Hallo Conny,
Deine Situation kann ich gut nachempfinden. Auch wir haben seit ca.
2 Monaten eine Schäferhündin, auch aus einer Familie mit Kindern,
natürlich aus dem Tierheim. Unsere Tochter ist drei Jahre alt.
Also in etwa die gleiche Ausgangssituation -- bis auf den Hund.
: Seit 8 Wochen haben wir einen 2 jährigen Mischlingsrüden, der aus einer
: Familie mit Kindern stammt und dort nie Agressionen gezeigt hat.
Woher wisst ihr das so genau?
Wenn ihr die Vorbesitzer nicht wirklich gut kennt, dann sind alle
diesbezüglichen Aussagen mit absoluter Vorsicht zu geniessen.
: Inzwischen hat er eine sehr feste Bindung zu uns gefunden, vielleicht zu fest?
Zu fest gibt's nicht! Je fester die Bindung um so besser.
: Mit Vorliebe schnappt er ins Gesicht.
Wahrscheinlich knurrt er vorher und dann schnappt er zu (?).
Das ist dann eine für Hunde normale Zurechtweisung anderer Artgenossen,
d.h. ein Scheinangriff (Schnauzenübergriff). Menschen gehören bei
guter Prägung auch zu seinen Artgenossen.
: Gestern war es dann so weit, er hat in Kind so in die Lippe gbissen,
: daß es ins Krankenhaus zum Nähen mußte.
Der Hund wollte das Kind sicher nicht verletzen, nur zurechtweisen.
Wenn er zugebissen hätte, dann wäre das Kind jetzt tot oder zumindest
auf der Intensivstation!
Wichtige Frage: war seine Bezugsperson in der Nähe,
als er das Kind "massregelte" ?
: Bei Erwachsenen versucht er es übrigens auch nur traut er sich da nicht
: so richtig, eigentlich ist es ein ehr unsicherer Hund und ansonsten lieb
: und freundlich.
Hat er es auch schon mal gegenüber seiner Bezugsperson versucht
und wenn ja, wie habt ihr reagiert?
: An inkonsequenter Erziehung kann es nicht liegen, wir werden schon als
: zu konsequent betrachtet.
Vielleicht verwechselst Du Konsequenz mit unnötiger Härte.
Konsequenz heisst für den Hund eigentlich nur, dass er sich
auf Dein Verhalten verlassen kann. Nur dadurch kann sich das
notwendige Vertrauen aufbauen.
Viele verstehen unter Konsequenz das Durchsetzen des eigenen Willens
um jeden Preis. Genau das ist aber kontraproduktiv!
: Wie soll es mit einem eigenen Kind nur werden? Das schlimmste ist,
: daß wir unserem Hund nicht mehr trauen, eine fürchterliche Situation!
: Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrung gemacht und kann uns weiter helfen?
Grundsätzlich gilt: Kinder nie unbeaufsichtigt mit Hunden spielen lassen,
vor allem, wenn es kleinere Kinder sind.
Bis zur Klärung der Ursache des Verhaltens müsst ihr eben sehr
vorsichtig sein.
Ich glaube allerdings nicht, dass es sich hier um einen Angstbeisser
handelt. Viel wahrscheinlicher hat der Hund einen ausgeprägten Schutztrieb
oder ihr habt ganz einfach ein klassisches Dominanzproblem.
Vielleicht hat der Hund früher auch schon mal die Erfahrung gemacht, dass
er mit Zuschnappen schnell "Dominanzerfolge" erzielen kann.
Ihr werdet wohl nicht umhin kommen, Euch ein paar (viele!) Spezialisten-
meinungen anhören zu müssen und die plausibelste für Euch herauszusuchen.
Die Gefahr, dass der erstbeste Hundeprofi vollkommen daneben liegt,
ist verdammt nahe bei 100%. (weiss ich aus eigener Erfahrung!).
Viel Glück!
Harr & Ronja