Hallo!
Seit ein paar Tagen schwirrt mir eine Frage durch den Kopf, auf die ich keine schlüssige Antwort bekomme und würde Euch gerne nach Eurer Meinung fragen:
Es wird ja immer gesagt, daß, wenn ein Hund sich beim Spazierengehen unerlaubter Weise vom "Rudel" entfernt (Hasen jagt, kurz abhaut, länger abhaut, warum auch immer), soll man ihn freundlich wieder empfangen und nicht mit ihm schimpfen, da er das Schimpfen auf das Zurückkommen bezieht und nicht aufs Abhauhen. Allgemein gesagt, soll man den Hund nur schimpfen während bzw. kurz vor seiner Tat (egal, was es ist), aber nicht danach, da der Hund es sonst nicht versteht.
Unter der Meldung:
1Hund geht Gassi-2.zuHaus = aggressiv
von vor ein paar Tagen wurde nun beschrieben, daß ein Hund den anderen "bestrafte", da letzterer Gassi gehen konnte und ersterer zu Hause bleiben musste. Die "Bestrafung" erfolgte jedoch nicht beim rausgehen, sondern als der zweite Hund wieder heimgekehrt ist. Eine Erklärung in den Antworten war, daß sich ein rangniedrigeres Mitglied des Rudels sich nicht einfach vom Rudel entfernen darf, und deshalb das ranghöhere Mitglied aggressiv wurde.
Zu bemerken ist hier, daß der Hund vom anderen beim Wiederkommen bestraft wurde, also nach der oben genannten Theorie müsste er es so verstehen, daß er für's Wiederkommen bestraft wurde, jedoch nicht für's unterlaubte Entfernen...
Ein anderer Fall:
wir waren mit drei Hunden an einem See spazieren: ein Rottweiler und ein Labrador (beides Weibchen), die im selben Haushalt leben (der Rottweiler ist die Dominante), und Xenia, mein Huskyweibchen.
Der Rottweiler geht nicht schwimmen, Xenia und der Labrador schwimmen eigentlich gerne. Der Labrador tat dieses normalerweise jedoch nicht, da der Rotti es eben auch nicht tat. Nun, mit Xenia zusammen, sind beide schwimmen gewesen. Der Rottweiler stand derweil am Ufer und hat beiden zugeguckt, und hat beide Hunde "bestraft" (stand mit Imponiergehabe am Ufer), als sie wieder aus dem Wasser kamen. Der Labrador kam langsam und unterwürfig aus dem Wasser, und der Rottweiler hat diese Geste wohlwollend angenommen, ohne weiteres "aggressives" Verhalten zu zeigen. Xenia, die aus dem Wasser gelaufen kam, ohne irgendein Zeichen von Unterwürfigkeit zu zeigen, wurde vom Rotti kurzerhand einmal in den Rücken gezwickt, als sie an ihr vorbei lief (keine Verletzungen!).
Danach wollte Xenia nicht mehr ins Wasser. Auch als wir den Rotti dann angebunden haben, damit die beiden schwimmen konnten, hatten diese wohl die Lust verloren...
Nun denke ich schon, daß Xenia "verstanden" hat, daß diese Bestrafung des Rottis sich nicht auf das "aus dem Wasser rauskommen" bezogen hat, sondern schon auf das ins Wasser hineingehen und schwimmen (obwohl beides ja nicht voneinander zu trennen ist).
Was mir nun Gedanken macht, ist, daß gesagt wird, daß Hunde eine "Bestrafung" nicht auf die eigentliche Tat beziehen, wenn sie nicht unmittelbar erfolgt. In beiden Beispielen oben kommt die Bestrafung für eine Tat von einem anderen (ranghöheren?) Hund jedoch nicht unmittelbar während oder kurz bevor der andere Hund etwas nichtgewolltes tut, sondern danach, wenn der Hund zum anderen zurückkehrt.
Könnte es nicht doch sein, daß ein Hund es versteht, daß er sich nicht so einfach vom Rudel entfernen darf, wenn man ihn "bestraft" (mit einem "Nein" und/oder strafenden Blicken, imponierender Körperstellung), wenn er zurückkommt? Oder kann ich das nicht miteinander vergleichen, habe ich da irgendwo einen Denkfehler?
Ich würde mich freuen, wenn mir jemand helfen könnte, diesen Knoten in meinem Gehirn zu lösen!
Viele Grüße, Ulla
P.S. bitte beachtet, daß ich mit Strafe/Bestrafung meine, daß dem Hund gezeigt wird, daß einem seine Handlung missfällt - was man auch ohne körperliche Gewaltanwendung tun kann!!