirbelsäule, Arthrose, etc.) Bei mir lernte er dann noch Sitz, komm, halt, lauf, das wars, klappt auch nicht immer beim ersten Mal aber spätestens beim Dritten. Und wenn ich einen bestimmten Ton in der Stimme habe, dann auch sofort (komm, weil anderer Rüde unterwegs usw.)Damit habe ich mich mit zufriedengegeben, ich will keine Befehlsempfängermaschine, ein Hund sollte auch spielen dürfen. Ich habe nur ein Problem: Bully lief Zeit seines Lebens ohne Leine.

Wenn ich dann in belebten Straßen den Hund an die Leine nehme und ein dem Hund eigentlich Bekannter auf ihn zukommt und noch den Hund mit Ruf begrüßt, freut sich Bully tierisch. Wenn dieser Mensch sich dann doch entscheidet, den Hund nicht anfassen zu wollen und mich auch noch bittet, ihn fester zu halten, aus welchem Grund auch immer, wird Bully sofort sehr steif, hört auf zu wedeln, die Haare richten sich auf und grollt, Wenn dieser Mensch ihn nun doch anfassen würde, schnappt er zu (zum Glück erst einmal passiert (unblutig, war wohl eine Wahrnung, konnte es immer abfangen). Frage, was kann ich dagegen tun, (ohne Leine hat Bully keinerlei "Aggressionen"?

Ansonsten ist er wirklich ein Schlecker.


Gruß Susanna


18. August 1999 15:41

Hey Susanne,

ich denke, daß sich das Leine fester halten auf Deinen Hund überträgt als Warnung für ihn, daß Gefahr droht. Vielleicht behagt es Dir im Endeffekt ja auch nicht, daß Dein Gegenüber Dich darum bittet, was ich auch nachvollziehen kann und ich denke, das merkt Dein Hund, interpretiert es nur etwas falsch. Hast Du schon einmal versucht, den Hund neben Dir absitzen zu lassen und die Leine etwas locker zu lassen, so daß die Situation erst gar nicht entsteht, daß Du erst gebeten wirst, ihn kürzer und fester zu nehmen??? Schon im Vorfeld, meine ich.
Vielleicht würde auch ein Ball (den er von zuhause aus nicht kennt) nutzen, den Du mitnimmst ausschließlich auf Spaziergänge und Du gibst ihm diesen, wenn Dir jemand gegenübertritt. Vielleicht kann man das über den Spieltrieb Deines Bullis ausnutzen?

Allerdings verstehe ich auch Leute nicht, die erst sagen, nimm ihn weg und halt ihn fest und ihn beim Knurren dann anfassen wollen. Komische Welt! Na ja, ist meine Meinung, hilft Dir aber nicht weiter.

Viele Grüße
Bianca

18. August 1999 16:32

: Hey Susanne,
:
: ich denke, daß sich das Leine fester halten auf Deinen Hund überträgt als Warnung für ihn, daß Gefahr droht. Vielleicht behagt es Dir im Endeffekt ja auch nicht, daß Dein Gegenüber Dich darum bittet, was ich auch nachvollziehen kann und ich denke, das merkt Dein Hund, interpretiert es nur etwas falsch. Hast Du schon einmal versucht, den Hund neben Dir absitzen zu lassen und die Leine etwas locker zu lassen, so daß die Situation erst gar nicht entsteht, daß Du erst gebeten wirst, ihn kürzer und fester zu nehmen??? Schon im Vorfeld, meine ich.
: Vielleicht würde auch ein Ball (den er von zuhause aus nicht kennt) nutzen, den Du mitnimmst ausschließlich auf Spaziergänge und Du gibst ihm diesen, wenn Dir jemand gegenübertritt. Vielleicht kann man das über den Spieltrieb Deines Bullis ausnutzen?

Hallo Bianca,

Absitzen wäre eine Möglichkeit, ist meist schwierig, er hat nichts richtig gelernt (ich bin bereits der vierte Halter, allerdings auch der letzte). Im fehlt da auch die Aufmerksamkeit, besonders wenn er sich eigentlich gerade freut. Zum Ball: Wenn der den dabeihat, ist sowieso alles in Ordnung, da interessiert ihn seine Umwelt kaum, außer daß er permanent uns und andere zum Spielen animieren will.

Frage wäre auch, wie trainiert man den Hund, gut an der Leine zu gehen (er zieht nicht, er ignoriert sie eher.) Unangenehm ist es eben im obigen Fall wenn wir in der U-Bahn oder Restaurant etc. unterwegs sind.


Gruß Susanna (Hamburg)
:
: : Viele Grüße
: Bianca


18. August 1999 20:07

:Hallo Susanna (Sorry, hab vorher deinen Namen falsch geschrieben!)
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: Absitzen wäre eine Möglichkeit, ist meist schwierig, er hat nichts richtig gelernt (ich bin bereits der vierte Halter, allerdings auch der letzte). Im fehlt da auch die Aufmerksamkeit, besonders wenn er sich eigentlich gerade freut. Zum Ball: Wenn der den dabeihat, ist sowieso alles in Ordnung, da interessiert ihn seine Umwelt kaum, außer daß er permanent uns und andere zum Spielen animieren will.
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: Frage wäre auch, wie trainiert man den Hund, gut an der Leine zu gehen (er zieht nicht, er ignoriert sie eher.) Unangenehm ist es eben im obigen Fall wenn wir in der U-Bahn oder Restaurant etc. unterwegs sind.
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Das mit dem Absitzen wäre doch eine tolle Aufgabe für Euch. Kannst Du auch mit dem Ball "einprogrammieren".
Ihm diesen erst geben, wenn er neben Dir sitzt als Belohnung. Den Hund zwar beobachten und ihm nur soviel
Freiraum geben, daß er zu Deinem Gegenüber nicht gelangen kann, aber gleichfalls auch locker bleiben. Das
Geschehene ungeschehen machen und genauso unbefangen in die Situation reingehen, wie Du es vor dem Schnappen
getan hast.

Ich weiß nicht, was Du mit gut an der Leine gehen meinst! Wenn Dein Hund nicht zieht, hast Du doch den idealen Hund!
Mir persönlich ist es nicht wichtig, daß mein Hund perfekt bei Fuß an der Leine geht. Er soll mich nur nicht durch
die Gegend ziehen, das bedeutet für mich auch, daß er mich bei für ihn interessanteren Sachen wie bekannten Leuten nicht ziehen darf.
Deshalb würde ich ihn ablenken. Es spielt dabei keine Rolle, ob die Leute dann einfach weitergehen. Wichtig ist jetzt
die Beziehung zwischen Dir und Deinem Hund. Wenn einer kommt, konzentrier Dich auf Deinen Hund und laß ihn neben Dir
absitzen, indem Du ihn freundlich rufst und das Kommando "Sitz" gibst. Will er wieder aufstehen, korrigiere mit "nein" und gib erneut das Kommando "Sitz".
Wichtig ist,daß dies mit einer konsequenten Stimme erfolgt, so daß er weiß, daß dies von Dir ohne "Widerworte" gewünscht wird.
Das neben Dir absitzen kannst Du auch schon zuhause üben mit Zurhilfenahme eines Balls. Hat er es verstanden, kannst Du dann auch
den Ball wieder weglassen. Die Fähigkeiten, die Dein Hund hat, eben das er verspielt ist und mit Sicherheit auch gut abzulenken ist
durch Dich, solltest Du auf jeden Fall nutzen.
Es ist egal, wie man zum Ziel kommt. Hauptsache, man kommt dorthin.

Viele Grüße und gutes Gelingen
Gruß auch an Deinen "Wuff"
Bianca


19. August 1999 08:42

Hallo!
Auch ich habe einen Rüden, allerdings ist dieser erst etwas über 1 Jahr alt und z.Zt. in seiner absoluten Sturm- und Drang-Phase. Die Geschichte mit dem Grollen an der Leine kenne ich allerdings sehr gut.
Wenn ich selber etwas unsicher bin und dann vielleicht unbewußt die Leine etwas anziehe, steht er sofort parat und will mich beschützen. Dann knurrt er alles an, egal ob Mensch oder Tier. Es kann dann auch passieren, daß er mal schnappt. Allerdings ist er nicht der Typ, der gleich voll zubeißt, sondern eher mal den Ärmel festhält. Bisher ist auch bei uns glücklicherweise noch nichts passiert.
Also, oberstes Gebot ist auf jeden Fall, die Leine locker zu halten, damit er sich nicht zusätzlich stark fühlt.
Jetzt ist es mir allerdings auch schon an lockerer Leine passiert. Zum einen merkt er sofort, wenn jemand vor ihm Angst hat. Geht also jemand sehr sicher auf ihn zu, stört ihn das nicht so, dann ist er eher zurückhaltend/schüchtern. Es sei denn, die Person kommt ganz schnell und direkt auf uns zu, dann verteidigt er mich wieder.
Zum anderen ist er extrem wachsam in der Nähe unseres Hauses, Autos, etc., dann paßt er auch sehr gut auf und läßt keinen in unsere Nähe.
Tja, das sind so die unterschiedlichen Situationen, die ich bisher so erlebt habe und so ganz bin ich auch noch nicht dahinter gekommen, wann ich wie zu reagieren habe.
Aber vielleicht können wir ja mal in Kontakt bleiben und Erfahrungen austauschen.
Gruß Britta!

19. August 1999 10:01

: Hallo!
: Auch ich habe einen Rüden, allerdings ist dieser erst etwas über 1 Jahr alt und z.Zt. in seiner absoluten Sturm- und Drang-Phase. Die Geschichte mit dem Grollen an der Leine kenne ich allerdings sehr gut.
: Wenn ich selber etwas unsicher bin und dann vielleicht unbewußt die Leine etwas anziehe, steht er sofort parat und will mich beschützen.

Hallo Britta,

vielen Dank für Deine Antwort. So habe ich wenigstens einen Leidensgenossen.

Ich versuche ja dem ganzen aus dem Weg zu gehen, indem er ohne Leine läuft. Läßt sich nur manchmal nicht vermeiden, die Leute finden es nämlich richtig Klasse, wenn ein Bullterrier ohne Leine unterwegs ist.

Ich bin zum Glück in eine Gegend gezogen, wo kaum Fußgänger unterwegs sind und auch eigentlich gar keine Hunde und trotzdem viel Natur.

Mir ist auch aufgefallen, das Problem trat dann verstärkt auf, wenn mein Bully unausgelastet war, d. h. wenn er nur gehen durfte (Gelenkkrankheisbedingt) und sich nicht richtig austoben konnte. Dann hat er seine schlechte Laune, die Hunde auch mal haben können, eben so zum Ausdruck gebracht. Bei meinem Freund reagiert er selten so an der Leine. Vielleicht liegt es auch daran, daß ich weiblich bin und so mit der Schutz stärker obliegt.
Aber in ein Café zu gehen ist immer ein Gradspiel. Kürzlich flog unser Tisch erst einmal 4 m durch den Sommergarten, als der Kelner kam. Bully sah nur seine Füße, sprang aus dem Tisch raus, riß alles dabei mit, und flippte völlig aus. Zum Glück war der Kelner komplett entspannt, er lachte nur und meinte: schon wieder. Wir haben unsere Sachen nochmal bekommen und mußten nicht mal doppelt Zahlen (Danke noch mal). Wir mußten nur selber aufräumen. Auch die Sachen von dem Tisch, wo unser Tisch drauf gelandet war, mußten wir nicht bezahlen. Die bekamen auch noch mal.

Und so etwas nervt. Das war vor einem Jahr nicht so. Da lag er entspannt unterm Tisch und schlief. Naja, Bullterrier eben, aber süß.
Ich hoffe, Dir ergeht es nicht so. Das ist wirklich anstrengend mit hochrotem Kopf noch zu lächeln und die Blicke der anderen ertragen zu können.

Oh gott, ich schweife ab.

Bis dann Susanna