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Hund bleibt scheu

geschrieben von Lea(YCH) 
Hund bleibt scheu
03. April 2002 08:38

Hallo Yorkies,

habe vor einem halben Jahr einen Schäfer-Labradormixrüden von einer privaten Tierschutzorganisation übernommen. Er ist nun 1,5 Jahre alt und extrem scheu, damit meine ich nicht zurückhaltend, oder schüchtern, sondern er wirkt fast wie ein Wildhund. Bei der Tierschutzorganisation wurde mir bei der Übernahme gesagt, "Arthur" bräuchte nur eine kurze Eingewöhnungszeit um Vertrauen fassen zu können, dann würde er nicht mehr so "schüchtern" sein.
Ich hatte bisher schon zwei "second-hand"-Hunde mit ungewisser Vergangenheit, aber mit Arthurs Verhalten komme ich sehr schlecht zurecht. Er sitzt in der Wohnung fast die gesamte Zeit auf seiner Decke, von der aus er alles beobachtet, sucht jedoch nie meine direkte Nähe.
Er lässt sich zwar angreifen, zeigt dann eben extrem defensives Verhalten und beginnt nach wenigen Sekunden zu hecheln, bzw. zu speicheln.
Ich habe ihn wirklich nie bedrängt, aber zur Fellpflege bzw. Kontrolle des Gebisses muss ich mich ihm ja einfach nähern und kann nicht abwarten, bis er von sich aus zu mir kommt.
Anderen Hunden gegenüber reagiert er zum Glück normal, mitunter zurückhaltend/abwartend, aber meistens eher freundlich. Menschen jedoch erzeugen die totale Panik bei ihm und vor Kindern, die ihm schnell entgegenkommen, würde er wohl am liebsten davonlaufen. Ich kann ihm also nur im Garten ohne Leine laufen lassen, da er bei seinen Spaziergängen total unkontrollierbares Verhalten zeigt. Über seine Vergangenheit weiss ich nichts, er wurde von der Tierschutzorganisation ausgesetzt im Wald gefunden.
Ich bin nach einem halben Jahr eigentlich noch immer dort, wo ich am Anfang war und schon ziemlich verzweifelt. Kann mir irgendjemand Tipps geben, was ich tun kann, um Arthur seine Scheu zu nehmen?

Danke im voraus.

Lea


03. April 2002 09:42

Hallo Lea!
: Er lässt sich zwar angreifen, zeigt dann eben extrem defensives Verhalten und beginnt nach wenigen Sekunden zu hecheln, bzw. zu speicheln.
den Satz verstehe ich nicht, kannst Du ihn noch nicht anfassen?
Kannst Du ihm Halsband und Leine anmachen?
Würde Dir gerne helfen, da ich auch ein "Seelchen" mit ähnlicher Vergangenheit habe.
Viele Grüsse Monika


03. April 2002 09:42

Hallo Lea

Zunächst einmal würde ich Dir raten, bei der Tierschutzorganisation, von der Du den Hund übernommen hast, jede auch noch so kleine Einzelheit über die Auffindung des Hundes und sein Verhalten bei ihnen erfragen (konnte der Hund angelockt werden oder mußte er in einer Falle gefangen werden, konnte er beim ersten Versuch geborgen werden, wie kam er mit der Zwingersituation zurecht, wie verhielt er sich den Pflegern gegenüber, war erkennbar, ob der Hund irgendeine Art von Erziehung hatte, kannte er Leine und Halsband bei der Auffindung usw.).
Aufgrund Deiner Schilderung würde ich vermuten, daß Arthur in der Präge- und Sozialisierungsphase wenig oder keinen Kontakt zu Menschen hatte. Wenn dem so sein sollte (ist wie gesagt nur eine Vermutung meinerseits), mußt Du Dich möglicherweise damit abfinden, daß eine wesentliche Besserung des Verhaltens kaum möglich ist. Ich schreib das so knieweich, weil ich 1. total danebenliegen kann und 2. jeder Hund anders ist.
Am ehesten würde ich Dir für einen Hund wie Arthur die Arbeit mit dem Cicker empfehlen, da Du über einen neutralen Reiz arbeiten kannst, ohne den Hund anfassen zu müssen. Schau mal bei clicker.de rein, da ist Clickerarbeit mit Tierheimhunden beschrieben, vielleicht hilft Dir das weiter.

Liebe Grüße

Elke


03. April 2002 10:07

Hallo Lea!

Diagnosen über schwierige Fälle sind ja immer etwas heikel, aber man kann ja mal versuchen Tipps zu geben. Wenn sie dir brauchbar scheinen, dann ist es prima, wenn nicht, dann eben nicht. :-D
Bei so scheuen Hunden wird es mitunter wirklich sehr lange dauern bis wirklich was passiert. Ich denke du wirst nicht darauf setzen können, dass die Tierschutzorganisation dir detaillierte Infos geben kann. Hast du schon versucht mit ganz deutlichen Calming Signals zu arbeiten? Gerade bei einem Hund, der offensichtlich so viel Angst hat würde ich es damit versuchen, denn mit der hundlichen Kommunikation scheint der Hund ja keine Schwierigkeiten zu haben. Das Allerbeste wäre natürlich ein 4beiniger Orientierungspartner, der dementsprechend zutraulich und offen ist. Bisweilen wirkt das wahre Wunder. Dauert zwar auch eine Weile, aber hilft in sehr vielen Fällen ein gutes Stück weiter. Wenn für dich also kein Zweithund in Frage kommt, dann würde ich versuchen einen möglichst engen Kontakt zu jemandem herzustellen, der einen gut sozialisierten Hund besitzt (sowohl Menschen als auch Hunde) und so viel Zeit wie eben möglich mit diesem Hund verbringen. Hunde lernen erstaunlich viel durch Anschauung, auch in diesem Bereich. Eventuell ist ja sogar jemand ganz froh, wenn er zum Beispiel die Möglichkeit einer Tagesbetreuung für seinen Hund findet und für dich kann der andere Hund wirklich Gold wert sein.
Liebe Grüße und verlier vor allem nicht den Mut! Das wird noch, bestimmt. Auch bei Hunden, die schlecht oder gar nicht geprägt waren auf Menschen lässt sich viel erreichen. 100% mag es nie werden, aber um einiges besser auf alle Fälle. habe auch schon sehr ängstliche Hunde hier gehabt und die sind alle wieder "normal" geworden. Vielleicht keine Helden und auch keine "mit-jedem-Schmuser", aber durchaus Hunde mit Selbstvertrauen.
Bis dann,
Yna

03. April 2002 10:13

Hi,

spontan hätte ich jetzt vermutet Du hast einen Südländer, der frei geboren nie auf Menschen sozialisiert wurde.
Könnte ja trotzdem noch sein, wer weiß warum der Hund da rumlief .....

Wenn es so schlimm ist, dann könnte es wirklich sein, daß es so bleibt - bzw. daß er immer SEHR vorsichtig bleibt.

Lies Dich vielleicht nochmal durch die Sozialisierungsphasen und was Hund wann lernt und vergleiche mal mit Deinem.
Man kann einiges aufarbeiten, aber Defizite in der Sozialisierung NIE ganz auffangen :-((.

Ich hoffe Ihr macht noch Fortschritte !!

Liebe Grüße
Gabi

03. April 2002 10:53

Hatte in ähnlichem Fall Erfolg mit einem selbstbewußten und schmusigen Zweithund. Das Verhalten des scheuen Erstlings legte sich Stück für Stück - wurde zwar nie ein Sofa- oder Schmusehund, aber doch anhänglicher und nicht mehr so "ständig auf dem Sprung", wenn man sich nur näherte, großer Zugewinn an Selbstsicherheit.