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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Clickererfahrungsbericht 2
27. Mai 2002 17:28

Grüß Dich Andrreas,

eine frage zu deiner bemerkung:

: Im Bereich Wehrtrieb, wenn der Hund also einem nachhaltigen Angriff psychisch und physisch standhalten und sich behaupten muß, ist für mich die Grenze der positiven Bestärkung erreicht.

braucht es das im hundesport???

tschüß Matin & Mirko

27. Mai 2002 17:33

Ja sicher, ich habe den Hund seit er zehn Monate ist. Sie war aber ziemlich versaut... naja, trotzdem denke ich, daß man jeden Hund ohne Gewalt zu einem zuverlässigen Jagdverzicht bekommen kann. Ich wollte oben keine supertollen, allwissenden Tips verbreiten, es ging mir auch gar nicht um eine Notbremse am Hund im allgemeinen, sondern einfach darum, daß stabiler Gehorsam auch ohne Gewalt zu haben ist (und ich Leute, die um des schnelleres Erfolgswillen Gewalt gebrauchen, durchaus verurteile).
Liebe Grüße
josh.

27. Mai 2002 17:35

Grüß Dich Moni,

: Die Frage stellt sich doch, was mache ich mit einem hochgradig triebigen Hund, der einfach so drin ist, dass er zu schnell in ärmel beisst, hochspringt etc...
:
: einerseits soll er nicht eingeschläfert werden ;-), denn er soll ja triebvolle freudige Arbeit leisten, wie kann ich ihm da mit nem Clicker "beruhigung" zu teil werden lassen?

Ich behaupte hier einmal, dass gerade dieses beruhigen eine absolute stärke im training mit dem clicker ist. Das letzte mal habe ich das bei einem wirklich aufgedrehten Mali eines polizeihundeführers demonstriert.

: Ich glaube, Clicker & SchH sind völlig gegensätzlich ("intellektuelle" Arbeit vs. Triebarbeit), denn ganz ohne Einwirkung (zurückhalten) geht´s nicht -- Selbstbelohnung beim beissen in den Ärmel...

Nein, es ist überhaupt nicht gegensätzlich. Mann kann nur die übungen nicht völlig gleich entwickeln. Und da ist dann der intellekt des hundeführers / trainers gefragt. Und der helfer muss natürlich sehr auf draht sein und das prinzip intus haben. Aber gerade diese helfer bestätigen, dass sie mit dem click auch für ihre aktion eine sehr präzise zeitmarke bekommen.

tschüß Martin & Mirko






27. Mai 2002 17:40

Grüß Dich Josh,

ich freue mich über jeden, der seinen hund erfolgreich und tiergerecht vom jagen abbringen kann.

: Ja sicher, ich habe den Hund seit er zehn Monate ist. Sie war aber ziemlich versaut... naja, trotzdem denke ich, daß man jeden Hund ohne Gewalt zu einem zuverlässigen Jagdverzicht bekommen kann.

Das JEDER ist ein punkt, über den man zweifel hegen kann. (Das heißt aber nicht: aufgeben) Und dem menschen zu einem solchen hund kann man schon mal unrecht tun.
Aber das ist ein ganz eigenes dauerthema.

tschüß Martin & Mirko


27. Mai 2002 17:58

Servus Andreas,

: Gestern hat dann beim Ausbüchsen den Erdwall neben der Autobahn überwunden.... Ich habe mir in diesem Moment gewünscht, dass er von der Nase bis zur Schwanzspitze verdrahtet wäre ...
:
: Ich sehr hier überhaupt keine Möglichkeit, mit Clickertraining oder überhaupt positiver Bestärkung eine nennenswertes Ergebnis zu erzielen. Das hat für mich nichts mit Versagen zu tun, wenn man sich fragt: wieviele tausend Bestärkungen sind denn noch nötig?

dass du noch über Bestärkungen nachdenkst, gibt mir einen Hinweis darauf, dass der Hund noch lebt. Es ist jedoch nur ein Hinweis ... und ich will es genau wissen.

Hat dein Rüde den Ausflug über den Wall überlebt?

Mina

27. Mai 2002 19:27

Servus Andreas,

: : Hier wäre der Vergleich mit den USA interessant, wo schon über einen wesentlich längeren Zeitraum geclickert wird un die Verbreitung vor allem viel weiter vorangeschrittenm ist
:
: Schönes Beispiel. Der von mir geschilderte Agility-Kurs wurde von einer Top-Trainerin aus den USA gehalten. Clicker wurde nicht mal erwähnt. Einen Rottweiler im D-Zug-Tempo durch den Slalom rammeln zu sehen hat micht ziemlich staunen lassen. Mal sehen, vielleicht mal in ein paar Foren reinschauen und amerikanische Hundehalter anmailen, der Bloch behauptet ja, Clickertraining sei in USA angeblich auf dem Rückzug.

na, da muss ich mich doch melden smiling smiley. Hintergrund: ich lebe in Kalifornien, betreibe Agility, Obedience und Dogdancing mit meinen Hunden, der Clicker ist immer in der Tasche. Also weiß ich, wovon du redest smiling smiley).

Der Clicker ist hier in USA ein sehr beliebtes Tool. Dazu muss man sagen, dass es hier keine Vereine gibt, nur Schulen und private Trainer. Hundeausbildung ist Freizeit, Freizeit ist Spaß und Spaß muss teuer bezahlt werden. Um das Geschäft in Schwung zu bringen, muss Neues her, und das muss dann auch noch fancy sein smiling smiley. Ideale Voraussetzungen für den Clicker. Doch Clicker bedeutet Wissen, Denken, Erkennen, schnelles Handeln, Gefühl. Der zumeist oberflächliche Ami scheitert dort gewaltig, was gut fürs Geschäft ist smiling smiley. Der Clicker wurde hier zum Freizeitspaß, zur Fernbedienung für den Hund. Im Agility wird der Clicker anstelle des Lobs benutzt, in meinen Kursen finde ich immer wieder Teilnehmer, die nach der letzten Hürde clicken ... auf die Frage "why" kommt dann oft "for the whole course". Neulich meinte eine Dame mit einem Welpen, der gerade gar nicht hörte, wenn sie jetzt einen Clicker hätte, würde ein Click reichen, schon wäre der Hund da. Unwissen in breiter Linie. Diskutieren wollte sie das Problem nicht mit mir, nur mit ihrem privaten Clickertrainer.

Im Agility ist der Clicker sehr weit verbreitet. Und wird auch nicht verschwinden. Bei den Anfängerhunden das Erlernen jedes einzelnen Hindernisses, beim fortgeschrittenen Hund Kontaktzonentraining, Stangen werfen, Richtungskommandos, beim Turnierhund das Shapen von schnellen Wendungen, Fehlerbehebung ... all das hat der Clicker "auf den Punkt" gebracht! Gerade bei schnellen Hunden ist die richtige Platzierung des Lobs im Agility fast unmöglich. Viele der Spitzenagilityleute hier benutzen von Anfang an den Clicker ... dank Susan Garrett smiling smiley. Ich zähle auch dazu. Seven, meinem kurzhaarigen BC, mangelte es an Drive. Er war sehr kindlich verspielt, jedoch weniger arbeitsfreudig. Der Clicker brachte bei ihm Welten! Dazu noch ein wenig Motivationstraining richtig platziert und punktgenau bestätigt (C&T), heute ist er richtig schnell. Im Slalom hat er eine umwerfende Sicherheit. Dabei ist Seven erst 16 Monate alt, somit erst seit vier Monaten im Training. Neulich versuchten wir vier Sets je sechs Slalomstangen im Quadrat. Nach jedem Slalom musste ein Wechsel erfolgen. Seven war der einzige Hund, der dies problemlos beim ersten Versuch schaffte.
Und schon sind wir wieder bei der Unfähigkeit. Ich fing mit Seven einen reinen Clickerkurs Agility an. Mit mir zehn andere Hundehalter, die es einfach nicht auf die Reihe bekommen. Auch jetzt noch, nach vier Monaten, wird an falschen Stellen geclickt, zu spät geclickt, gar nicht geclickt (noch immer die beste Variante), nicht bezahlt nach dem Click oder noch schlimmer, verbale Korrekturen. Warum geht jemand zum Clickertraining und schnauzt seinen Hund mit "no, what did you do" an, wenn was falsch läuft? Jetzt, wo unsere Hunde Parcoure laufen, scheinen meine Kollegen unfähig zu sein, den Clicker noch einzusetzen.

Weiter zum Obedience. Hier wird mit Stachelhalsband ausgebildet. Der Clicker passt nicht in das System. Es dauerte ein dreiviertel Jahr, eine Trainerin zu finden, die mich, meinen Seven, das Nylonhalsband und den Clicker akzeptierte. Heute sieht meine Trainerin, dass der Clicker in machen Situationen Gewinn bringend ist und empfiehlt ihn sogar! Das ist ein Meilenstein! Beim Voraussenden und den Signals (Sitz-Steh-Platz auf Handzeichen, ohne verbale Kommandos, Frontlegs bewegen sich dabei nicht) unersetzlich, das Steh mit Anfassen des Richters saß bei meinen freundlichen Seven (hey Trainer, schön dass du zu mir kommst und mich anfasst, lass uns spielen ...) innerhalb von zwei Sitzungen (das sind bei mir zweimal je zehn Leckerchen) und musste dann nur noch gefestigt werden.
Menschen wie Morgan Spector, der nicht weit von mir lebt, haben hier einen schlechten Ruf, schade. Warum? Weil er erstens keine überzeugenden Leistungen bringt und zweitens offenbar nicht in der Lage ist, sein Wissen an den Mensch zu bringen. Ihm fehlt die mitreißende Kraft der Überzeugung, schade, wirklich schade. Das Buch hingegen ist klasse!

Doch auch jeder hat seine persönlichen Clickergrenzen. Das ist dort, wo das Wissen aufhört, die Abstraktionsfähigkeit, was auch immer, wo man halt nicht weiter kommt. Bei mir ist es das Training mit dem Bringholz. Auch trotz vieler Tipps krieg ich den Seven nicht dazu, das Ding zu halten. Er meint, er muss es nur kurz ins Maul nehmen. Innere Blockade, bei mir smiling smiley. Ich musste den Clicker beiseite legen, mit Seven und dem Bringholz im Maul schmusen. Als die Schwelle überwunden war, ging es wieder.

Ich gehöre nicht zu den Menschen, denen man den Clicker an der Handbewegung ansieht. Für mich kommt der Clicker dann zum Einsatz, wenn ich etwas Neues erlerne, ein bestehendes Verhalten shapen möchte oder etwas innerhalb der Ausbildung zweimal hintereinander nicht klappte. Sei es ein einfaches Sitz oder eine Sequenz im Parcours oder eine schlampige Obedienceübung. Dann kommt der Clicker zum Vorschein, nur dann. Insbesondere, wenn ich während des Agilitytrainings vor einer Herausforderung stehe und mir nicht sicher bin, ob mein Hund so reagiert, wie ich es möchte. Tut er das, muss ich sofort bestätigen!

Kurz gesagt, in "Pet-Training" wirst du zu etwa 90 Prozent falsch verstandenes Clickertraining hier in USA finden. Clickertrainer für Basic Obedience sind meist unwissend oder haben ihr Clickerwissen für die oberflächlichen Amerikaner "geshaped".
In Agility findest du den Clicker sehr häufig vertreten. Selbst diejenigen, die den Clicker falsch einsetzen, sind felsenfest von der Wirkung überzeugt. Es gibt sie jedoch in diesem Sport, die echten Clickertrainer, die wissen, was sie tun. In der breiten Masse noch immer wenige, doch immerhin. Ich würde das Wissen auf etwa 20 Prozent schätzen, gemessen an den Turnierteilnehmern.
In Obedience kenne ich hier im Umfeld LA keine Clickertrainer. Ich habe auch mal in einer amerikanischen Obedienceliste nach Clickertrainern gefragt, zumeist erhielt ich privat die Auskunft, dass dieses Thema in Obediencekreisen keine Rolle spielt. Ich solle mich dahingehend lieber zurückhalten, um keine Lawine loszutreten. Doch sehe ich persönlich hier ein ganz wichtiges Einsatzfeld. Bei so viel Demotivation in diesem Sport ist der Clicker ein echtes Heilmittel.
Übrigens spricht man hier in USA über Obedience vom sterbenden Sport. Die Perfektion hat dazu geführt, dass es Jahre dauert, bis man auf ein Turnier gehen kann, das schnell erlernte Agility macht im Gegensatz ja auch noch Spaß smiling smiley. Obedienceturniere sind hier großflächige Organisationen, bei denen es sehr ernst zugeht. Neid und Missgunst sind faktisch fast schon zu spüren.

Nun, soweit meine Erfahrungen, direkt vor Ort.

Mina