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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Hund/Wolf
21. September 1999 08:26

: Hi!
:
:Ich habe bisher immer ein bißchen zu den Wölfen geschielt, wenn ich :ein Hundeverhalten deuten wollte, ....
: Jetzt schreibt Anke, daß zB Hunde im Gegensatz zu Wölfen dicht :nebeneinander liegen (stimmt übrigens absolut).

Wolfwelpen machen das.
Im Allgemeinen gilt, dass sich Hunde wie jugendliche Wölfe verhalten. Man spricht von verjugendlichung. Auch die schwarze (dunkle) Schnauze ist ein solches Merkmal. Das macht den Hund im Allg. zu einem guten Gefährten.

Hunde sehen weniger erwachsen aus, als erwachsene Wölfe und sie verhalten sich auch weniger erwachsen.

Die einzelnen Funktionskreise im Verhalten (Jagd, Sexualität) sind nicht so deutlich abgegrenzt und das Ausdrucksverhalten reduziert/weniger ausgeprägt.

Das nächste Problem ist natürlich, daß Hunde normalerweise _nicht_ ohne Menschen leben und auch gaaaaaanz anders aufgezogen werden. Eigenltich müßte man Hunde und Wölfe unter gleichen Bedingungen aufziehen und das Verhalten vergleichen.
In Kiel macht das Feddersen-Petersen, Erik Zimen hat darüber seine Doktorarbeit gemacht.

Auch das Verhalten von Spezialisten-Rassen ist nur übersteigert gezeigtes Wolfsverhalten (es wird also nix "dazuerfunden"winking smiley. z.B. Vorstehen. Auch Wölfe stehen vor, allerdings sehr viel kürzer und weniger ausgeprägt. Aber sie tun es. Der Mensch hat dann eben genau dieses Verhalten selektiert weitergezüchtet.

Also: es fehlen zwar einige Verhaltensweisen beim Hund (oder sind stark abgeschwächt), aber alle Verhaltensweisen, die Hunde zeigen, finden sich auch bei den Wölfen. Hunde zeigen _kein_ Verhalten, das sich nicht beim Wolf findet.
Durch die verjugendlichung des Hundes (Neotenie) zeigen sie vermehrt Verhalten von Jungtieren und weniger "erwachsenes" verhalten.

andrea

21. September 1999 11:18

Hallo Andrea

Toll erklärt!!!


Gruss Anett Joya&Boma

24. September 1999 05:44

Hallo Daniela,
:
: Ich bin etwas verunsichert. Ich habe bisher immer ein bißchen zu den Wölfen geschielt, wenn ich ein Hundeverhalten deuten wollte, so nach dem Motto: vom Wolf stammt er ab, irgendwo wird wohl noch Wolf drin sein.

Zu deiner Information möchte ich hier mal Daniel Jung zitieren, worin sich auch meine Meinung spiegelt.

Abstammung - Domestikation des Hundes

Wer sich eine Maschine anschafft, liest ausführlich ihre Betriebsanleitung, studiert ihre Anwendungsmöglichkeiten mit Vor- und Nachteilen und geht sehr sorgfältig damit um. Bei Lebewesen hingegen glauben wir nur allzu oft mit einem vagen Gefühl durchzukommen. Das ist gedankenlos.

Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Hundehaltung ist Kenntnis der Materie. Einer der meist-verbreiteten Irrtümer in der Kynologie ist nämlich die Meinung, lediglich der Hund müsse gewisse Dinge lernen. Dabei ist es gerade umgekehrt: Wir selbst sind die Schüler, nicht der Hund. Bevor wir uns anmaßen, einen Hund in die Hand zu nehmen, müssen wir mehr wissen über ihn, seine Herkunft, sein Verhalten und die gegenseitige Verständigung.

Es gilt heute als gesichert, dass unser Vierbeiner vom Laufraubtier Wolf abstammt. Im Laufe der
Jahrtausende ist also aus dem Wolf welcher als Gruppenjäger eine ausgeprägte soziale Rangordnung befolgt, unser treuer Begleiter geworden. Diese Entwicklung nennt man Domestikation oder Haustierwerdung, was nicht das gleiche wie Zähmung ist. Trotz dieser Haustierwerdung trägt unser Hund noch viele «Urwurzeln eines freilebenden Wolfes» in sich (TORTORA).

Aus diesen Gründen benötigt der Hund Haltung, Bewegung und Nahrung wie ein domestiziertes Laufraubtier. Er kann durch einen guten menschlichen Rudelführer in die menschliche Ersatzmeute eingeordnet werden und ist als sozial lebendes Wesen zur Zusammenarbeit mit uns Ersatz-Rudelgenossen fähig. Als Folge der Domestikation hat er auch seine jugendliche Anhänglichkeit, welche bei Wölfen nur die Jungtiere zeigen, für das ganze Hundeleben beibehalten.

Dank alldem ist es möglich, dass unser Canis familiaris, wie er lateinisch heißt, zum beliebtesten Haustier und sogar zum unentbehrlichen Helfer des Menschen geworden ist. Aber - und dies muss uns ganz klar sein - diese Eigenschaften verpflichten uns Hundehalter, ihn artgerecht zu halten, zu beschäftigen und zu erziehen. (von Daniel Jung, Hunde-Ausbildung Huber-Verlag, Frauenfeld/CH)

Viele Grüße
Peter