: Erst muß man die Argumente für etwas kennenleren um dann dagegen zu sein.
Hallo Nicole,
die obige Aussage zeigt mir, daß es heutzutage anscheinend nur noch möglich ist, entweder "für" etwas zu sein oder "dagegen".
Egal, worum es geht, man ist dafür oder dagegen, eine neutrale Einstellung gibt es selten, nicht nur in der Kynologie.
Wenn man für sich entschlossen hat, Turnierhundesport ist für mich das richtige, dann ist man automatisch gegen SchH-Sport (und natürlich umgedreht). Bei Agility und Turnierhundsport genau das gleiche (mir völlig unverständlich, weil hier doch eigentlich eine gleiche "Gesinnung" herrscht). Wenn ich persönlich meinen Hund auf dem Übungsplatz nicht in einer Box unterbringe, bin ich natürlich gegen alle, die das tun. Und so weiter und so fort.... Es bezieht sich wirklich nicht nur auf den Hundesport, sondern auf unser ganzes Leben. Waren die Leute früher einfach gelassener in ihrer ganzen Art? Meine Großeltern haben sich wenig über das aufgeregt, was andere Leute gemacht haben, egal, ob sie es selbst getan haben oder nicht.
Aber nun Schluß mit dem philosophieren! Ich finde es O.K., wenn Du Dich nach den Beweggründen erkundigst, warum manche Leute SchH-Sport betreiben und andere nicht. Oftmals kennt man eine Person oder einen Verein im Zusammenhang mit SchH, und dann wird ein Urteil gefällt über eine ganze Sportart.
SchH-Sportler sind Menschen, die genauso verschieden sind wie andere Menschen auch. Der einzigste Zusammenhang ist der, daß sie offensichtlich den gleichen Sport betreiben. Du kannst mir glauben, es gibt unter den SchH-Leuten absoult unangenehme Zeitgenossen, aber auch die nettesten Menschen dieser Welt. Genauso unterschiedlich gegen sie mit ihren Hunden um! Ich kenne z.B. SchH-Sportler, die um nichts in der Welt ihren Hund in eine Box stecken würden. Leider genüg in einem Bezirk ein einziger Verein oder manchmal schon eine einzige Person, die negativ auffällt und den SchH-Sport in ein falsches Licht rückt. Von anderen, die man vielleicht täglich trifft, weiß man gar nicht, daß ihre Hunde ausgebildete Schutzhunde sind. Da gibt es die SchH-Sportler, deren Hund "nicht taugt" und abgeschoben wird, egal wohin, und die anderen, die heulen wie die Schloßhunde, wenn ihr Kumpel mit 12, 13 Jahren eingeschläfert werden muß, unabhängig davon, ob er ein Champion war oder sie auf jeder prüfung an der Nase herumgeführt hat.
Ich frage mich auch oft, warum ich eigentlich SchH-Sport betreibe. Schließlich verlangt keine andere Sportart, die ich mit meinem Hund betreiben kann, so viel Arbeit, eigentlich muß ich täglich mit ihm arbeiten, wenn ich einigermaßen erfolgreich auf größeren Wettkämpfen führen will. Und die Ausbildung dauert furchtbar lang, so daß man sich oft sagt, wenn's mal nicht so klappt, warum eigentlich! Es werden große Voraussetzungen an den Hund gestellt, so daß mancher Welpe, der eigentlich ein Schutzhund werden sollte, dafür nicht ausgebildet werden kann, oder er hat ein Handicap, so daß die mühsame Ausbildung, punktemäßig betrachtet, nur wenig abwirft.
Dann sind da aber die Momente, die das alles wieder ausgleichen. Und damit meine ich nicht, daß man irgendwo auf dem Treppchen steht!!! Ich kann mich noch ganz genau an einen Tag im Sommer erinnern, an dem meine Hündin, nach fast 18 Monaten Ausbildung (ca. 3-4 mal wöchentlich!), eine schwierige Fährte wirklich fehlerfrei abgesucht hat. Es hatte geregnet, seitdem die Fährte lag, und als ich den Hund zum Suchen ansetzte, öffnete Petrus wirklich alle Schleusen. Es fing so an zu regnen, daß ich teilweiße die Augen nicht offenhalten konnte und die Hündin hat sich durchgearbeitet bis zum Ende, aus Trieb, mit Lust, weil sie ihre Belohnung wollte.
Ich habe anschließend, weil ich nochmal an die Arbeit mußte, triefend durchnäßt am Computer gesessen, aber ich habe mich gefühlt, als hätte ich Ecstasy geschluckt. Bei der Hündin hatte ich das Gefühl, daß sie grinste wie ein Honigkuchenpferdechen!
Ich habe schon lange Hunde gehabt, aber so eine Verbundenheit mit dem Hund wie durch die Schutzhundeausbildung habe ich vorher noch niemals erlebt, weder bei den "Nur-Familienhunden" noch bei meiner ausgebildeten Jagdhündin.
Woran es liegt, weiß ich wirklich nicht. Vielleicht daran, daß dieser Sport die eigenen Schwächen schonungslos aufdeckt (Derjenige, der seinem Hund einfach eins in die Rippen knallt, wird nur mäßigen Erfolg bei der AUsbildung haben!)? Und auch die Schwächen des Hundes (Jeder Hund hat zumindest eine "schlechte" Sparte, genau wie jeder Hundeführer, was nur durch die Team-Arbeit Mensch/Hund ausgeglichen werden kann)?
Viele Grüße von einer noch immer über das Thema nachdenkenden
Antje