Hallo Lea!
: In ihm ist wahrscheinlich ein gewisser Anteil Münsterländer enthalten und er entwickelt jetzt naturgemäß eine zunehmende Begeisterung für alles was mit Jagen zu tun hat. Bis jetzt ist das kein Problem, habe einen guten Pfeifenaufbau gemacht und konnte ihn bisher immer abrufen, möchte aber auf jeden Fall verhindern, daß das irgentwann ausser Kontrolle gerät.
Ich habe einen zweijährigen Jagdhund-Mix. Da ich die Mischung kannte, habe ich von Anfang an alles, was in Richung jagen ging ausgebremst: Blick zur Katze, Schnüffeln am Mauseloch, Schritt in Richtung Vogel, selbst Sprung auf ein Blatt, das der Wind auf der Straße bewegt. Belohnt wurde dagegen nicht das Stehenbleiben trotz Reiz, sondern das Abwenden davon, also der Moment, in dem der Hund vom Vogel weg zu mir hin sieht. Und beim Spielen habe ich lieber Zerrspiele als Jagden nach dem Ball veranstaltet.
: Deshalb meine Frage: Ist es besser ihn mit Dingen zu beschäftigen die mit Jagt zu tun haben um dieses Bedürfnis zu befriedigen (z.B. Fährtenarbeit, Rettungshundearbeit o.ä.), damit er vielleicht nicht mehr so extrem den Drang verspürt ind Feld Wald und Wiese irgentwelche Kaninchenspuren zu verfolgen.
Den Vorteil von Fährtenarbeit oder Rettungshundearbeit (was wir auch machen) würde ich nicht so sehr darin sehen, daß der Hund einen Jagddrang auslebt, sondern darin, daß der Jagddrang von Anfang an umgepolt wird. Sprich: Mein Hund sucht, jagt, fährtet - aber was er dabei sucht, sind Menschen, nicht Tiere. Ob sich das ein Hundeleben lang so durchhalten läßt, kann ich noch nicht sagen, aber bis jetzt hat es geklappt.
: Oder sollte ich lieber versuchen ihn mit Aufgaben auszulasten, die nicht in erster Linie Jagtverhalten ausnutzen (Agility, Obedience oder so) um ihn gar nicht erst auf "dumme Gedanken" zu bringen?
Wie gesagt, die "dummen Gedanken" sind ja nicht das Jagen an sich (auch Bällchen Holen ist Jagd!), sondern das falsche Ziel dabei, nämlich die Tiere. Auch Agility, Obedience (machen wir auch) oder so können einen Hund sicher so auslasten, daß er nicht unbedingt Tiere jagen muß.
Solange der Hund noch keine Jagdsituation ausnützen konnte, ist auch das Abrufen noch einfacher. Ich würde an Deiner Stelle das nächste halbe Jahr aber ganz, ganz vorsichtig sein. Dein Hund kommt jetzt in das Alter, indem er versucht zu jagen, das hast Du ja schon gemerkt. Wenn es ihm einmal gelingt, hast Du sehr viel mehr Arbeit. Keine Panik, die Pubertät geht auch bei einem Hund vorbei. Aber schränke Deinen Hund lieber in diesem halben Jahr etwas mehr ein, um ihm hinterher ein Leben lang Freiheit gewähren zu können.
Fährten würde ich an Deiner Stelle machen - das kann man gemütlich alleine machen, man kann auch mal pausieren, insgesamt eine ziemlich flexible Arbeit. Aber Rettungshundearbeit muß man machen wollen, da darf man nicht nur eine Beschäftigung für den Hund suchen. Das ist fast ein fulltime-job für den Hund, viel anderes nebenher geht da nicht mehr. Und auch Du wirst sehr viel Zeit dafür aufbringen müssen. Bei einer Staffel muß man regelmäßig mittrainieren, wer da ständig fehlt, ist schneller wieder draußen als er gucken kann. Wenn Du es aber wirklich willst, ist es für den Hund eine sehr schöne Beschäftigung - ich kann mir eigentlich keine schönere vorstellen.
Grüße, Kaya