Hi Flocke!
: Aber ist es nicht so, dass es auch Hunde gibt, denen du zwischendurch einfach mal sagen solltest, dass du es genau in diesem Augenblick nicht wünscht, dass sie z.B. auf das Sofa springen?
Bingo! Du hast es auf den Punkt gebracht! Wenn ich "genau in diesem Augenblick nicht" möchte, dass der Hund aufs Sofa springt, dann sage ich es ihm auch. Aber ich sage es ihm nicht AUS PRINZIP, so nach dem Motto "jetzt muss ich mal wieder zeigen, dass ich der Alpha bin, also runter mit dem Hund vom Sofa, obwohl es mir eigentlich völlig wurscht ist, ob er da liegt oder nicht".
Beispiel: Dein Chef möchte, dass Du eine bestimmte Arbeit für ihn erledigst, sagen wir mal, Du sollst etwas kopieren. Die Arbeit ist notwendig, muss dringend erledigt werden. Also erteilt er Dir das "Kommando". Ich denke, damit wirst Du kein Problem haben. Was aber, wenn es überhaupt nichts Wichtiges zu kopieren gibt? Wenn Dein Chef mit einer Klorolle ankommt und sagt "Kopieren Sie die mal"? Dann wäre das reine Schikane, die keinem anderen Zweck dient als Dir klar zu machen, WER hier das Sagen und wer zu gehorchen hat. Würde eine solche Handlungsweise den Chef in Deinen Augen zu einer Person machen, die Du respektierst? Wohl kaum!
Gerade im Berufsleben, wenn viele Menschen zusammen arbeiten, kann man wunderbar den Unterschied zwischen echten Führungspersönlichkeiten und solchen, die es gerne wären aber nicht sind, beobachten. Unsinniges Imponiergehabe, das sich in Schikanen äußert, wird wohl von jedem auch als solches erkannt. Die Angst um den Arbeitsplatz läßt sicher viele so ein Verhalten erdulden - aber "Rudelführerqualitäten" werden die Arbeitnehmer einem solchen Chef sicher nicht zugestehen. Und wäre die Arbeitsmarktsituation eine andere, würden bestimmt viele sich ein solches Verhalten nicht gefallen lassen und ihre Sachen packen. Mit anderen Worten: sie würden sich dem "Befehl" verweigern - genau das, was Hunde in solchen Fällen machen.
: Hm... noch mal grübel ;-) Wenn die Hunde mir doch freiwillig den Vorrang lassen, muss ich jetzt daran etwas ändern?
Nö, wieso denn? Ist doch wunderbar, wenn Deine Hunde Dich so respektieren, dass sie von sich aus Dir den Vortritt lassen, ohne dass Du erst ein großes Theater machen musst. Genau so sollte es doch sein!
: Aber ich denke, auch du kannst mir nicht widersprechen, dass es Fälle gibt, bei denen ungefähr so ablief:
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: Wuffi ist niedlich und darf auf Sofa...
: Wuffi soll eines Tages nicht mehr auf Sofa und reagiert nur zögerlich (wobei mit Sicherheit noch andere Probleme mit ins Spiel kommen, keine Frage)...
: Wuffi ignoriert das Kommando "runter" und der Halter setzt sich damit nicht weiter auseinander...
: Wuffi knurrt, weil er nicht vom Sofa will (und je nach Größe und Sachkunde geben hier viele Halter auf...
: ... und schon hat der Mensch erst einmal verloren.
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Genau! Aber ein solcher Mensch hat alles mögliche, nur eines nicht: Souverenität! Ich diskutiere nicht mit meinen Hunden - wenn ich will, dass sie vom Sofa runtergehen, dann erfolgt ein Kommando und fertig! Da gibt es von meiner Seite kein Zögern oder Zaudern, mein Wille zählt und sonst gar nichts! Wenn es mir aber egal ist, ob mein Hund auf dem Sofa liegt, werde ich keine prinzipielle Auseinandersetzung mit ihm darüber anfangen. Ob, wann oder wie lange der Hund aufs Sofa darf, entscheide ICH - aber ich mache mir nicht den ganzen Tag darüber Gedanken, dass ich mal wieder zeigen muss, wer der Boss ist, indem ich ihn vom Sofa verscheuche.
Ich denke, man muss hier zwei Dinge unterscheiden: habe ich meinen Hund von Welpenalter an, liegt es in meiner Macht dafür zu sorgen, dass irgendwelche Unsicherheiten bezüglich der Rangordnung erst gar nicht aufkommen. Wer da beim erwachsenen Hund Schwierigkeiten hat, der hat alles, aber wirklich alles bei der Erziehung verkehrt gemacht. Anders ist dies sicherlich, wenn man einen "Second-hand-Hund" übernimmt, der womöglich beim Vorbesitzer keine Einweisung in die Rangordnung erhalten hat und sich nun über dem Menschen stehend glaubt. Bei einem erwachsenen Hund, der noch der korrekten Einweisung in die Rangordnung bedarf, muss man ganz bestimmt auf all die vielen "Kleinigkeiten" achten, die notwendig sind um ihm zu zeigen, was er darf und was nicht. Ist dagegen von klein auf der Hund korrekt erzogen worden, ist es später nicht mehr notwendig, ständig auf der Hut zu sein, nur ja nicht irgendwo nachlässig zu sein. Meine beiden jetzigen Hunde sind vom Wesen her eher unterwürfig, bei ihnen kann ich den Zügel seeeehr lang lassen. Sie würden nie die Rangordnungsfrage stellen. Aber ich hatte mal eine DS-Hündin, die zu den ganz wenigen wirklich dominanten Hunden gehörte, die ich je kennengelernt habe. Die ersten beiden Jahre erforderten viiiieeel Arbeit und eine Konsequenz, die auch nicht das leiseste Nachgeben erlaubte. Doch danach waren die Verhältnisse ein für allemal geklärt. Auch diese Hündin konnte ohne Probleme hin und wieder, wenn MIR(!!!) danach war, mit im Bett schlafen, ohne dass sie beim nächsten Mal geknurrt hätte, wenn ich es nicht wollte. Sie war der wunderbarste, arbeitsfreudigste und gehorsamste Hund, den man sich nur wünschen kann. Aber hätte ich ihr während der ersten zwei Jahre auch nur einmal den kleinen Finger gelassen, sie hätte mit Sicherheit die ganze Hand genommen und nie wieder hergegeben!
Gruß
Inge + BC