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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Wie gefährlich ist sie?
26. April 2002 21:43

Hi Constanze,

mal ganz ehrlich: Diese über Jahre angehäuften Probleme kan man einfach nicht "online" beheben. Ein Rat: "klassischen Hundeplatz" halte ich in deinem Fall für absolut unproduktiv, da du Hilfe "fürs richtige Leben" Leben brauchst. Auch solltest du dich mit dem Gedanken anfreunden, das sich über Jahre eingeschliffene Verhaltensweisen und die "Grundeinstellung" vom Hund vielleicht gar nicht mehr zur "Zufriedenheit" ändern lassen. Suche dir eine gute professionelle Hundeschule, die EINZELUNTERRICHT für deinen Hund und vorallem EUCH anbietet, die mit dir auf die Straße gehen und Zuhause den HUnd beobachten. Nur so kann man das Problem angehen. Die Probleme sind so vielschichtig, da muss man den HUnd und den Halter im UMgang miteinander sehen. Grundsätzlich ist es nie zu spät etwas ändern zu wollen, aber leichter wird es nicht.
Viel Glück und GRüße
Doris mit Nico & Elia

26. April 2002 23:04

Hallo Franziska.
Ja, ich wollte so viel Info wie möglich in wenig Text bringen. War vielleicht etwas wirr.
Werde versuchen Deine Fragen zu klären.

: Vielleicht solltest du mal die Haltungsbedingungen bei der Züchterin
Die Mutterhündin (hat sich auch von Fremden nicht anfassen lassen) teilte einen Zwinger mit einer Zwergschnauzerhündin auch mit Welpen. Die "Mittleren" mußten durch den Raum, in dem die "Zwerge" waren um ins Außenteil zu kommen. Die "inneren" Räume waren nur mit Zeitungspapier ausgelegt. Sonst habe ich nicht viel gesehen, nur, d. es noch 3 weitere (tragende) Hündinnen, in ebensolchen kleinen Zwingern gab.
Ich glaubte, ich könne meinem Hündchen schon "heilen", sie war ja noch so jung. Das Herz hatte den Verstand besiegt.
Leider zeigte ihr Verhalten, d. sie offensichtlich NICHTS ausser diesen Zwinger kannte. Vor allem keine Menschen! Sie hat auch auf ihr "Bett" gemacht und ist in ihrem Urin und Kot liegen geblieben...
Was soll man da noch sagen?
Gefressen hat sie überhaupt nichts, nur Welpenmilch kannte sie. Futter hat sie, wenn überhaupt, nur vom Boden genommen wenn ich ihr gut zuredete.
Ihre Ängste, haben sich hauptsächlich in Panik gezeigt, weglaufen, wenn nicht geht schreien, wenn nicht geht Analdrüse leeren... irgendwann knurren und letztlich beissen.
Die erste Zeit, als Rausgehen halbweg normal möglich war, haben wir versucht ihr alles zu zeigen. Stadt, Autos, Läden, Gaststätten, Zoo, und viele Menschen. An alles konnte sie sich gewöhnen, nur Menschen sind ihr "Feind" geblieben. Sie hat sich in "schrecklichen Augenblicken" mit "unheimlichen Gegenständen" immer bei mir versteckt (war mir ganz recht, da rannte sie wenigstens nicht pánisch davon!) Ich hab sie dann zu diesen "Objekten" geführt und ihr gezeigt wie harmlos sie sind, nicht mit Gewalt aber mit Nachdruck. Bei Sachen hat d. auch funktioniert. Mit Nora kann man durch die belebteste Fußgängerzone, auf den lautesten Jahrmarkt...Aber wehe es interessiert sich jemand für sie.
Alle Leute die sie kennt, auch die die sie nicht sonderlich mag tolerriert sie. Zusätzlich war sie sehr hibbelig - hyperaktiv. Ihre Unruhe und vor allem ihr ununterbroches Gefiepe konnte einen schon verrückt machen. Da sie Spielen, mit Menschen (die sie kannte) über ALLES liebte, konnten wir sie gut beschäftigen.
Der einzige HP am Ort war so ein "Millitärverein" und ein Auto hatte ich damals noch nicht.
Ich habe keine Ahnung, nach welchen Kriterien sie Leute mag oder nicht (naja, mittlerweile schon). Männer mag sie prinzipiell weniger - bin ich schuld, war lange Zeit Alleinerziehend.
Nach diesem Zwischenfall mit dem Hund, war sie total verwirrt. Jetzt waren nicht nur Menschen ihre Feinde, auch Hunde.
Es ging so nicht mehr, eine TÄ machte einen Hausbesuch und gab uns "Kügelchen" für mehr ausgeglichenheit, zusätzlich versuchte ich ihr Selbstbewustsein aufzubauen - also ein Antidominanzprogramm. Klappte super gut. Sie wurde ein richtiger Hund. Aber ebend auch ein Schnauzer!!
Alle Rasseeigenschaften sind bei ihr halt etwas stärker vertreten.

: Ich finde da auch viele Wiedersprüche in dem Posting, wie z.B. das du mit ihr alles machen kannst, sie aber auf dem Platz "stur" ist, mal greift sie andere Leute an, mal nicht, wenn du dabei bist greift sie keine Leute auf der Straße an, aber im Haus den Besuch u.s.w..
Mit ihr alles machen, heißt ich habe ihre Fäden nach den OP's gezogen, ich schere sie selbst und kann an ihr alles machen. Gehorsamsmäßig klappt alles gut, so lange sie sich nicht dabei langweilt. Vor 2 Jahren musste sie kastriert werden, seither leiden wir an Motivationsschwierigkeiten und grausiger Sturheit.
Leute angreifen: sind eigentlich immer die gleichen Situationen. Wenn unerwartet jemand Fremdes auftaucht, oder bei Blickkontakt, wobei sie diesen teilweise provoziert. Wenn ich mit ihr ALLEINE bin, tut sie nie jemaden was. Sind mehrere Familienmitglieder oder gut Freunde da...meint sie alle anderen verjagen zu müssen!? Im Haus ist dies besonders schlimm, da bewacht sie alle noch mehr. (ausser mich)

:Was heißt eigentlich "angreifen" - was genau tut sie dann?
Wenn es spontane Sachen sind, so wie im Treppenhaus, oder aus dem Auto raus; da rennt sie mit aufgestellten Haaren drohend bellend auf die Leute zu um kurz vor ihnen zu bremsen, oder leider auch zuzuschnappen.
Sonst ist's die Blickkontaktgeschichte, da fixiert sie die Leute, knurrt erst und wenn sie dann nicht wegsehen oder gehen kommt der Angriff.

Ich weiß nicht, soll ich ihr Selbstbewustsein lieber wieder dämpfen?
Oder laufe ich Gefahr, d. sie zwar weniger stolz ist aber bestimmt weiterhin Leute anmacht?

Also, viele Grüße und gute Nacht
Constanze


27. April 2002 00:39

Hallo Constanze,

zunächst einmal möchte ich Dir gratulieren: dazu, dass Du Dir so viel Mühe mit Deiner Hündin gibst, dazu, dass Du sie nicht, wie so viele andere, bei allen Problemen mit ihr einfach abgeschoben sondern zu ihr gehalten hast! Das verdient Anerkennung und Respekt! Und wenn jemand schreibt, ihr Hund hätte ähnliche negative Erfahrungen wie Nora gemacht, würde aber nicht so reagieren und schiebt damit indirekt Dir die Schuld zu, so möchte ich sagen, dass man mit solchen Schuldzuweisungen vorsichtig sein sollte. Hunde sind Individuen, jeder reagiert auf ein und dieselbe Situation völlig anders. Ein wesensfester Hund wird schlechte Aufzuchtbedingungen und traumatische Erlebnisse sicher anders verarbeiten als ein weniger wesensfester Hund. Verhaltensstörungen sind immer eine Folge vielfältiger Ursachen (Vorausgesetzt, es liegen keine organischen Gründe vor). Ich denke, bei Nora liegt die ungute Kombination von Wesensschwäche plus schlechter Aufzucht (mangelnde Prägung auf Umweltreize) vor. Damit fertig zu werden und aus dem Hund trotzdem noch einen "umweltsicheren" Begleiter zu formen, dazu gehört so viel Wissen und Erfahrung, wie sie wohl nur sehr wenige Hundebesitzer aufweisen. Deshalb halte ich nichts von Schuldzuweisungen!

Du fragst, wie gefährlich Nora ist? Nun, ich denke, Du weißt selber nach den gemeinsamen Jahren, dass Du bei ihr sehr aufpassen musst. Daher meine Frage: warum willst Du sie nicht doch noch langsam und vorsichtig an einen MK gewöhnen? Der hätte nämlich einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: weil Du sicher weißt, dass sie dann niemanden beissen kann, würdest DU in kritischen Situationen gelassener reagieren. Und genau das ist es, was Nora am dringendsten braucht: Deine Ruhe und Gelassenheit, an der sie sich orientieren kann. Wenn Du innerlich angespannt bist, weil Du eine kritische Situation entdeckst, spürt Nora das - und reagiert nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung". Vielleicht überlegst Du es Dir mit dem MK doch noch mal. Aber bitte: unbedingt einen ausreichend großen wählen, mit dem der Hund auch bei weit geöffnetem Fang gut hecheln kann, auf keinen Fall diese dämlichen Nylondinger, das sind Todesfallen bei warmem Wetter!

Noch etwas zur Motivation bzw. dazu, dass Nora beim "Hier" nur ganz langsam kommt und auch bei Fuß nur nebenher schleicht. Dies sind beides ganz typische Calming Signals, die leider von vielen Hundehaltern als solche gar nicht erkannt werden, aber sehr häufig zu beobachten sind. Wenn Du das noch ändern möchtest, dann müsstest Du diese beiden Kommandos noch mal neu aufbauen, evtl. sogar unter Verwendung eines anderen Befehlswortes. Um die Motivation dabei aufrecht zu erhalten, ist es ganz wichtig, selbst winzigste Schritte bereits zu belohnen. Wie genau das geht, kannst Du prima aus einem guten Clicker-Buch lernen. Du musst nicht unbedingt mit Nora clickern - obwohl das in diesem Fall sogar eine gute Idee wäre - es geht mehr um das Prinzip der Belohnung der kleinen Schritte. Wenn Du Nora z.B. ein Leckerli hinhälst, um sie so dazu zu bewegen, bei Fuß zu gehen, ihr das Leckerli aber immer erst nach 100 m gibst, wird sie rasch die Lust verlieren und nach wenigen Schritten stehenbleiben. So beschreibst Du es ja auch. Richtig ist vielmehr, die Belohnung variabel zu gestalten. Der Hund darf nie wissen, wann sie kommt. Mal schon nach dem allerersten Schritt, mal erst nach 5 Minuten. Aber für den Neuaufbau der Übung gilt: der winzigste Schritt in die richtige Richtung wird zunächst konsequent belohnt. Also z.B. Kommando "Fuß". Hund geht EINEN Schritt. Leckerli. Das ein paar Mal hintereinander. Dann wird das Leckerli beim nächsten Mal erst nach 3 Schritten gegeben. Wieder beim nächsten Mal gibt's wieder direkt nach dem 1. Schritt ein Leckerli. Usw. Also mal sofort, mal etwas später, dann wieder sofort, dann - im späteren Ausbildungsstadium - erst nach ganz langer Zeit - auf jeden Fall immer unvorhergesehen für den Hund.

Denke immer daran, dass Hunde eine sehr feine Antenne für unsere Stimmungen haben. Wenn Nora langsam wird und Du wirst deswegen ungeduldig, dann spürt sie dies, auch wenn Du Dich noch so sehr bemühst, Deine Ungeduld nicht zu zeigen. Und wie reagiert ein Hund darauf? Er wird noch langsamer, weil er nichts falsch machen möchte, weil er spürt, dass Frauchen ungehalten ist: er zeigt Beschwichtigungsgesten (Calming Signals). Je weniger Du also von vornherein an Erwartungshaltungen hast, je mehr Du Dich auch mit kleinsten Fortschritten zufrieden gibst, umso eher kannst Du ein freudiges Mitarbeiten erreichen.

Ich finde, Du hast über all die Jahre eine tolle Arbeit mit Nora geleistet!

Liebe Grüße
Inge + BC

27. April 2002 07:08

Hallo Elke,

eigentlich wollte ich nicht dir antworten *gg*. Und: es sollte auf keinen Fall eine Lobeshymne auf das Teletakt werden. Es war nur bei dieser Hündin die letzte Rettung vor dem Einschläfern, die auch gefruchtet hat. Nur davon habe ich gesprochen und es sollte NICHT als allgemeine Methode dargestellt werden.

Natürlich sollte man einen vernünftig aufgezogenen Welpen kaufen, aber zunächst geht man bei einem VDH-Züchter ja davon aus, dass er die Richtlinien einhält. Ausserdem wollten wir einen HD-freien Hund haben, da unser Rüde ziemliche Probleme diesbezüglich hat. Leider war es zu diesem ZP nicht einfach einen entsprechenden Züchter zu finden.

Egal, wir hatten den Hund und einfach aufgeben wollte ich nicht.

Nathalie

P.S: wenn man meine Meldung genau gelesen hätte, hätte man gemerkt, dass ich niemandem das Teletakt empfohlen habe

27. April 2002 11:03

Hallo Doris
Stimmt schon, ich habe auch nicht geglaubt des Rätsels Lösung hier zu finden. In all den Jahren habe ich immer versucht aus ihr einen "glücklichen" Hund zu machen. Genau genommen entspricht sie ja auch dem Standart eines Schnauzers... manche Dinge nimmt sie halt besonders ernst.(grins)
Ich habe viel über die Hundepsyche gelernt und kenne Nora wirklich gut, ich sehe an ihrer Körpersprache wann es ernst werden könnte. Die "Ausfälle" entstehen duch meine Unaufmerksamkeit. Machmal habe ich es aber satt, immer aufzupassen. Unser Rüde ist das absolute "Lamm", da vergesse ich meine "Kratzbürste" schon mal! Und leider hat sich ihr Verhalten seit der Kastration deutlich verschlechtert. (daher kam ich auf die Idee, hier mal nachzufragen)
Richtig: vieles hat sich im Laufe der Jahre festgesetzt, und auch ich bin sicherlich in vielem nachlässiger geworden.
Auf dem Hundeplatz machen wir eher "Spaßsport", ich will keine Pokale gewinnen, aber meinem Hund gern noch was beibringen und sie liebt Hinternisse.

Der Link war gut, habe auch gleich die Frau von Noras Hundepension gefunden, die kennt sie ja gut und die beiden mögen sich. Werd ich mal in Angriff nehmen. (sie frage ich sonst auch, wenn irgendwas ist)

Jedenfalls vielen Dank
und viele Grüße
Constanze und Hunde


27. April 2002 13:07

Hi Constanze,

: Ich weiß nicht, soll ich ihr Selbstbewustsein lieber wieder dämpfen?
: Oder laufe ich Gefahr, d. sie zwar weniger stolz ist aber bestimmt weiterhin Leute anmacht?

Was du jetzt geschrieben hast, versteh ich schon etwas besser, bzw. kann mir was drunter vorstellen ;o). Allerdings ist die ganze Kiste schon trotzdem ziemlich kompliziert und verfahren, zumindest macht es den Eindruck, weil sie ja schon relativ alt ist und sich ihr Verhalten vermutlich über Jahre gefestigt hat.
Was du schreibst, klingt es als gäbe es nur die beiden Möglichkeiten: Hund dominant sein lassen mit Selbstbewusstsein, dafür Sturheit ... oder Hund "bremsen", dann Ängstlichkeit und Unsicherheit. Mich würde interessieren, wie beides konkret aussieht. Bei ersterem habe ich es so verstanden, dass du sie nicht negativ bestärkst, sondern nur positiv, wenn sie "Fehlverhalten" zeigt, bestrafst du sie nicht. Letzteres verstehe ich so: Du bestrafst sie wenn sie Fehlverhalten zeigt und dadurch würde sie dann wieder alle Angst-Symptome zeigen (vermutlich). Hab ich das richtig verstanden? Wenn ja, wie würde denn die Bestrafung aussehen, konkret?

bis dann

Franziska