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Hund schnappt nach Kindern - einschläfer

geschrieben von Conny(YCH) 
Hund schnappt nach Kindern - einschläfer
04. September 1999 06:38

Seit 8 Wochen haben wir einen 2 jährigen Mischlingsrüden, der aus einer Familie mit Kindern stammt und dort nie Agressionen gezeigt hat. Als wir ihn bekamen hatte er keinerlei feste Bindung zu irgendjemanden, er lief mit jedem mit und spielte mit jedem den er nett fand. Inzwischen hat er eine sehr feste Bindung zu uns gefunden, vielleicht zu fest? Das Problem ist, daß er immer noch gerne mit Kindern spielt, aber sobald er nah bei uns ist oder in "seinem" Revier, z.B. Wohnung schnappt er nach den Kindern, auch wenn er fünf Minuten vorher weit weg von uns mit den selben Kindern gespielt hat. Mit Vorliebe schnappt er ins Gesicht. Gestern war es dann so weit, er hat in Kind so in die Lippe gbissen, daß es ins Krankenhaus zum Nähen mußte. Jetzt werden natürlich Stimmen laut die fordern, den Hund einschläfern zu lassen, weil es ein irrationales Verhalten ist. Bei Erwachsenen versucht er es übrigens auch nur traut er sich da nicht so richtig, eigentlich ist es ein ehr unsicherer Hund und ansonsten lieb und freundlich. Was sollen wir tun? An inkonsequenter Erziehung kann es nicht liegen, wir werden schon als zu konsequent betrachtet. Wie soll es mit einem eigenen Kind nur werden? Das schlimmste ist, daß wir unserem Hund nicht mehr trauen, eine fürchterliche Situation! Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrung gemacht und kann uns weiter helfen?



04. September 1999 09:22

Hallo Conny,

Deine Situation kann ich gut nachempfinden. Auch wir haben seit ca.
2 Monaten eine Schäferhündin, auch aus einer Familie mit Kindern,
natürlich aus dem Tierheim. Unsere Tochter ist drei Jahre alt.
Also in etwa die gleiche Ausgangssituation -- bis auf den Hund.

: Seit 8 Wochen haben wir einen 2 jährigen Mischlingsrüden, der aus einer
: Familie mit Kindern stammt und dort nie Agressionen gezeigt hat.

Woher wisst ihr das so genau?
Wenn ihr die Vorbesitzer nicht wirklich gut kennt, dann sind alle
diesbezüglichen Aussagen mit absoluter Vorsicht zu geniessen.

: Inzwischen hat er eine sehr feste Bindung zu uns gefunden, vielleicht zu fest?

Zu fest gibt's nicht! Je fester die Bindung um so besser.

: Mit Vorliebe schnappt er ins Gesicht.

Wahrscheinlich knurrt er vorher und dann schnappt er zu (?).
Das ist dann eine für Hunde normale Zurechtweisung anderer Artgenossen,
d.h. ein Scheinangriff (Schnauzenübergriff). Menschen gehören bei
guter Prägung auch zu seinen Artgenossen.

: Gestern war es dann so weit, er hat in Kind so in die Lippe gbissen,
: daß es ins Krankenhaus zum Nähen mußte.

Der Hund wollte das Kind sicher nicht verletzen, nur zurechtweisen.
Wenn er zugebissen hätte, dann wäre das Kind jetzt tot oder zumindest
auf der Intensivstation!

Wichtige Frage: war seine Bezugsperson in der Nähe,
als er das Kind "massregelte" ?

: Bei Erwachsenen versucht er es übrigens auch nur traut er sich da nicht
: so richtig, eigentlich ist es ein ehr unsicherer Hund und ansonsten lieb
: und freundlich.

Hat er es auch schon mal gegenüber seiner Bezugsperson versucht
und wenn ja, wie habt ihr reagiert?

: An inkonsequenter Erziehung kann es nicht liegen, wir werden schon als
: zu konsequent betrachtet.

Vielleicht verwechselst Du Konsequenz mit unnötiger Härte.
Konsequenz heisst für den Hund eigentlich nur, dass er sich
auf Dein Verhalten verlassen kann. Nur dadurch kann sich das
notwendige Vertrauen aufbauen.

Viele verstehen unter Konsequenz das Durchsetzen des eigenen Willens
um jeden Preis. Genau das ist aber kontraproduktiv!

: Wie soll es mit einem eigenen Kind nur werden? Das schlimmste ist,
: daß wir unserem Hund nicht mehr trauen, eine fürchterliche Situation!
: Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrung gemacht und kann uns weiter helfen?

Grundsätzlich gilt: Kinder nie unbeaufsichtigt mit Hunden spielen lassen,
vor allem, wenn es kleinere Kinder sind.
Bis zur Klärung der Ursache des Verhaltens müsst ihr eben sehr
vorsichtig sein.

Ich glaube allerdings nicht, dass es sich hier um einen Angstbeisser
handelt. Viel wahrscheinlicher hat der Hund einen ausgeprägten Schutztrieb
oder ihr habt ganz einfach ein klassisches Dominanzproblem.
Vielleicht hat der Hund früher auch schon mal die Erfahrung gemacht, dass
er mit Zuschnappen schnell "Dominanzerfolge" erzielen kann.

Ihr werdet wohl nicht umhin kommen, Euch ein paar (viele!) Spezialisten-
meinungen anhören zu müssen und die plausibelste für Euch herauszusuchen.
Die Gefahr, dass der erstbeste Hundeprofi vollkommen daneben liegt,
ist verdammt nahe bei 100%. (weiss ich aus eigener Erfahrung!).

Viel Glück!
Harr & Ronja


04. September 1999 15:12


: Seit 8 Wochen haben wir einen 2 jährigen Mischlingsrüden, der aus einer Familie mit Kindern stammt und dort nie Agressionen gezeigt hat. Als wir ihn bekamen hatte er keinerlei feste Bindung zu irgendjemanden, er lief mit jedem mit und spielte mit jedem den er nett fand. Inzwischen hat er eine sehr feste Bindung zu uns gefunden, vielleicht zu fest? Das Problem ist, daß er immer noch gerne mit Kindern spielt, aber sobald er nah bei uns ist oder in "seinem" Revier, z.B. Wohnung schnappt er nach den Kindern, auch wenn er fünf Minuten vorher weit weg von uns mit den selben Kindern gespielt hat. Mit Vorliebe schnappt er ins Gesicht. Gestern war es dann so weit, er hat in Kind so in die Lippe gbissen, daß es ins Krankenhaus zum Nähen mußte. Jetzt werden natürlich Stimmen laut die fordern, den Hund einschläfern zu lassen, weil es ein irrationales Verhalten ist. Bei Erwachsenen versucht er es übrigens auch nur traut er sich da nicht so richtig, eigentlich ist es ein ehr unsicherer Hund und ansonsten lieb und freundlich. Was sollen wir tun? An inkonsequenter Erziehung kann es nicht liegen, wir werden schon als zu konsequent betrachtet. Wie soll es mit einem eigenen Kind nur werden? Das schlimmste ist, daß wir unserem Hund nicht mehr trauen, eine fürchterliche Situation! Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrung gemacht und kann uns weiter helfen?
:
: Hallo, Ihr beiden. Ihr schildert ein Problem, das ich gekannt habe. Wie Ihr merkt, spreche ich in der Vergangenheit, denn ich habe eine Lösung gefunden. Ich habe mit zwei Jahren eine Rottweiler-Hündin übernommen, die total problemlos sein sollte, laut Vorbesitzer. Nach relativ kurzer Zeit schlich sich ein seltsames Verhaltensmuster ein: Obwohl Bonny meine Nachbarskinder kannte und die ihr nie was Böses taten, schnappte sie in völlig unkontrollierten Momenten zu. Es ist aber nie was passiert, zum Glück. Aber dieses unberechenbare Verhalten war einfach schlimm. Ich hatte sogar schon einen Termin zum Einschläfern, weil mir das Risiko zu groß war. Ich legte dem Hund einen Maulkorb an, machte verschiedene Unterordnungsübungen, aber immer wieder verfiel Bonny in dieses Muster, spielte erst mit Kindern und zack-schnappte zu.
Warum das so ist, konnte mir keiner sagen. Fakt ist aber, dass so ein Besitzerwechsel den Tieren mehr zu schaffen macht als man vermutet. Durch bestimmte Streßhormone wird der Stoffwechsel im Gehirn gestört und es kommt zu Kurzschlußreaktionen wie Schnappen gegenüber schwächeren "Rudeltieren". Gegen mich ist Bonny nie gegangen, nur gegen andere Leute.
Vor drei Monaten begann ich eine homöopathische Behandlung mit Aurum Metallicum D30.
Am Tag bekommt Bonny 5 Tropfen in eine Mahlzeit und schon nach wenigen Tagen stellte sich eine Besserung ein. Sie reagierte vorher ja auch ungeheuer aggressiv auf Hunde jeglicher Art. Ich habe ihr die ersten zwei, drei Wochen den Maulkorb draufgelassen, um die kritischen Situationen zu beobachten, denn dann kann einfach nichts passieren. Heute ist es so, dass ich Bonny mit anderen Hunden (sogar Hündinnen!!!) springen lassen kann in einer Herde von Kindern, und das ohne Maulkorb. Dieses Aurum ist ein hompöopathischer Extrakt, ähnlich der Bachblüte und wirkt sich auf Streßhormone aus. Euer Hund ist sozusagen traumatisiert und dann spielt er im wahrsten Sinne des Wortes verrückt.
Bonny hat sich ähnlich verhalten wie Euer Hund, ich habe nach nur drei Monaten Behandlung keine Probleme mehr.

06. September 1999 06:35

Hallo Harr&Ronja,

: : Seit 8 Wochen haben wir einen 2 jährigen Mischlingsrüden, der aus einer
: : Familie mit Kindern stammt und dort nie Agressionen gezeigt hat.
:
: Woher wisst ihr das so genau?
:
Wir kennen die familie + den Hund recht gut und lange, natürlich sind wir trotzdem nicht davor gefeit, daß uns irgendetwas nicht gesagt wurde!
:

:
: : Mit Vorliebe schnappt er ins Gesicht.
:
: Wahrscheinlich knurrt er vorher und dann schnappt er zu (?).
: Das ist dann eine für Hunde normale Zurechtweisung anderer Artgenossen,
: d.h. ein Scheinangriff (Schnauzenübergriff). Menschen gehören bei
: guter Prägung auch zu seinen Artgenossen.
:
Wenn er vorher knurren würde, wäre ich nicht so verzweifelt - aber er warnt in keinster Weise sondern schnappt sofort zu.
: :
:
: Der Hund wollte das Kind sicher nicht verletzen, nur zurechtweisen.
: Wenn er zugebissen hätte, dann wäre das Kind jetzt tot oder zumindest
: auf der Intensivstation!

Das ist mir schon klar, trotzdem ist es schlimm genug, es hätte auch im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge gehen können.
:
: Wichtige Frage: war seine Bezugsperson in der Nähe,
: als er das Kind "massregelte" ?

Bis jetzt waren alle Beißsituationen in nächster Nähe von uns, oft auch auf engem Raum. Bei der letzten Situation hätte er aber ohne Probleme nach vorne ausweichen können, statt sich umzudrehen und zuzuschnappen. 10 Minuten vorher hat er noch mit dem selben Kind weit weg von uns auf einer Wiese gespielt.
:
: : Bei Erwachsenen versucht er es übrigens auch nur traut er sich da nicht
: : so richtig, eigentlich ist es ein ehr unsicherer Hund und ansonsten lieb
: : und freundlich.
:
: Hat er es auch schon mal gegenüber seiner Bezugsperson versucht
: und wenn ja, wie habt ihr reagiert?
Das hat er noch nie versucht!
:
: : An inkonsequenter Erziehung kann es nicht liegen, wir werden schon als
: : zu konsequent betrachtet.
:
: Vielleicht verwechselst Du Konsequenz mit unnötiger Härte.
:
Da magst Du recht haben, aber da die richtige Linie zu finden, ist furchtbar schwer.
:

: Bis zur Klärung der Ursache des Verhaltens müsst ihr eben sehr
: vorsichtig sein.

Er muß jetzt in Anwesenheit von Kindern Maulkorb tragen. Damit er es nicht als Bestrafung ansieht, versuchen wir das Anlegen des Korbes spielerisch zu machen und auch einfach mal in anderen Situationen, damit er es nicht mit den Kindern verbindet, aber schon da sind wir uns unsicher ob das gut ist für den Hund, aber die Sicherheit ist mir wichtiger.
:
: :
: Ihr werdet wohl nicht umhin kommen, Euch ein paar (viele!) Spezialisten-
: meinungen anhören zu müssen und die plausibelste für Euch herauszusuchen.
: Die Gefahr, dass der erstbeste Hundeprofi vollkommen daneben liegt,
: ist verdammt nahe bei 100%. (weiss ich aus eigener Erfahrung!).

Da wollen wir auch gar nicht umhin kommen, klar werden wir versuchen professionelle Unterstützung zu bekommen, Problem ist nur, wer ist der Richtige! 5 Menschen 5 Meinungen, man kommt sich vor wie in einem Sumpf. Also wenn irgend einen guten Hundemenschen in der Nähe von Hamburg kennt, dann meldet Euch bloß schnell bei uns!

Ansonsten vielen Dank für Eure Meinung, sie hat uns schon ein bischen in unseren Weg bestärkt, wir wollen den Hund nämlich nicht einschläfern lassen!!!!!

Conny



06. September 1999 06:39


Hallo Steffi,
vielen Dank für den Tip. Ich werde es natürlich versuchen, unsere Geschichten hören sich ja wirklich sehr ähnlich an. Ist es bei den homöpathischen Tropfen aber nicht so, daß nicht jedes Mittel bei jedem Tier gleich wirkt?

Gruß Conny


06. September 1999 07:35

Hallo Conny,

: Wenn er vorher knurren würde, wäre ich nicht so verzweifelt -
: aber er warnt in keinster Weise sondern schnappt sofort zu.

Das klingt dann schon eher nach Unsicherheit, Typ "Omega".

Mögliche Begründung (nur als Denkanstoss):
Hund kriegt bzw. bekam keinen Fuss auf den Boden.

In den meisten Rudeln gibt es nämlich ein Omega-Tier, das alle Prügel bezieht,
meist grundlos, nur weil die anderen gerade Bock drauf haben und
so gefahrlos am Schwächsten ihre aufgestauten Aggressionen
abreagieren können. Das gibt's auch beim Menschen (z.B. Hexenverbrennung).

Solche Tiere zeigen ein merkwürdiges Verhalten: wenn sie
selbst in die Situation kommen, mal gefahrlos Dampf ablassen
zu können, dann tun sie das, und zwar ohne Vorwarnung!

Das würde zusammenpassen mit der Beobachtung, dass er das immer
nur in der Nähe der Bezugsperson wagt. Dort fühlt er sich nämlich
stark. Wenn er weiter weg mit den Kindern auf sich allein gestellt
ist, traut er sich nicht.

Wenn das die Ursache wäre, dann sind Unterordnungsübungen und normale
Hundeplätze für so einen Hund absolutes Gift! So einem Hund muss man
sein Selbstvertrauen ganz behutsam zurückgeben.

Ich rede hier bewusst im Konjunktiv. Wenn ihr nämlich ein klassisches
Dominanzproblem habt, dann sieht die Sache wieder ganz anders aus.
Versteht das oben gesagte bitte deshalb nur als Denkanstoss.

Viel Glück bei der Suche nach dem "richtigen Experten".

Harr & Ronja.