Servus Franziska,
: Wieso sollten sie in der Rangfolge über meinem Hund stehen? Meines Erachtens nach bildet sich ein soziale Rangfolge nur mit Rudelmitgliedern, nicht mit Fremden und auch nicht mit Hunden oder Menschen, die der Hund nur gelegentlich sieht.
Prinzipiell ist das richtig. Mein Rudel ist die häusliche Gemeinschaft. Doch im Laufe der Domestikation hat sich auch das Rudelverständnis des Hundes geändert. Der Wolf hatte ja auch nur eher selten Besuch im Rudel, der "akzeptiert" werden musste, ohne Kampf. Für diese "Sonderstellung" Besucher muss man für den Hund eine Definition finden, die ihm erklärt, dass dieser Mensch ein momentanes Rudelmitglied ist, das dementsprechend behandelt wird. Das vermittle ICH dem Hund dadurch, dass ich den Besucher bevorzugt behandle. Durch meine Reaktion mit dem Besucher kläre ich für den Hund, ob Feind oder Freund. Und das gibt dem Besucher eine Besucherstellung im Rudel.
Der menschliche Begriff "akzeptieren" oder gar "tolerieren" drückt eigentlich nicht ganz aus, was vom Hund verlangt wird, zumindest von mir. Denn für meinen Teil ist es nicht in Ordnung, wenn mein Hund einen Besucher tolerier, bei Berührungen von diesem jedoch schnappen, knurren oder beißen würde.
: :Bleibt Dominanz und territoriales Verhalten, was schließlich wieder bei der Rangfolge endet. Ich als Rudelführer kann von meinem Hund durchaus verlangen, von mir geladene Gäste als über ihm in der Rangfolge stehend zu betrachten.
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: Wie erklärst du das dem Hund?
Indem ich den Besucher so behandle, als wäre er Rudelmitglied und stehe über dem Hund. Bevorzugt. Doch auch hier schlug die Domestikation durch, die meisten gut sozialisierten Hunde, die sich ihrer Rudelstellung gewusst sind und nicht dauernd um einen Aufstieg kämpfen, erfreuen sich fast schon zu viel an Besuchern. Andere Hunde akzeptieren problemlos Besucher, sollte dieser dann aber zum Dauergast mutieren, geht die Problematik los.
: Ich bin der Ansicht, ich kann einem Hund verbieten, auf Gäste so oder so zu reagieren.
Richtig, du kannst das Problem auch so lösen, dass du dem Hund bestimmte Dinge verbietest und auch deinen Gästen bestimmte Anweisungen gibst. Doch kann (!) es dir passieren, dass der Hund sich andere Aspekte sucht, wo er seine Vormachtstellung gegenüber dem Besucher demonstrieren möchte.
: Aber ich kann ihm nicht beibringen, Gäste als über ihm stehend zu betrachten und schon gar nicht Kinder. Das geht nur in dem Fall, dass die Gäste sich ihm gegenüber dominant verhalten und der Hund das akzeptiert. Ist aber bei Kindern eher selten der Fall.
Das ist so nicht richtig. Es gibt Fälle, in denen der Familienhund nach einem Kind schnappt, das Mitglied der Familie ist. Der Hund behandelt somit das Kind als unter ihm stehendes Lebewesen (kurz gesagt). Dieser Hund hat nicht automatisch ein Rangproblem mit den Kind, sondern eher mit dem Alpha-Menschen. Hier muss der Rudelführer das Gefüge für den Hund zurechtrücken, indem der Hund auf die allerletzte Postion geschoben wird. Zuerst alle andere, dann lange gar nichts, dann der Hund. Beim Verlassen der Wohnung, Begrüßen von Besuch, beim Füttern yadiyadi ...
Es ist nicht unbedingt nötig, dass sich zum Zurechtrücken des Gefüges das Kind dem Hund gegenüber dominant verhält.
Wie auch immer, im Ungang mit Kindern und Hunden würde ich kein Risiko eingehen wollen. Meine Kinder sind nun neun und zehn Jahre alt. Würden zu uns Kleinkinder zu Besuch kommen, welche meine Hunde nicht gewöhnt sind, gäbe das auch eine vorsichtige Annäherung mit Spiel und Spaß, mit Bevorzugung der Kinder. Viel Angenehmes müsste sich mit dem Kleinkind verbinden. Ziehen sich die Hunde jedoch zum Schlafen oder Ruhen zurück, darf das Kind alleine nicht mehr zu den Hunden! Aber auch nur deswegen, weil ich ausreichend Zeit habe, das zu gewährleisten und somit kein Risiko eingehen muss. Würde das Kleinkind länger bei uns bleiben, müsste ich Konfliktsituationen kontrolliert stellen, um zu prüfen, ob meinen Hunden klar ist, wie die Rangordnung funktioniert.
Viele Grüße
Mina