Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Jagdeifer kontrollieren

geschrieben von Lea(YCH) 
Jagdeifer kontrollieren
21. Juni 2002 19:53


Hallo zusammen,

Habe vor etwa drei Monaten einen Mischling aus dem Tierheim geholt, er ist jetzt etwa acht Monate alt.
In ihm ist wahrscheinlich ein gewisser Anteil Münsterländer enthalten und er entwickelt jetzt naturgemäß eine zunehmende Begeisterung für alles was mit Jagen zu tun hat. Bis jetzt ist das kein Problem, habe einen guten Pfeifenaufbau gemacht und konnte ihn bisher immer abrufen, möchte aber auf jeden Fall verhindern, daß das irgentwann ausser Kontrolle gerät.

Deshalb meine Frage: Ist es besser ihn mit Dingen zu beschäftigen die mit Jagt zu tun haben um dieses Bedürfnis zu befriedigen (z.B. Fährtenarbeit, Rettungshundearbeit o.ä.), damit er vielleicht nicht mehr so extrem den Drang verspürt ind Feld Wald und Wiese irgentwelche Kaninchenspuren zu verfolgen.

Oder sollte ich lieber versuchen ihn mit Aufgaben auszulasten, die nicht in erster Linie Jagtverhalten ausnutzen (Agility, Obedience oder so) um ihn gar nicht erst auf "dumme Gedanken" zu bringen?

Wer hat Erfahrung und kann mir gute Tips geben?

Grüsse, Lea

22. Juni 2002 01:32

Hallo Lea!

: In ihm ist wahrscheinlich ein gewisser Anteil Münsterländer enthalten und er entwickelt jetzt naturgemäß eine zunehmende Begeisterung für alles was mit Jagen zu tun hat. Bis jetzt ist das kein Problem, habe einen guten Pfeifenaufbau gemacht und konnte ihn bisher immer abrufen, möchte aber auf jeden Fall verhindern, daß das irgentwann ausser Kontrolle gerät.

Ich habe einen zweijährigen Jagdhund-Mix. Da ich die Mischung kannte, habe ich von Anfang an alles, was in Richung jagen ging ausgebremst: Blick zur Katze, Schnüffeln am Mauseloch, Schritt in Richtung Vogel, selbst Sprung auf ein Blatt, das der Wind auf der Straße bewegt. Belohnt wurde dagegen nicht das Stehenbleiben trotz Reiz, sondern das Abwenden davon, also der Moment, in dem der Hund vom Vogel weg zu mir hin sieht. Und beim Spielen habe ich lieber Zerrspiele als Jagden nach dem Ball veranstaltet.

: Deshalb meine Frage: Ist es besser ihn mit Dingen zu beschäftigen die mit Jagt zu tun haben um dieses Bedürfnis zu befriedigen (z.B. Fährtenarbeit, Rettungshundearbeit o.ä.), damit er vielleicht nicht mehr so extrem den Drang verspürt ind Feld Wald und Wiese irgentwelche Kaninchenspuren zu verfolgen.

Den Vorteil von Fährtenarbeit oder Rettungshundearbeit (was wir auch machen) würde ich nicht so sehr darin sehen, daß der Hund einen Jagddrang auslebt, sondern darin, daß der Jagddrang von Anfang an umgepolt wird. Sprich: Mein Hund sucht, jagt, fährtet - aber was er dabei sucht, sind Menschen, nicht Tiere. Ob sich das ein Hundeleben lang so durchhalten läßt, kann ich noch nicht sagen, aber bis jetzt hat es geklappt.

: Oder sollte ich lieber versuchen ihn mit Aufgaben auszulasten, die nicht in erster Linie Jagtverhalten ausnutzen (Agility, Obedience oder so) um ihn gar nicht erst auf "dumme Gedanken" zu bringen?

Wie gesagt, die "dummen Gedanken" sind ja nicht das Jagen an sich (auch Bällchen Holen ist Jagd!), sondern das falsche Ziel dabei, nämlich die Tiere. Auch Agility, Obedience (machen wir auch) oder so können einen Hund sicher so auslasten, daß er nicht unbedingt Tiere jagen muß.

Solange der Hund noch keine Jagdsituation ausnützen konnte, ist auch das Abrufen noch einfacher. Ich würde an Deiner Stelle das nächste halbe Jahr aber ganz, ganz vorsichtig sein. Dein Hund kommt jetzt in das Alter, indem er versucht zu jagen, das hast Du ja schon gemerkt. Wenn es ihm einmal gelingt, hast Du sehr viel mehr Arbeit. Keine Panik, die Pubertät geht auch bei einem Hund vorbei. Aber schränke Deinen Hund lieber in diesem halben Jahr etwas mehr ein, um ihm hinterher ein Leben lang Freiheit gewähren zu können.

Fährten würde ich an Deiner Stelle machen - das kann man gemütlich alleine machen, man kann auch mal pausieren, insgesamt eine ziemlich flexible Arbeit. Aber Rettungshundearbeit muß man machen wollen, da darf man nicht nur eine Beschäftigung für den Hund suchen. Das ist fast ein fulltime-job für den Hund, viel anderes nebenher geht da nicht mehr. Und auch Du wirst sehr viel Zeit dafür aufbringen müssen. Bei einer Staffel muß man regelmäßig mittrainieren, wer da ständig fehlt, ist schneller wieder draußen als er gucken kann. Wenn Du es aber wirklich willst, ist es für den Hund eine sehr schöne Beschäftigung - ich kann mir eigentlich keine schönere vorstellen.

Grüße, Kaya


23. Juni 2002 16:05

Tschau Lea

Ich habe die besten Erfahrungen gemacht, wenn ich den Hund auf dem Spaziergang beschäftige. Wenn es ein Hund ist, mit Spiel, z.B. ein Kong, den er immer tragen muss und mit dem ich dann spiele.
Zudem unterbinde ich alles was mit jagen zu tun hat. Wenn er die Nase in die Luft hält um zu schnüffeln, dann kommt er sofort an die Leine. Das wird nicht toleriert. Zusätzlich laufe ich noch immer an einem Gehege vorbei, wo Rehe gehalten werden. Dort muss er ohne zu gucken vorbei laufen. Wenn er später nicht mehr das kleinste Interesse zeigt und in der Unterordnung einen gewissen Standart hat, dann sage ich ihm z.B Platz und scheuche die Rehe umher. Er muss dann im Platz bleiben und wird für das danach belohnt, wenn er es korrekt ausgeführt hat.

Was Du mit dem Hund für einen Sport machst ist unbedeutend. Das Fährten z.B. hat doch nichts direkt mit Jagen zu tun. Er sucht eine Fährte und wenn er gut ausgebildet ist, dann ist ihm auf der Fährte gleich, ob da erst ein Wild durchgelaufen ist, oder nicht. Er konzentriert sich auf die Fährte und sortiert solche Störungen aus. Im weitesten Sinn, dient ja fast alles dem Jagen, beim Agility z.B. musst Du den Hund ja auch motivieren.

Gruß P.H


25. Juni 2002 06:42

Hallo Kaya,

wenn ich den Jagdtrieb meines Hundes so streng kontrollieren will, dürfte ich ihn ja nicht mehr alleine in den Garten lassen, denn dort gibt es natürlich Vögel, Schmetterlinge, Hummeln und sonstiges Getier, dass mein Hud jagen kann und auch jagd. Bin aber gerade froh, dass ich meinen Hunden einen Garten bieten kann und hab die Erfahrung gemacht, dass z.B. die Vögel so oft gejagd wurden, dass sie jetzt kappiert hat, dass es sowieso nicht lohnt, weil sie sie nicht kriegt. Plädierst du jetzt dafür, sie nicht mehr in den Garten zu lassen?

Bin gespannt auf Deine Antwort
Isabelle

25. Juni 2002 12:33

Hallo Isabelle!

: wenn ich den Jagdtrieb meines Hundes so streng kontrollieren will, dürfte ich ihn ja nicht mehr alleine in den Garten lassen, denn dort gibt es natürlich Vögel, Schmetterlinge, Hummeln und sonstiges Getier, dass mein Hud jagen kann und auch jagd. Bin aber gerade froh, dass ich meinen Hunden einen Garten bieten kann und hab die Erfahrung gemacht, dass z.B. die Vögel so oft gejagd wurden, dass sie jetzt kappiert hat, dass es sowieso nicht lohnt, weil sie sie nicht kriegt. Plädierst du jetzt dafür, sie nicht mehr in den Garten zu lassen?

Quatsch. Nur - ich habe mir bei meinem Hund vorgenommen gehabt, das erste Jahr dafür zu sorgen, daß er keine Gelegenheit bekommt, diesen Jagdreflex zu verstärken. Sprich: Im ersten Jahr war mein Hund nicht alleine im Garten. Heute ist das kein Problem, weil er nämlich gelernt hat, daß man Vögel etc. einfach ignoriert. Und das macht er auch so, wenn er alleine ist - hab ihn oft genug dabei beobachtet.

(Meine Hündin hat ihr Leben lang Schwalben gejagt - sie hat nie eine erwischt, trotzdem hat es sie immer wieder fasziniert, hinter ihnen herzujagen, weil sie so schön tief vor ihr davonflogen. Da war nichts mit Einsehen, daß sie sie sowieso nicht kriegt. Was sie allerdings ignoriert hat waren Krähen oder sonstige Vögel, die sowieso beim ersten Anzeichen von Gefahr in die Höhe verschwinden.)

Ich weiß, daß mein Vorgehen ziemlich extrem ist. Aber ich wußte, daß ich mit meinem Hund RH-Arbeit machen will, und da darf der Hund nun mal keinen Viechern hinterherrennen - auch nicht, wenn er gerade sowieso im Galopp durch den Wald rennt und dabei 200 m von mir entfernt ist. Insofern sind das halt auch andere Bedingungen als bei einem Agility-, Obedience- oder einfach nur Familienhund.

Wenn Ihr mit Deiner Lösung für Eure Bedürfnisse glücklich seid, dann ist doch alles okay. Ich bin es mit meiner Variante auch - aber was für die eigenen Anforderungen am geeignetsten ist, das muß jeder selber entscheiden. Für mich war es halt unter dem Strich besser, den Hund ein Jahr lang einzuschränken, um ihm den Rest des Lebens Freiheit lassen zu können. Bei weniger jagdgefährlichen Hobbies ist diese Einschränkung aber sicher nicht immer nötig.

Grüße, Kaya


26. Juni 2002 06:57

Hallo Kaya,

muss doch noch mal nachfragen. Da ich mit meiner jetzt 8 Mo alten Hündin ebenfalls zur RH-Staffel gehen, bzw. im Herbst mit der Ausbildung anfangen will (war bereits mit ihr zum "Eignungstest" bei der Staffel und sie wurde als sehr geeignet eingestuft), ist es für mich natürlich schon wichtig, dass sie nicht jagd. Bisher hat sie sich da auch sehr umgänglich gezeigt, läßt sich sofort abrufen, wenn ich doch mal nicht aufgepasst habe und sie hinter einer Amsel herrennt oder wenn aus dem Gebüsch überraschend ein Hase hüpft. Reicht das? Da sie grundsätzlich beim Arbeiten immer sehr konzentriert ist und sich wenig ablenken läßt (finde ich in ihrem Alter schon enorm), dachte ich bisher, dass es doch reichen müsste. Aber im Garten jagd sie halt schon mal gerne Amseln, liegt aber auch seelenruhig auf ihrem Platz und sieht zu, wie die Vögel ihre Futterreste aus dem Napf stehlen.
Was meinst Du?
VG
Isabelle