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Vertrauen?

geschrieben von Christina(YCH) 
Vertrauen?
03. April 2002 15:40

Hallo Leute!
Hab eine Frage an euch. Mein 5-jähriger Mischlingsrüde ist eigentlich ein unheimlich lieber Kerl, er hat nur ein Problem: Wenn er einen anderen Hund, eine Katze, etc. sieht rennt er einfach los und ich existiere dann nicht mehr für ihn. Ich habe ihn seit 3 Jahren (kommt aus dem Tierheim) und hatte ihn eigentlich immer an der Leine wenn die "Hauptspaziergehzeiten"(= die Zeit wo ziemlich viele Hunde unterwegs sind) sind, weil bei uns viele Autos fahren und er überhaupt nicht gehorcht. Dadurch hat sich bei ihm eine ziemliche Aggression gegenüber den anderen Hunden entwickelt, er führ sich auf wie ein Irrer wenn er einen anderen Hund sieht. Sobald der andere Hund zu ihm herkommt, wird er von meinem Hund freudig beschnüffelt, 2 Sekunden später packt mein Hund den anderen mit den Vorderpfoten und versucht ihn zu bespringen, knurrt der andere zieht meiner die Ohren an und läuft weiter. Bei älteren Hunden und Welpen macht er gar nichts (mit Welpen will er immer spielen). Es gibt auch Hunde bei uns in der Gegend, bei denen er schon anfängt zu wüten wenn der andere Hund ihn nur anschaut (egal ob Hündin oder Rüde *seufz*) Aber wenn ich ihn zB mit den Hunden vom Tiehrheim (bin manchmal im Tierheim mit meinem Hund) in den Garten des Tierheims lasse, es er total brav und ruhig.
So, das war die Vorgeschichte, und jetzt meine Frage: Ich weiss dass ich viel falschgemacht habe bei meinem Hund (war immer zu übervorsichtig) aber was kann ich tun? Ich würde gerne mit ihm joggen gehen aber da ich aus Erfahrung weiss, dass er alle 5 Meter stehenbleibt und schnüffelt, will ich ihn ohne Leine laufen lassen. Was meint ihr, soll ich es wagen? Der Hund hat eigentlich eine sehr enge Bindung zu mir (er zeigt mir immer deutlich seine Zuneigung, zB an mich drücken, Kopf auf den Schoß legen, zum streicheln auffordern indem er mich anstubst, etc) aber wenn ich mit ihm spazieren gehe, kann es schonmal sein, dass zwischen ihm und mir ein abstand von 100 Metern ist, bevor er dann zu mir kommt (ohne dass ich ihn rufe). Nun gut, wenn ich joggen gehe, dann eher auf abgelegenen Wegen, nicht an der Strasse, von dem her wäre das mit dem nicht gehorchen ja kein Problem, aber ich mache mir sorgen, dass er einen anderen Hund sieht und auf diesen Zustürmt. Ich kann mir vorstellen, dass der andere Hundebesitzer sicher Panik bekommt, wenn mein großer Rüde (immerhin 65 cm Schulterhöhe) auf seinen Hund zugestürmt kommt. Mein Hund hat schon mal einen anderen Hund, der an der Leine war (meiner war frei, dort war er noch nicht mein Hund sondern noch ein Tierheimhund) angefallen (nicht gebissen, aber so getan als möchte er ihn beissen, in die Luft schnappen und so). Sollte ich ihm vielleicht einen Maulkorb anziehen? Nicht so ein Nylonding, sondern ein richtiger Maulkorb, wo der Hund richtig hecheln und atmen kann? Oder soll ich im einfach laufen lassen und hoffen, dass er mir nachläuft? Mir kommt manchmal vor er kommt sich an der Leine so "stark" vor. Man sagt ja immer das ein Hund ohne Leine friedlicher ist als ein Hund an der Leine.


So, ich hoffe ich hab euch mit meiner ewig langen Geschichte nicht gelangweilt!!

Mfg
Christina (die manchmal das Gefühl hat ein hundsmieserabler Hundebesitzer zu sein *seufz*)

PS:
Übrigens, nicht dass ihr denkt, dass ich meinen Hund vernachlässige, ich war schon 2 mal mit ihm in der Hundeschule (in der besten in unserer Gegend). Leider hat es nicht wirklich was gebracht. Im Herbst werde ich mit ihm in einen speziellen Hundekurs gehen, der von einer Freundin von mir (die den Hund schon länger kennt als ich) und einer Bekannten von ihr extra für Tierheimhunde gemacht wird, wo es nur darum geht dem Hund die Grundbegriffe klarzumachen. Ich hoffe dass dort noch mehr Leute mit meinem Problem sind und vorallem hoffe ich dass ich das mit meinem Hund in den Griff kriege (werde wahrscheinlich mit Halti arbeiten, ich halte nicht viel von Kettenwürgern, damit erreiche ich bei meinem Hund überhaupt nichts, ausser dass er noch aggressiver auf andere Hunde reagiert) Wie sagte mein Trainer damals in der Hundeschule: "Zuerst muss der Mensch erzogen werden, damit er den Hund erziehen kann".

04. April 2002 12:04

Hi,
für mich liest sich das so, als hättet Ihr ein deftiges Dominanzproblem. Nicht Du bist der Chef, sondern Dein Hund. Genügend Beispiele für diese Vermutung hast Du gegeben (haut ab, schnüffelt alle paar Meter beim Joggen, fordert zum Streicheln auf...)
Das mußt Du in den Griff bekommen, BEVOR Du Deinen Hund freilaufen läßt. Hunde, die nicht zuverlässig hören, gehören an die Leine, sorry, aber alles andere ist zu gefährlich. Bei so einem großen Kraftpaket einfach ´mal ausprobieren und hoffen, daß es gut geht, ist leichtsinnig.
Grüße
Sylle

04. April 2002 13:13

Ich würde gerne mit ihm joggen gehen aber da ich aus Erfahrung weiss, dass er alle 5 Meter stehenbleibt und schnüffelt, will ich ihn ohne Leine laufen lassen.

Klar soll ein Hund auch Gelegenheit zum Schnüffeln haben, aber ich denke schon, dass er beim Joggen an der Leine lernen kann mitzulaufen und nicht eigenmächtig anzuhalten. (Da wären die Eskimos ja weit gekommen, wenn jeder Hund vor dem Schlitten angehalten hätte, wann's ihm passt :-)

Was meint ihr, soll ich es wagen?

Lass ihn nicht laufen , wenn Du nicht sicher bist, dass er gehorcht.

Der Hund hat eigentlich eine sehr enge Bindung zu mir (er zeigt mir immer deutlich seine Zuneigung, zB an mich drücken, Kopf auf den Schoß legen, zum streicheln auffordern indem er mich anstubst, etc)

Klasse, er denkt, er hat Dich im Griff (hat er auch!?)

Ich kann mir vorstellen, dass der andere Hundebesitzer sicher Panik bekommt, wenn mein großer Rüde (immerhin 65 cm Schulterhöhe) auf seinen Hund zugestürmt kommt.

Dann würde ich ihn nicht laufen lassen....erst erziehen....

Sollte ich ihm vielleicht einen Maulkorb anziehen? Nicht so ein Nylonding, sondern ein richtiger Maulkorb, wo der Hund richtig hecheln und atmen kann?

Willst Du beim Hund was ändern? Dann ist der Maulkorb keine Lösung.

Man sagt ja immer das ein Hund ohne Leine friedlicher ist als ein Hund an der Leine.

Das ist oft richtig, aber da sind doch anscheinend zunächst mal einige Grundsatzfragen in Eurem Rudel und in Deinem Verhalten zu klären. Ich würde mich auf obige Aussage absolut nicht verlassen, nicht zuletzt ist das auch eine Zumutung für andere Hundebesitzer und Spaziergänger und bei der Grösse Deines Hundes auch nicht ganz risikofrei.

ich war schon 2 mal mit ihm in der Hundeschule (in der besten in unserer Gegend). Leider hat es nicht wirklich was gebracht.

Naja, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass nach dem zweiten male schon die grossen Erfolgserlebnisse da sind. Der Weg zu einem angenehmen vierbeinigen Begleiter kann ziemlich lang sein und Du brauchst einen langen Atem, viel Konsequenz und eine grössere Portion Sturheit als der Hund. Die Erkenntnis, dass erst der Besitzer erzogen werden muss hilft sicher weiter, aber man muss auch bereit sein den Weg den der (hoffentlich gute) Hundtrainer empfiehlt konsequent durchzuhalten. Ob die Sache Sinn hat zeigt sich nicht an Tagen oder Wochen sondern an Monaten.

Nicht aufgeben, und viel Erfolg
Michaela


04. April 2002 19:51

Hallo ihr!
Hm, jetzt wo ihr es sagt, fällt es mir auch auf. Es läuft eigentlich alles nach der Nase meines Hundes. Er ist unser erster Hund und ich hatte/habe immer angst, dass ich ihn "verziehe" wenn ich ihn zurechtweise. Er wurde von seinem ersten Besitzer misshandelt (lt. Tierheimpersonal), umso erstaunlicher ist es dass er total lieb mit Menschen ist. Er lässt sich von jedem streicheln, wenn jemand mit der Zunge schnalzt oder pfeift geht er sofort hin und lässt sich streicheln. Und Kinder liebt er über alles. Mein kleiner Neffe ist ihm mal aus versehen über die Pfote gelaufen und mein Hund ist ruhig liegengeblieben, als hätte er gewusst, dass es keine Absicht ist. Auf das bin ich stolz bei meinem Hund, er ist wirklich sehr Menschenfreundlich, da hatte ich noch nie probleme. Ich kann ihm auch wärend er frisst das Futter wegnehmen ohne das er auch nur versucht mich anzuknurren oder zu schnappen. Er schaut dann einfach gierig auf die Futterschüssel und wartet geduldig bis er sie wieder kriegt. Auch wenn er auf der Strasse was findet was er nicht haben darf (zB dubiose Knochenstücke, wo ich nicht weiss von welchem Tier, etc) kann ich ihm wegnehmen ohne dass er knurrt oder schnappt. Ich glaube ich hab es einfach nicht geschafft, ihm die Rangordnung richtig klar zu machen. Wie schon in meiner ersten Meldung geschrieben, gehe ich im Herbst in einen speziellen Hundekurs, ich werde der Leiterin des Kurses (wird ja von einer Freundin von mir geleitet) mein Leid klagen und ich hoffe das sie mir helfen kann.
Ich mache es beim joggen jetzt einfach so. Ich nehme ihn an die Leine und wenn er stehen bleiben will, versuche ich ihn zum weiterlaufen zu motivieren. Einen Versuch ist es wert.

mfg
Christina

04. April 2002 20:11

Hallo Christina,

: Hm, jetzt wo ihr es sagt, fällt es mir auch auf. Es läuft eigentlich alles nach der Nase meines Hundes. Er ist unser erster Hund und ich hatte/habe immer angst, dass ich ihn "verziehe" wenn ich ihn zurechtweise.

## Nönööö ... Verzogen hast Du ihn dadurch dass Du nach seiner Pfeife tanzst ... aber halt leider nicht erzogen.


Er wurde von seinem ersten Besitzer misshandelt (lt. Tierheimpersonal), umso erstaunlicher ist es dass er total lieb mit Menschen ist.

## Das stimmt allerdings :-))

Er lässt sich von jedem streicheln, wenn jemand mit der Zunge schnalzt oder pfeift geht er sofort hin und lässt sich streicheln. Und Kinder liebt er über alles. Mein kleiner Neffe ist ihm mal aus versehen über die Pfote gelaufen und mein Hund ist ruhig liegengeblieben, als hätte er gewusst, dass es keine Absicht ist. Auf das bin ich stolz bei meinem Hund, er ist wirklich sehr Menschenfreundlich, da hatte ich noch nie probleme.

## Denk' aber bitte trotzdem dran, dass auch er ein HUND ist ... so lieb er auch sein mag - lass ihn nie allein mit Deinem kleinen Neffen.
Hunde UND (kleine) Kinder sind leider beide nicht immer berechenbar.


Ich kann ihm auch wärend er frisst das Futter wegnehmen ohne das er auch nur versucht mich anzuknurren oder zu schnappen. Er schaut dann einfach gierig auf die Futterschüssel und wartet geduldig bis er sie wieder kriegt.

## Dominanz äussert sich nicht immer im Verteidigen von Futter oder Gegenständen. Manche Hunde haben da viel subtilere Methoden ... und u.U. auch den grösseren Erfolg, weil's nicht so schnell (oder gar nicht) auffällt.

Wie schon in meiner ersten Meldung geschrieben, gehe ich im Herbst in einen speziellen Hundekurs, ich werde der Leiterin des Kurses (wird ja von einer Freundin von mir geleitet) mein Leid klagen und ich hoffe das sie mir helfen kann.

## Davon gehe ich jetzt einfach mal aus :-))

: Ich mache es beim joggen jetzt einfach so. Ich nehme ihn an die Leine und wenn er stehen bleiben will, versuche ich ihn zum weiterlaufen zu motivieren.

## Nix motivieren und Kasperle machen ... NIMM IHN EINFACH MIT - sprich: Du läufst einfach kommentarlos! weiter und ziehst ihn mit ... spät. nach dem 2./3. Ruckerer hat er kapiert, dass Stehenbleiben beim Joggen ausfällt wegen "is nich". Logisch, dass er vorher Gelegenheit zum Lösen gehabt haben muss.

Viele Grüsse
Christiane & Kira (auch so 'ne Schüffeltante)

04. April 2002 20:30

Hallo,

:Ich glaube ich hab es einfach nicht geschafft, ihm die Rangordnung richtig klar zu machen.
Man meint vielleicht manches Mal, dass sich Hunde die Rangordnung durch Knurren und Raufereien ausmachen, bis der eigene Hund einen eines Besseren belehrt: die machen das ganz diplomatisch und sanft und ehe man sichs versieht, haben sie schön langsam die Initative in der Familie übernommen - auf einem Gebiet nach dem anderen bestimmt dann schon der Hund, was wann gemacht wird, denn genau das zeichnet einen 'Chef' ja aus!
Futter verteidigen tut sogar mancher sich sehr unterlegen fühlender Hund, das zu tun oder nicht zu tun sagt also leider (?) so oder so nichts über die Rangordnung aus...

: Ich mache es beim joggen jetzt einfach so. Ich nehme ihn an die Leine und wenn er stehen bleiben will, versuche ich ihn zum weiterlaufen zu motivieren. Einen Versuch ist es wert.
Dazu noch ein kleiner Tip: wer agiert, ist der Boss, wer RE-agiert, der Untergebene.
Wenn man also in der Leinen-Mitlaufsituation die Position des Leittieres haben möchte, wie könnte man da wohl vorgehen?
Wer kann wessen Verhalten vorhersagbar bestimmen?
Wenn der Hund es durch Zurückbleiben schafft, dass der Mensch ihn genau dann beachtet und lockt - wer steuert da wen? Da hat der Hund nach wie vor das Heft in der Hand.
Etwas schnuffeln (Zeitung lesen) ist ja für den Hund wichtig. Anderseits könnte er das vielleicht zu anderen Zeiten erledigen und jetzt einfach zuerst mal lernen, kilometerfressend nebenher zu traben.

Dazu könnte man z.B. zuerst nur kurze Zeit laufen und ihn in dieser Zeit mit Leckereien und Spiel an seiner Seite zu halten versuchen.
Wenn er sich ausklinkt, nicht mitlaufen will (wird man selbst nicht reagieren!!!), man könnte z.B. sofort eine interessantes Spiel mit sich selber initieren, ohne den Hund dabei zu beachten, dabei möglichst zu verhindern versuchen, dass er sich währendessen durch Schnuppern selber belohnt, kann auch evt. einfach langweilig stehen bleiben und verhindern, das er beim Lesen der Hundezeitung 'weiterblättert'.

Sowie er einen dann wieder anschaut, wird man ihn beachten, loben, belohnen und spielerisch, sich interessant machend, wieder antraben...

Schönes Laufen - und zuerst agieren, um den Hund bei Laune zu halten, statt nachher zu RE-agieren, wenn er bereits wieder die Initative übernimmt, ja?! Timing ist das A und O der Hunde-Erziehung!
Wer was wann macht entscheidet über Erfolg und Misserfolg jeder Übung - und 'action' belohnt einen Hund oft am besten...

Ach ja: wenn er sich nicht so für Leckerlis interessiert unterwegs: wenn er jedes Futterbröckchen nur mehr für 'Frauchen beachten' bekommt, sich jeden Bissen durch Kooperation verdienen muss, macht im das einerseits viel Freude (wie uns das erste selbstverdiente Geld - und er kann dann ja Frauchen weiter beeinflussen, das tröstet vielleicht über den Positionsverlust hinweg...), anderseits bekommt man dann auch bei Ablenkung viel leichter seine Aufmerksamkeit. 'brain wash' für Hunde - oft schon innerhalb kurzer Zeit! Lass doch mal hören, wie das bei Deinem klappt!


Wiebke

www.hunde-erziehung.at