Hallo Martina,
: Ich habe den Riesenfehler gemacht (glaube ich), ihn nach ca. 1 Monat bei uns einmal für ca. 2 Stunden ohne Vorbereitung alleine gelassen zu haben. Damals mußte ich ganz dringend zum Arzt und hatte niemanden zum Aufpassen. Vielleicht hat er jetzt so eine Art Trauma?
( Seitdem versuche ich es immer wieder mit ganz kurzen Sequenzen, aber er jault gotterbärmlich...
Ist gut möglich, dass dies zu mindest ein Auslöser für seine Trennungsangst ist. Aber solche Sachen passieren halt leider :-((
: Ich habe meinen Hund von einem sehr lieben, vertrauenswürdigen Züchter gekauft und dort mit gut 9 Wochen abgeholt.
Gut, dann hat er also keine negativen Erfahrungen in diesem Bereich wie z.B. viele Tierheimhunde.
: Ich gehe jeden Tag 1-2 Stunden mit ihm spazieren, entweder in den Wald oder aufs Feld - immer da, wo auch andere Hunde zum Spielen sind. Außerdem gehen wir einmal in der Woche zur Hundeschule und wir haben angefangen zu clickern.
Das dürfte ihn ausreichend auslasten. Wichtig ist, dass auf den Spaziergängen auch was passiert (z.B. Spiel mit anderen Hunden, Futtersuchspiele, Baumstämme balancieren, kleine Übungen etc.); viele Hundebesitzer meinen rein körperliche Auslastung wäre ausreichend - der Hund will aber auch geistig beschäftigt werden!
: Unterschiedlich... Manchmal klebt er förmlich an mir, manchmal will er seine Ruhe und liegt irgendwo und döst.
Versuche hier etwas mehr die Initiative zu ergreifen und bestimme Du wann er kleben soll und wann nicht, d.h. schick ihn ruhig mal auf seinen Platz, auch wenn er jetzt gerade kleben will, damit er lernt sich von Dir zu lösen.
: Wenn ich weggehe mache ich vorab keine große Abschiedszeremonie, nur habe ich bislang (vergeblich) versucht ihn mit gefülltem Spielball oder Kong abzulenken. Das habe ich natürlich dann vorbereitet. Wenn ich wiederkomme, dann begrüße ich ihn natürlich ausgiebig - rumtoben, streicheln, Leckerchen... Wenn er heult - das höre ich meist schon von Weitem - dann gehe ich nicht hinein. Ich warte einen ruhigen Augenblick ab und öffne erst dann die Tür. Manchmal ist mein Timing jedoch nicht so Klasse - er fing dann gerade in dem Moment wieder an zu jammern! Ungewollte Bestätigung??
Ich würde ihn nicht groß begrüßen, wenn Du zurück kommst, damit verstärktst Du seine Erwartungshaltung eher. Lass ihn sich erst einmal abregen und sag ihm dann ganz ruhig hallo, so als wäre garnichts gewesen. Das mit dem Timing ist halt schwer; Ziel sollte sein, dass der Hund garnicht erst anfängt zu piepsen, dann erledigt sich auch dieses Problem - ach ist die Theorie doch immer so schön einfach ;-)).
: So, hoffentlich kannst Du mit meiner Beschreibung was anfangen und gibst mir vielleicht einen guten Rat?
Deine Beschreibung war sehr ergiebig und ich habe folgenden Rat:
1. Versuche wie oben schon erklärt die Bindung zu ihm etwas zu lockern. Wenn das Alleinebleiben besser klappt, lass ihn öfter mal kurz alleine (Müll runterbringen usw.).
2. Beginne ein gezieltes Training zum Alleinebleiben nochmal ganz von vorne. Versuche herauszufinden ab welchem Punkt Deiner Vorbereitungen zum Weggehen Dein Hund anfängt nervös zu werden und setze genau hier an. Es nützt nichts den Hund gleich alleine zu lassen - und sei es auch nur für zwei Minuten - wenn er schon anfängt Panik zu kriegen, wenn Du Dich anziehst, den Schlüssel in die Hand nimmst usw.. Hund sind sehr gute Beobachter und erkennen schon früh, was ihnen gleich bevorsteht. Übe immer dann, wenn er schön müde ist (nach dem Spaziergang, nach dem fressen etc.) und fange damit an, dass Du die Handlung ausführst, bei der Dein Hund schon unruhig wird und Dich dann einfach z.B. aufs Sofa setzt und die Zeitung liest, also etwas für den Hund völlig unerwartetes und nicht beängstigendes tust. Ignoriere ihn dabei möglichst (d.h. nicht mal direkt anschauen).
Das machst Du solange, bis er nicht mal mehr den Kopf hebt um zu gucken, was Du da treibst. Dann kommt der nächste Minnischritt usw. Zerlege Dein Ritual des Weggehens in ganz kleine Teilschritte und mache diese nach und nach durch - immer nur soweit, dass Dein Hund keinerlei Angst etc. zeigt. Sollte dies doch einmal passieren - einen Schritt zurück!
Die Geschichte mit dem Futterball kannst Du auch erstmal üben, wenn Du noch dabei bist und wenn er so richtig schön vertieft ist, gehst Du völlig unbeteiligt kurz aus dem Raum. Gut geeignet ist auch eine Spilekiste, mit allerlei tollen Dingen drinn, oder eine Socke mit Leckerlies drin, Leckerlies in Papier gepackt usw...
Soweit klar? Na dann hast Du ja jetzt erstmal was zu tun ;-))))
Wenns nicht klappt melde Dich wieder!
Viel Erfolg
Jenny