Hallo Nina!
(Vorsicht, lang!)
: Wenn sie ohne Leine läuft, kommt es immer wieder vor, dass sie sich davonmacht, anfängt zu stöbern und natürlich immer (sie hat eine suuuuper Nase) was zu Futtern findet. Das kann alles mögliche sein, organisches Kram, was Hunde halt so mögen (Essenreste, Sch***, Fuchslosung, Mist, Stinkepapier, auch Bindfaden etc....) aber auch synthetisches (Plastikverpackungen, Luftballons, Gummi und -die Krönung- ein 5cm langer Draht).
Das darf auf jeden Fall nicht mehr passieren. Wenn Du das Problem wirklich angehen willst, dann darf der Hund sich von dem Augenblick an kein einziges Mal mehr selbst bestätigen. Sonst brauchst Du Dir erst gar keine Gedanken zu machen, wie Du arbeiten sollst. Jedes Mal, wenn Dein Hund wieder etwas zu Fressen aufnimmt, fängst Du mit dem Üben wieder bei Null an.
Um das Fressen zu verhindern, gibt es erst einmal zwei Möglichkeiten: Entweder, Du hinderst Deinen Hund mechanisch daran, sich selbst zu bedienen (Schleppleine) - oder Du findest etwas, mit dem Du Deinen Hund vom Fressen abhalten kannst (Teletakt - das sehe ich nicht als Option - oder ein anderer Strafreiz, der auf Entfernung funktioniert, wie Disc, Wurfkette, Zwille, ...).
Egal, auf welche Variante Du setzt, beides kann nur ein vorläufiges Verhindern von "Fehlverhalten" sein. Das eigentliche Üben beginnt, wenn Du Dir überlegt hast, welches Verhalten Du von Deinem Hund tatsächlich erwartest. Du könntest zum Beispiel versuchen, dem Hund beizubringen, daß er Freßbares durch Platz anzeigt - dann hast Du Zeit und Gelegenheit, zu entscheiden, ob das Gefundene für Deinen Hund geeignet ist. Oder der Hund soll das Fressen gegen etwas anderes tauschen. Oder er soll Dich holen kommen, wenn er Freßbares findet.
Was für Dich und Deinen Hund am machbarsten ist, das mußt Du selbst herausfinden und dann üben. Und je angenehmer die Alternativhandlung für Deinen Hund ist, desto schneller werdet Ihr Erfolg haben.
: Ein zweites Problem ist, dass sie -evtl. aus ihrem großen Spieltrieb auch spielzeugtaugliche Gegenstände/ Essbares aufnimmt, um mich herumläuft, wufft und versucht, mich zur Jagd zu animieren. Ich laufe natürlich NIE hinter ihr her, ich ignoriere sie dann oder hole mir ein eigenes tolles Spielzeug und hoffe, dass ihre Kaspereien laäßt. Aber oft kriege ich sie dann nur schwer wieder an die Leine (ich könnte ihr mit einem Pansen kommen, das wär ihr egal!).
Hmmm. Wenn die Umgebung es erlaubt, würde ich den Hund nicht nur ignorieren, sondern schlicht und ergreifend weggehen - vielleicht sogar weglaufen. Oder Dich "totstellen", bis Dein Hundi den Spaß am Spiel alleine verloren hat und nachschauen kommt, was mit Dir los ist.
Wie spielst Du denn mit Deinem Hund? Ich würde möglichst viele Zerrspiele und so machen, Leckerlis nicht werfen, sondern immer aus der Hand geben. Die meisten Hunde lernen recht schnell, daß ein Spiel mit dem Menschen ganz toll ist - und daß es nur geht, wenn Hundi zum Menschen kommt und nicht mit dem Spielzeug auf und davon geht. Sobald der Hund "Fangen" spielen will, beendest Du jegliches Spiel. Du wirfst auch keine Bälle mehr - Spielen heißt in Zukunft immer: Spielen MIT dem Menschen. Irgendwann merkt er, daß Frauchen nicht auf Fangspiele steht.
Im Grunde hast Du in der Situation das gleiche Problem wie mit dem Fressen - Dein Hund weiß genau, wie weit Dein Einflußbereich geht. Und nach seiner Erfahrung hört dieser Bereich genau 20 cm hinter Deiner Armlänge auf. Deshalb ist Dein "Komm!" in dem Moment auch total uninteressant.
: Außerdem hatte ich sie lange Zeit an der Laufleine. Ich habe es auch mit Wurfkette und Zwille probiert, aber wenn ich die Kette werfe, nimmt sie die nur in den Mund und schüttelt sie wie ein Spielzeug. Wenn ich sie mit der Zwille beschieße (und ich treffe gut...!) frißt sie ungestört die (Holz)Kügelchen.
Siehe oben. Wenn Du das unerwünschte Verhalten anders nicht verhindern kannst, dann muß der Hund an der Schleppleine bleiben oder er darf nur dort von der Leine, wo Du sicher bist, daß er GARANTIERT nichts Freßbares findet.
Zur Wurfkette / Zwille: Mit Zwille habe ich keinerlei Erfahrung, aber ich könnte mir vorstellen, daß Dein Hund das eher als "Anspielen" Deinerseits versteht und nicht als etwas Unangenehmes erlebt. Bei manchen Hunde reicht ein lautes Geräusch als Abbruchsignal, aber andere sind deutlich härter im Nehmen. Mein Junior hat die Wurfkette bestenfalls interessiert beschnüffelt, selbst wenn er von ihr getroffen wurde - meist hat er sie einfach ignoriert.
Ich habe dann zu Rasselbüchsen gegriffen. Das Wichtige dabei ist, daß EINE Rasselbüchse (Bonbondose mit Steinchen oder Ähnliches) für den Hund sicher ein Spielzeug oder Apportiergegenstand sein kann. Aber man muß am Anfang halt mindestens fünf oder sechs von der Sorte haben. Und eigentlich sollte man mit mindestens einer weiteren Person spazierengehen, die die Büchsen bekommt und die sie dann auch wirft - dann kann der Hund nicht rechnen, wie weit Frauchen werfen kann, weil die Büchsen unabhängig von Frauchens Position geflogen kommen.
Also: Hund versucht zu Fressen, BegleiterIn (nicht immer der / die gleiche!) wirft zwei, drei Dosen auf einmal, dann noch eine, noch eine - irgendwann gibt selbst der hartgesottenste Hund auf. (Treffen muß man den Hund dabei gar nicht, der Dauerregen und das unangenehme Geräusch reichen normalerweise.) Wichtig ist, daß man bei den ersten Versuchen wirklich genug Wurfmaterial hat. Wenn mehrere Leute mit Wurfdosen da sind, kann natürlich auch der eine unauffällig eine Dose wieder einsammeln, während der andere seine wirft.
Nach zwei, drei Wiederholungen braucht man immer weniger Dosen - irgendwann reicht eine einzige, dann reicht schon das Schütteln der Dose. Wenn Du willst, kannst Du dann ein anderes Klappern (zum Beispiel Schlüsselbund oder Wurfkette) oder ein Wort ("Vorsicht! oder so, auf jeden Fall ein anderes Wort als "Aus!"
etablieren, indem Du erst klapperst / das Wort sagst und dann die Dose wirfst. Der Hund merkt bald, daß das Wort bzw. das Klappern bedeutet: "Wenn ich jetzt nicht aufhöre mit dem, was ich tue, regnet es Dosen!"
Ein weiterer Vorteil, wenn zumindest am Anfang jemand anderes wirft, ist es, daß Du den Hund ganz ruhig rufen kannst, und der Hund lernt: "Wenn ich vor Dosenregen zu Frauchen flüchte, dann bin ich dort in Sicherheit." Damit bekommst Du auch einen Zugang zu Deinem zweiten Problem, weil jemand anderes eine Dose werfen kann und der Hund dann zu Dir kommt, um in Sicherheit zu sein.
(Du kannst das Gleiche natürlich auch über die entgegengesetzte Richtung angehen, indem Du etwas Positives etablierst, das Dir ermöglicht, den Hund selbst von Freßbarem abzurufen. Das dauert zwar länger, weil Du vermutlich nichts finden wirst, was beim ersten Versuch schon das Nonplusultra für Deinen Hund ist. Du kommst um eine Schleppleine dann halt nicht herum. Aber es geht genauso.)
: Aber ich komme sonst so wunderbar mit meinem Hund aus, ich will diese Sache gelöst haben! Nun schlage ich mich aber schon so lange mit diesem Problem rum, dass ich eigentlich selbst nicht mehr zu hoffen wage, es irgendwann zu lösen.
Wenn Du es wirklich lösen willst, werdet Ihr Beide das auch schaffen. Aber das Wichtigste dabei ist wirklich, daß Dein Hund ohne Wenn und Aber keine Gelegenheit mehr hat, das unerwünschte Verhalten zu zeigen. Das bedeutet zuerst einmal eine deutliche Einschränkung für Deinen Hund und viel, viel anstrengendere Spaziergänge für Dich. Aber Du triffst jetzt eine Entscheidung für den Rest des Hundelebens: Ein oder zwei Jahre Einschränkung gegen ein restliches Hundeleben mit viel mehr Freiheiten, als sie jetzt möglich sind. Wenn Du Deinem Hund diese Einschränkungen aber nicht zumuten willst, dann vergiß das Problem und mach so weiter wie bisher - es gibt nur diese zwei Möglichkeiten.
Grüße, Kaya