Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Strafe" nur unmittelbar anwendbar?"

geschrieben von Ulla(YCH) 
Strafe" nur unmittelbar anwendbar?"
27. August 1999 08:38

Hallo!

Seit ein paar Tagen schwirrt mir eine Frage durch den Kopf, auf die ich keine schlüssige Antwort bekomme und würde Euch gerne nach Eurer Meinung fragen:
Es wird ja immer gesagt, daß, wenn ein Hund sich beim Spazierengehen unerlaubter Weise vom "Rudel" entfernt (Hasen jagt, kurz abhaut, länger abhaut, warum auch immer), soll man ihn freundlich wieder empfangen und nicht mit ihm schimpfen, da er das Schimpfen auf das Zurückkommen bezieht und nicht aufs Abhauhen. Allgemein gesagt, soll man den Hund nur schimpfen während bzw. kurz vor seiner Tat (egal, was es ist), aber nicht danach, da der Hund es sonst nicht versteht.

Unter der Meldung:
1Hund geht Gassi-2.zuHaus = aggressiv
von vor ein paar Tagen wurde nun beschrieben, daß ein Hund den anderen "bestrafte", da letzterer Gassi gehen konnte und ersterer zu Hause bleiben musste. Die "Bestrafung" erfolgte jedoch nicht beim rausgehen, sondern als der zweite Hund wieder heimgekehrt ist. Eine Erklärung in den Antworten war, daß sich ein rangniedrigeres Mitglied des Rudels sich nicht einfach vom Rudel entfernen darf, und deshalb das ranghöhere Mitglied aggressiv wurde.
Zu bemerken ist hier, daß der Hund vom anderen beim Wiederkommen bestraft wurde, also nach der oben genannten Theorie müsste er es so verstehen, daß er für's Wiederkommen bestraft wurde, jedoch nicht für's unterlaubte Entfernen...

Ein anderer Fall:
wir waren mit drei Hunden an einem See spazieren: ein Rottweiler und ein Labrador (beides Weibchen), die im selben Haushalt leben (der Rottweiler ist die Dominante), und Xenia, mein Huskyweibchen.
Der Rottweiler geht nicht schwimmen, Xenia und der Labrador schwimmen eigentlich gerne. Der Labrador tat dieses normalerweise jedoch nicht, da der Rotti es eben auch nicht tat. Nun, mit Xenia zusammen, sind beide schwimmen gewesen. Der Rottweiler stand derweil am Ufer und hat beiden zugeguckt, und hat beide Hunde "bestraft" (stand mit Imponiergehabe am Ufer), als sie wieder aus dem Wasser kamen. Der Labrador kam langsam und unterwürfig aus dem Wasser, und der Rottweiler hat diese Geste wohlwollend angenommen, ohne weiteres "aggressives" Verhalten zu zeigen. Xenia, die aus dem Wasser gelaufen kam, ohne irgendein Zeichen von Unterwürfigkeit zu zeigen, wurde vom Rotti kurzerhand einmal in den Rücken gezwickt, als sie an ihr vorbei lief (keine Verletzungen!).
Danach wollte Xenia nicht mehr ins Wasser. Auch als wir den Rotti dann angebunden haben, damit die beiden schwimmen konnten, hatten diese wohl die Lust verloren...
Nun denke ich schon, daß Xenia "verstanden" hat, daß diese Bestrafung des Rottis sich nicht auf das "aus dem Wasser rauskommen" bezogen hat, sondern schon auf das ins Wasser hineingehen und schwimmen (obwohl beides ja nicht voneinander zu trennen ist).

Was mir nun Gedanken macht, ist, daß gesagt wird, daß Hunde eine "Bestrafung" nicht auf die eigentliche Tat beziehen, wenn sie nicht unmittelbar erfolgt. In beiden Beispielen oben kommt die Bestrafung für eine Tat von einem anderen (ranghöheren?) Hund jedoch nicht unmittelbar während oder kurz bevor der andere Hund etwas nichtgewolltes tut, sondern danach, wenn der Hund zum anderen zurückkehrt.

Könnte es nicht doch sein, daß ein Hund es versteht, daß er sich nicht so einfach vom Rudel entfernen darf, wenn man ihn "bestraft" (mit einem "Nein" und/oder strafenden Blicken, imponierender Körperstellung), wenn er zurückkommt? Oder kann ich das nicht miteinander vergleichen, habe ich da irgendwo einen Denkfehler?
Ich würde mich freuen, wenn mir jemand helfen könnte, diesen Knoten in meinem Gehirn zu lösen!

Viele Grüße, Ulla

P.S. bitte beachtet, daß ich mit Strafe/Bestrafung meine, daß dem Hund gezeigt wird, daß einem seine Handlung missfällt - was man auch ohne körperliche Gewaltanwendung tun kann!!

27. August 1999 10:49

Hallo,

so aus dem Bauch raus würde ich sagen, der Hund hat die Zurechtweisung
mit dem Wasser verbunden, in dessen Nähe er sich bei der Zurechtweisung
befand. Also traute er sich dann nicht mehr hin. Hier erfolgte die Zurechtweisung
also nicht im Nachhinein, sondern währenddessen.

Beim Herankommen von Herrchen/Frauchen bestraft zu werden hat nun gar
nichts mehr mit dem Weglaufen zu tun. Wäre allerdings auch hier Wasser im Spiel
gewesen, könnte ich mir vorstellen, daß der Hund auch dann Wasser gemieden
hätte, solange Herrchen/Frauchen in der Nähe sind. Wäre statt Wasser beim
Strafen für das Herankommen ein anderer markanter Gegenstand in der Nähe
gewesen, könnte auch dann ein Meideverhalten gegenüber diesem Gegenstand
entstehen, zumindest solange Herrchen/Frauchen in der Nähe sind.

Viele Grüße

K. Keck

27. August 1999 11:13

Vielen Dank für die Antwort!
Die Erklärung mit dem Wasser kann ich nachvollziehen - aber wie verhält es sich mit dem anderen Beispiel, in dem ein Hund nach dem Gassi gehen von einem zweiten, der nicht Gassi gehen durfte, in aggressiver Stimmung empfangen wird (wohl weil er - vermenschlicht interpretiert - eifersüchtig oder sauer ist, daß der andere einfach ohne ihn ging)? Allerdings weiss ich in diesem Beispiel natürlich nicht, ob diese "Bestrafung" überhaupt gewirkt hat...

Viele Grüße, Ulla

27. August 1999 11:30

Hallo Ulla,

was Du schreibst, ist natürlich richtig. Eben daß Hunde sich untereinander
bestrafen für einen Vorgang, der schon der vorherige war.
Wäre es aber nicht beim schwimmen passiert, sondern beim aufeinander zulaufen,
dann wäre Dein Hund dem Rotti ausgewichen. Natürlich erst beim zweiten Mal, weil
erste Erfahrung war Bestrafung.

Nichtsdestotrotz kannst Du es gerne selber versuchen beim Kommen, was für mich
das beste Beispiel ist.

Wenn ein Hund wegläuft und er auf Rufen nicht kommt ist eine Bestrafung
verkehrt, weil er genau weiß, daß ihn eine Bestrafung erwartet, würde er
kommen, also tut er es nicht. Ignorieren ist natürlich eine Alternative,
hilft allerdings auch nicht, weil der Hund es trotzdem immer wieder macht,
da er ja sein Erfolgserlebnis hatte und keinerlei Konsequenz folgt.

SPRICH: Es wird sich nicht ändern und der Hund kommt dadurch auch nicht
zum gewünschten Zeitpunkt. Er kommt halt nur fröhlicher, weil ihn keine
Bestrafung erwartet. Nur eben nicht dann, wann ich es möchte.

Deshalb gilt für solche Situationen, den Hund erst gar nicht gewähren
lassen. Im Vorfeld schon eingreifen und ihn gar nicht gehen lassen.
Das ist das einzige, was zum Erfolg führt.

Viele Grüße
Bianca

27. August 1999 11:32

Hallo,

: Die Erklärung mit dem Wasser kann ich nachvollziehen - aber wie verhält es sich mit dem anderen Beispiel, in dem ein Hund nach dem Gassi gehen von einem zweiten, der nicht Gassi gehen durfte, in aggressiver Stimmung empfangen wird (wohl weil er - vermenschlicht interpretiert - eifersüchtig oder sauer ist, daß der andere einfach ohne ihn ging)?

vielleicht verfolgte der aggressive Hund gar keine "Erziehungsabsichten", sonder
ließ einfach seiner "Wut" bzw. "Streß durch Unterstimulation" freien Lauf. Da erwischte es natürlich immer den
Rangniedrigen.

: Allerdings weiss ich in diesem Beispiel natürlich nicht, ob diese "Bestrafung" überhaupt gewirkt hat...

ja, eben, siehe oben.

Viele Grüße

K. Keck

27. August 1999 12:16

Hallo Ulla,
nur kurz zum Verständnis, da Du das BEispiel angeführt hast das von mir stammt. Der Hund der zu Hause geblieben ist, ist der Rangniedere, der Hund der mit meinem Mann Gassi gegangen ist ist der Ranghöhere. Deshalb kann man hier nicht von Bestrafung sprechen, da es der Rangniedere war der aggressiv wurde. Der Ranghöhere der zurückkam hat sich dieses Verhalten von dem kleinen natürlich nicht gefallen lassen. Ein Beispiel von mir, warum ich glaube das Hunde sehr wohl wissen was sie gemacht haben ist:
Ich kam nach Hause, schloss die Tür auf und mußte erst einmal fest drücken damit die Tür überhaupt aufging. Denn dahinter stapelte sich ein Berg von zerrissenen Zeitungen und Klopapierrollen (Zerstörung von Sachen ist bei uns verboten und das wissen die beiden auch). Ich kam dann irgendwie duch die Tür. Die beiden standen mitten in der Küche und als ich in einem ganz normalen Ton sagte "was habt ihr denn hier gemacht", da verschwanden beide ins Büro unter den Tisch. Ich habe nicht geschimpft oder bin laut geworden als ich reinkam, aber das sie mich nicht stürmisch begrüßten und sich ins Büro verzogen haben zeigt doch das sie genau wußten was sie angestellt hatten.
Liebe Grüße,
Heike