Hundeerziehung + Soziales

Hallo Yna,

zu Deiner nachfolgenden Frage:

Viele Leute führen ihre Hunde ausschließlich an der Leine. Die Hunde leben auch. Ist das für mich ein lebenswertes Hundeleben?

Kann ich Dir mal Kurt Tucholsky zitieren:

"Menschen, die einen Hudn anbinden und einsperren, verdienen, ihrerseits angebunden zu werden. Es ist das äußerste an Quälerei, ein jagendes, laufendes und unruhiges Tier zu fesseln und in seiner Freiheit zu beschränken. Diese Leute haben gar keinen Hund - sie haben nur ein Stückchen Hund, der Rest ist unterdrückt und rächt sich mit flammendem Gebell."

:Ganz ehrlich, wenn ich so schnell hätte laufen können wie er, dann wäre ich wirklich hin und hätte ihm eine geschallert,

Ja, das Gefühl kenne ich gut, deswegen möchte ich lieber keine Fernbedienung in der Hand haben.

:Zu TT_Anwendungen kann ich nichts sagen,

er eine ist überzeugt und sagt es hat funktioniert, auch langfristig, der nächste erzählt das Gegenteil und sagt die Wirkung ist nur kurzfristig.

Beides stimmt. Ich kenne Hunde, die nach TT-Arbeit verläßlich nicht mehr jagten. Und habe hier einen sitzen, der nach gewisser Zeit, ca. einem Jahr, wieder soweit war.

:Ich sorge dafür, dass der Rüde mindestens einmal am Tag frei laufen und rennen kann. manchmal geht es nicht, aber das ist selten. Das ist nicht so einfach zu gewährleisten, da er wirklich alles jagt, was er finden kann. Von der Amsel und Ente bis zum Hasen oder Reh. Zur Not tut es auch mal ein Auto,

Vom Auto wurde unserer auch schon angefahren. Nach geraumer Zeit war die Angst dafür wieder weg. Laß mal ne Katze des Wegs kommen ....

ieses Jahr hat es in meiner Wohngegend schon drei rehe erwischt, der Förster ist ein sehr netter Kerl, den treff ich öfters, aber der hat wirklich die Faxen dicke. Abgeschossen hat der noch nie einen Hund, aber wer weiß wie lange noch. Grade jetzt wieder: Tragende Ricke mit zwei Ungeborenen, alle tot. Von Hasen und Kaninchen spricht ja schon gar keiner mehr.

Kenne ich doch ... zum Glück nicht von den eigenen. Aber der Jagdpächter hier hat mir als in seinen Augen verantwortlichem Übungsleiter ganz ruhig und bestimmt und ernstzunehmen unter vier Augen versichert, dass er die nächsten Hunde schiessen werde, die er beim Hetzen erwischt. Ich kann schon fast Wetten eingehen, wen es erwischen wird.

:Und bei den Autos gefährdet der Rüde zwar nur sich selbst,

Gestern habe ich schon vor mir gesehen, wie der fröhliche Jäger Eddie auf der Autobahn eine Massenkarambolage verursacht. Einfach dämlich, sich jemals sicher zu sein, das der Hund nicht abhaut, wenn man ihn mal kurz in den See lassen will.

Viele Grüße,

andreas

Hallo Martin,

:Wenn ihr natürlich den bericht unter soziales versteckt ...

Wenn wir ihn bei Clicker verstecken, dann lesen es ja wieder nur die Clickerer.

:Für mich ist "clickern" ein synonym geworden, meinen hund jeweils sehr genau zu beobachten, etwas weniger hineinzudenken und etwas mehr zu registrieren, was er wann tut. Und vor allem gutes verhalten nicht als selbstverständlich zu nehmen, sondern immer wieder einmal zu bestärken. Und das in jedem bereich.
Dass man mit motivieren, locken strafen etc. arbeiten kann, ist doch klar. Alles sind umweltantworten an den hund - auf der grünen oder roten schiene. Insofern ist operante konditionierung allgegenwärtig.

Womit dann mehr oder minder alles zum Clickertraining erklärt wird. Elegante Lösung. Aber doch ein bisschen zu einfach. Operante Konditionierung, gerne. Da ist Clickertraining aber lediglich ein Teilbereich.

:Auch ich habe schon leute gesehen, die ihren hund am halsband hochrucken, die kruppe runterdrücken, wenn der hund sitzt, CLICK und das wars dann.

Habe ich mir mal genau so in einer Hundeschule bei einer dortigen Demo angesehen.
Sitz ging mit runterdrücken, bei Platz wurde nach altbewährter Manier in die Leine gestiegen.

:: Ich bezweifle sehr stark, dass der Clicker im Bereich der Mannarbeit, im Bereich dessen, was "Wehrtrieb" genannt wird, irgendeine Bedeutung haben könnte.

:Naja, workshops haben wir schon gemacht.

Martin, mit Wehrtrieb meine ich den Bereich, in dem der Hund sich gegen nachhaltige psychische und physische Einwirkungen behaupten muß. Schläge, Schreie, Tritte des Scheintäters. Wo der Hund tatsächliche eine Bedrohung empfindet und ds zeigen soll, was mit "Mut", "Schneid", "Härte" benannt wird. Nicht die übliche Beutetriebarbeit. Sondern die Ausbildung eines Hundes, der tatsächlich zu Schutzzwecken und zur Täterergreifung verwendbar ist. Ist das für Dich wirklich ein clickbarer Bereich?

:Es gibt aber durchaus aus diesem bereich leute, die ernsthaft arbeiten. sie werden es aber nicht an die große glocke hängen.

Nun, die mailingliste ist ja keine große Glocke, sondern eine geschlossene Gruppe. In der sich nix tut. In der man ja aber nicht mit dem Ziel ist, n i c h t s mitzuteilen.

:Auf der anderen seite ist es schon amüsant zu hören, dass man doch bitte einen hund in der spitze, der nur mit dem clicker ausgebildet worden ist, vorzeigen solle. Wie alt wäre der hund?

Wie alt sind die Hunde, die Meisterschaften gewinnen?

:Wann hätte man überzeugt und unbeirrt anfangen sollen?

Wie lange verfolgen viele hier dieses Forum? Wie lange clicken sie? Bisweilen etliche Jahre. Viel Zeit, oder etwa nicht?

agen wir einmal, agility ist vergleichsweise einfach, da der hund in einem natürlichen bewegungsbereich geführt wird.

.. wie beim Slalom ...

Bei besagtem Seminar fand folgendes statt: Hund hatte den Slalom auf 10 Meter Distanz zu seinem Halter zu bewältigen. Während er drin war, liefen links und rechts vom Slalom parallel zu ihm zwei Leute, die sich einen Ball zuwarfen. Einfach?

as trifft übrigens auch für den schutzdienst zu.

Das eröffnet weitere Aspekte: ist nich timmer das am einfachsten, was den natürlichen bewegugnen des Hudnes entspricht? Ist es nicht ein Indikator für das, was ihm am meisten Spass macht, wenn er es schnell lernt? Ist es nicht ein Anzeichen dafür, dass man dem Hund etwas im grunde nicht passendes abverlangt, wenn es nur unendlich mühsam und schwierig zu trainieren ist?

:Meiner meinung nach ist der gebrauch von strafen (wie sie gemeinhin angewendet werden) viel schwieriger und in den folgen schwieriger zu übersehen,

Ist es. Und dennoch macht man sich die wenigsten Gedanken darüber..

:Mit der roten schiene kann man sehr effizient lernen , die frage ist WAS!

Nicht nur. Die Frage ist vor allem auch, wie sehr ist man bereit alle Skrupel aufzugeben. Leider würde ich heute sagen, dass Strafen noch viel wirksamer wären, wenn man bereit wäre, noch brutaler zu sein und anhaltend zu quälen. Du hast zur Erklärung von S - mal Folter erwähnt. Meine berufliche Tätigkeit in letzter Zeit hat mich in Bereiche geführt, in denen Lebewesen auf diese Weise alles antrainiert wird. Wenn Du Schmerz zufügst und nur einen einzigen Ausweg läßt, dann wird dieser Ausweg ergriffen werden.

:nachklapp
* Nun haben wir ja alle gelernt, dass Günther Bloch das clickertraining nach deutschland gebracht hat.

Hoppla, ich übernehme da keine Gewähr, dass nicht irgendwer schneller war. Bei uns im Verein hat ja mal einer vor über 40 Jahren geclickt bzw. eher* klapp* gemacht. Konnte sich aber nicht durchsetzen. Ich kann nur sagen, dass unser Altrüde durch ihn den Clicker kennengelernt hat, 1995 war das ungefähr, zu der Zeit ist Herrn Klinkenbergs tolles Werk erschienen und Herr Bloch hat sich daran gemacht, einen leinenaggressiven Rüden mittels Clicker und Targetstab an anderen Rüden vorbeizudirigieren.

:Naja, mein hund pfeift auf meine filosofie solange wir gemeinsam jagen gehen))

Und wohl auch, wenn er ohne Dich jagen geht, oder ist er dazu nun zu alt geworden? ;-))

:In der tat haben verschiedene leute unabhängig in deutschland angefangen, mit dem clicker zu arbeiten.

Mir geht es doch nicht so sehr um die Person. Er hat aber scheinbar zielstrebig wahre Nützlichkeit und Einsatzzweck erkannt.

:Zu den genannten tierheimhunden.

Weil wir gerade alle bei der offenen Problemeinräumung sind: keinen der Hunde hast Du selbst übernommen und wie ansonsten die Vermittlung der Tiere war würde mich auch interessieren. Es sollte doch genug fans geben, die mit Stolz den einstigen Problemhund von Martin Peitralla übernehmen möchten. Wo hängt es da?

:Was mich wirklich ärgert, sind die auguren, die nie ein ernsthaftes problem ernsthaft angegangen sind, aber jemandem, der mit dem clicker daher kommt, von vornherein als unfähig, einen hund wirklich zu begreifen , hinstellen.

Kann ich gut verstehen. Was ist mit jenen, die nie ein ernsthaftes Problem mit dem Clicker erntshaft angegangen sind aber dennoch behaupten, dass es geht?

:Wer begreift schon wirklich einen hund...?

Ein anderer Hund ... und manchmal haben wir so Sternstunden, in denen wir uns wirklich zu verstehen scheinen. dann wieder frage mich: kenne ich diesen Vierbeiner überhaupt?

Viele Grüße,

andreas

Hallo Martin,

eine klare und deutliche Antwort:

ie ganz ernsthafte frage ist die - kann man einen solchen hund überhaupt vom jagen abhalten? Meine antwort ist NEIN. Als welpe hätte man eine chance gehabt, jetzt nicht mehr. Das einzige, was meiner meinung nach geht ist kanalisieren - unter signalkontrolle stellen.

Die Signalkontrolle, die vorliegend denkbar ist, bleibt die über Teletakt etablierte. Leider mit der Notwendigkeit, das alle halbe Jahre aufzufrischen. Möchte ich das wirklich? Weil ich weiss, wie mich bisweilen die Wut packt, wenn ich zwei Stunden im Matsch herumgestapft bin wegen dem Mistköter, schon deshalb gibt es diese Alternative wohl nicht. Ich denke derzeit aber wirklich über MasterPlus nach. Den Hund die kommenden Jahre stets an der Leine zu haben, ist für mich eine Katastrophe.

:Was ist mit dem, der gerade wegen eines akuten Problems in arger bedrängnis ist?
Das ist die bekannte allheilmittel situation. Da wo man die meiste erfahrung braucht, sollen dann zehn zeilen im internet genügen?

Zehn Zeilen reichen sicher nicht, könnte aber ein Einstieg sein und die ohnehin verzweifelten fühlen sich nicht völlig im Stich gelassen.

:Bei problemfällen wäre häufig die beste lösung, wenn der hund zu einem anderen halter wechseln könnte. Dann gäbe es oft noch gute chancen.

Das habe ich mich selbst auch schon gefragt. Man kann sich auch bemühen, soweit es geht, zu dem anderen Halter zu werden. Wenn man bereit ist, alles bisherige über Bord zu schmeissen. Um ehrlich zu sein: ich bin mit meiner Hündin bei ihren Problemen ca. 80 % vorangekommen, als ich den Clicker und alle Überlegungen über Bestärkung erwünschten Verhaltens (und auch Bestrafung unerwünschten Tuns) beiseite tat. Weil "richtig-falsch" nicht mal ansatzweise die Frage war, die sie an die Umwelt udn die Umwelt an sie stellte.

Viele Grüße,

andreas

Hallo Mina,

Ja, er lebt noch. Hat auch das letzte angefahren werden überlebt. Soweit war es gottlob diesmal nicht, denk mal an die Gefahr für die Autofahrer.

Aber mit positiver Bestärkung hinsichtlich Eddies Jagdausflügen sind wir durch.

Viele Grüße,

andreas

Hallo Martin,
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: eine frage zu deiner bemerkung:
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: : Im Bereich Wehrtrieb, wenn der Hund also einem nachhaltigen Angriff psychisch und physisch standhalten und sich behaupten muß, ist für mich die Grenze der positiven Bestärkung erreicht.
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: braucht es das im hundesport???

Meine Antwort kennst Du wahrscheinlich.

Braucht es dann überhaupt Schutzdienst, wenn man den Bereich Wehrtrieb ausklammern? Oder sieht das dann nur noch nach Schutzdienst aus, ohne dass welcher drinne ist?

Ich halte meine Frage trotzdem aufrecht, da ja durch die Gegenfrage noch nicht beantwortet: wenn Du einen Hund zu einem entsprechenden Verwendungszweck ausbilden müßtest, ginge das mit dem Clicker?
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:Viele Grüße,

andreas

Ja, da drüber kann man wohl ewig streiten. Ist eben eine Ethik-Frage, und da gibt es nunmal verschiedene Maßstäbe.