Hi Bettina,
:Also je mehr ich von Dir lese umso mehr habe ich den Eindruck, daß wir im Grunde gar nicht so fürchterlich unterschiedliche Einstellungen haben,
Selbst wenn, offene Differenzen sind bestimmt mehr wert als durch Beschönigungen erzielte Harmonie.
:Natürlich bis auf so ein paar Punkte über die wir uns wahrscheinlich ewig streiten könnten.
Bis jetzt habe ich ja gar keine anderen Ansichten vertreten, sondern nur sondierend Fragen gestellt ...;-) Aber Du kannst mir auch einfach vorauseilend Recht geben, das kürzt alles ab ;-))
:Und da sind wir wieder bei den Themen über die wir wohl ewig streiten können;o)
Natürlich kann ich ein Lebewesen seelisch zugrunde richten, tu ich aber nicht mit der Art wie ich arbeite.
Das unterstelle ich Dir auch nicht. Aber man muss ja die Grundpinzipien herausschälen, damit man weiss, worüber man spricht. Es gibt nun beispielswiese Leute, die Hund voreinem Wettkampf mal zwei Tage in den Zwinger sperren oder ihn im Anhänger lassen. Hund wird dadurch ungemein motiviert, endlich mit seinem Herrchen/Frauchen was zu tun. Erwünschtes Verhalten wird im Nun angeboten - da zuvor ein erheblicher Mangel erzeugt wurde. Anschließend wird das gezeigte erwünschte Verhalten bestärkt. Was ist da nun passiert? Additive Bestärkung, oder etwa nicht? Für erwünschtes Verhalten wird eine Belohnung verabreicht. Wird es damit positiv?
:Und nach diesem Prinzip lebt man doch das ganze Leben, ganz einfach betrachtet nehme ich schlicht ein bisschen Einfluss auf die Auswahl der
lohnenden Verhaltensweisen und kann damit einen Hund wunderbar erziehen.
Was ist mit den Verhaltensweisen, di eHund lohnenswert erscheinen, auf die Du aber keine Einfluss nehmen kannst? Hase, heisse Hündin etc. Da muß Du wohl Einfluss auf den Hund selbst nehmen, weil Du diese Bestärker nicht unter Kontrolle hast.
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:: Bleibt die Frage: warum ist die Entziehung von Bedürfnissen, von Nähe, von Sozialkontakt, von Sicherheit zu befürworten und ein Drohen udn die
körperliche Einwirkung nicht?
:Weil der Entzug von Aufmerksamkeit immer nur für einen kurzen Moment geschieht der in unmittelbarem Zusammenhang mit einer bestimmten
Verhaltensweise steht.
Das tut die Drohung genauso. Kein Unterschied. Wird die Drohung beachtet, bleibt die Strafe aus. Das ist genau das, ws Du hinsichtlich des Verhaltens der Hudne auch ausgeführt hast. Es kommt meist nicht zum Ernstfall. Allerdings wird durchaus klargemacht "versuche es erst gar nicht". Keiner meiner Hunde hat aber bei unerwünschten Verhalten eines seiner Kollegen jemals von diesem erwartet, dass er sich hinsetzt oder hinlegt. Der soll vom Fressnapf wegbleiben, dann ist alles in Butter.
er Hund hat unheimlich schnell raus was er tun kann um meine Aufmerksamkeit wieder zu erlangen nach dem Motto "ups klappt nicht, da dreht sie mir den Rücken zu also muss ich was anderes versuchen",
... während er gerade dem Hasen hintersaust...
:Ein Schlag oder scharfer Leinenruck ist da wenn er einmal ausgeführ ist,
.... kann dazu führen, dass die Drohung beim nächsten Mal beachtet wird. Vielleicht auch nicht. Hängt vom jeweiligen Hund ab.
as erste ist also "negative Strafe" (ich nehme etwas angenehmes weg. was ich ihm aber jederzeit wiedergeben kann)das andere ist positive also
additive Strafe (ich füge etwas Unangenehmes zu).
Für mich ist das schon ein Unterschied.
Ds ist ein Unterschie in Deiner Handlung. Worauf es aber entscheidend ankommt, ist das Empfinden desjenigen auf den entweder eingewirkt wird oder dem etwas weggenommen wird. Alleine danach bemißt sich die Wirksamkeit des Handelns.
chiesst Du da jetzt nicht etwas über das Ziel hinaus? Wenn ich für einen kurzen Moment meine Aufmerksamkeit entziehe ist das doch weit weit
entfernt von sozialer Isolation.
Ein drohender Schritt in Richtung Hund oder ein Klaps unters Kinn machen auch noch keine Schläger. Eddie wollte mir anfangs mal ins Gesicht beissen (hat er im Tierheim schon immer gemacht). Ich hab ihm instinktiv ein Kissen auf den Kopf gehauen. Hat er nie mehr gemacht. Wie hättest Du in dem Moment reagiert? Zuschnappen lassen und ignorieren? Sitz, Platz stattdessen?
: Unsere Hunde rempen sich durchaus mal an, grollen, schnappen in die Luft. Sie haben damit kein Problem.
icher, aber Du wirst selten erleben, daß sie sich ernsthaft körperliche Schmerzen oder gar Schäden, zufügen.
Ganz genau. Die Drohung reicht aus. Weil sie nicht erpicht darauf sind herauszufinden, was bei Übertretung der Warnung passiert. Übertretung der Warnung heisst aber nicht: ich lasse Dich jetzt mal fünf Minuten alleine. Die Folge steht unausgesprochen (oder unausgewufft) in der Luft.
ie Kommunikation unter Hunden ist
doch so ausgereift, daß sie das gar nicht nötig haben, und ich finde wir sollten eben auch versuchen das nicht nötig zu haben.
Ganz genau.
:Ich habe doch gar keine was immer und was nie -Behauptung aufgestellt,
Doch doch, da muß ich mal dabei bleiben. Du hast durchaus die Auffassung vertreten, dass Du positiv sowieso schneller ans Ziel kommst.
:Letzterer hatte ein Jagdproblem, daran war schon mit Teletakt gearbeitet worden mit super Erfolg, der immer jeweils etwa drei Monate anhielt,
danach jagte der Hund wieder.
Wurde bei Eddie uch schon gemacht. Hielt ca. ein Jahr, genauer läßt es sich nicht mehr sagen. Weitere Verbotsübungen fanden in den Folgejahren nicht statt, also versickerte das wieder.
:Wir haben dann ein halbes Jahr an einem wirklich soliden- positiv bestärkten- Pfeiffenaufbau gearbeitet (zugegeben etwas langwieriger als einmal
Knöpfchendrücken), seither ist der Hund seit über einem Jahr aus jedem Ansatz zur Jagdsituation zuverlässig abrufbar.
Unsere Hunde kennen alle die Pfeife und jegliche Form positiver Bestärkung über Jahre hinweg. Alle drei reagieren vollkommen unterschiedlich. Eddie läßt sich im Ansatz stoppen, ist er mal 50 Meter weit weg (und das geht sehr sehr fix) dann ist er auf und davon.
:Heisst das jetzt Du hast das inzwischen mit Strafe in den Griff bekommen?
Ganz offen: wir haben gar nichts in den Griff bekommen. Wir haben mittels positiver Bestärkung erreicht, dass er nicht mehr gar so oft abhaut. Und dass er noch viel geschickter daran geworden ist, Situationen zu nutzen, in denen er nicht unter Signalkontrolle steht. Er ist sehr erfindungsreich geworden, seine Jagdabsichten zu tarnen.
:Ich glaube einfach nicht, daß man einem Hund mit 100% iger Sicherheit selbsbelohnende Verhaltensweisen abgewöhnen kann,
Das bekommst Du zu 100 % ohnehin nicht hin. Eddie bekommst Du aber mittels postiver Bestärkung definitiv nicht dazu, dass er während des Hetzens abrufbar ist.
:mit Strafe kannst Du vielleicht erreichen, daß er es nicht mehr in Deiner Gegenwart tut aber mehr doch nicht oder?
Neulich endete sein Ausflug auf dem Standstreifen der Autobahn. Das ist schon reichlich verantwortungslos vom Hundehalter, wenn man außer an den Hund an die Gefährung der Verkehrsteilnehmer denkt, nicht wahr?
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:Wie gesagt, die 100%ige Methode gibt es sicher nicht, besonders bei Hunden die seit ewigkeiten zum Jagen gezüchtet wurden, ebensogut könntest
Du versuchen einem Bordercollie jegliches Hüteverhalten abzuerziehen.
Ebene. Dann sollte man das aber auch nicht behaupten.
a Du aber schreibst ich könnte eine schöne Stange Geld verdienen wenn ich es könnte gehe ich mal davon aus, daß es mit Strafe auch nicht
funktioniert, sonst hättest Du das Problem ja längst behoben oder?
Ich nicht. Weil ich kein TT verwende. Es gibt Leute die tun es. Bei manchen Hunden funktioniert es, bei anderen nicht. ich mag nur den Hund nicht zum Versuchsobjekt machen bei dem ich herausfinde, ob es bei klappt oder nicht.
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:Ok, aber die Frage ist doch, wie machst Du es denn nun?
Das ist genau die Frage. Eddie kann ich nicht einfach noch ein paar Jahre irgendwelchen glücklosen Erziehungsunternehmungen unterwerfen, nur weil ich auf Biegen und Brechen ein Prinzip beweisen möchte.
:Und kriegst Du die Probleme wirklich in den Griff?
Tue ich ja nicht. Bei dem Hund beisst man sich die Zähne aus. Ich hatte das schon mal bei einem Afghanen. Keine Chance auf Hasengehorsam. Derzeit bleibt nur der letzte Tip eines versierten Fachmannes, dessen Verlauf ich aber erst mal abwarten muß. Vorher sag ich nichts dazu. Nur soviel, dass es weder mit positiver Bestärkung, noch mit Teletakt zu tun hat.
: Nein. Ist es nicht. Du hast beschrieben, wie Du es machst, nicht warum Hund auf "nein" sein Tun einstellt. Habe ich Dich richtig verstanden, dass
Hund auf "nein" aufhört, weil er für die Einhaltung des "nein" belohnt wurde?
er grade versucht niemals zum Erfolg (siehe Beschreibung zum Aufbau)
und Hunde neigen nunmal dazu uns das irgendwann auch zu glauben.
Dein "nein" kündigt also weder eine Belohung an, noch eine Bestrafung, sondern Dein Hund fällt darauf herein, dass er der Katze nicht bekommt, wenn Du nein sagst. Wie machst Du das mit einem Hund, der schon Beuteerfahrung hat und weiss, dass er seine Halter zum Hetzen und Fressen überhaupt nicht braucht?
: DASS man belohnt und dass man mit dem richtigen belohnt. Eng wird es, wenn die richtige Belohung aus Sicht des Hundes (wessen sonst) nicht jene
ist, die Hund von uns erlangen kann, sondern die ihm andernorts winkt.
Ja, da stimme ich Dir ja vollkommen zu, dafür hab ich ja das Nein aufgebaut, im übrigen lässt sich auch Schnüffeln, Spielen mit anderen Hunden,
losrennen usw. doch wunderbar als Belohnung einsezen.
: "Wenn Du das machst, was ich will, dann bekommst Du was zu fressen. Oder Wasser. Oder Du darfst wieder zu mir oder oder... und zwar nur dann.
Ansonsten kannst Du weiterhungern, dürsten, Dich grämen etc"
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: Etwas überspitzt, aber wie nennt man das?
Nun ja, ich würde es eher so beschreiben, wenn ich die Wahl habe zwischen "tu was ich möchte sonst kriegst Du dieses Stück Hünchen nicht" und
"tu was ich möchte sonst kriegst Du eins aufs Maul" hört sich ersteres doch irgendwie weniger schlimm an oder?
Hund unterläßt Verhaltensweisen. Einmal wegen der Entziehung von Annehmlichkeiten. Ein anderes Mal wegen der Zufügung etwas ungenehmen. Das Tun des Hundes hat also in beiden Fällen unangenehme Konsequenzen. Ob der Hund eines von beidem als Strafe empfindet, zeigt sich in seinem weiteren Tun. Wenn der Hund auf die Entziehung der Annehmlichkeit entsprechend reagiert, dann war dies durchaus ungenehm für ihn. Wieso ist die psychische Unanehmlichkeit "besser" als die "böse" körperliche? Tut mir leid ich sehe da keinen wesentlichen Unterschied was das Empfinden des Opfers betrifft. Oft wirkt die psychische Einwirkung viel mehr, als die körperliche. Scheitn für den Hund also wesentlich unangenehmer zu sein.
Mal ein abschließendes Beispiel:
Ich bin füher sehr viel bei meinen Großeltern gewesen. Wenn ich von draußen von Spielen zum Essen reinkam, hatte ich oft einen Riesendurst. Ich durfte dann erst dann etwas trinken, nachdem ich meinen Teller brav aufgegessen hatte. Das ist mir bis heute, 30 Jahre lang in nachhaltiger, negativ belegter Erinnerung. Ich kann mich dagegen kaum daran erinnern, ob ich dort mal eine Ohrfeige bekommen habe.
Viele Grüße,
andreas