Alleine bleiben?
10. April 2002 06:38

Hallo Yorkie-Forum-Freunde!

Ich habe ein Problem mit meiem fast 8-monatigen Airedale-Rüden. Er bleibt nicht alleine. Weder wenn ich noch in sichtnähe bin, daß heißt er irgendwo warten muß, und erst recht nicht zu Hause. Er jault das ganze Haus zusammen... Eine Nachbarin fraghte mich neulich schon ganz pikiert, was ich denn mit meinem Hund machen würde! Ich habe es schon mit einer (ihm bekannten) Box versucht, mit einem gefüllten Futterball, mit einem gefüllten Kong - alles Fehlanzeige. Mein Hund hat für nichts mehr Interesse, sobald er alleine ist. Das ist auf Dauer echt ein Problem, da ich bislang immer einen "Hundesitter" brauche, wenn ich z.B. mal zum Arzt muß oder auch Lebensnmittel einkaufen gehe. Bitte dringend um Eure Hilfe!!!

Danke, Martina


10. April 2002 07:00

Hallo Martina,

wie hast Du denn das Alleinebleiben mit ihm geübt? Hast Du langsam schrittweise angefangen oder bist Du gleich aufs Ganze gegangen? Ausserdem wäre die Vorgeschichte Deines Hundes interessant (wann hast Du ihn bekommen, woher usw.). Bist Du seine einzige Bezugsperson? Wie beschäftigst Du ihn tagsüber? Wie verhält er sich, wenn Du da bist (läuft er immer hinter Dir her - selbst aufs Klo)? Wie verhälst Du Dich wenn Du weggehst bzw. wiederkommst, was machst Du wenn er heult?

Das sind viele, viele Fragen, aber ohne diese ist es schwer einfach so Tipss zu geben. Wäre also schön, wenn Du uns noch ein paar Infos zukommen läßt.

Gruß Jenny



10. April 2002 18:59

Hallo Martina,

das sich dein Hund wenn er alleine ist, nicht mehr für Spielzeug etc. interessiert ist völlig normal. Die meisten Hunde die alleine bleiben müssen, verbringen die Zeit dösend oder schlafend, weil so ganz ohne Rudel halt nichts los ist und Hund eh mehr schlafen kann als Mensch. Ich weiß zwar keine allgemeingültige Lösung, doch ich kann ja mal schildern, wie wir es bei unserer Hündin hingekriegt haben:

Wir sind erst mit dem Hund mindestens eine Stunde rausgegangen, dann gab's was zu fressen, noch ein bisschen knuddeln und dann sind wir ca. eine halbe Stunde "Menschenbeschäftigungen" (Zähneputzen, E-mails-lesen , Wäsche zusammenlegen etc.) nachgegangen ohne Sie weiter zu beachten. In der Zeit ist sie dann zur Ruhe gekommen und hat sich meist hingelegt um ein Nickerchen zu machen. Dann haben wir uns nur kurz verabschiedet, so nach dem Motto: bleib schön hier, und sind dann ohne streicheln, Leckerchen oder irgentwas rausgegangen. Beim erstenmal nur bis unten zur Eingangstür, dann bis in den Keller um die Waschmaschine anzustellen und irgentwann dann einige Minuten ganz aus dem Haus. Beim wiederkommen kam sie natürlich direkt zur Tür und wir hatten dann schon immer ein Leckerchen in der Hand und haben Sie ganz doll gelobt. Das ist zwar am Anfang etwas aufwendig (2 Stunden Vorbereitung um den Hund 2 Minuten alleine zu lassen), aber bei uns hat es sich gelohnt, innerhalb von 3 Wochen haben wir es geschafft uns langsam auf 3 Stunden zu steigern und hatten seit dem auch keinerlei Ärger mit dem alleinebleiben.

Viel Grüße
Heike


11. April 2002 06:28

Hallo Jenny,

ich will gerne Deine Fragen beantworten, soweit es mir möglich ist.

: Wie hast Du denn das Alleinebleiben mit ihm geübt? Hast Du langsam schrittweise angefangen oder bist Du gleich aufs Ganze gegangen?

Ich habe den Riesenfehler gemacht (glaube ich), ihn nach ca. 1 Monat bei uns einmal für ca. 2 Stunden ohne Vorbereitung alleine gelassen zu haben. Damals mußte ich ganz dringend zum Arzt und hatte niemanden zum Aufpassen. Vielleicht hat er jetzt so eine Art Trauma? sad smiley( Seitdem versuche ich es immer wieder mit ganz kurzen Sequenzen, aber er jault gotterbärmlich...

: Ausserdem wäre die Vorgeschichte Deines Hundes interessant (wann hast Du ihn bekommen, woher usw.).

Ich habe meinen Hund von einem sehr lieben, vertrauenswürdigen Züchter gekauft und dort mit gut 9 Wochen abgeholt.

: Bist Du seine einzige Bezugsperson?

Ich bin zwar verheiratet, da aber mein Mann den ganzen Tag außer Haus ist, bin ich wohl seine Haupt-Bezugsperson. Kinder leben nicht mehr im Haus.

: Wie beschäftigst Du ihn tagsüber?

Ich gehe jeden Tag 1-2 Stunden mit ihm spazieren, entweder in den Wald oder aufs Feld - immer da, wo auch andere Hunde zum Spielen sind. Außerdem gehen wir einmal in der Woche zur Hundeschule und wir haben angefangen zu clickern.

: Wie verhält er sich, wenn Du da bist (läuft er immer hinter Dir her - selbst aufs Klo)?

Unterschiedlich... Manchmal klebt er förmlich an mir, manchmal will er seine Ruhe und liegt irgendwo und döst.

: Wie verhälst Du Dich wenn Du weggehst bzw. wiederkommst, was machst Du wenn er heult?

Wenn ich weggehe mache ich vorab keine große Abschiedszeremonie, nur habe ich bislang (vergeblich) versucht ihn mit gefülltem Spielball oder Kong abzulenken. Das habe ich natürlich dann vorbereitet. Wenn ich wiederkomme, dann begrüße ich ihn natürlich ausgiebig - rumtoben, streicheln, Leckerchen... Wenn er heult - das höre ich meist schon von Weitem - dann gehe ich nicht hinein. Ich warte einen ruhigen Augenblick ab und öffne erst dann die Tür. Manchmal ist mein Timing jedoch nicht so Klasse - er fing dann gerade in dem Moment wieder an zu jammern! Ungewollte Bestätigung??

So, hoffentlich kannst Du mit meiner Beschreibung was anfangen und gibst mir vielleicht einen guten Rat?

Gruß,
Martina

11. April 2002 07:21

Hallo Martina,

: Ich habe den Riesenfehler gemacht (glaube ich), ihn nach ca. 1 Monat bei uns einmal für ca. 2 Stunden ohne Vorbereitung alleine gelassen zu haben. Damals mußte ich ganz dringend zum Arzt und hatte niemanden zum Aufpassen. Vielleicht hat er jetzt so eine Art Trauma? sad smiley( Seitdem versuche ich es immer wieder mit ganz kurzen Sequenzen, aber er jault gotterbärmlich...

Ist gut möglich, dass dies zu mindest ein Auslöser für seine Trennungsangst ist. Aber solche Sachen passieren halt leider :-((

: Ich habe meinen Hund von einem sehr lieben, vertrauenswürdigen Züchter gekauft und dort mit gut 9 Wochen abgeholt.

Gut, dann hat er also keine negativen Erfahrungen in diesem Bereich wie z.B. viele Tierheimhunde.

: Ich gehe jeden Tag 1-2 Stunden mit ihm spazieren, entweder in den Wald oder aufs Feld - immer da, wo auch andere Hunde zum Spielen sind. Außerdem gehen wir einmal in der Woche zur Hundeschule und wir haben angefangen zu clickern.

Das dürfte ihn ausreichend auslasten. Wichtig ist, dass auf den Spaziergängen auch was passiert (z.B. Spiel mit anderen Hunden, Futtersuchspiele, Baumstämme balancieren, kleine Übungen etc.); viele Hundebesitzer meinen rein körperliche Auslastung wäre ausreichend - der Hund will aber auch geistig beschäftigt werden!

: Unterschiedlich... Manchmal klebt er förmlich an mir, manchmal will er seine Ruhe und liegt irgendwo und döst.

Versuche hier etwas mehr die Initiative zu ergreifen und bestimme Du wann er kleben soll und wann nicht, d.h. schick ihn ruhig mal auf seinen Platz, auch wenn er jetzt gerade kleben will, damit er lernt sich von Dir zu lösen.

: Wenn ich weggehe mache ich vorab keine große Abschiedszeremonie, nur habe ich bislang (vergeblich) versucht ihn mit gefülltem Spielball oder Kong abzulenken. Das habe ich natürlich dann vorbereitet. Wenn ich wiederkomme, dann begrüße ich ihn natürlich ausgiebig - rumtoben, streicheln, Leckerchen... Wenn er heult - das höre ich meist schon von Weitem - dann gehe ich nicht hinein. Ich warte einen ruhigen Augenblick ab und öffne erst dann die Tür. Manchmal ist mein Timing jedoch nicht so Klasse - er fing dann gerade in dem Moment wieder an zu jammern! Ungewollte Bestätigung??

Ich würde ihn nicht groß begrüßen, wenn Du zurück kommst, damit verstärktst Du seine Erwartungshaltung eher. Lass ihn sich erst einmal abregen und sag ihm dann ganz ruhig hallo, so als wäre garnichts gewesen. Das mit dem Timing ist halt schwer; Ziel sollte sein, dass der Hund garnicht erst anfängt zu piepsen, dann erledigt sich auch dieses Problem - ach ist die Theorie doch immer so schön einfach ;-)).

: So, hoffentlich kannst Du mit meiner Beschreibung was anfangen und gibst mir vielleicht einen guten Rat?

Deine Beschreibung war sehr ergiebig und ich habe folgenden Rat:

1. Versuche wie oben schon erklärt die Bindung zu ihm etwas zu lockern. Wenn das Alleinebleiben besser klappt, lass ihn öfter mal kurz alleine (Müll runterbringen usw.).

2. Beginne ein gezieltes Training zum Alleinebleiben nochmal ganz von vorne. Versuche herauszufinden ab welchem Punkt Deiner Vorbereitungen zum Weggehen Dein Hund anfängt nervös zu werden und setze genau hier an. Es nützt nichts den Hund gleich alleine zu lassen - und sei es auch nur für zwei Minuten - wenn er schon anfängt Panik zu kriegen, wenn Du Dich anziehst, den Schlüssel in die Hand nimmst usw.. Hund sind sehr gute Beobachter und erkennen schon früh, was ihnen gleich bevorsteht. Übe immer dann, wenn er schön müde ist (nach dem Spaziergang, nach dem fressen etc.) und fange damit an, dass Du die Handlung ausführst, bei der Dein Hund schon unruhig wird und Dich dann einfach z.B. aufs Sofa setzt und die Zeitung liest, also etwas für den Hund völlig unerwartetes und nicht beängstigendes tust. Ignoriere ihn dabei möglichst (d.h. nicht mal direkt anschauen).

Das machst Du solange, bis er nicht mal mehr den Kopf hebt um zu gucken, was Du da treibst. Dann kommt der nächste Minnischritt usw. Zerlege Dein Ritual des Weggehens in ganz kleine Teilschritte und mache diese nach und nach durch - immer nur soweit, dass Dein Hund keinerlei Angst etc. zeigt. Sollte dies doch einmal passieren - einen Schritt zurück!

Die Geschichte mit dem Futterball kannst Du auch erstmal üben, wenn Du noch dabei bist und wenn er so richtig schön vertieft ist, gehst Du völlig unbeteiligt kurz aus dem Raum. Gut geeignet ist auch eine Spilekiste, mit allerlei tollen Dingen drinn, oder eine Socke mit Leckerlies drin, Leckerlies in Papier gepackt usw...

Soweit klar? Na dann hast Du ja jetzt erstmal was zu tun ;-))))

Wenns nicht klappt melde Dich wieder!

Viel Erfolg

Jenny

11. April 2002 10:39

Hallo Martina

Ich habe auch so eine "Schmeißfliege", mein Rüde (schon ca. 3 Jahre, wir haben ihn jetzt ca. 1 Jahr)klebt auch oft an mir.
Sebst wenn ich vom Klo komme, liegt er vor der Tür und wenn ich versuche ihn auf seinen Platz zu schicken, verunsichert ihn d. noch mehr...Er kommt aus dem Süden und hat eine schlechte Vergangenheit.
Aber Alleinbleiben haben wir gut geschafft!
Er hat zwar nie gejault, aber an allen Türen gekratzt (sehen nun leider fürchterlich aus...aber was solls).
Was Jenny geschrieben hat ist sehr gut und hilfreich.
Bei uns hat es sich schlagartig verbessert, als ich ihn nicht mehr begrüßt habe - jetzt werde ich hier sicherlich gelyncht.
Schon bevor ich gehe ist er "Luft" für mich. Ich gehe ohne Kommentar, anfangs ohne vorherige Anzeichen. Komme ich wieder, benehme ich mich, als wäre nichts gewesen. Nach einer Weile, wenn er ruhig bleibt, streichele ich ihn kurz...dabei soll er aber nicht gleich aufdrehen, sonst wird er wieder ignoriert. Mittlerweile ist weggehen und wiederkommen absolut normal, kein Hund reagiert (sie kommen nur manchmal und schnüffeln, wo ich herkomme).
Meine Hündin findet diese Therapie zwar seltsam, sie darf ich ja auch nicht streicheln. Es ist auch überhaupt nicht leicht, zwei vor Freude tanzende Hunde zu "übersehen"... aber wenn ich schwach werde, artet es schnell wieder aus und ER will wieder nicht allein bleiben.
Dein Hund ist noch recht jung und hat eine gute Kinderstube gehabt. Ihr werdet d. Problem mit Sicherheit lösen!
Viel Erfolg und viele Grüße
Constanze