Anbellen anderer Hunde, wie gehts weiter
17. Juni 2002 17:24


Hallo zusammen,

Habe einen 3jährigen Mixrüden aus dem Tierheim, der von anfang an das Problem hatte, daß er angeleint extrem unsicher gegenüber anderen Hunden, besonders Rüden war und sie deshalb häufig wie wild angiftete.
(habe den Hund seit einem Jahr). Unangeleint grummelt er zwar manchmal ein bisschen, kommt aber eigentlich mit allen Hunden gut klar, ich vermute mal weil er dann einfach seine Bewegungsfreiheit hat und notfalls ausweichen kann.

Ich arbeite schon recht lange an dem Problem, indem ich versuche, ihn auf mich zu konzentrieren wenn andere Hunde auftauchen mit dem Ziel, daß das Auftauchen anderer Hunde zum Signal für "schau mich an" wird.
Klappt auch schon ganz super mit Hunden die wir öfter treffen und die ich deshalb auch schon oft als Übungsobjekte verwendet habe. Sobald er die erblickt steht er plötzlich an meiner Seite und starrt mich erwartungsvoll an selbst wenn es sich um einen seiner "Lieblingsfeinde" handelt.
Soweit so gut, nun mein Problem: Ich kriege diese Übung einfach nicht veralgemeinert obwohl ich an nahezu jedem Hund übe, der uns begegnet.
Sehe ich die anderen Hunde vor ihm und achte darauf, daß wir uns ihnen nicht zu schnell und zu plötzlich nähern klappt es einigermaßen auch bei völlig fremden Rüden.
Biegen wir aber zum Beispiel um eine Ecke und da steht plötzlich ein fremder Hund relativ nah, rastet er nach wie vor völlig aus.

Wer kann mir Tips geben wie ich weiter vorgehen soll damit wir vielleicht irgentwann auch an plötzlich auftauchenden fremden Hunden stressfrei vorbeigehen können wenn meiner an der Leine ist.

Bin für jeden Rat dankbar, Grüsse, Ina+Ben



18. Juni 2002 07:13

: Habe einen 3jährigen Mixrüden aus dem Tierheim, der von anfang an das Problem hatte, daß er angeleint extrem unsicher gegenüber anderen Hunden, besonders Rüden war und sie deshalb häufig wie wild angiftete.


Hi Ina,
ich habe die gleichen Probleme mit Meggie (jetzt 2,5 Jahre bei uns und es wird besser).
Ich bin allerdings nicht der Meinung dass der Hund an der Leine unsicher ist, sondern sich durch dich stark fühlt und die andern anpöbeln kann, weil er ja im zweifelsfall deine Hilfe hat.
Bei Meggie hat es einen grossen Teil damit zusammengehangen, dass sie ihre Stellung bei uns als eine höhere ansah, als ich ihr zugestehe(*g*: sprich : sie meint auch immer mal die Chefin sein zu müssen)
Zum zweiten glaube ich, dass dieses Fehlverhalten dann auch schon so gefestigt ist, dass es eben lange dauert, bis man es wegerzogen hat.(Dafür haben unsere Second Hand Hunde andere gute Vorteile:....aber welche? ;-))

Wenn ich ein bischen Trost brauchte, dachte ich immer dran, was wir schon alles erreicht haben, und zerrte meinen ungezogen kläffenden, randalierenden Hund so manches mal wortlos an ungläubig blickende, kopfschüttelnde (alles besser machende*g*) Passanten vorbei.

Wie du übst, finde ich klasse, mach es so weiter. Wenn ich um die Ecke biege, halte ich immer einen "es könnte da ja ein Hund sitzen" Sicherheitsabstand ein.
Gut geholfen hat mir das einhalten vom Höflichkeitsabstand und leichte Bögen laufen bei Begegnungen mit anderen Hunden. Ich meine jetzt nicht das hektische auf die andere Strassenseite geflüchte.
Denn frontal gehen Hunde eigentlich nicht gerne aufeinander zu, ausser sie wollen "anmachen".

Super gute Ergebnisse habe ich auch mit dem Clicker. Für jedes Kopfwegdrehen vom "Feind" gibt es den Click und Belohnung u.s.w.

Eins muss ich noch erzählen: gestern gingen wir an einem "Feind" vorbei, den wir lange nicht gesehen haben. Das "gegnerische" Herrrchen wappnete sich, holte seinen DHS bei Fuss, und nahm die Leine kürzer.
Ich atmete (innerlich) innerlich tief durch, sande ein Stossgebet gen Himmel, Meggie wurde unruhig, zog etwas in die Richtung des Hundes, starrte diesen(unerlaubterweise)kurz an, und dann: gingen wir aneinader vorbei, grüssten uns und es kam kein einziger "Kläff" aus Meggie.
Solche Erfolge haben wir jetzt nach 2,5 Jahren häufiger. Also mit Geduld und Spucke, wird dein Ben auch noch solch ein releaxter höflicher Hund.
Tschuldigung, dass es wieder so lange wurde.
Gruss Heike

18. Juni 2002 12:02

Erstmal danke für die aufmunternden Worte, unter anderem schreibst Du:

: Bei Meggie hat es einen grossen Teil damit zusammengehangen, dass sie ihre Stellung bei uns als eine höhere ansah, als ich ihr zugestehe.

Genau darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht, ich denke auch wenn Ben mich als souveränen "Chef" sehen würde, auf den man sich in jeder Situation verlassen kann hätte er es eigentlich doch nicht nötig andere Hune auf Abstand zu halten, das wäre dann meine Aufgabe.
Ich tue wirklich nach bestem Wissen und Gewissen alles für klare Rangordnugsverhältnisse sprich: Ben muß sich sein Futter erarbeiten, Streichleinheiten Späziergänge und Spielen gibts immer nur auf meine Initiative hin- nie wenn er es einfordert, er darf weder auf erhöhten Plätzen noch in Durchgängen noch in der Mitte des Raumes liegen usw. usw.. Ich achte da wirklich sehr drauf, weil ich der Meinung bin, daß es einem Hund Sicherheit gibt wenn er weiß wo er steht.

Trotzdem scheint er sich ja genötigt zu fühlen, das "Vertreiben" anderer Hunde selbst zu übernehmen; oder interpretiere ich da jetzt irgent etwas hinein?

Gruß, Ina+Ben.

18. Juni 2002 16:56

:
: ich denke auch wenn Ben mich als souveränen "Chef" sehen würde, auf den man sich in jeder Situation verlassen kann hätte er es eigentlich doch nicht nötig andere Hune auf Abstand zu halten, das wäre dann meine Aufgabe.

Ich glaube nicht, daß es so einfach ist. Wenn Ihr ein "Dominanzproblem" hättet, müßtest Du das noch an vielen anderen Dingen merken, vorallem auch zu Hause.
Ich würde eher auf Unsicherheit und vorallem auf erlerntes Verhalten tippen.
Ich habe auch so einen Schäfermix, wir arbeiten seit eineinhalb Jahren, entspannt ist er angesichts anderer Hunde immer noch nicht, aber im Moment kommen wir recht zuverlässig ohne Bellen an anderen vorbei. Mein nächstes Ziel ist, daß die Leine locker bleibt. Von seiner Vorgeschichte weiß ich nichts, tippe aber auf wenig bis kein Kontakt zu anderen Hunden bis er mit 1-2 Jahren zu mir kam (oder nur Kontakt zu einem recht aggressiven), er ist nämlich ein ziemlicher Analphabet in der "Hundesprache". Die Übungserfolge waren sooo klein und sooo langsam, daß ich öfter am verzweifeln war. Aber ansonsten hat er meine Autorität nie ernsthaft in Frage gestellt, deshalb denke ich, das der Grund für die Leinenaggression woanders liegt.
Dauert halt seine Zeit, wenn man nicht mit Gewalt das Verhalten unterdrücken will.
Ihr habt doch auch schon große Fortschritte gemacht. Das er sich bei überraschenden Begegnungen "erschreckt" ist eigentlich verständlich. Vielleicht (wahrscheinlich) reagierst Du in diesen Situationen ja auch anders (vielleicht auch erschreckt) als sonst, hast dann auch keine Zeit mehr Dich und Deinen Hund wie sonst auf die Hundebegegnung einzustellen... Geht mir auch so, ich kann dann meist nur noch krampfhaft festhalten, unfähig etwas zu sagen oder das übliche Ritual abzuspulen. Dagegen hilft wirklich nur, nie zu vergessen, daß hinter jeder Ecke ein Hund sein könnte...

Durchhalte-Grüße
Katrin und Merlin


18. Juni 2002 19:56

: : Trotzdem scheint er sich ja genötigt zu fühlen, das "Vertreiben" anderer Hunde selbst zu übernehmen; oder interpretiere ich da jetzt irgent etwas hinein?


Hi Ina,
letztendlich ist es immer in gewissem Maße ein hineininterpretieren.
Ich bin mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass es bei Meggie und uns ein Dominanzproblem gab.
Kurze Erklärung: Meggie ist kein Alphatier, übernimmt aber bei allen Hunden und Menschen, die nicht eindeutig überlegen sicnd gerne die Führung.
Meggie ist aber keine gute Führerpersönlichkeit. Sie ist :hektisch, unüberlegt, spontan, kurz gesagt meiner Meinung nach eine ziemliche Kathastrophe als Anführer(ach ja und ein Grossmaul ist sie auch)
Trotzdem kann sie nicht anders. Wenn sie undeutliche Signale bekommt, bzw. ihr nicht klar ist, wo sie steht, fängt sie an zu beschützen, aufzupassen, zu verteidigen u.s.w.(und nicht nur an der Leine).
Das gipfelte darin, dass sie auf der Strasse jemd. beissen wollte.
Nun haben wir ihr die Führung wieder abgenommen, und damit auch eine Menge Unsicherheit und Arbeit, und es geht uns allen viiiiel besser.
Natürlich müssen wir auch immer wieder trainieren, es ist nur einfacher geworden.

2. Natürlich ist auch viel anerzogenes Verhalten, aber viele dieser schrägen Tierheimtiere werden auch immer wieder zurückgebracht, weil sie eben immer wieder dieses Verhalten zeigen: Beissen, kläffen u.s.w....
Wir haben die Dominanzprobleme mithilfe von "Jan Fennells" Buch behoben. Es ähnelt dem 3Wochenplan von Adlington(hab ich aber nicht gelesen).
Und ansonsten Geduld und stoische Ruhe, Nerven wie Drahtseile und viel Spass mit Ben wünsche ich dir.
Heike