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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Wie gefährlich ist sie?
27. April 2002 13:33

Hi Constanze,
ich finds ja gut, dass du immer noch bereit bist was zu ändern, besser spät als nie.
Vielleicht ein kleiner Tipp hinsichtlich der "langsam" ausgeführten Kommandos. Ich bin der Überzeugung, dass ein Hund nicht absichtlich "stur" ist. Oft sind langsam und zögerlich ausgeführte Kommandos ein Zeichen mißverstandener Kommunikation. Die Kommandos sind häufig negativ belegt. Dinge oder Taten, die als Belohung gedacht sind, empfindet der Hund oft nicht als solche. Sendet er , z.B. durch zögerliches Herankommen "Beschichtungssignale", oder bewegt sich langsam, ist augenscheinlich desinteressiert, weil gleich wieder die Belohnung kommt, die gar keine für ihn ist, wird der Mensch ärgerlich und drückt dies vor allem durch die eigene Körperhaltung aus. So entsteht ein Teufelskreis, und es wird immer schlimmer.

Vielleicht nurmal drüber nachdenken und sich ggf. von jemanden der sich gut mit körpersprachlichen Signalne auskennt, beobachten lassen.
Um den Hund besser zu motivieren bekäme er bei mir kein Futter mehr aus dem Napf, alles : Nahrung, Aufmerksamkeit, Spieleinheiten, Knuddeln NUR für gutes Verhalten. Nichts im Leben ist umsonst. Stärkt gleichzeitig deine Stellung. Den Hund ansonsten komplett ignorieren und zwar ALLE die mit ihm zu tun haben. Wenn er gerne Ball spielt, das eventuell als Belohung einsetzten. Nicht mehr "einfach nur so". Immer daran denken: Der Mensch agiert, der Hund reagiert. Aber da du, wie du schreibst, ja schon länger Hunde hast, weißt du das sicher alles. Ruf es dir nochmal ins Gedächnis und handelt alle absolut konsequent danach. Die Gründe für falsches Verhalten beim Hund, liegen selten bei diesem.
Ein bißchen Konsequez macht es nicht ein bißchen besser, sondern schlimmer.

Viel Glück
Doris und HUnde


27. April 2002 13:45

Hi Inge,

: Und wenn jemand schreibt, ihr Hund hätte ähnliche negative Erfahrungen wie Nora gemacht, würde aber nicht so reagieren und schiebt damit indirekt Dir die Schuld zu, so möchte ich sagen, dass man mit solchen Schuldzuweisungen vorsichtig sein sollte. Hunde sind Individuen, jeder reagiert auf ein und dieselbe Situation völlig anders. Ein wesensfester Hund wird schlechte Aufzuchtbedingungen und traumatische Erlebnisse sicher anders verarbeiten als ein weniger wesensfester Hund. Verhaltensstörungen sind immer eine Folge vielfältiger Ursachen (Vorausgesetzt, es liegen keine organischen Gründe vor). Ich denke, bei Nora liegt die ungute Kombination von Wesensschwäche plus schlechter Aufzucht (mangelnde Prägung auf Umweltreize) vor. Damit fertig zu werden und aus dem Hund trotzdem noch einen "umweltsicheren" Begleiter zu formen, dazu gehört so viel Wissen und Erfahrung, wie sie wohl nur sehr wenige Hundebesitzer aufweisen. Deshalb halte ich nichts von Schuldzuweisungen!

Kannst du Gedanken lesen über so eine weite Entfernung? Ich möchte bitte nicht, dass du als Tatsache darstellst, was DU in meine Aussagen hineininterpretierst, denn du kannst nicht wissen, was ICH mir in Wahrheit dabei gedacht habe. Ich hab mir dabei nämlich nicht das gedacht, was du oben schreibst und ich habe auch niemanden irgendeine Schuld an irgendwas in die Schuhe geschoben (auch dann nicht, wenn DU das so verstehst).

Bis dann

Franziska



27. April 2002 17:23

Hallo Constanze,

vorabe erstmal die Beantwortung deiner gestellten Frage: Ich finde schon, dass deine Nora ein "gefährlicher" bzw. eher unberechenbarer Hund ist.

Manchmal attakiert sie Leute, manchmal eben nicht. Das sind sicher keine tollen Voraussetzungen um toll und angenehm durch unsere Umwelt zu gehen.

Du lässt sie manches Mal auch frei laufen! Ich finde es nicht sehr beruhigend dir dann zu begegnen. Es gibt sicherlich viele Leute, die auch Angst vor Hunden haben, die aus Unwissenheit deinen Hund ansprechen oder einfach nur unsicher oder aber auch ungehalten reagieren. Sicherlich sollte jeder gut erzogene Hund auch frei laufen können, doch solltest du dir Plätze aussuchen, wo es keine ungewollten Begegnungen mit Menschen gibt.

Was passiert denn wenn dich dann mal einer beim Ordnungsamt anzeigt?
Dann ziehst du sicherlich den Kürzeren.

Die Sache mit dem Maulkorb! Ich habe auch das Posting von Inge gelesen und bin hierbei auch Ihrer Meinung. Du kannst viel gelassener mit deinem Hund umgehen, wenn er einen Maulkorb an hat. Da dein Hund aus Angst und Unsicherheit reagiert, so kann man auch andere Menschen dann ins Training einbinden ohne sie ernstlich zu gefährden. Die ganze Lage ist dann deutlich entspannter. Ein Maulkorb, an den der Hund positiv gewöhnt wird ist sicherlich keine Strafe für den Hund.

Ich würde auch mal das Zusammenleben bzw. das Dominanzgefüge innerhalb der Familie überdenken. Dominant heisst ja nicht unweigerlich agressiv.

Sicherlich solltest du weiterhin auch über Motivation arbeiten (siehe hier auch Posting von Inge), doch in Situatonen, wo sie angeblich meint IHRE Familie beschützen zu wollen, ist einfach mal deine Dominanz gefragt. Hier solltest du (meine Meinung) mal energisch durchgreifen - lautes Verbotskommando mit drohender Körperhaltung, anschliessend wieder loben und ggf. dann wieder aufs neue versuchen.

Dies würde ich in der Wohnung bis zum Erbrechen üben - immer und immer wieder und mit wechselnden Personen. Auch hier ist es ratsam den Besuch durch einen Maulkorb für den Hund zu schützen. Sonst reagiert der Besuch ja nicht gelassen! Das ganze danach auch sicherlich draussen.

Mit 8 Jahren muss man allerdings sagen, dass diese Ausbrüche bereits fest verankert sind und sich auch bei dem besten Training nie ganz beseitigen lassen. Einen unsicheren und ängstlich agressiven Hund mache ich nun mal nicht zum selbstsicheren Menschenhund.

Sicherlich ist aber noch was rauszuholen und das finde ich lobenswert.

Alles gute noch im weiteren Zusammenleben und hoffentlich keine Zwischenfälle mehr.

Grüße

Petra




27. April 2002 21:17

Hi Franziska,

sorry, wenn ich Dich falsch verstanden haben, aber bitte: wie war Dein Satz "Nicht immer alles auf die äußeren Umstände schieben..." gemeint? Nach Constanzes Antwort darauf zu urteilen, hat wenigstens SIE das genauso verstanden wie ich! Wenn Du Dich von Anfang an deutlicher ausdrückst, statt so einen Satz ohne nähere Erläuterung in den Raum zu stellen, kommen vielleicht erst gar keine Mißverständnisse auf...

Gruß
Inge + BC


28. April 2002 09:14

Hallo Constanze,

Du solltest Dir tatsächlich Hilfe bei einem Profi gönnen, der Euer Zusammenleben, bestimmte Situationen usw. genau nachfragt (ist im Forum nicht möglich)und Dir anschließend erklärt warum Dein Hund wann welches Verhalten zeigt. Du solltest darauf achten das die Ursache herausgefunden wird und die Symptome langsam abgebaut werden.
Die Vermutung liegt nahe das Dein Hund gravierende Prägungsmängel hat. Er fühlt sich wahrscheinlich in bestimmten Situationen total überfordert und wäre über eine klare Führung von Dir sicher sehr dankbar. Die Rangordnung wechselt meistens (unbewußt) mehrmals am Tage, welches einen Hund sehr verunsichern kann. Wir Hundebesitzer können aber lernen solchen Wechseln vorzubeugen und auch bestimmten Situationen. Wenn mein Hund sich schon aufgebaut (Nackenharre hoch, knurren) hat, und ich reagiere dann erst, ist es eigentlich schon zu spät.
Wenn ein Hund gelernt hat das sein Mensch Führungsqualitäten hat wird er ihm vertrauen und auch die Führung an ihn abgeben. Wann das soweit ist, entscheidet aber immer der Hund (Persönlichkeit). Manche Hunde brauchen länger, manche sind froh wenn sie die Verantwortung abgeben können.
Ich versuche immer durch die Augen meines Hundes zu schauen und schon vorher zu überlegen wie er wohl bestimmte Situationen sieht bzw. einschätzen würde, wie ich vorbeugen kann das er Stress bekommt.
Aus eigener Erfahrung weiß ich das man seinen Hund sehr schnell überfordern kann. z.B. kann ich zuerst einen TA Besuch machen ohne das mein Hund untersucht wird, sondern erstmal die Räumlichkeiten und Geruch kennenlernt, einen Tierarzt der ihn nur streichelt und wir dann wieder gehen. Beim nächsten Mal schaut der TA ins Ohr und hebt mal eine Pfote und wir gehen wieder.Das sind auch Übungen die man mit Hunden machen kann die schon traumatisiert sind. An der Basis wieder anfangen, mit viel Ruhe und Geduld.
Hoffe ich konnte Dir ein wenig helfen.
Kannst mir aber gerne eine mail senden und nachfragen.
Liebe Grüße
Heike

28. April 2002 11:35

Hallo Constanze!

Ich möchte mich eigentlich Elke anschließen: Ich denke, Du mußt vorausschauender werden. Ich habe fast 13 Jahre lang eine Schnauzer-Mix-Hündin gehabt, die zwar keine so schlimme Welpenzeit hatte, aber viele der von Dir genannten Probleme auch gezeigt hat. Ich glaube nicht, daß sie jemals durch einen Wesenstest gekommen wäre. Trotzdem gab es in ihrem ganzen Leben keine einzige Situation, bei der ein Ordnungsamt eingeschritten wäre. Ich meine jetzt nicht, weil das Amt nichts mitbekommen hat, sondern, weil es nie zu einem tatsächlichen Angriff kam. Und zwar deshalb, weil ich 150 % aufgepaßt habe. Ich wußte - je länger ich sie hatte, desto besser - in welchen Situationen mit ihr nicht gut Kirschen essen wäre. Und dann habe ich vorgesorgt. Wenn Besuch da war, durfte sie ihn erst begrüßen, wenn die Leute schon im Zimmer waren und saßen, dann mußte sie auf ihre Decke. Kein weiteres Rumwandern im Zimmer. Wenn Besuch aufsteht, ist immer der Blick auf dem Hund - reagiert er, kommt sofort ein "Bleib!"

Bin ich nicht dabei, ist mein Hund auch nicht dabei. Ein Schnauzer kann - bei einer entsprechenden Prägung - ein absoluter Ein-Mann-Hund (oder natürlich Ein-Frau-Hund ;-)) sein, das sollte man dann auch ernst nehmen. Ich habe in der ganzen Zeit nur zwei Menschen kennengelernt, bei denen mein Hund mal sein konnte und die er auch für voll genommen hat. Dann folgte er bei ihnen aber sehr gut. Meine Eltern - obwohl der Hund sie sehr mochte - gehörten übrigens nicht dazu. Spazierengehen mit ihnen war also nur dann ohne Leine erlaubt, wenn das Gelände übersichtlich war und man rechtzeitig reagieren konnte.

Jetzt habe ich ewig von meinem Hund erzählt. Sie hatte sicher bessere Ausgangsbedingungen wie Deine, aber Deine Überschrift hat mich an sie erinnert: Ja, sie war gefährlich - aber das hat keiner gemerkt. Kinder, die fragten, konnten sie immer streicheln. Ich habe nur ganz deutlich gesagt, daß ich grundsätzlich dabei sein will. Nur ich wußte, daß sie sich ohne mich von niemandem anderen anfassen lassen hätte. Selbst Menschen, die sie seit Jahren kannte, hätten sie nicht einmal losbinden können, wenn sie irgendwo angebunden war. Ich hätte sie aber auch nicht vor dem Laden angebunden, sondern höchstens seitlich in irgendeiner Ecke, wo keiner ihr aus Versehen zu nahe kommt.

Vielleicht paßt das ja alles jetzt überhaupt nicht zu Euch - aber mein Tip wäre einfach, daß Du den Hund weniger als Familienhund siehst als wirklich als Deinen, für den auch Du - und nur Du - die Verantwortung hast. Und solche "gefährlichen" Situationen dürfen einfach nicht passieren. Wenn Du wegen Kindern und Einkauf und Sonstigem nicht nach dem Hund schauen kannst, dann muß er eben im Auto warten, bis Du ihn beim zweiten Mal Laufen holst. Versuch nicht, ob es mit dem Besuch klappt und ob sie sich vielleicht dieses Mal streicheln läßt - Du läßt Dir auch nicht von jedem den Kopf tätscheln. Und ein Schnauzer ist nun mal ein Hund mit Wacheigenschaften, auch bei optimalar Prägung wird der Hund meist reservierter bleiben als vielleicht ein Berner oder Goldie.

Aber Du sagst, sie hört bei Dir gut - Du hast also die Möglichkeit, solche Situationen zu verhindern. Und wenn es bei Anderen nicht klappt, dann darf der Hund mit diesen Anderen nur angeleint unterwegs sein oder in so offenem Gelände, daß er vor Begegnungen grundsätzlich angeleint werden kann.

Was die Hundeschule angeht, so würde ich da wirklich mal nach etwas "Alternativem" suchen - also nichts mit Druck, sondern wirklich Spiel und Spaß. Versucht mal, eine Dog-Dancing-Gruppe in der Umgebung zu finden, das bietet sich gerade bei älteren Hunden an, weil man genau die Sachen machen kann, die der eigene Hund gerne macht.

Und zum Leckerli: Meine Hündin gab auch immer auf, wenn sie merkte, daß sie es nicht bekommt. Inzwischen weiß ich, daß es mein Fehler war: sie hätte es viel schneller bekommen müssen. Mach die Leckerlis kleiner und gib ihr dafür viel schneller eines. Fünf Minuten Training am Stück reichen, da mußt Du schnell füttern, wenn Du was loswerden willst. Versuch das "Fuß" und das "Hier" nochmal neu zu beginnen - am besten mit anderen Wörtern. Kommt Dein Hund mit dem geworfenen Ball schnell zurück? Wunderbar, dann benütze an der Stelle das neue Wort. Und werde nicht böse, wenn es nicht klappt, sondern schraube die Anforderungen zurück und versuche, sie mehr zu motivieren.

Ich finde es auf jeden Fall toll, daß Du nie aufgegeben hast und versuchst, dem Hund ein möglichst normales Leben zu geben. Ihr schafft das schon!

Grüße, Kaya

Ach, noch was: Wie lange habt Ihr denn den Rüden schon? Vielleicht ist nicht die Kastration, sondern der Hundezuwachs der Grund für die Steigerung beim Wachverhalten? Nur so eine Idee.