von Kaya(YCH) am 12. Juni 2002 00:22
(Vorsicht, lang!)
Hallo Wiebke!
: Das sind wunderbare Beschreibungen von Situationen, wo Hunde 'festhalten'.
: Hättet Ihr bitte noch ein paar mehr davon?
: Dann würde es vielleicht leichter sein, diese auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, würde es auch noch einigen mehr auffallen, was hier bisher das gemeinsame dieser Situationen ist: die jeweiligen Besitzer stehen anfeuernd daneben....
Sorry, aber ganz so einfach ist das nicht - mal ganz abgesehen davon, daß bei der Geschichte zwischen dem Goldie und dem Flat die Besitzer erst mal aus 100 m angelaufen kamen, und die Hunde dann immer noch ineinanderhingen (Oder besser, der Goldie hing und ließ nicht los, obwohl der Flat sich schon lange nicht mehr bewegte.)
: Das hat mit den oft missbrauchten Begriffen 'Bindung' und 'Gehorsam' im reflexgesteuerten Rauf-Situationen leider nichts zu tun: Hunde werden einen da nur missverstehen können.
Nee Du. Vielleicht gibt es da auch einen Unterschied zwischen Rüde und Hündin? Zumindest wäre ich mir bei meiner Hündin immer und in absolut JEDER Situation sicher gewesen, daß ich sie selbst aus dem größten Kampfgetümmel sofort herausholen kann, indem ich selber dazwischengehe. Exakt in dem Moment hörte sie nämlich auf. (Das hat in 13 Jahren genau einmal schlecht Folgen gehabt, als besagte Hündin aus dem Beispiel sie dann trotzdem schnappte und nicht mehr losließ.)
Aber eine Hündin macht auch kein so ein Kräftemessen zum Austesten, wie die Rüden bei einer Begegnung. Ich habe es bei Hündinnen immer so erlebt, daß sie halt ignorierend weitergehen, wenn sie sich nicht mögen. Kommt es zum Kampf, dann meist so blitzschnell, daß sowieso alles zu spät ist - und meist mit bekannten Hündinnen, alten Feindinnen oder so. Entweder es ist eine Sache, die in den ersten Sekunden entschieden wird - oder es gibt keiner nach, dann gibt es ernsthafte Verletzungen und da bin ich weiterhin für Trennen.
(Die beiden Hündinnen aus meinem Beispiel sahen sich praktisch jeden Tag, auch nach der Beisserei. Es herrschte lange Ruhe, dann gab es eine Situation, in der ich nicht dabei war. Die Besitzerin der anderen hatte ungeschickt eine Futterneid-Situation ausgelöst, in der die beiden sich ineinander verbissen. Sie lief ins Haus, holte einen Eimer Wasser und den Nachbarn zu Hilfe. Die Hunde hatten also eine ganze Menge Zeit, um den Streit alleine zu lösen. Aber erst nach dem Wasserguß konnten sie getrennt werden. Da hätte so schnell keiner aufgehört. Und es gab ernsthafte Verletzungen, obwohl keiner an ihnen rumgezerrt hatte.)
: Schon mal davon gehört, wie man Hunde auseinanderbringt?
: (Wenn der Wassereimer nicht gleich zur Hand ist)
: Wer hat mit weggehen und das dem Hund eben noch ruhig mitteilen schon gute Erfahrungen gemacht?
: Wer hatte die Nerven oder das Wissen dafür?
Wunderbarer Rat. Mache ich bei meinem Rüden grundsätzlich so, wenn ich merke, daß er und ein anderer Hund sich nicht ganz "grün" sind. Klappt hervorragend. Und ich weiß auch, was passieren würde, wenn ich im Gegenteil hingehen würde: Exakt in dem Moment, in dem ich versuchen würde, nach meinem Hund zu greifen, würde er sich den anderen Hund schnappen. Wenn ich weggehe, geben beide Rüden ein bißchen an, und das war's.
ABER (und das schreibe ich absichtlich groß!): Das geht in einer "normalen" Situation, nicht, wenn aus dem Nichts ein vollkommen unsozialisierter Raufer auftaucht, von dem man weiß, daß er schon ein paar Hunde ordentlich zerfetzt hat. Das ist eine Sitution, wo ich auch meinem Rüden zu Hilfe komme. Und - oh Wunder - wenn ich ihn da am Halband halte und den anderen mit Stock, Leine, Tritten, Schreien und was weiß ich noch abzuhalten versuche, dann verhält mein Hund sich dabei ganz ruhig und läßt mich machen. Und - noch ein Wunder - wenn der andere Hund auf meinen fixiert ist und nicht mich direkt angeht, dann funktioniert das sogar. Er kommt nicht dazu, sich festzubeißen, und deshalb kann der Besitzer, wenn er dann endlich kommt, ihn auch schnappen und wegbringen, ohne daß ich mir über das Auseinanderkriegen Gedanken machen muß. (Zugegebenermaßen ist mein Rüde mit 68 cm auch so groß, daß ich ihn problemlos im Stehen halten kann - und wegen seiner Größe auch nicht gerade ein besonders beliebtes Angriffsziel.)
: Ach ja, letztens klappte das nicht.
: Bei Aufhebeln des Maules des Kategorie X-Hundes stellte sich heraus, dass das arme Tier mit einem Fangzahn im Halsband des anderen, wegzerrenden hing und so leider aus reflex- und mechanischen Gründen einfach nicht loslassen konnte!
: Keinem der beiden war übrigens dabei auch nur das kleinste Bißchen passiert, trotzdem die Besitzer zwischendurch kreischend auf die Hunde einschlugen...
: Hälse halten eben mehr aus, als Lefzen
: - und Hundenerven sowie gute Beißhemmung glücklicherweise gelegentlich mehr, als selbiges bei Zweibeinern.
Sorry, mit "Aufhebeln" habe ich leider überhaupt keine Erfahrung. Werde ich auch eher nicht machen. Und auch nicht mit "auf die Hunde Einschlagen". Aber ich habe jahrelang immer wieder eine Hündin von meiner mit Tritten und Schreien abgehalten, die im ganzen Dorf dafür bekannt war, daß sie erstens alleine rumlief (im Dorf ist eigentlich Leinenzwang) und zweitens andere Hündinnen grundsätzlich tierarztreif biß. Meine hat nie etwas abbekommen, weil ich die andere immer "abgefangen" habe. Glaub es oder nicht. Und dann waren wir einmal auf dem Feld, wo meine Hündin ohne Leine lief, als die andere wieder mal angestürzt kam. Es gab eine ordentliche Beißerei - ich glaube, meine hat die ganze aufgestaute Wut abgelassen - und am Ende mußte die andere Hündin zum Tierarzt. So weit, so schlecht. Nur - und das ist das eigentlich Interessante an der Situation: von diesem Moment an kam es nie mehr zu einem Angriff der anderen Hündin. Plötzlich konnten die Besitzer sie nämlich rechtzeitig wegtun, wenn sie uns kommen sahen.
Was ich damit sagen will: Oft genug sind es halt Besitzer von großen, starken Hunden, die sie ihre Kämpfe austragen lassen - und die anderen werden verletzt. Natürlich greife ich nicht in eine Austest-Situation oder ein Kräftmessen ein. Aber bei einem Kampf, bei dem einer der Beteiligten von vornherein auf Beschädigung aus ist und nichts von Kommunikation hält, sorge ich dafür, daß mein Hund nicht ein weiteres Exemplar wird, das den anderen Hund in seinem Raufen bestärkt - und dafür, daß mein Hund weiß, wenn es hart auf hart kommt, kann er sich auf mich verlassen.
Ich rate niemandem, das genauso zu machen, aber ich weiß, daß ich in solchen Situationen so reagiere - reflexartig. Und ich weiß, daß ich dabei noch keine Verletzung abbekommen habe. Ganz übel scheint meine Technik also nicht zu sein. Ich könnte sie nicht vermitteln und es gibt genug Leute, bei denen ich mir ziemlich sicher bin, daß sie in der gleichen Situation sicher gebissen werden würden. Also empfehle ich das auch niemandem.
: Also beschreibt noch ein wenig weiter solche Situationen, ja?
: Dann wissen wir nachher alle mehr!
Wenn Du willst, kann ich Dir gerne noch ein paar Situationen aufzählen, wo es zu Raufereien mit Verletzungen kam, obwohl die Besitzer NICHT eingegriffen haben und auch nicht direkt daneben standen. Ich weiß ja nicht, wie das bei Euch ist, aber es gibt halt leider doch mehr Hunde mit gestörtem Sozialverhalten, die dann auch noch verantwortungslose Besitzer haben und frei rumlaufen, als man sich wünschen würde. Zumindet bei uns.
: mit zweifelnden Grüssen
: Wiebke
mit etwas differenzierenden Grüßen
Kaya